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Das Deutsch-Französische Jugendwerk

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Gespräch mit Anne Tallineau, französische Generalsekretärin, und Tobias Bütow, deutscher Generalsekretär des DFJW

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Jugendbegegnung „Youth for Peace - Global tools, Local action", Paris, November 2019. © Julien Mazoyer

Anne Tallineau und Tobias Bütow sind die französische Generalsekretärin bzw. der deutsche Generalsekretär des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW). Seit 1963 hat es sich diese Institution zur Aufgabe gemacht, die Beziehungen zwischen den Jugendlichen beider Länder zu fördern und so das gegenseitige Verständnis zu verbessern. Dies geschieht durch Projekte und Austauschprogramme in den Bereichen Sprache, Kultur und Ökologie. Seit seiner Gründung hat sich das DFJW außerdem für die Mobilisierung der Gedenkarbeit eingesetzt, um die deutsch-französische Freundschaft zu stärken.

 

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Links: Anne Tallineau © Olivier Vigerie. Rechts: Tobias Büttow © Jennifer Sanchez-vonZynski

 

In welchem Kontext ist die Gründung des DFJW zu sehen?

Das Deutsch-Französische Jugendwerk wurde im Rahmen des Élysée-Vertrags 1963 gegründet. Der französische Staatspräsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer begründeten die deutsch-französische Freundschaft mit einem Vertrag, der in einem durch den Zweiten Weltkrieg noch geschwächten Europa ein Novum darstellte. Die europäischen Ambitionen steckten noch in den Kinderschuhen und die Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland nahm eine wichtige Rolle beim Aufbau Europas ein, so dass alte Ressentiments überwunden werden konnten. Die Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks war eine der Grundlagen für die Versöhnungs- und Gedenkarbeit. Seit fast 60 Jahren arbeitet es im Dienste der deutsch-französischen Zusammenarbeit und hat so über 9,3 Millionen jungen Menschen die Teilnahme an mehr als 380.000 Projekten ermöglicht.

Ist die Rolle des DFJW heute noch die gleiche wie bei seiner Gründung?

Seit seiner Gründung ist es das Ziel des DFJW, die Jugend in Deutschland und Frankreich durch interkulturellen Austausch und Begegnungen sowie durch die Entdeckung der Sprache und Kultur des Nachbarlandes einander näher zu bringen. In den fast sechzig Jahren seines Bestehens hat sich das DFJW jedoch an die Entwicklungen der Gesellschaften und des europäischen Projekts sowie an die Bedürfnisse der jungen Menschen angepasst. Während bei seiner Gründung die Begegnungen hauptsächlich auf kollektiver und außerschulischer Ebene stattfanden, ist das Angebot, das die berufliche Qualifizierung der Profile oder die Öffnung für Zielgruppen außerhalb Deutschlands und Frankreichs ermöglicht, stetig gewachsen. Heute ist das DFJW eine internationale Organisation, die sich an junge Menschen zwischen 3 und 30 Jahren richtet, und zwar nicht nur in Frankreich und Deutschland, sondern auch in Ländern Mittel- und Osteuropas, des Balkans und des Maghreb.

Eine der großen Herausforderungen der letzten Jahre ist es, allen jungen Menschen, insbesondere solchen aus sozial schwierigen Verhältnissen, eine deutsch-französische und europäische Erfahrung zu bieten. So sind heute 20 % der Teilnehmer an den Programmen des DFJW junge Menschen mit schlechteren Zukunftschancen. Die Unterzeichnung des Vertrags von Aachen im Jahr 2019 hat der deutsch-französischen Zusammenarbeit neuen Schwung verliehen und die Rolle des DFJW durch die Vergabe eines zusätzlichen Budgets gestärkt, wodurch es seine Rolle weiter ausbauen kann.

Das DFJW hat die Besonderheit, dass an seiner Spitze zwei Generalsekretäre stehen, einer in Frankreich, der andere in Deutschland. Was sind ihre jeweiligen Rollen? Wie ist diese „Doppelspitze" organisiert?

