Adolphe Guillaumat
Guillaumat, Adolphe Marie Louis (Bourgneuf, Charente-Maritime: 4. Januar 1863 - Nantes, Loire-Atlantique : 18. Mai 1940)
Der Sohn des Offiziers Louis Guillaumat, und der Marie Noémie Fleury wird 1882 Schüler von Saint-Cyr, das er am 1. Oktober 1884 als Bester seines Jahrgangs verlässt. Er tritt in das 65. Regiment der Infanterie (R.I.) in Nantes ein. Er wird 1893 Hauptmann, kommt im April 1895 zum 2. Regiment der Infanterie der Fremdenlegion und schifft sich im September 1897 nach Tonkin ein. Guillaumat zeichnet sich dort durch die Besetzung von Guangzhouwan aus, das von China an Frankreich verpachtet ist. Bei einer seiner Missionen im Reich der Mitte, während des Boxeraufstandes, nimmt er unter dem Kommando von General Voyron an dem Marsch nach Tianjin und an dem Gefecht vom 23. Juni 1900 teil, das die internationale Kolonne vor dem Arsenal der Stadt durchführt, womit die Straße nach Peking geöffnet wird, das sie am 14. August erreichen. Als Kommandant der französischen Garnison wird er bei der Verteidigung des Standorts verletzt und erhält wegen seines heldenhaften Verhaltens im Dezember 1900 den Rang eines Bataillonschefs. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich 1903 unterrichtet er Militärgeschichte in Saint-Cyr und erhält 1905 das Generalstabszeugnis mit der Note Sehr gut, bevor er 1906 an die oberste Kriegsschule geht. Er heiratet am 17. Juli desselben Jahres Louise Bibent.
1907 ist Guillaumat Oberleutnant und Lehrer für Taktik der Infanterie. Im September 1908 wird er Leiter der Militärschule Prytanée. Am 28. September 1910 wird er zum Oberst und Korpschef des 5. R.I. befördert, und wird im Januar 1913 Mitarbeiter der Leitung der Infanterie im Kriegsministerium. Seit dem 8. Oktober 1913 ist er Brigadegeneral und setzt seine Karriere im Kriegsministerium fort, bis er am 14. Juni 1914 zum Chef des Militärkabinetts des Kriegsministers Messimy ernannt wird. Nach der Kriegserklärung geht der General im September zur IV. Armee und übernimmt das Kommando der 33. Division der Infanterie (D.I.), mit der er an der ersten Schlacht an der Marne (6. bis 11. September 1914) und an den blutigen Schlachten von Vitry-le-François teilnimmt, bevor er mit einem Abschnitt in der Champagne betraut wird. Im Dezember 1914 wird er als Generalmajor auf Zeit der 4. D.I. zugeteilt und übernimmt am 25. Februar 1915 das Kommando des I. Armeekorps (C.A.), das auch als "Gruppe Guillaumat" bezeichnet wird. Er führt es in die erste Schlacht in der Champagne, die Schlacht an der Woëvre (im April) und hält mit ihm den Abschnitt in der Champagne. Seine Einheit nimmt im Februar 1916 an der Schlacht bei Verdun teil, bevor sie 1916 zur Verstärkung der VI. französischen Armee an den nördlichen Teil der Somme geschickt wird, wo sie den rechten Flügel der englischen Streitkräfte unterstützen soll. Am 15. Dezember 1916 erhält Guillaumat das Kommando über die II. Armee und kehrt an der Spitze von 650000 Mann an die Front von Verdun zurück, wo er die deutschen Angriffe im Frühjahr 1917 aufhält. Am 20. April unternimmt er einen Angriff auf die feindlichen Stellungen und bringt die französischen Linien bis nördlich der Côte 304 und des Mort-Homme.
Guillaumat löst am 14. Dezember 1917 General Sarrail auf dem Balkan ab und übernimmt das Oberkommando der alliierten Streitkräfte im Orient. Angesichts der angespannten militärischen Lage organisiert er die alliierten Streitkräfte neu und stellt Vertrauen und Disziplin wieder her. Guillaumat nutzt die Verlegung der feindlichen Truppen an die Westfront nach dem Frieden von Brest-Litovsk (3. März 1918) und Bukarest (5. März 1918) und wirft die französischen und griechischen Truppen in den Kampf, womit er mit der Verteidigungspolitik des Obersten Kriegsrates bricht, der die von den Engländern und Amerikanern verfolgte Strategie vertritt, nach der eine Frontlinie Stavros-Monastir aufrecht zu erhalten ist. Er stellt den Plan zu einer allgemeinen Offensive auf, der als Ausgangsbasis der Operationen seines Nachfolgers Franchet d'Esperey dient und die bulgarischen Streitkräfte zwingt, um einen Waffenstillstand zu bitten. Sein größtes Verdienst an der Orientfront bestand aber darin, dass er aus der Führung der alliierten Streitkräfte, die vor ihm einem oberen Führungsstab französischer Streitkräfte ähnelte, ein Werkzeug gemacht hat, das sich für das Kommando einer multinationalen Armee eignete und das sich bei der großen Herausforderung der Offensive im September 1918 als entscheidend herausgestellt hat. Die zweite Niederlage am Chemin des Dames Ende Mai 1918 bringt die Deutschen bis 75 km vor Paris und ist der Grund dafür, dass Guillaumat nach Frankreich zurück kehrt. Nach seiner Ernennung zum Gouverneur und Kommandanten des befestigten Lagers von Paris am 15. Juni 1918 holt er sich die Genehmigung für den Angriffsplan an der Orientfront. Als keine Gefahr mehr für die Hauptstadt besteht, wird Guillaumat an die Spitze der V. Armee gestellt, die er im Oktober - November 1918 in die zweite Schlacht an der Marne und dann in die Champagne führt, bis zur Maas. Guillaumat erhält das Großkreuz der Ehrenlegion am 10. Juli 1918 und die Militärmedaille am 3. Oktober 1918. 1919 wird er Generalinspekteur, 1920 Mitglied des Obersten Kriegsrats, er kommandiert die Besatzungsarmee am Rhein seit dem 11. Oktober 1924 und hat das Oberkommando der alliierten Streitkräfte im Rheinland. Zur gleichen Zeit ist er Präsident der Verteidigungskommission des Territoriums von 1922 bis 1931 - die erste Kommission, die 1922 von Kriegsminister André Maginot mit dem Ziel gegründet wurde, die Verteidigung des Territoriums zu organisieren, wird durch eine Kommission für die Verteidigung der Grenzen ersetzt, eine Vorgängerin der C.O.R.F. ( Kommission für die Organisation der befestigten Regionen ) und der "Maginot - Linie". Er ist Kriegsminister im Kabinett Briand-Caillaux vom 23. Juni bis zum 20. Juli 1926 und nimmt sein Kommando bis zur Räumung des Rheinlandes am 30. Juni 1930 wieder auf. Er fährt mit seiner Arbeit im Obersten Kriegsrat fort und wird am 4. Juni 1933 ohne Beschäftigung ausgegliedert. Als Verfechter einer Politik der Härte wird Guillaumat nicht müde, die Politiker auf die Gefahren einer deutschen Wiederbewaffnung und der Notwendigkeit einer französischen Militärpolitik hinzuweisen: Verlängerung des Militärdienstes, Bau von Festungswerken zur Verteidigung der Grenzen, Modernisierung der Streitkräfte. Er lebt im Ruhestand in Nantes, wo er 1940 stirbt. Seine Asche wird im November 1947 in der Gruft der Gouverneure beigesetzt (Invalidendom).