16. Juli
Sous-titre
Wenn er auf einen Sonntag fällt, andererseits am darauffolgenden Sonntag
Nationaler Tag des Gedenkens an die Opfer von Rassismus und Antisemitismus des französischen Staates und Ehre an die „Gerechten“ von Frankreich.
►Déroulé de la commémoration de la rafle du Vél' d'Hiv' | Dimanche 22 juillet 2018
GESCHICHTLICHES
Am 16. und 17. Juli 1942 werden 13.152 Juden von der französischen Polizei festgenommen. 1.129 Männer, 2.916 Frauen und 4.115 Kinder werden im Gebäude der Winterradrennbahn, dem „Vélodrome d’Hiver“, eingesperrt. Kinderlose Paare und Alleinstehende (1.989 Männer und 3.003 Frauen) werden in das Lager von Drancy eingewiesen.
Vom 19. bis 22. Juli werden die Familien des „Vél d‘Hiv“ in die Lager von Pithiviers und Beaune-la-Rolande transportiert. Erwachsene und Jugendliche werden als erstes deportiert. Auf brutale Weise von ihren Eltern getrennt, werden ungefähr 3.000 Kleinkinder vor Ort in entsetzlichem Leid zurückgelassen. Sie werden erst nach Drancy verlagert, dann zwischen dem 17. und 31. August 1942 deportiert. Keiner von ihnen kam je zurück.
FRAGEN DES GEDENKENS
Der nationale Tag des Gedenkens an die Opfer von Rassismus und Antisemitismus des französischen Staates und Ehre an die „Gerechten“ von Frankreich kommt dem Wunsch der jüdischen Gemeinschaft und vieler französischer Persönlichkeiten nach, dass die Verantwortung des Vichy-Regimes hinsichtlich der Judenverfolgung und Verbrechen gegen die Juden offiziell anerkannt wird.
Die Modalitäten dieses Gedenktages wurden nacheinander in zwei Texten festgehalten. Der Erlass Nr. 93-150 vom 3. Februar 1993, unterzeichnet vom Präsidenten der Französischen Republik François Mitterand, führt einen „nationalen Gedenktag für rassistische und antisemitische Verfolgungen durch die Obrigkeit der De-Facto-Regierung, der sogenannten „Regierung der Französischen Republik“ (1940-1944), ein“. Dieser Gedenktag wird auf den 16. Juli festgelegt, den Jahrestag der Massenverhaftung im Vélodrome d‘Hiver, wenn dieser auf einen Sonntag fällt bzw. ansonsten auf den darauffolgenden Sonntag.
Die Erinnerung an diese tragische Episode der Besetzung wurde zuvor schon durch Zeremonien, die innerhalb der jüdischen Gemeinde organisiert wurden, aufrechterhalten. Der Erlass sieht außerdem die Errichtung, auf Staatskosten, von Denkmälern und Stelen in Paris, am Ort eines Sammellagers, in Izieu und in der Hauptstadt jeden Départements vor. So wird in der Nähe des ehemaligen Vélodrome d‘Hiver, neben der Brücke Bir-Hakeim, ein Denkmal errichtet sowie Stelen in dem Lager von Gurs, im Département Pyrénées-Atlantiques, und am Haus von Izieu, im Département Ain. In Paris findet die offizielle Gedenkfeier in der Nähe des Vélodrome d‘Hiver statt, vor dem am 17. Juli 1994 eingeweihten Denkmal. Außerhalb von Paris werden sie unter Aufsicht des Präfekten an den Gedenktafeln in den Hauptstädten der Départements organisiert.
In einer Ansprache bei der Gedenkfeier am 16. Juli 1995 erkennt der Präsident der Republik, Jacques Chirac, an, dass „der verbrecherische Wahnsinn des Besetzers von den Franzosen, dem französischen Staat, unterstützt wurde“, dass „Frankreich an diesem Tag einen irreparablen Schaden begangen“ habe. Er erinnert außerdem daran, dass die Massenverhaftungen des Vélodrome d‘Hiver „der Ausgangspunkt für eine umfassende Widerstandsbewegung vieler französischer Familien [die sich darin engagiert haben]“ und der „Gerechten“ gewesen sei, die zahlreiche Juden gerettet haben.
Das Gesetz Nr. 2000-644 vom 10. Juli 2000 greift den Erlass wieder auf und ändert ihn so ab, dass nun auch die „Gerechten“ von Frankreich darin aufgenommen werden. Dieser Tag ist somit die Gelegenheit für die Nation, ihre Anerkennung gegenüber all jenen auszusprechen, „die unter Lebensgefahr und ohne jede Gegenleistung eine oder mehrere vom Völkermord bedrohte Personen aufgenommen, beschützt oder verteidigt haben“.