Unser Tandem möchte natürlich auf den Erfolgen der letzten Jahrzehnte aufbauen und die Arbeit unserer Vorgänger fortsetzen. Dazu müssen wir manchmal neue Wege gehen, zum Beispiel mit einer Reform der Richtlinien. Gemeinsame Entscheidungen sind ebenso wichtig wie die in der Satzung des DFJW festgelegte Aufgabenverteilung. In intensiven und leidenschaftlichen Diskussionen erarbeiten wir gemeinsam die Strategien. Dadurch haben wir die Chance, unsere einander ergänzenden Blicke in einer gemeinsamen transnationalen Perspektive zu vereinen. Das Führungsteam führt einen ständigen Dialog zwischen Paris und Berlin, um schnell reagieren zu können, wie in diesem Jahr, das aufgrund der weltweiten Pandemie besonders turbulent war. Auch wenn wir nicht immer der gleichen Meinung sind, was normal und sogar bereichernd ist, ist es die Suche nach einem Kompromiss und die Entstehung einer Lösung, die unser Handeln leitet, ähnlich wie bei den deutsch-französischen Beziehungen.

 

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Konrad Adenauer und Charles de Gaulle nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags, Paris, 22. Januar 1963. © Ullstein Bild/Roger-Viollet

 

Das DFJW arbeitet mit zahlreichen institutionellen und assoziativen Partnern zusammen. Wer sind diese und in welchem Rahmen interagieren sie mit Ihrer Organisation?

Das DFJW arbeitet nach dem Subsidiaritätsprinzip mit fast 8.000 Partnerorganisationen zusammen. Es delegiert die Durchführung von Projekten an die Partnerstrukturen, insbesondere an Berufs-, Schul- und Hochschuleinrichtungen, Vereine und Institutionen. Seine Aufgabe ist es dann, im Rahmen der Projekte zu beraten, zu begleiten und zu bezuschussen. Durch die Einbeziehung der Partner in die Umsetzung der Initiativen hat das DFJW ein großes Netzwerk von Spezialisten für den deutsch-französischen Bereich geschaffen, die ihr Fachwissen einbringen und ganz nah an den Jugendlichen arbeiten. Es spielt eine Vermittlerrolle zwischen lokalen und territorialen Gebietskörperschaften sowie zwischen Akteuren der Zivilgesellschaft in Frankreich und Deutschland. Die überaus breite Palette an Partnern reicht von großen nationalen Verbänden über Bildungseinrichtungen bis hin zu kleinen lokalen Vereinen.

Haben die deutsche und die französische Jugend ein identisches Verhältnis zur Vergangenheit?

Man muss zugeben, dass unser Verhältnis in Bezug auf das Gedenken gesellschaftlichen Regeln unterliegt. Die Jugend in Frankreich und Deutschland hat sicherlich nicht immer das gleiche Verhältnis zum Gedenken. Dennoch ähneln sich unsere beiden Länder in der Art und Weise, wie die Gesellschaft die Gedenkarbeit als eine Pflicht wahrnimmt, die der Gedenkverweigerung und der Ablehnung der Vergangenheit keinen freien Lauf lässt. Eine der klassischsten Redewendungen in Frankreich ist der Begriff „devoir de mémoire" („Gedenkpflicht"), während es in Deutschland Pflichtlektüre heißt. Das DFJW versteht diese Aufgabe in einer multinationalen Dimension, damit junge Menschen ihr Verhältnis zur Erinnerung vergleichen, aus der Perspektive des anderen etwas lernen und aus einem Blick über den Tellerrand hinaus Lehren ziehen. Die Verknüpfung von nationalen Gruppen aus zwei oder mehr Ländern hat zweifellos Auswirkungen auf die jeweilige Wahrnehmung und scheint weitgehend dazu beizutragen, dass sich historische und erinnerungsbezogene Lesekriterien ändern.

