Antoine Béthouart
(17. Dezember 1889 : Dôle, Jura - 17. Oktober 1982 : Fréjus, Var)
Der in eine aus dem pikardischen Marquenterre stammende Familie geborene Antoine Béthouart bereitet sich in der Schule Sainte-Geneviève in Versailles auf sein Abitur vor und wird 1909 Schüler von Saint-Cyr. Er gehört zusammen mit Alphonse Juin und Charles de Gaulle zu dem Jahrgang "Fez". Nach seiner Ernennung zum Leutnant im Oktober 1912 wird er dem 152. Infanterieregiment in den Vogesen zugeteilt und dient in verschiedenen Einheiten, bevor er in das 158. RI eintritt, in dem er sich während des Ersten Weltkriegs im Elsass, in Verdun, an der Somme, am Chemin des Dames und beim Sturm auf den Mont Kemmel auszeichnet. Er wird dreimal verwundet und ebenso oft ehrenvoll erwähnt und schließt den Krieg mit dem Grad eines Hauptmanns ab. 1919-1920 wird er in einer Mission zu der finnischen Armee nach Viborg geschickt, bevor er in die Kriegsschule aufgenommen wird und von 1922 bis 1924 im Stab des 12. Armeekorps und im 6. Bataillon der Alpenjäger dient. Im März 1928 wird er Bataillonschef und führt das 24. Bataillon der Alpenjäger in Villefranche. 1931 wird er Adjutant des französischen Militärattachés in Jugoslawien und übt diese diplomatische Funktion dann nach seiner Ernennung zum Oberstleutnant 1934 selbst bis 1938 aus.
Im September 1939 bewacht Oberst Béthouart an der Spitze der 5. Halbbrigade der Alpenjäger (Chambéry), die Grenze in den Alpen und geht dann an die Maginot - Linie im Abschnitt Bitsch an der Mosel. Im Februar 1940 baut er die Hochgebirgsbrigade für die Operationen in Skandinavien auf. Die Einheit wird am 12. April eingeschifft. Ihr Gründer erhält bei dieser Gelegenheit die Sterne eines Brigadegenerals. Nach Bjervik erobern seine Leute am 28. Mai Narvik und drängen die deutschen Bataillone unter General Dietl an die Grenze zurück, eine Heldentat, die ihn zum Kommandeur der Ehrenlegion macht. Das französische Expeditionskorps in Norwegen wird nach dem Waffenstillstand zum Teil nach England evakuiert. Béthouart bleibt seiner Einheit treu und folgt den Männern, die nach Frankreich zurück kehren wollen. Er wird schließlich nach Marokko repatriiert, wo er nacheinander die Subdivision von Rabat führt, den Vorsitz der französischen Waffenstillstandskommission in Marokko und im Januar 1942 das Kommando der Division von Casablanca innehat. Aus dieser strategischen Position organisiert er die Unterstützung der Alliierten bei ihrer Landung im November. Er wird von dem Generalresidenten Noguès verhaftet und am 10. November in Meknes vor das Kriegsgericht gestellt, wo er zum Tode verurteilt wird. Nach ein paar Tagen wird er befreit, zum Generalmajor ernannt und von General Giraud im Dezember 1942 zum Chef der Militärmission in Washington ernannt, wo er mit der amerikanischen Regierung die materielle Hilfe für die französische Armee aushandelt. Als Stabschef der nationalen Verteidigung in Algier bemüht er sich um eine Annäherung zwischen den FFL und den afrikanischen Streitkräften, begleitet General de Gaulle nach Rom, London und Bayeux. Als Kommandeur des 1. Armeekorps ist er im August 1944 mit der 1. Armee an der Schlacht an der Burgundischen Pforte beteiligt (14. November), nimmt Héricourt, Montbéliard und Delle ein und erreicht Mülhausen ; er wird im Namen der Armee ehrenvoll erwähnt. Am 29. Januar 1945, während der Kesselschlacht Colmar, besiegt er die Verteidiger der südlichen Verteidigungsstellung der Deutschen und stellt die Verbindung mit den Teilen der 1. Armee her, die von Norden kommen. Am 9. Februar erreicht er das Rheinufer; er wird nun zum Großoffizier der Ehrenlegion erhoben. Während der Schlacht um Deutschland nimmt er Konstanz, Ulm, Friedrichshafen und Bregenz ein und beendet seinen Feldzug auf dem Gipfel des Arlbergs (Österreich) am 6. Mai 1945. General Béthouart, Compagnon de la Libération, wird am 8. Juli 1945 zum Hochkommissar der französischen Republik in Österreich ernannt und bekleidet diese Stellung bis zum 30. September 1950. Er scheidet im Rang eines Generals am 12. Januar 1949 aus dem aktiven Dienst bei der Armee aus.
