Australien und Neuseeland im Großen Krieg
Australien und Neuseeland im ersten Weltkrieg Vom Beginn des Krieges im August 1914 an beteiligten sich Australien und Neuseeland wie alle Länder des Britischen Kolonialreichs an der Seite Großbritanniens an den Kämpfen. Noch heute wird in vielen Orten im Gebiet der Somme bzw. in Nordfrankreich die Erinnerung an die Soldaten wach gehalten, die vom anderen Ende der Welt kamen, um ihre Freiheit zu verteidigen.
Ende Oktober 1914 kamen die australischen und neuseeländischen Truppen nach Europa. Der Eintritt der Türkei in den Krieg als Deutschlands und Österreichs Verbündeter veranlasste die britischen Streichmächte, Truppen nach Ägypten zu entsenden. Im Einverständnis mit den australischen und neuseeländischen Regierungen wurde das "Australian and New-Zealand Army Corps" (ANZAC) unter dem Befehl des englischen Generals Birdwood gegründet. Diese Truppen unter der Bezeichung ANZAC wurden berühmt. 1915 wurden 50.000 Soldaten in Alexandrien unter dem Kommando des Generals Sir Ian Hamilton zusammengebracht. Zu den britischen Truppen und dem ANZAC stießen auch französische Streitkräfte aus dem Mutterland, der Marine und den Kolonien. Am 25. April 1915 griffen die Soldaten des ANZAC an der Seite der Alliierten die türkischen Truppen bei Gallipoli in den Dardanellen an. Die Kämpfe dauerten von April bis Dezember 1915 und waren mit schweren Verlusten verbunden. In Erinnerung daran wird der 25. April in Australien und Neuseeland als "Anzac Day" gefeiert. Nach dem Abzug des ANZAC von den Dardanellen wurden seine Truppen Anfang 1916 an die Front in Frankreich gebracht. Im März bildeten sie zwei Armeecorps, von denen das erste unter dem Befehl von General Birdwood und das zweite unter dem Befehl von General Godley stand. Sie wurden in der Schlacht an der Somme eingesetzt. Die Australier beteiligten sich im Juli 1916 an der Schlacht von Fromelles, bei der sie schwere Verluste erlitten. Im Juli und August griffen die australischen Divisionen die deutschen Stellung bei der Mühle von Pozières an, die von den Truppen der preußischen Garde und brandenburgischen Regimentern verteidigt wurde. 45 Tage lang wurde dort erbittert gekämpft, und für die Eroberung der Stellung mussten 23.000 Australier ihr Leben lassen. Die neuseeländische Division, die einen Sektor in der Nähe von Armentières besetzt hatte, unternahm am 15. September 1916 einen Angriff bei der Ortschaft Flers mit der Unterstützung der ersten Kampfpanzer, die einen ernormen Eindruck machten, deren Durchbruch jedoch strategisch ungenutzt blieb. Die blutige Sommeschlacht kam Ende November zum Abschluss. Vom 17. bis 19. März 1917 nahm das ANZAC im Rahmen der 5. britischen Armee den von den deutschen Truppen aufgegebenen Sektor um den Ort Bapaume herum in Besitz und befand sich damit direkt vor der deutschen Hindenburg-Linie. Am 11. April griffen die Australier diese stark befestigte Linie im Sektor von Bullecourt an und eroberten einen Teil davon. Anfang Juni war das ANZAC in der Flandernschlacht verwickelt, die durch Namen wie Messines und Passchandaele traurig bekannt ist. In der Region von Ypres steckten die Soldaten im Schlamm und wurden Opfer eines Angriffs mit Giftgas, das hier zum ersten Mal von den Deutschen eingesetzt wurde und dem Zehntausende von Soldaten zum Opfer fielen. Zu jenem Zeitpunkt wurden die neuseeländischen Truppen von den australischen getrennt, so dass auch der Begriff ANZAC keinen Sinn mehr hatte und jede Einheit unter ihre eigenen Nationalität weiter kämpfte.
