Die Landung und die Schlacht in der Provence
Eine Kolonne Schützen der 3. RTA (3. DIA) landet am Strand von La Foux und folgt der Bahnstrecke der Provence in Richtung ihres Versammlungsorts nahe Cogolin. Copyright ECPAD, Fotograf unbekannt. Quelle: TERRE 265-5942
Corps 1
Die Operation Anvil, später zu Dragoon umgetauft, soll es ermöglichen, die feindlichen Truppen aufzuhalten, über Tiefseehäfen zu verfügen und anschließend die rechte Flanke der amerikanischen Armee zu beschützen, die aus der Normandie kommt. Das Vorkommen von Untiefen sowie die Verteilung der feindlichen Batterien haben die Entscheidung für die Strände zur Landung beeinflusst.
Der Tag X wurde für den 15. August 1944 festgelegt.
Der Oberbefehlshaber des Operationsgebietes Mittelmeer ist der britische General Wilson. Die amerikanische 7. Armee, die dem Befehl von General Patch untersteht, wird den Expeditionskorps bilden. Sie setzt sich zusammen aus dem 6. Armeekorps (General Truscott) und einer Luftlandedivision (General Frederick). Zu ihr gehört ebenso die B-Armee unter dem Kommando von General de Lattre de Tassigny, ein Offizier, der für seinen legendären Tatendrang und seinen Mut bekannt war. In Bezug auf die kommenden Ereignisse hat de Lattre einen weiteren Vorteil: Er weiß um die Rolle, die die Partisanen spielen können.
Ein Kompromiss klärte die Situation der französischen Truppen: General Patch würde sie während der ersten Phase der Operation befehligen, General de Lattre würde mit Beginn ihres Einsatzes das taktische Kommando übernehmen. Die B-Armee umfasst fünf Infanteriedivisionen, zwei Panzerdivisionen (die 1. und die 5.), zwei Taborgruppen und zahlreiche Reservisten ohne Divisionszuweisung. Dort finden die Kämpfer des Expeditionskorps, der in Italien zu Ruhm gelangt war, sowie die frisch nach Nordafrika entsendeten Soldaten zusammen: gebürtige Franzosen, muslimische Soldaten aus Algerien, Tunesien und Marokko, Truppen aus dem französischen Westafrika, aus dem französischen Äquatorialafrika usw.
600 Transportschiffe und 1.270 Boote werden diese Landstreitkräfte an Land bringen, unter dem Schutz von 250 Kriegsschiffen (davon 14 französische), die die “Naval Western Task Force” des amerikanischen Admiral Hewitt bilden. Sie werden von Flugzeugen der “Mediterranean Allied Air Force” (2.000 Maschinen) unter dem amerikanischen General Eaker unterstützt.
Auf deutscher Seite sind die acht Divisionen der 19. Armee seit der zweiten Augustwoche im Alarmzustand. Sie werden von General Wiese befehligt, dessen Hauptquartier in Avignon liegt. Die Alliiertenflotte hatte aus strategischen Gründen ihre Schiffe vor Korsika versammelt, die in zehn Konvois aus den weit entfernten Häfen von Oran, Neapel und Tarent gekommen waren. Sie ist anschließend Richtung Genua aufgebrochen, um den Gegner zu täuschen. Aber am Abend des 14. August steuert sie auf die provenzalische Küste zu.
Am selben Abend erhalten die französischen Landstreitkräfte drei Nachrichten aus London, von denen die letzte, “Der Chef ist hungrig”, für den Beginn der Operation stand.
Am 15. August, kurz nach Mitternacht, neutralisiert die “First Special Service Force” (Colonel Walker) die Batterien auf den Hyères-Inseln. Die Kommandos aus Afrika (Colonel Bouvet) erreichen die Küste nahe des Cap Nègre, das sie einnehmen werden.
Die maritime Angriffstruppe (Kommandant Seriot), die an der Spitze von Esquillon angekommen war, stößt auf die Minenfelder von Trayas. Gegen 4 Uhr morgens werfen 400 Flugzeuge mehr als 5.000 alliierte Fallschirmjäger über dem Flusstal des Argens ab. Verstärkung und Material kommen mit Lastenseglern (insgesamt werden 10.000 Fallschirmjäger am Ende des Tages an Land gegangen sein).
Mithilfe lokaler Widerstandskämpfer verriegeln sie die Zugänge zu den Landungsgebieten. Im Morgengrauen erschüttert ein fürchterlicher Bombenangriff aus der Luft und vom Meer aus die Küste. Er zerstört die deutschen Positionen, die von der 242. Division unter General Basler gehalten werden.