Nach seiner Rückkehr nach Frankreich ist er Präsident des Flammenkomitees unter dem Arc de Triomphe und des europäischen Bundes der Frontkämpfervereinigungen und dient Frankreich weiter als Abgeordneter. Er vertritt 1955 die Franzosen aus Marokko im Senat, dann ab 1959 die außerhalb Frankreichs wohnenden Franzosen und wird außerdem zum Mitglied des Ausschusses für Außenpolitik, Verteidigung und Streitkräfte ernannt. Am 2. und 3. Juni 1958 stimmt er für die unbeschränkten Vollmachten von General de Gaulle und die Verfassungsänderung. 1960 stimmt er für das Gesetz, das die Regierung ermächtigt, die Ordnung in Algerien aufrecht zu erhalten. Im folgenden Jahr beteiligt er sich an der Diskussion über die Hilfe für Repatriierte aus Nordafrika. Von 1963 bis 1971 macht er als Berichterstatter der außenpolitischen Kommission für den Gesetzentwurf über Kredite des Außenministeriums Bemerkungen zu verschiedenen Themen, u.a. die technische Zusammenarbeit, die Lage der französischen Staatsangehörigen im Ausland (1963), die Entschädigung der in Marokko enteigneten Landwirte (1964), die Repatriierten (1966), die Militärkredite an die Länder in Nordafrika, die diplomatischen Posten und ihr Personal (1967), Kredite für kulturelle Angelegenheiten, die Arbeit des Obersten Rates der Franzosen im Ausland, die Verteilung der Wehrdienstpflichtigen (1969), die Alliance française, die Militärhilfe an Algerien und die Situation in Kambodscha (1970). Im Juni 1970 ist er Mitglied der Sonderkommission zur Prüfung des Gesetzentwurfs zu der Entschädigung von repatriierten Franzosen. Als Vizepräsident der französischen Delegation bei der parlamentarischen Konferenz der NATO 1965 und 1968, spricht Béthouart in öffentlichen Sitzungen des Senats 1966 und 1967 zu der Frage der Beziehungen zwischen Frankreich und der Atlantischen Allianz. Er beschäftigt sich auch mit den Fragen der Reform der französischen Streitkräfte, beteiligt sich 1965 an der Debatte über den Militärdienst, über die Gesundheitsversorgung der Streitkräfte im Jahr 1968 und 1970 über das Gesetz zu dem Programm der Ausrüstungen des Militärs in der Zeit von 1971-1975. 1971 geht er in den Ruhestand und verfolgt seine Karriere als Schriftsteller, die er mit La Bataille pour l'Autriche (Die Schlacht um Österreich)(1966) und Cinq années d'espérance (Fünf Jahre Hoffnung) (1968) begonnen hat. Er publiziert Des hécatombes glorieuses aux désastres (Von den ruhmreichen Hekatomben zu den Katastrophen) (Memoiren) 1972, dann Le Prince Eugène de Savoie (1975) und Metternich et l'Europe (1978), neben einer regelmäßigen Mitarbeit im Le Figaro. General Antoine Béthouart stirbt am 17. Oktober 1982 in Fréjus und wird in Rue an der Somme beigesetzt.