Die Geschichte der Auslandsoperationen der französischen Armee seit 1963
Der Begriff OPEX steht im Militärjargon für „Auslandsoperation“. Die Auslandsoperationen tragen jeweils einen Namen in Bezug auf den Ort und die Art der umgesetzten Aktion. Von 1963 bis heute wurden mehr als 130 Auslandsoperationen durchgeführt, an denen Soldaten aller Armeen, Direktionen und Abteilungen teilnahmen: Landstreitkräfte, Luftstreitkräfte, nationale Marine, streitkräfteüberschreitende Direktionen und Abteilungen sowie die nationale Gendarmerie.
Als ständiges Mitglied des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (UNO) beteiligt sich Frankreich auch an militärischen Aktionen, indem es kraft eines exklusiven UNO-Mandats Soldaten als „Blauhelme“ entsendet. Als Mitglied der Organisation des Nordatlantikvertrags (NATO) nimmt Frankreich auch an der Seite seiner Alliierten an Militäroperationen teil, die in diesem Rahmen durchgeführt werden. Überdies ist Frankreich einer der Gründungsstaaten der Europäischen Union; das Europa der Verteidigung sorgt heute für Friedensoperationen sowie für Missionen mit humanitärem Charakter. Von 1963 bis heute sind 600 französische Soldaten in Ausübung dieser Missionen „für Frankreich gefallen“.
Zu Beginn der 1960er-Jahre müssen die französischen Streitkräfte mit der afrikanischen Unabhängigkeit und dem Ende der Entkolonialisierungskriege ihre Anstrengungen der Verteidigung des nationalen Territoriums widmen, aber auch in der Lage sein, Verteidigungsabkommen zu erfüllen, die Frankreich mit diesen neuen Partnern abschließt. Der Begriff „Eingreifen von außen“ wird daher bevorzugt verwendet, um auf die Bedrohungen zu reagieren, die auf diesen Ländern lasteten. In diesem postkolonialen Kontext erfolgen die ersten Auslandsoperationen daher im Rahmen einer Beteiligung unter nationalem Mandat zugunsten eines befreundeten Landes. Daran beteiligen sich nur jene Einheiten, die zu einem Einsatz in überseeischen Gebieten in der Lage sind. Die Operation LIMOUSIN, die von 1969 bis 1971 im Tschad durchgeführt wurde, gilt als erste große Auslandsoperation der französischen Streitkräfte.
In den Jahrzehnten von 1970 bis 1990 werden die Auslandsoperationen häufiger und vielfältiger. Die Krisensituationen in Afrika vervielfachen sich und erfordern ein Handeln nach neuen Mechanismen, wie die Unterstützung der Anti-Guerilla, die ausschließlich mit Luftwaffenmitteln geführt wurde (Mauretanien, 1978), oder, wie im Fall der gewaltsamen Operation in Kolwezi (Zaire, 1978) zum Schutz und Evakuierung französischer Staatsangehöriger und Ausländer, deren Leben durch bewaffnete Gruppen direkt bedroht war. Im Tschad greift Frankreich mehrmals ein, um die von Libyen unterstützten Rebellen aufzuhalten (1978, 1984, 1986). Im Rahmen seiner Auslandspolitik nimmt unser Land auch an friedenserhaltenden Operationen der Vereinten Nationen, wie der UNIFIL im Libanon ab 1978, teil. Schließlich wird die Überwachung der Seewege und insbesondere der Erdölversorgung zur wichtigsten Aufgabe der nationalen Marine, die auf der Achse Mittelmeer-Rotes Meer-Indischer Ozean die diplomatischen Marineoperationen verstärkt. Im Laufe dieses Zeitraums bleiben die französischen Eingriffe von außen jedoch hinsichtlich der Anzahl der eingesetzten Streitkräfte beschränkt.
Diversifizierung der friedensunterstützenden oder -erhaltenden Operationen
Das Ende des Kalten Krieges schafft neue strategische Herausforderungen. Der Golfkrieg in den Jahren 1990-1991 markiert den Beginn einer neuen Phase von Einsätzen. Die Auslandsoperationen vervielfachen sich unter verschiedenen Mandaten (UNO, EU, NATO). Sie verdeutlichen den Willen, im Rahmen einer internationalen Sicherheitspolitik zu handeln. Neben der Friedenserhaltung (Jugoslawien, 1992-1995) kommen noch die friedensunterstützenden (Kambodscha, 1992) oder humanitären Missionen (Somalia, 1993) hinzu.
Der Beginn des 21. Jahrhunderts ist durch die Ausweitung der Auslandsoperationen gekennzeichnet. Sie führen dazu, dass die französischen Streitkräfte, die mittlerweile völlig professionalisiert und in der Lage sind, schnell im Ausland einzugreifen, eine echte „zukunftsgerichtete Verteidigung“ sicherstellen können, um den Schutz Frankreichs, seiner Interessen und seiner Staatsangehörigen zu gewährleisten.
Professionalisierung der Streitkräfte und Verschärfung der Einsätze
Die Auslandsoperationen reihen sich aneinander und überlagern sich, wobei Einsätze an bereits bekannten (Tschad, 2008) und neuen Schauplätzen (Afghanistan, 2002-2013) hinzukommen. Sie sind durch eine Verschärfung der Kampfhandlungen (Libyen im Jahr 2011, Mali 2013, Irak-Syrien in den Jahren 2014-2017) und das Auftauchen neuer Aufgaben (Kampf gegen die Piraterie im Indischen Ozean im Jahr 2008...) gekennzeichnet. In einem Zeitraum von fünfzig Jahren haben die Auslandsoperationen somit das Leben der Streitkräfte geprägt. Diese Realität ist so markant, dass dieser Zeitabschnitt unserer Militärgeschichte als „Ära der Auslandsoperationen“ bezeichnet werden könnte.
Ein neues Kapitel dieser Geschichte beginnt. Inzwischen müssen sich diese Militäreinsätze nach einem Kontinuum zwischen innerer Sicherheit und zukunftsgerichteter Verteidigung ausrichten. Angesichts der terroristischen Bedrohung, die sich über die Grenzen hinwegsetzt, müssen die Streitkräfte weiter entfernt gegen die Ursprungsländer des Terrors vorgehen, die eine Bedrohung für unsere Mitbürger darstellen könnten, und sich gleichzeitig aktiv am Schutz des Staatsgebietes beteiligen. Die Notwendigkeit der Auslandsoperationen geht daher mit Dauerstellungen der Sicherheit im Luft- und Seeverkehr einher, die Tag und Nacht Schutz vor Annäherungen an das Land bieten sollen sowie den Sentinelle-Operationen auf dem nationalen Territorium, an der Seite der Sicherheitskräfte und als deren Ergänzung
Quelle: Delegation für Information und Kommunikation der Verteidigung