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Der D-Day

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6. Juni 1944

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6. Juni 1944 – Unter dem Beschuss der deutschen Maschinengewehre erstürmen amerikanische Soldaten den Strand von ihrem Boot aus. Foto Robert F. Sargent – Copyright US Nara
Corps 1
“Ich muss dem Unterhaus ankündigen, dass in dieser Nacht und in den ersten Morgenstunden die erste Welle unserer Landung kraftvoll auf dem europäischen Kontinent begonnen hat. [...] Diese gigantische Operation ist zweifelsohne die komplexeste und schwierigste, die es jemals gegeben hat.” So kündigte Winston Churchill den Beginn der Operation Overlord (dt. Oberherrschaft) in seiner Erklärung vor dem Unterhaus am Mittag des 6. Juni an.
Als solches war die Landung keine Überraschung, weder für die britischen Abgeordneten noch für die Deutschen, die sich quasi sicher waren, dass sie stattfinden würde. Sie kannten jedoch weder das Datum noch den Ort ...
Der Ort: Er war einer der bestgehüteten Geheimnisse des Krieges. Die Alliierten hatten unzählige Täuschungen genutzt, um ihn zu schützen und den Feind zu vergiften, indem sie beispielsweise Fortitude South auf den Weg brachten. Diese gigantische Täuschungsaktion bestand darin, an eine Landung in Pas-de-Calais glauben zu lassen. Hierfür wurden eine unechte Invasionsarmee, von General Patton befehligt, aufblasbare Sherman-Panzer, Flugzeuge aus Sperrholz und Zelttuch sowie falsche Landungsgeräte und Anlegestellen errichtet. All dies wurde von einem Team Bühnenbildner in Kent meisterhaft in Szene gesetzt.
Das Datum: Darüber bestand Unsicherheit bis zum letzten Moment, bis zum berühmten “OK, let's go!”, das General Eisenhower in der Nacht vom 4. oder 5. Juni ausrief, nachdem er von der Möglichkeit günstiger Wetterbedingungen am folgenden Tag erfahren hatte. Auf deutscher Seite waren die Wetterämter weniger erfolgreich: Die Kriegsmarine erachtete eine Landung zwischen dem 5. und 7. Juni aufgrund des schlechten Wetters als höchst unwahrscheinlich. Sie hatte sogar ihre eigenen Patrouillen abgesagt. Marschall Rommel (Kommandant der Heeresgruppe B an der Westfront) vertraute diesen Wettervorhersagen und fuhr nach Deutschland, um den Geburtstag seiner Frau zu feiern. Außerdem wollte er den Führer davon überzeugen, im Westen mehr Panzerdivisionen bereitzustellen.
Im Übrigen wurde das deutsche Verteidigungssystem an den normannischen Küsten, einem Glied des “Atlantikwalls”, auf seinen Impuls hin seit Anfang 1944 konsequent verstärkt: Vervielfachung der Minen und Hindernisse an den Stränden sowie Überflutungen niedrig gelegener Gebiete, insbesondere an den Umgrenzungen der Halbinsel Cotentin. Von den Deutschen war sie gefürchtet, Stalin hoffte jedoch seit vielen Monaten auf die Landung. Er forderte die Alliierten nachdrücklich dazu auf, eine zweite Front im Westen zu eröffnen, um seine Truppen im Osten zu entlasten. Tatsächlich war die Rote Armee seit Juni 1941 die einzige, die die Wehrmacht auf dem europäischen Kontinent unermüdlich bekämpfte. Da sich an der Ostfront ein wichtiger Teil der deutschen Truppen befand, sollten die Sowjets ihren Anteil am Erfolg der Operationen an der Westfront haben.


Die Idee einer großflächigen Invasion Frankreichs ging bereits auf das Jahr 1942 zurück. Sie wurde jedoch mehrere Male verschoben, bis im Januar 1944 die konkrete Planung begann. Anfang Dezember 1943 wurde die Leitung der Operation dem amerikanischen General Dwight Eisenhower anvertraut, der zum Oberbefehlshaber der Alliierten Expeditionsstreitkräfte (Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force, SHAEF) ernannt worden war. Die fünf Monate vor dem D-Day waren deshalb entscheidend für den Erfolg der seither größten gemeinschaftlichen Operation der Geschichte, sowohl in Bezug auf ihre Komplexität als auch durch die eingesetzten Mittel. Die Planung der kleinsten Details der Operationen wurde mit außerordentlicher Sorgfalt betrieben.

