10. Juli 1940: Eine Medaille für diejenigen, die „Nein“ sagten
Sammlung Maurice Bleicher
Der letzte Akt der III. Republik, die Abstimmung zur Übertragung der vollen verfassungsgebenden Befugnisse an Marschall Pétain, fand am 10. Juli 1940 im Kasino von Vichy statt. Anwesend waren 671 Abgeordnete der Nationalversammlung, einem Gremium, das sich aus Vertretern des Senats und der Abgeordnetenkammer zusammensetzt. Abwesend waren die Parlamentarier der kommunistischen Partei, denen nach dem deutsch-sowjetischen Pakt ihr Mandat entzogen wurde, diejenigen, die auf dem Seedampfer Massilia nach Nordafrika ins Exil fuhren und denen das Stimmrecht entzogen wurde, sowie die im Kampf Gefallenen und diejenigen, die aufgrund der Umstände an der Teilnahme verhindert waren. Nur 80 Parlamentarier stimmten mit Nein, 570 stimmten mit Ja und 20 enthielten sich der Stimme.
Im Jahr 1945 wurde diesen 80 Parlamentariern eine Ehrenmedaille verliehen. Diese mit einer Gravur von Louis Müller versehene und von der Pariser Münzanstalt in Silber geschlagene Medaille stellt auf der Vorderseite die Göttin Minerva mit Helm und Waffen dar, die einen Schild mit der Aufschrift „République toujours“ (Republik für immer) hält. Auf der Rückseite umgibt die Umschrift „In tyrannidem surrexerunt hoste contempto“ (Den Feind verachtend, erhoben sie sich gegen die Tyrannei) den Widmungstext „Am 10. Juli 1940 bekräftigten achtzig Republikaner durch ihre Stimme gegen die Diktatur ihren Widerstandswillen, ihre Freiheitsliebe und ihren Glauben an die unbesiegte Heimat. 1945“.
Die hier dargestellte Medaille wurde dem Abgeordneten Octave Crutel verliehen.
Dr. Crutel wurde am 4. Dezember 1879 in Aucrétiéville-Saint-Victor (Dép. Seine-Inférieure) geboren, er war in Rouen als Arzt tätig, und wurde im Ersten Weltkrieg dreimal verwundet.
1932 wurde er zum Parlamentsabgeordneten für das Département Seine-Inférieure gewählt. Er war Mitglied der radikal-republikanischen und radikal-sozialistischen Fraktion und wurde bei den Wahlen von 1936 wiedergewählt. Crutel arbeitete im Sozialversicherungs- und Wohlfahrtsausschuss, dem Arbeitsausschuss und dem Ausschuss für das allgemeine Wahlrecht mit. Von 1936 bis 1940 war er stellvertretender Vorsitzender der radikal-sozialistischen Parlamentsfraktion.
Am 10. Juli 1940 gehörte er auf dem Kongress von Vichy zu den „Achtzig“, die gegen die Übertragung von Befugnissen an Marschall Pétain stimmten. Im Anschluss hieran schloss er sich der Résistance an, und seine patriotische Haltung führte zu seiner Deportation nach Buchenwald. Nach seiner Rückkehr wurde er auf dieser Grundlage Mitglied der Provisorischen Beratenden Versammlung. Zudem war er seit September 1945 stellvertretender Vorsitzender des Exekutivausschusses der Radikalen Partei. Bei den Parlamentswahlen vom 17. Juni 1951 wurde er nicht wiedergewählt, und er starb am 28. März 1961 in Rouen.