Die Italiener in Frankreich 1914-1918
Das italienische Expeditionskorps
Als der Krieg im Sommer 1914 ausbricht, melden sich Italiener freiwillig, um in der französischen Armee zu dienen. Sie bilden ein Regiment der Fremdenlegion, das in Erinnerung an Garibaldi, den Helden der italienischen Unabhängigkeit, der im Krieg von 1870 an der Seite der Franzosen kämpfte, „Garibaldiner-Regiment“ genannt wird. Sechs seiner Enkel kamen übrigens in dieser Einheit zum Einsatz, von denen zwei im Kampf gefallen sind. Das Regiment wird im Frühling 1915 aufgelöst.
Gemäß dem Geheimpakt von London, der am 23. April 1915 unterzeichnet wurde, erklärt Italien am 23. Mai 1915 Österreich-Ungarn, und am 23. August 1916 Deutschland den Krieg. Auf ihren Kriegsschauplätzen kämpfen die Italiener in den Dolomiten und im Friaul, an der Piave, dem Isonzo und auf der Hocheben von Asiago. Der Generalissimo Cadorna und anschließend Diaz befehligen sie. In der Adria trifft die königliche Marine auf die österreichische Flotte.
Infanteristen rücken in Richtung des Col de l'Échelle, Hautes-Alpes, vor, April 1918. © ECPAD
Die Mittelmächte durchbrechen am 24. Oktober 1917 die italienische Front in Caporetto. Ihr Vorrücken wird erst Mitte November an der Piave gestoppt, wo bald schon die französisch-britische Verstärkung eintrifft. Die Italiener Orlando und Sonnino, jeweils Ratspräsident bzw. Außenminister, Lloyd George, der englische Premierminister, Painlevé, der französische Ratspräsident sowie die Generäle Porro, Robertson und Foch halten am 6. und 7. November 1917 in Rapallo eine Konferenz ab, auf der sie versuchen, das Kommando und die Strategie der Alliierten zu vereinheitlichen. Am nächsten Tag wird im Beisein von König Viktor Emanuel III. durch einen Pakt ein Oberster Kriegsrat eingerichtet, der von einem aus den Generälen Diaz, Wilson und Foch bestehenden Militärausschuss unterstützt wird, die mit der Lösung der dringenden Probleme beauftragt sind.
Italienische Soldaten richten eine 0,60m breite Spur ein, Pernant, Aisne, 14. Mai 1918. © ECPAD/Emmanuel Mas
1918 hält Italien seine Vereinbarungen mit den Alliierten ein, als bei den stärksten deutschen Offensiven ein wesentlicher Truppenbedarf an der Westfront spürbar wird. Es schickt fast 41.000 Mann und Tausende Arbeiter militärischer Hilfskompanien nach Frankreich. Am 10. April wird das 2. italienische Armeekorps (2. CAI) mit dem Zug nach Frankreich gebracht. Es untersteht dem Kommando von General Albricci und umfasst die 3. und 8. Infanteriedivision (Infanteriebrigaden von Neapel, Salerno, Brescia, den Alpen sowie Kavallerie-, Genie-, Dienst- und Artillerieeinheiten). Die italienische Basis ist in Lyon eingerichtet, mit einem Lager im Hinterland in Miramas bei Marseille.
Erste Kämpfe
Das 2. CAI kommt am 25. April in der Region Mailly-le-Camp an, wo es Anfang Mai von General di Robilant, dem Delegiertem des gemeinsamen alliierten Militärrates und Kommandanten der italienischen Truppen in Frankreich, abgeschritten wird.
Die italienischen Einheiten von General Albricci durchqueren das Dorf Lhuître im Aube auf dem Weg zur Front, 23. April 1918.© ECPAD
Am 4. Mai wird im französischen Hauptquartier in Provins eine Konferenz zwischen General Pétain und den italienischen Generälen abgehalten, die beschließt, dass das 2. CAI nach einem Aufenthalt an einem ruhigen Frontabschnitt ab Monatsende in der Schlacht eingesetzt wird.
Am 12. Mai sammelt sich die 3. DI in Givry-en-Argonne in der Zone der 2. französischen Armee. Nach drei Tagen des Aufstiegs in Reihenform besetzt sie am 16. den Abschnitt von Aire und die Anhöhe von Vauquois.
