Das Gedenken an die Auslandseinsätze in Frankreich
Seit dem Ende des Algerienkriegs sind die französischen Armeen an zahlreichen Schauplätzen im Ausland im Einsatz, um die Bevölkerung zu schützen, den Frieden zu sichern oder terroristische Gruppen zu bekämpfen. Diese neuen Formen des militärischen Engagements lassen ein neues Gedenken an die Kämpfer entstehen, das der Staat pflegen und weitergeben muss.
Das Gedenken an die Auslandseinsätze unterscheidet sich vom Gedenken an andere zeitgenössische Konflikte. Die Besonderheit beruht auf mehreren Merkmalen, darunter der jahrzehntelange Einsatz zahlreicher Generationen von Soldaten und ihre Zugehörigkeit zu einer Armee aus professionellen Freiwilligen, eine noch nicht abgeschlossene Erinnerungsarbeit, da die Geschichte der militärischen Auslandseinsätze immer noch geschrieben wird, oder auch die Tatsache, dass diese Kämpfe in der französischen Landschaft keine Spuren hinterlassen haben.
Die französischen Behörden sehen sich daher mit neuen Herausforderungen konfrontiert, was die Erinnerung an die Kriegsgefangenen betrifft: die Stärkung der Verbindung zwischen Armee und Nation, um das Verständnis und die Zustimmung der französischen Bürger zum militärischen Einsatz außerhalb unseres Territoriums zu erleichtern, die Begleitung der von diesen Vermissten betroffenen Familien und die Institutionalisierung des Gedenkens an die Auslandseinsätze, da kein Datum und kein Ort allein diese Geschichte der Gegenwart repräsentieren zu können scheinen.
Zeitliche und räumliche Fixierung des Gedenkens an die Auslandseinsätze
Jahrzehntelang standen die Auslandseinsätze im Schatten des Gedenkens. Von 1963 bis heute hat Frankreich seine Streitkräfte aus den unterschiedlichsten Gründen an verschiedenen Orten der Welt stationiert. In der Vergangenheit, insbesondere nach den beiden Weltkriegen und den Dekolonialisierungskriegen führten die Gemeinden und Kriegsveteranen rasch eine Ehrung ihrer Toten ein, mit einem institutionellen Kalender und einem gemeinsamen Gedenkort, der durch das Kriegerdenkmal verkörpert wurde. Doch mit den Auslandseinsätzen ließen die Initiativen auf sich warten.
Das Gedenken an die in den Kriegen des 20. Jahrhunderts bis 1962 gefallenen Soldaten findet vor allem in den nationalen Nekropolen, den kommunalen Kriegsgräberstätten und auf den kommunalen Kriegerdenkmälern statt, Orte, die für alle zugänglich und über das ganze Land verteilt sind. Bis zur Einweihung des Denkmals im Parc André-Citroën im Jahr 2019 war die Erinnerung an die im Auslandseinsatz gefallenen Soldaten weitaus diskreter: Nur 5 dieser Soldaten wurden in verstreuten Dauergräbern (nationale Nekropole, Militärgrabfeld auf einem kommunalen Friedhof oder französischer Soldatenfriedhof im Ausland) beigesetzt, da die Angehörigen von Soldaten, die „für Frankreich gestorben sind" die private Atmosphäre des Familiengrabs vorzogen. Bis vor kurzem gab es nur Regimentsdenkmäler und einige wenige Vereinsdenkmäler auf öffentlichem Boden sowie die Nennung der Namen auf den Kriegerdenkmälern einiger Gemeinden.
Seit mehreren Jahren, insbesondere mit dem Aufsehen um den Krieg in Afghanistan, der zu einer verstärkten Bewusstseinsbildung in der französischen Gesellschaft geführt hat, wird ein echtes Gedenken an die Auslandseinsätze organisiert, das sich um die Ehrung der im Kampf gefallenen Soldaten dreht. Erst zu Beginn des Jahrzehnts 2010 trat es mit kommunalen Initiativen wie der von Saint-Aupre im Département Isère zutage: Die Inschrift des Namens von Clément Chamarier auf dem Kriegerdenkmal des Dorfes mit dem Vermerk „gefallen in Afghanistan" wurde dort am 11. November 2011 eingeweiht.
Mit dem Gesetz vom 28. Februar 2012 wurde ein erster Schritt getan, um den Platz der Auslandseinsätze im nationalen Gedächtnis und im Gedenkkalender zu verankern. Diese neue Gesetzgebung verpflichtet die Gemeinden des Geburtsortes oder des letzten Wohnsitzes, die Namen der Verstorbenen, deren Sterbeurkunde den Vermerk „für Frankreich gestorben" trägt, auf oder in der Nähe des Kriegerdenkmals aufzuführen. Seitdem werden alle Namen von gefallenen Soldaten, die diese Erwähnung erhalten haben, auf den Kriegerdenkmälern der Gemeinden aufgeführt.
