Befreiung der Festung von Lorient
Am 6. Juni 1944 landen die alliierten Truppen an den Küsten der Normandie. Jeden Tag dringen sie ein Stück weiter in die Normandie ein. Die deutsche Front wird am 30. und 31. Juli 1944 bei Avranches durchbrochen. Anfang August steht die Route in die Bretagne offen. Anfang Herbst 1944 ist Frankreich, mit Ausnahme des Elsass und der so genannten “Poches de l'Atlantique” vollständig befreit.
Lorient après un bombardement, évacuation de la population. Source : DMPA/SHD
Die Atlantikfront wird von 100.000 Männern verteidigt, die sich hinter den effizienten Bauten der Organisation Todt des Atlantikwalls verschanzten: 1.000 Bunker, 1.300 von Minen und Stacheldraht geschützte Artillerieposten.
In Lorient befindet sich eine U-Bootbasis, die ab Herbst 1942 errichtet wurde und die durch eine 24 km lange Befestigungslinie, die von der Laïta bis Pont-Lorois reicht, durch Ringstände verstärkt wird. Kilometer von Stacheldraht wurden gespannt, und zahlreiche Hindernisse, wie zum Beispiel Betonigel, säumen den Strand. Auch wurden im gesamten Gebiet Minen ausgelegt.
Am 1. August 1944 erreicht die 3. Armee unter General Patton die Bretagne und durchbricht die Front bei Avranches. Angesichts des Vorrückens der vom französischen Widerstand unterstützten Alliierten, ziehen sich die deutschen Streitkräfte zu den Befestigungsanlagen Lorient und Saint-Nazaire zurück.
General Farmbacher, Kommandant der Festung von Lorient, verlässt in dem Augenblick sein Hauptquartier in Pontivy und zieht sich nach Lorient zurück. Im Anschluss reorganisiert er auf Hitlers Anweisungen seine Truppen. Am 7. August 1944 befinden sich also 26.000 deutsche Soldaten in der Enklave in Lorient. Es gilt nun, Minen auf den Brücken und Verbindungswegen zur Stadt zu legen, und Verpflegung in den umliegenden Geschäften zu beschaffen.
Am 12. August ist die Umgebung der Festung auf einer Länge von 50 km stabilisiert, vom Fluss Laïta im Westen bis zu den Klippen des Flusses Etel im Osten. Darüber hinaus behalten die Deutschen auch solide Positionen, die von südlich von Belz bis zur Halbinsel Quiberon reichen, welche sie vollständig besetzen. Die Festung umfasst auch die Inseln Groix und Belle-Ile en mer. Zahlreiche Panzergraben und individuelle Gruben werden ausgehoben. Unterstände werden gebaut. Weitläufige Gebiete werden vermint.
Nach ihrer Konstruktion sind in der Festung mehr als 45.000 Personen “eingesperrt”: 20.000 Zivilisten und 26.000 deutsche Soldaten.
Die Widerstandsbewegungen strukturieren sich langsam in und um die besetzte Zone. Sobald die Festung aufgelöst wird, passieren Franzosen die neue Front und schließen sich den französischen Streitkräften des FFI an. Innerhalb der Festung spielt, abgesehen von individuellen Spionage- und Sabotageinitiativen, die Gruppe von Lorient unter dem Kommando des Geheimdienst-Offiziers des 7. Bataillons des FFI Louis Hélo eine wichtige Rolle in der Beschaffung von Informationen.
Libération du Morbihan. Prisonniers allemands après la reddition de Lorient. Source : DMPA/SHD
Die Lager organisieren sich entlang einer 90 km langen Frontlinie. Die 26.000 deutschen Soldaten der Festung von Lorient, die verschiedensten Armeekorps angehören, stehen alle unter Befehl des Artilleriegenerals Wilhelm Fahrmbacher. Sie verfügen über ca. 500 Kanonen verschiedenen Kalibers. Die alliierten Streitkräfte bestehen aus den 4.000 Männern der 94. Infanteriedivision unter General Rollins und aus den 12.000 Soldaten unter General Borgnis-Desbordes, Kommandant der französischen Truppen des Morbihan, der die 19. Infanterie unter Einschluss der FFI neu aufgestellt hat.
A la reddition, le colonel John Keating (à gauche), chef d'état-major, à la 66ème division américaine, et le colonel Payan , délégué français du chef d'état-major, conduisent le général nazi Fahnbacker qui a commandé les forces ennemies de la poche de Lorient au général américain Kramer, commandant la 66ème division. Fahnbacker abandonna son révolver au général Kramer. Source : DMPA/SHD
Die immer wiederkehrenden Kämpfe bestehen aus Artilleriekonflikten. Die anvisierten Ziele sind die Aussichtspunkte des Feindes, insbesondere Glockentürme. Weitere Ziele sind Garnisonen und militärische Anlagen. Die deutschen Gegenmaßnahmen sind nuancierter, da sie ihr Munitionslager in Betracht ziehen müssen. Die Artillerie setzt all ihre Kräfte frei, falls ein Angriff angekündigt wird. Innerhalb der Festung ist die Gemeinde Guidel am schwersten von den Bombardierungen betroffen. Vom 29. November 1944 bis zum 3. Februar 1945 ist das Dorf Schauplatz regelmäßiger Artilleriefeuer. Ziel der Alliierten ist es, den Glockenturm zu zerstören. Am 7. Mai 1945 erleidet die Stadt einen letzten intensiven Beschuss. Das Artilleriefeuer verstärkt sich bis zur Kapitulation der deutschen Garnison von Lorient. 24.500 deutsche Soldaten werden gefangengenommen.
Poche de Lorient - Reddition allemande. Source : DMPA/SHD
Am 7. Mai 1945 wird in Etel der Waffenstillstand unterzeichnet. Die Kapitulation erfolgt am 10. Mai in Caudan in Anwesenheit von General Kramer, General Rollins und General Borgnis-Desbordes.