Die deutsch-französische Gedenkstätte auf dem Hartmannswillerkopf
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Gespräch mit Jean Klinkert - Vorsitzender des Komitees für das Nationaldenkmal Hartmannswillerkopf
Jean Klinkert blickt auf die Geschichte dieser Gedenkstätte zurück und spricht über die Entstehung des bilateralen Projekts eines deutsch-französischen Geschichtsmuseums. Er zieht eine Bilanz aus den ersten vier Jahren des Bestehens der Stätte, die anlässlich der Hundertjahrfeier eingeweiht wurde, und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die Jugend.
Jean Klinkert. © DR
Könnten Sie uns in wenigen Worten das deutsch-französische Geschichtsmuseum auf dem Hartmannswillerkopf vorstellen und auf seine Entstehung eingehen?
Am 2. Februar 1921 wurde das Schlachtfeld auf dem Hartmannswillerkopf (HWK), auch „Le Vieil Armand" genannt, als erste Kampfstätte des Ersten Weltkriegs zu einem historischen Monument erklärt. Hundert Jahre später ist dieser Ort eines der Symbole der deutsch-französischen Freundschaft. Seit dem Ende des Ersten Weltkriegs hat sich viel getan.
Nachdem der Hartmannswillerkopf in den 1920er Jahren zunächst ausschließlich im Sinne der französischen Truppen in Erinnerung gerufen wurde, versank er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs allmählich in der deutsch-französischen Vergessenheit. In den 1960er Jahren und nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags kamen immer häufiger Besuchergruppen aus Deutschland an den Ort des ehemaligen Schlachtfelds.
Im Anschluss an die Renovierungsarbeiten, die Ende 2008 begannen und mehrere Jahre dauerten, wurde das Nationaldenkmal vollständig restauriert. Gleichzeitig wurde der Schwerpunkt auf die Gestaltung eines sicheren, dreisprachigen Lehrpfades sowie auf Maßnahmen zum Schutz und zur Aufwertung der Landschaft und der Überreste des Schlachtfeldes gelegt.
Am 3. August 2014 legten der französische Staatspräsident François Hollande und der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck den Grundstein für das Geschichtsmuseum, dessen Konzept in Zusammenarbeit mit einem deutsch-französischen wissenschaftlichen Beirat unter der Leitung von Gerd Krumeich und Nicolas Offenstadt erstellt wurde. Das Geschichtsmuseum wurde am 10. November 2017 von den Präsidenten Emmanuel Macron und Frank-Walter Steinmeier eingeweiht.
Das Geschichtsmuseum ist in vier Bereiche unterteilt, deren Ziel es ist, eine Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in den Vordergrund zu stellen, wobei es sich, wenn nicht um eine gemeinsame, so doch zumindest um eine zwischen Frankreich und Deutschland geteilte Erinnerung handelt.
Ein Originalfilm präsentiert eine Einführung in die historische Situation vor der Kriegserklärung im Jahr 1914. Nach einer Zeichentrickdarstellung des Gebirgskriegs am HWK liegt der Schwerpunkt der Ausstellung auf dem Alltagsleben der Soldaten, aber auch auf der deutsch-französischen Vergangenheitsbewältigung.
Dieses Projekt konnte dank der direkten und unermüdlichen Unterstützung des Verteidigungsministeriums, insbesondere durch die Direktion für Kulturerbe, Erinnerung und Archive, sowie der Gebietskörperschaften zu Ende geführt werden. Durch die aktive Zusammenarbeit mit dem VDK, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, konnten erhebliche EU-Mittel mobilisiert werden.
Deutsch-französische Gedenkstätte auf dem Hartmannswillerkopf. © AAA-IllProd
Was ist seine Hauptfunktion?
Diese ist vielfältig, denn sie ist sowohl Türöffner als auch Bindeglied zwischen den historischen Komponenten der Stätte, nämlich dem Schlachtfeld, der Nationalnekropole und dem Nationaldenkmal.
Diese neue Struktur ermöglicht es, die Geschehnisse, die sich zwischen 1914 und 1918 auf diesem Berg abgespielt haben, den verschiedenen Arten von Besuchern, die ihn jedes Jahr besuchen, zu erläutern. Der dort angebotene vollständig bilaterale Ansatz wird besonders von deutschsprachigen Touristen aus dem gesamten Rheineinzugsgebiet geschätzt.
Die Ausstellung bietet eine Reihe von Verständnishilfen, die die Entdeckung des Ortes und seiner symbolträchtigen Bauwerke erleichtern. Darüber hinaus erfüllt die neue Struktur auch praktische Bedürfnisse, indem sie auch einen Shop und einen kleinen Imbiss, Toiletten oder eine Ladestation für Elektrofahrräder anbietet.
Welchen Blick hat das junge Publikum in Frankreich und Deutschland nach vier Jahren auf diese bilaterale Einrichtung, die ein Symbol der Versöhnung ist?
Beim Besuch des Geschichtsmuseums finden junge Menschen konkrete Antworten auf ihre Fragen zum Ersten Weltkrieg. Oft fehlt ihnen auch die emotionale Komponente, die ein Besuch der Stätte mit sich bringen kann.
Die digitalen und audiovisuellen Tools, die ihnen zur Verfügung gestellt werden, ergänzen ihr Wissen und ermöglichen es ihnen, die Komplexität der Dinge richtig zu verstehen. Die seit kurzem bestehende Möglichkeit, Ausgrabungen in deutschen und französischen Lehrgräben durchzuführen, gibt jungen Menschen die Gelegenheit, mit den Händen eine gemeinsame Erinnerungserfahrung zu machen.
Außerdem beschäftigen sich die jungen Franzosen und Deutschen im Geschichtsmuseum mit der Erinnerung an die Tragödie dieses Konflikts, und übertragen sie auf die Zeitgeschichte. Sie sind besorgt über den zunehmenden Extremismus, den Aufschwung des Populismus und die Abschottung der Gesellschaft.
Durch die Arbeit im Geschichtsmuseum wird den Jugendlichen bewusst, wie wichtig die deutsch-französische Verständigung für den Frieden in Europa ist. Dieser ist kostbar und das Geschichtsmuseum soll mit seinem Motto daran erinnern: Liberté, Amitié et Paix – Freiheit, Freundschaft und Frieden!