Um 8 Uhr morgens stürmen die amerikanischen Angriffswellen der 3. DIUS (General O'Daniel), der 36. DIUS (General Dahlquist) und der 45. DIUS (General Eagles) aus ihren Landungsbooten, um zwischen Cavalaire und Saint-Raphaël an Land zu gehen - an den Stränden mit den Codenamen Alpha, Camel und Delta.
Unter diesen Soldaten befinden sich auch die Franzosen des Combat Command 1 (CC1) unter General Sudre. Am Abend des 15. August sind um Fréjus zwei Brückenköpfe errichtet. Unter den etwa 100.000 gelandeten Männern werden in den alliierten Reihen tausend Getötete und Vermisste gezählt. Am nächsten Morgen landet der Großteil der B-Armee: die 1. DFL in Calvaire, die 3. DIA in La Foux. Am 17. August errichtet De Lattre in Cogolin seinen Kommandoposten.
Die Strategie wurde festgelegt: Die amerikanischen Truppen rücken über die Haute Provence Richtung Isère und Rhône-Tal vor. Die Franzosen nehmen die Häfen von Toulon und Marseille ein.
Am 17. August hatte Hitler der deutschen 19. Armee tatsächlich den Befehl gegeben, nach Norden abzuziehen: Nur die in den zwei großen Häfen stationierten Divisionen würden um jeden Preis Widerstand leisten müssen. Die 11. Panzerdivision, die am 13. August die Region Toulouse ursprünglich verlassen hatte, um gegen die gelandeten Truppen vorzugehen, wird von den Partisanen in Hérault und Gard schikaniert sowie von der amerikanischen Luftwaffe angegriffen. Leidgeprüft zieht sie nach Norden ab, ohne ihren Auftrag erfüllt zu haben.
Am 18. August erreicht die von den Alliierten besetzte Zone eine Ausdehnung von 30 Kilometern. Am Vorabend haben 130 Flugzeuge vom Typ B26 erneut die Verteidigungsanlagen an der Küste bombardiert. Die 3. DIUS rückt in Cuers, Castellane ... ein. Die Amerikaner dringen weiterhin in Richtung des Flusses Durance vor. Ein Teil der “1st Special Service Force”, an der Seite der FFI, drängt weitere deutsche Einheiten Richtung Alpen zurück und befreit die Städte der Côte d'Azur. De Lattre will schnell vorwärtskommen: Der Feind muss überrannt werden, damit er seine Positionen nicht mehr festigen kann. Aber die Logistik muss ebenfalls berücksichtigt werden: An der Küste entladen die Schiffe nur langsam Männer und Material. Er entscheidet sich deshalb für einen späteren Zusammenschluss: Die Truppen werden eine nach der anderen in die Kampfgebiete geschickt, sobald sie angekommen sind.
Die 1. DFL (General Brosset), die Hyères einnehmen wird, rückt über die Küste vor und die 9. DIC (General Magnan) über das Gebirge. Die 3. DIA (General de Monsabert) nimmt Toulon erneut ein und zieht weiter nach Marseille. Die Operationen werden durch die Schiffsartillerie unterstützt.
In Toulon hat sich die deutsche Besatzung um die 242. Division verstärkt und im Hafen verschanzt: insgesamt etwa 25.000 Männer unter dem Kommando des Admirals Ruhfus, Befehlshaber der Kriegsmarine in der Provence. Auf der Seite der Alliierten verfügt De Lattre nur über etwa 16.000 Männer. Am 19. August erreicht die 3. RTA (Colonel de Linarès) die Stadtgrenze. Die 9. DIC wird sukzessive auf der Achse Pierrefeu-Toulon eingesetzt und durch Angehörige der 1. DB (General du Vigier) unterstützt.
Am selben Tag nehmen die Kommandos aus Afrika Coudon ein, nachdem sie die Batterie von Maurannes gestürmt haben. An den folgenden Tagen ist das Kommandobataillon (Colonel Gambiez) an der Reihe, den Berg Faron einzunehmen. Diese beiden Punkte dominieren die Bucht von Toulon. Am 22. und 23. August kämpfen die 9. DIC und die 1. DFL in der Stadt: Marineinfanteristen, Algerier, Senegalesen und freie Franzosen überbieten sich gegenseitig mit Mut, um voranzukommen.
Die deutsche Besatzung flüchtet auf die Halbinsel Saint-Mandrier, die von einer 340er Batterie verteidigt wird: Sie leistet bis zum 28. August Widerstand, obwohl bereits am Vorabend ein Triumphzug durch die jubelnde Stadt gezogen war.