Mit demselben Gesetz wurde der 11. November zum Tag der Ehrung aller für Frankreich Gefallenen, unabhängig von der Art des Krieges. Dieser nationale Tag wurde zu einer Art Auslöser für das Gedenken an die Gefallenen und ermöglichte die Einbeziehung der Auslandseinsätze in das kollektive Gedenken der Kämpfer. Von nun an ist das Gedenken an die Auslandseinsätze zeitlich fixiert, indem es an jedem 11. November in allen Gemeinden Frankreichs zum Ausdruck gebracht wird. Auch räumlich ist es mit dem Kriegerdenkmal „Monument aux Morts pour la France en OPEX" im Parc André Citroën in Paris seit dem 11. November 2019 fest verankert.
Dieses Denkmal, das sich in der Nähe des Sitzes des Verteidigungsministeriums befindet, soll die Ehrung der Nation für all diejenigen bekräftigen, die bei Auslandseinsätzen „für Frankreich gestorben" sind, und soll auch daran erinnern, dass die Soldaten „Erbauer der Geschichte" sind. Fast 600 Namen sind heute dort verzeichnet.
Gedenken an die in Auslandseinsätzen gefallenen Soldaten
Die Herausforderung besteht heute darin, dafür zu sorgen, dass dieses Denkmal alle in Auslandseinsätzen gefallenen Soldaten zusammenfasst, ohne einen davon über andere zu stellen oder ihre Besonderheiten zu verwischen. Während die Gedenkveranstaltung am 11. November 2019 (eine „klassische" Zeremonie am Triumphbogen, gefolgt von einer den Auslandseinsätzen gewidmeten Zeremonie vor dem Denkmal im Parc André Citroën, Square Eugénie Djendi) ihre Relevanz bewiesen hat, wurden 2020 und 2021 anlässlich von Gedenkjahrestagen weitere Gedenkmomente vor dem Denkmal abgehalten. Insbesondere fand am 27. Mai 2020 eine Zeremonie anlässlich des 25. Jahrestags der Kämpfe an der Brücke von Vrbanja statt, einer Episode des Bosnien-Herzegowina-Kriegs, in der französische Blauhelme der UN-Friedenstruppe im Einsatz waren. Ein weiteres Beispiel: Am 27. Februar 2021 fand anlässlich des 30. Jahrestags der Operation Daguet eine Ehrung der im Golfkrieg eingesetzten französischen Soldaten vor dem Denkmal für die Gefallenen der Operationen am Golf statt. Dieser Ort ermöglicht es somit, die Erinnerungen an die jüngsten Auslandseinsätze zusammenzutragen und gleichzeitig anlässlich von Jahrestagen bestimmte Einsatzgebiete hervorzuheben.
Es bleibt die Frage nach der möglichen Wahl eines gemeinsamen Gedenkdatums für die Auslandseinsätze, das allen Kriegsgenerationen gerecht werden kann. Belgien hat beispielsweise seit 1998 einen Jahrestag, den 7. April (an dem 1994 zehn belgische Blauhelme bei einem Flugzeugabsturz in Ruanda ums Leben kamen), gewählt, um seinen 252 Soldaten zu gedenken, die seit dem Zweiten Weltkrieg bei Einsätzen ums Leben gekommen sind.
Ein Teil der französischen Veteranenverbände setzte sich dafür ein, dass Frankreich das Gleiche tun und das Datum des Drakkar-Attentats (bei diesem Attentat am 28. Oktober 1983 in Beirut wurden 58 französische Fallschirmjäger getötet, was bis heute der tödlichste Tag für die französische Armee ist) als Gedenktag für die Auslandseinsätze wählen sollte. Allerdings besteht bei einer solchen Entscheidung die Gefahr, dass das Ausmaß der Opfer, die an anderen Schauplätzen zu verzeichnen waren, relativiert wird (so starben 90 Soldaten in Afghanistan, 140 im Libanon und 154 im Tschad). Der 11. November hat heute den Verdienst, alle seit dem Ersten Weltkrieg kämpfenden Generationen zu vereinen.
Nicht zuletzt ist mit dem Gedenken an die Auslandseinsätze eng die Aufgabe verbunden, diese Erinnerung in der breiten Öffentlichkeit und insbesondere unter der Jugend weiterzugeben. Daher hat das Verteidigungsministerium seine Bemühungen verstärkt, um Lehrern und Schülern Ressourcen zur Verfügung zu stellen, insbesondere auf der Plattform für den Wehrkundeunterricht Educ@def auf der Website „Chemins de mémoire", und um sie zu ermutigen, sich mit diesen Themen zu beschäftigen, beispielsweise durch den Start eines Aufrufs zu pädagogischen Projekten im September 2021 „Les OPEX : combat, soutenir, honorer" (Die Auslandseinsätze: kämpfen, unterstützen, ehren) in Partnerschaft mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport oder durch die Einführung von Maßnahmen, die von den Streitkräften und dem Bildungsministerium gemeinsam geleitet werden, wie die Klassen für Verteidigung und globale Sicherheit, die Journées Défense et Citoyenneté (Tage der Verteidigung und Staatsbürgerschaft) oder den Allgemeinen Nationaldienst.