Welche Aktionen führt das DFJW durch, um der deutsch-französischen Jugend die Erinnerung an die jüngsten Konflikte zu vermitteln? Und wie viele Jugendliche sind von diesen Aktionen betroffen?

Der Schwerpunkt der Gedenkarbeit und der Friedenserziehung liegt auf dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, der Frage der Anerkennung und der Erinnerung an den Holocaust sowie auf anderen Ereignissen und Zeiträumen, wie z. B. Kolonialismus und Sklaverei. Die Hauptaufgabe des DFJW besteht darin, Partnerorganisationen bei der Umsetzung bi- oder tri-nationaler Projekte zu beraten und zu begleiten. Im Rahmen dieser Projekte werden die in der Jugendarbeit tätigen Einrichtungen dazu angehalten, Geschichte und Gedenken als Programmelemente oder als Hauptthema mit Blick auf die Friedenserziehung zu behandeln. Pädagogische Fortbildungen und Begegnungen, die vom DFJW organisiert oder bezuschusst werden, gewährleisten die Qualität der Projekte.

Darüber hinaus entwickelt das DFJW gemeinsam mit Partnerorganisationen pädagogische Ressourcen, die es den Projektorganisatoren kostenlos zur Verfügung stellt. Es unterstützt auch bi- oder tri-nationale Forschungsgruppen, aus denen wissenschaftliche Veröffentlichungen hervorgehen, deren Ergebnisse es veröffentlicht und weitergibt.

Zu guter Letzt betreut das DFJW große Gedenkveranstaltungen oder nimmt gemeinsam mit seinen Partnern daran teil, indem es sein Fachwissen und seine Netzwerke in den Dienst von deutsch-französischen oder internationalen Projekten stellt. Mit diesen Projekten sowie mit unseren Austausch- und Begegnungsprogrammen fördert das DFJW durchschnittlich 8.000 Austauschmaßnahmen pro Jahr, an denen rund 190.000 junge Menschen teilnehmen.

 

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Projekt „4.000 jeunes pour Verdun" (4.000 Jugendliche für Verdun), Verdun, 2016. © OFAJ

 

Wie gestaltet sich die Arbeit der Friedenserziehung anhand der Geschichte und des Gedenkens konkret?

Um das Konzept der Friedenserziehung als Form der Erziehung zu einer aktiven demokratischen Gesellschaft umzusetzen, ermutigt das DFJW seine Partner, die Themen Geschichte und Erinnerung im Rahmen von Jugendbegegnungen durch verschiedene Ansätze und Methoden aufzugreifen. Der Schwerpunkt liegt vor allem auf interkulturellem Lernen und einem multiperspektivischen Ansatz. Die unterschiedlichen Sichtweisen zur Geschichte und zur Vergangenheitsbewältigung werden einander gegenübergestellt und lassen sich anhand unserer Kultur und Sozialisierung erläutern. Ein gemeinsamer Blick auf die Geschichte und die Erinnerung ermöglicht es nicht nur, den anderen besser zu verstehen und sich gegenseitig zu entdecken, sondern auch, die eigene Sicht der Dinge zu hinterfragen. Durch den Ansatz der persönlichen und familiären Geschichte wird den Jugendlichen bewusst gemacht, dass sie selbst ein Produkt der Geschichte sind und die Geschichte durch ihre eigenen Handlungen herbeiführen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, Jugendliche für Geschichte zu interessieren, indem sie zunächst über ihre eigene Geschichte diskutieren.

Der Kontext des Ortes spielt ebenfalls eine Rolle, insbesondere bei einem Ansatz mit lokaler, nationaler und globaler Geschichte: Die lokale Geschichte des Herkunftsortes der Jugendlichen oder die lokale Geschichte des Ortes, an dem die Begegnung stattfindet, macht bewusst, dass die Spuren der Geschichte in einer nahen Umgebung allgegenwärtig sind, egal ob es sich dabei um einen Straßennamen oder eine Gedenktafel handelt. Die Spuren der lokalen Geschichte sind damit auch ein Spiegelbild der „großen Geschichte", sei es die nationale oder die Weltgeschichte, die beide oft miteinander verknüpft sind.