In der Nacht vom 5. auf den 6. Juni springen die amerikanischen 82. und 101. Luftlandedivisionen sowie die britische 6. Luftlandedivision über Cotentin bzw. östlich der Orne ab. Insgesamt sind 17.000 Fallschirmjäger im Einsatz. Lastensegler, die Männer, Jeeps, schwere Maschinengewehre und Panzerabwehrwaffen transportieren, landen mehr schlecht als recht auf den Feldern. Die BBC sendet eine ganze Reihe persönlicher Nachrichten an den französischen Widerstand, um die groß angelegten Sabotageakte an den Verkehrsstraßen und Kommunikationskanälen zu starten, die von der Planungsabteilung vorgesehen worden waren. Vor der Ankunft der Landungsarmada schießen 3.467 schwere und 1.645 mittelgroße Bomber ihren Bomben über den deutschen Verteidigungsanlagen an der Küste ab - mit mäßigem Erfolg.
Um 5:45 Uhr beginnt die alliierte Bombardierung von Seeseite aus gegen die deutschen Stützpunkte und Batterien an der Küste. Meist verfehlt auch sie ihre Ziele. Selbst wenn ihre Batterien nicht zerstört sind, so sinkt die Moral der Verteidiger im Angesicht dieses Feuersturms vom Meer her zunehmend.
Erst zwischen 2 und 3 Uhr morgens hatten die wenigen noch funktionierenden deutschen Radarstationen das Echo der riesigen Invasionsflotte entdeckt, der ein Schirm von 277 Minenräumbooten vorausfährt. Sie besteht aus 1.200 Kriegsschiffen und 5.700 Transportschiffen. Der Beweis für den gelungenen Überraschungseffekt: Kein einziges deutsches U-Boot erreichte den Ärmelkanal, um die Alliiertenarmada anzugreifen. Der Teil von Overlord, der die Überquerung des Ärmelkanals betraf, wurde “Neptun” getauft. Während der ersten drei Gezeitenströme erreichen 130.000 Männer, vorrangig Amerikaner, Briten und Kanadier, sowie 20.000 Fahrzeuge die Küste. Wie es im sorgfältig ausgearbeiteten Plan der SHAEF vorgesehen war, gehen sie an den fünf Stränden, die sich auf der Westseite von Cotentin zwischen Quinéville und Ouistreham befinden, an Land: die amerikanische 1. Armee an den Stränden von Utah und Omaha, die britische 2. Armee sowie die kanadische 3. Division an den Stränden Gold, Juno und Sword.
Am Utah Beach erreicht die US-amerikanische 4. Infanteriedivision ihre Ziele mit weniger Verlusten als vorhergesehen. Weiter östlich geht die britische 50. Division am Gold Beach ebenso zügig an Land und dringt rasch ins Landesinnere vor. Die Landung der britischen 3. Division am Sword Beach sowie der kanadischen 3. Division im Sektor von Juno Beach wurde schwieriger, da der Widerstand der Verteidiger hier viel heftiger war. Nachdem die Franzosen des Kommandos Kieffer am Sword gelandet waren, nahmen sie das Casino von Riva-Bella in Ouistreham mit schwerwiegenden Verlusten ein. Anschließend schlossen sie sich mit den Männern der britischen 6. Luftlandedivision auf der Höhe der Brücke von Bénouville (Pegasus Bridge) zusammen. Die Verluste der Alliierten waren jedoch am Omaha Beach am größten. Dieser lange, gebogene Strand liegt weiter westlich und ist von Felsen umgeben, wie von demjenigen des Pointe du Hoc. Die deutschen Verteidigungsanlagen funktionierten hier, weil alle Bombardierungen aus der Luft und vom Meer ihre Ziele verfehlt hatten. Die Maschinengewehre mähten die ersten Wellen amerikanischer Soldaten nieder, die ohne Schutz aus den Landungsbooten gestiegen waren. Zudem verteidigten die Kämpfer der Wehrmacht ihre Positionen hartnäckig. Mit schwerwiegenden Verlusten und nach dem kurzweiligen Gedanken, dieses Ziel einfach aufzugeben, gelang es der amerikanischen 1. und 29. Division, dieses Ziel einzunehmen. Für die Amerikaner bleibt Omaha für immer Bloody Omaha, “Blutiges Omaha”.


Am Abend des 6. Juni ist die Operation Overlord ein Erfolg. Auf der Seite der Alliierten sind die Verluste geringer als erwartet. Es gibt trotzdem 10.000 Tote, Verwundete oder Vermisste, ein Viertel davon allein am Omaha. Ein anderes Viertel betrifft die amerikanischen 82. und 101. Luftlandedivisionen. Die Alliierten halten mehrere Brückenköpfe mit einer Tiefe von etwa zehn Kilometern. Die Normandie-Schlacht kann beginnen. Für die Kriegsparteien würde alles von ihrer Fähigkeit abhängen, in den kommenden Tagen zunehmend stärker zu werden.