An der italienischen Front, der Winterfeldzug in den Alpen. Ankunft der italienischen Truppen in Frankreich, 3.-4. Mai 1918. © ECPAD
Patrouilleneinsätze, die manchmal Mann gegen Mann enden, werden entlang des Flusses La Buanthe, im Wald von Cheppy und Richtung Avocourt gestartet. Am 30. Mai löst die 8. DI die 3. ab und bedrängt ihrerseits die Deutschen. Die von den Franzosen abgelöste 2. CAI bricht in die Champagne auf, um im Südwesten von Reims mit der 5. französischen Armee zu kämpfen.
Wald von Hesse, Meuse, italienischer Sektor, ein Grabenwächter, 21. Mai 1918.
© ECPAD/Maurice Boulay
Korporal Riccardo Martini von der Alpini-Brigade ist der erste Soldat, der für Italien auf französischem Boden gefallen ist. General Berthelot, Chef der 5. Armee, schreitet im Marne-Gebiet die italienischen Soldaten ab und gratuliert den Generälen Albricci, Pittaluga und Beruto.
Die Einsätze in der Champagne und im Departement Aisne
Als die Italiener auf den Plan treten, ist die zweite Schlacht an der Marne seit dem 27. Mai unter dramatischen Umständen im Gange: die Deutschen haben die Marne erreicht und die 6. französische Armee auseinander getrieben. Um den Frontvorsprung von Reims einzunehmen, der von den Kolonialtruppen - Marineartilleristen und Senegalesen - sowie den afrikanischen Truppen der 45. DI verteidigt wird, führen die deutschen Streitkräfte heftige Angriffe im Ardretal am Reimser Hügelland. Die Italiener erben daher einen entscheidenden Abschnitt, eine Nahtstelle der französischen Front. Das HQ der 2. CAI wird in Romery eingerichtet und ihre zwei Divisionen erhalten den Auftrag, die Front Saint-Euphraise-et-Clairizet, Bligny, Chambrecy, Champlat-et-Boujacourt zu verteidigen.
Am 23. Juni geraten die Italiener durch eine feindliche Offensive bei Montagne de Bligny ins Wanken, jedoch gelingt ihnen ein Gegenangriff. Am 15.-16. Juli drängen vier deutsche Infanteriedivisionen die Italiener 6 km zurück. Letztere, die mehrere Dörfer verlieren, leisten vor dem Gegenangriff am 18. Juli erbitterten Widerstand. Vom 23. Juli bis 1. August kämpfen die Alliierten um den Preis schwerer Verluste unaufhaltsam, um den Feind am Reimser Hügelland zurückzudrängen.
Bei Reims, Infanteriekompanie in Vorbereitung auf den Angriff, 20. Juli 1918. © ECPAD/Daniau
Die abgelösten Italiener stellen sich hinter der Front neu auf, wo sie Clemenceau besucht und ihnen für ihr Heldentum gratuliert. Am 26. August zeichnet Präsident Poincaré bei einer Zeremonie in der Champagne nach dem Abschreiten ihrer Fahnen die italienischen Offiziere und Soldaten aus, die sich bei den Kämpfen im Reimser Hügelland durch glanzvolle Aktionen hervorgetan hatten.
Nach ihrer Wiederherstellung kehrt die 2. CAI an die Front zur 5. französischen Armee zurück. Am 22. September sind die Italiener in der Linie an der Aisne, am Fuße des Chemin des Dames. Sie greifen am 30. an und nehmen die Anhöhe von Chavonne ein. Am 1. Oktober stoßen sie entlang dem Kanal vor, nehmen die Ruinen des Dorfes Soupir ein, jedoch werden sie vom 4. bis 10. in der Schlucht von Braye aufgehalten und erleiden schwere Verluste.
Das offizielle französische Kommuniqué vom 11. Oktober, 23 Uhr, würdigt sie: „Die italienischen Truppen, die gemeinsam mit unseren handelten, haben am Chemin des Dames ihren Vorsprung erfolgreich fortgesetzt, trotz des Widerstandes, auf den sie stießen. Sie haben Vendresse, Courteçon, Troyon und Cerny-en-Laonnois besetzt.“
Am 13. kommen die Italiener von den Bergkämmen herunter und passieren Ailette. Am 15. beteiligen sie sich an der Einnahme von Sissonne. Am 7. November nehmen sie schließlich das Dorf Thuel bei Montcornet ein.
Im Laufe dieser Einsätze hat die 2. CAI 4.375 Gefallene und 10.000 Verwundete verloren.