Wir stellten außerdem fest, dass es die künstlerische Herangehensweise den Jugendlichen ermöglicht, sich mit ihrer eigenen Geschichte, der Geschichte ihrer Familie oder einer historischen Periode auseinanderzusetzen. Es gibt künstlerische Werke, für die sowohl die Geschichte als auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte gleichzeitig eine Rolle spielen. Die Sprache der Kunst ist in der Lage, Eindrücke, Gefühle und Überlegungen über die sprachliche Dimension hinaus in einen Dialog zu bringen.

Darüber hinaus machen die Jugendlichen durch die Entdeckung von Denkmälern, Gedenkstätten und Museen Erfahrungen mit der Gedenkarbeit und dem Frieden. Das Projekt „4.000 Jugendliche für Verdun" anlässlich der deutsch-französischen Gedenkfeiern zum 100. Jahrestag der Schlacht von Verdun im Jahr 2016 ist ein Beispiel für unsere Gedenkarbeit und Friedenserziehung. Im Rahmen dieser deutsch-französischen Veranstaltung wurden interkulturelle Workshops mit den Zielen organisiert, Vorurteile abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu fördern, während gleichzeitig Informationen über die Geschichte vermittelt und junge Menschen motiviert wurden, sich für Demokratie und Frieden einzusetzen.

 

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Jugendbegegnung „Youth for Peace - Global tools, Local action", Paris, November 2019. © Julien Mazoyer

 

Vor diesem Hintergrund organisierte das DFJW 2018 in Berlin die internationale Jugendbegegnung „Youth for Peace - 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, 100 Ideen für den Frieden" mit Jugendlichen aus 48 Ländern. Diese wurde in einem reduzierten Umfang mit dem Projekt „Youth for Peace – Global tools, local action" in Paris im Jahr 2019 und online seit Beginn der Pandemie fortgesetzt.

Ihre Reichweite geht über die Grenzen Frankreichs und Deutschlands hinaus. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Seit den 1970er Jahren hat das DFJW das Konzept der tri-nationalen Begegnungen und Projekte weiterentwickelt. Mit seiner Öffnung für die anderen Länder der Europäischen Union entspricht das DFJW den Erwartungen des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand und des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl, die die deutsch-französische Zusammenarbeit in den Dienst der Einigung Europas stellen wollten. Seit dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung hat unsere Organisation die Arbeit mit den osteuropäischen Ländern, insbesondere mit Polen, in der Tradition des Weimarer Dreiecks sowie im Mittelmeerraum bis hin zum Maghreb verstärkt.

Um die Jahrhundertwende organisierte das DFJW zum ersten Mal ein Projekt in einem Flüchtlingslager im Kosovo und erhielt den Auftrag, seine Arbeit mit den Balkanländern Europas zu intensivieren, indem es Vertreter der Zivilgesellschaft in dieser Region einbezog und darin schulte, Jugendbegegnungen aus einer interkulturellen Perspektive der Zusammenarbeit zu organisieren.