Mitte April 1918 führten die australischen Truppen einen sehr erbitterten Kampf, um den Vormarsch der Deutschen nach Amiens zu verhindern, und befreiten den Ort Villers-Bretonneux am 25. April. Il Juli darauf eroberten sie Le Hamel und im August sprengten sie mit den kanadischen Truppen die deutsche Front und drangen bis nach Roye vor. Danach kämpften sie im Oktober und November im Gebiet der Aisne. Die neuseeländischen Truppen rückten in Richtung Le Quesnoy vor und nahmen den Standort im November 1918 ein. Weiterhin kämpften australische und neuseeländische Truppen von 1916 bis 1918 in der britischen Armee bei Einsätzen an der britisch-türkischen Front. Über 416.000 Australier kämpften mit den Alliierten im 1. Weltkrieg, davon 313.000 an der Westfront, während die Neuseeländer 128.000 Soldaten stellten, von denen über 90.000 zwischen 1914 und 1918 in Frankreich und Belgien kämpften. Insgesamt fielen im ersten Weltkrieg 60.000 Australier und Neuseeländer. In diesen Regionen erinnern heute noch zahlreiche Denkmäler an das ANZAC. So wurde z. B. auf Wunsch der Australier ein Nationaldenkmal in Villers-Bretonneux zur Erinnerung an die in Frankreich und Belgien gefallenen "Diggers" errichtet.
Es wurde 1938 vom britischen König George VI. und dem französischen Staatspräsidenten Albert Lebrun eingeweiht. Jedes Jahr findet dort am 25. April eine Gedenkfeier statt. Im Gebiet der Somme ruhen auf dem Soldatenfriedhof "Caterpillar-Valley" in der Nähe von Longueval 125 neuseeländische Soldaten, und auf einem Denkmal für Vermisste sind die Namen von 1.205 in der Sommeschlacht von 1916 gefallenen Neuseeländern aufgeführt. Außerdem ließ die französische Regierung als Zeichen der Dankbarkeit für die Australischen Soldaten in Canberra ein französisch-australisches Denkmal errichten, das 1961 eingeweiht wurde. Gegenwärtig entwickelt sich eine Politik der gemeinsamen Erinnerung mit mehreren Ländern, deren Geschichte ...
Die Schlacht von Fromelles (19.-20. Juli 1916)
Am 1. Juli 2006 fand in Fromelles in Nordfrankreich eine Gedenkfeier statt, an der der frz. Minister für Kriegsveteranen Hamlaoui Mekachera und sein australischer Amtskollege sowie diverse militärische und zivile Persönlichkeiten teilnahmen, um die Soldaten zu ehren, die 90 Jahre zuvor in diesem Gebiet kämpften. Vor Beginn der Offensive der Alliierten an der Somme beschloss deren Generalstab, als Ablenkungsmanöver einzelne Angriffe an anderen Stellen der Front durchzuführen, unter anderem bei Fromelles durch britische und australische Brigaden. Dieser Angriff erfolgte auf eine befestigte Stellung der Deutschen, die von den Briten "Sugar Loaf" (Zuckerhut) getauft wurde. In der Nacht vom 15. zum 16. Juli wurde eine Wolke Giftgas auf den Zuckerhut abgelassen, worauf die deutschen Truppen die australischen Stellungen unter Beschuss nahmen. Am 19. Juli beschoss die Artillerie der Alliierten die deutschen Linien mit relativ gutem Erfolg, aber als sie um 18 Uhr in das vom Regen durchweichte "No man's land" vorstürmten, wurden sie unter starken Beschuss genommen. Auf der britischen Front gelang es einem Bataillon, die vorderste Linie der deutschen Front zu erreichen, aber ein anderes wurde dort völlig aufgerieben, während zwei weitere Brigaden zum Stehen gezwungen wurden. Mit dem direkten Angriff auf den Zuckerhut wurden die Australier beauftragt, von denen einzelne Bataillons völlig vernichtet wurden, bevor sie die deutschen Linien erreichten, während es anderen mit großer Mühe gelang, die erste feindliche Linie zu erobern.
Kurz vor Mitternacht begannen die Deutschen mit einer Reihe von Gegenangriffen, wobei sie im Schutz der Dunkelheit in die feindlichen Reihen vorstießen, einzelne Sektoren zurückeroberten und die Australier zu umzingeln drohten. Um 5 Uhr früh erhielten die letzten Überlebenden unter den Alliierten den Befehl zum Rückzug. Der Verlust an Menschenleben war sehr groß: Die Briten verloren mehr als 1.400 Offiziere und Soldaten, die Australier über 5.500, während sich die Verluste auf deutscher Seite auf 1.200 Gefallene beliefen.