Mit 15 % des Interventionsbudgets, die für tri-nationale Projekte reserviert sind, hat die Arbeit mit einem dritten Land einen immer größeren Stellenwert in der Identität des DFJW eingenommen, nicht nur für die deutsch-französische Außenwirkung, sondern auch für eine europäische Zusammenarbeit auf gleichberechtigter Basis. Die Themen Versöhnung oder Konflikte werden nicht immer explizit angesprochen. Durch die Bereitstellung von Aktivitäten und Themen, die Jugendliche zusammenführen, wird dieses Wissen durch das Teilen gemeinsamer Interessen und interkultureller Erfahrungen aufgebaut. Diese Begegnungen und Austausche ermöglichen es den Jugendlichen, ihre eigene und die Kultur anderer besser zu verstehen, unterschiedliche Standpunkte zu respektieren und auf respektvolle und konstruktive Weise zu diskutieren. Die Jugendlichen erfahren mehr über die deutsch-französische Freundschaft und Zusammenarbeit; sie stellen sehr oft selbst die Verbindung zur Geschichte und den Beziehungen ihres Landes zu anderen Ländern her und äußern den Wunsch, etwas Vergleichbares zur Verständigung mit ihrem Nachbarn beizutragen. Das DFJW hat auch die Schaffung zahlreicher binationaler Strukturen in Europa vorangetrieben, wie 1991 in Polen das Deutsch-Polnische Jugendwerk, 2016 das Regional Youth Cooperation Office (RYCO) oder kürzlich zwischen Leipzig und Athen das Deutsch-Griechische Jugendwerk.

 

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„Spread the vote", Treffen und Austausch zwischen 90 jungen Franzosen, Deutschen und Polen im Vorfeld der Europawahlen,
16. April 2019, Straßburg. © Antoine Guibert

 

Anfang des Jahres haben Präsident Macron und Bundespräsident Steinmeier dem DFJW ihre hohe Schirmherrschaft erteilt. Welche Botschaft kann man darin sehen?

Mit der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags am 22. Januar 1963 wurde der Grundstein für die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland gelegt und die Rolle des deutsch-französischen Gespanns für den Aufbau Europas gefestigt. Seitdem trägt das DFJW zur Stärkung dieser Grundlagen bei, indem es bei jungen Menschen in Frankreich und Deutschland für die Kultur und Sprache des Partnerlandes wirbt. Als Protagonist des deutsch-französischen Dialogs mobilisiert das DFJW die Jugend im Interesse der deutsch-französischen Freundschaft anhand seines breiten Partnernetzwerks und der Austauschprogramme zwischen den beiden Ländern. Durch die Vergabe der hohen Schirmherrschaft an das DFJW, 58 Jahre nach der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags, ermutigen Emmanuel Macron und Frank-Walter Steinmeier die Jugend, sich für die Festigung der deutsch-französischen Freundschaft zu engagieren. Diese Auszeichnung unterstreicht, wie wichtig es ist, den Jugendaustausch fortzusetzen, um zu einer friedlichen Zukunft Europas beizutragen.

Was sind Ihre großen Aufgaben im Bereich des Gedenkens in den nächsten zwei bis drei Jahren?

Um auf den bereichernden Erfahrungen der letzten Jahre aufzubauen, werden wir unsere Bemühungen um den Aufbau eines gemeinsamen Gedenkens fortsetzen. Zu unseren größten Projekten gehören eine Kooperation mit dem Gedenkort der Shoah in Paris und dem Haus der Wannseekonferenz in Berlin oder eine neue Partnerschaft mit der EVZ-Stiftung (Erinnerung Verantwortung Zukunft) aber auch die Intensivierung unserer Initiative auf dem europäischen Balkan. Europa ist eine einzigartige Perspektive für jeden jungen Menschen. Nur gemeinsam können wir den Chancen und Risiken des 21. Jahrhunderts begegnen. Wir brauchen einander und die Erziehung junger Menschen im Hinblick auf den Frieden und unsere gemeinsame Geschichte spielt sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft eine entscheidende Rolle beim Aufbau eines geeinten und friedlichen Europas.

 

Die Redaktion
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Pädagogisches Vademecum „Geschichte und Erinnerung in internationalen Jugendbegegnungen"

visuel vademecum

 

Dieses Handbuch zeigt die Kontexte auf, in denen Geschichte und Erinnerung bei internationalen Jugendbegegnungen thematisiert werden können. Vor allem aber zeigt es Methoden auf, wie Jugendliche historische Zugehörigkeit durch einen multiperspektivischen Ansatz begreifen können: Offenheit und Dialog stehen im Mittelpunkt des Austauschs.

Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) stellt seinen Partnern die Online-Version dieses Buches zur Verfügung. Die Druckversion ist auf Bestellung erhältlich.

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des DFJW: https://www.ofaj.org/media/l-histoire-et-la-memoire-dans-les-rencontres-internationales-de-jeunes.pdf

 

 


Von der Vergangenheit in die Zukunft, ein Jahrhundert danach. Erinnerungsdynamiken rund um internationale Begegnungen und den „Großen Krieg"

 

Du passé à l'avenir

 

Im Gegensatz zu Deutschland war der 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs in Frankreich Anlass für zahlreiche wissenschaftliche, museale und verlegerische Veranstaltungen sowie auch Gedenkveranstaltungen auf lokaler und nationaler Ebene. In diesem Zeitraum wurden auch internationale Begegnungen zwischen jungen Europäern gefördert. Dies geschah auf Anregung des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW), das die Umsetzung von rund 100 Projekten in den Jahren der Hundertjahrfeier unterstützte. Diese Begegnungen, die auf Bildungsprojekten basierten und an denen junge Menschen aus Frankreich, Deutschland, aber auch aus anderen Ländern teilnahmen, waren von der zentralen Frage geprägt, wie die Erinnerung und das Gedenken an den „Großen Krieg" bei Schülern, jungen Auszubildenden und Studentinnen und Studenten weitergegeben werden können.

In diesem Zusammenhang hat ein Forschungsprojekt mit dem Titel „100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg - 100 Projekte für den Frieden in Europa" deutsche und französische Forscherinnen und Forscher, Soziologen und Historiker zusammengebracht, um die Praktiken und Modalitäten der Weitergabe eines historischen Sachverhalts innerhalb der jungen Generationen zu beobachten und zu analysieren. In diesem Band 7 der Reihe Dialogues-Dialogue geben die Forscherinnen und Forscher anhand eines theoretischen und praktischen Ansatzes Einblick in die Gestaltung der Erinnerung und des historischen Gedenkens zwischen schulischen und außerschulischen Aktivitäten. Die Überschneidung verschiedener nationaler und wissenschaftlicher Kulturen bietet anregende Einblicke, die über die Beantwortung einer Frage wie „Hundert Jahre danach, was bleibt vom „Großen Krieg"?" hinausgehen können und dabei helfen, weitere Begegnungen zwischen jungen Menschen zu anderen historischen Themen zu ermöglichen, um auf einen gemeinsamen und befriedeten Zugang zu historischen Debatten hinzuarbeiten.

Die Autoren

Laurent Jalabert ist habilitierter Dozent für Geschichte an der Universität Lothringen. Er hat sich auf die Thematik der Grenzen, insbesondere des deutsch-französischen Raums, spezialisiert. Seine Arbeiten befassen sich unter anderem mit dem militärischen Erbe, den Konflikten und ihren Erinnerungen von der Neuzeit bis zur Gegenwart.

Nicolas Czubak ist ein staatlich geprüfter Lehrer für Geschichte und Geografie, der als Leiter der Bildungsabteilung an die Gedenkstätte in Verdun entsandt wurde. Er ist Autor mehrerer Bücher über den Ersten Weltkrieg und Mitglied des wissenschaftlichen Orientierungsrats des EPCC Mémorial de Verdun - champ de bataille (Gedenkstätte Verdun - Schlachtfeld).

Diemut König (Diplom-Erziehungswissenschaftlerin, Forschungsassistentin am Institut für Technologietransfer (Fitt gGmbH)) und Simone Odierna (Soziologin und Theaterpädagogin, Professorin für Handlungsfelder und Methoden der Sozialen Arbeit) arbeiten beide an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htwsaar)) in der Fakultät für Sozialwissenschaften und im Fachbereich Sozialarbeit und Kinderpädagogik.

In Deutschland erschien das Buch zudem bei Waxmann unter dem Titel: Dynamiken des Erinnerns in der internationalen Jugendarbeit - Geschichte, Gedenken und Pädagogik zum Ersten Weltkrieg