Die Schlacht gegen die Hecken
Amerikanische GIs rücken durch eine Schneise vor, die von einem „Rhino“-Panzer in eine Hecke geschlagen wurde. Normandie, Juni/Juli 1944. Copyright US Nara
Corps 1
Die Schlacht gegen die Hecken findet im Juli 1944 in der normannischen Bocage statt. In ihr stehen sich die amerikanische 1. Armee unter Bradley und der 84. Korps unter von Choltitz gegenüber. Die Bedingungen hatten sich durch sehr regnerisches Wetter und einen durchnässten Boden erschwert. In den Wochen nach der Landung rückte die amerikanische Armee in der Normandie schnell vor und nahm am Ende des Monats Juni Cherbourg ein, den „Hafen der Befreiung“, der in der Versorgung der Alliierten eine entscheidende Rolle spielt. General Bradley plant, weiter Richtung Süden vorzudringen, um die Halbinsel Cotentin zu verlassen und ein geeigneteres Terrain für Panzermanöver zu finden.
Die materielle Überlegenheit der Amerikaner über die Wehrmacht wird offenbar und verstärkt sich immer weiter, Tag für Tag: Mitte Juli hat die US-Armee dreimal mehr Männer, fünfmal mehr Panzer und sie beherrscht den kompletten Luftraum. Das lässt die Amerikaner auf ein schnelles Verlassen dieses Sumpfgebietes hoffen, das an der Untergrenze der Halbinsel Cotentin liegt und nur schwer zu durchdringen ist. Doch dazu kommt es nicht. Einerseits ist die Unterstützung aus der Luft aufgrund des anhaltenden schlechten Wetters und einer niedrigen Wolkendecke nur von geringem Nutzen. Andererseits dient die Bocage den Deutschen als ein ausgezeichneter natürlicher Schutzwall: enge und umfriedete Felder, panzerhohe grüne Hecken, die aus undurchdringlichen und unüberwindbaren Dornensträuchern bestanden, sowie Entwässerungsgräben, die genauso viele Kommunikationsgräben darstellen. Der Monat Juli 1944 ist außergewöhnlich reich an Niederschlägen und verwandelt die Felder, in denen sich die amerikanischen Panzer festfahren, in Sumpfgebiete. Die Panzer stellen so ein leichtes Ziel für die deutschen Panzerjäger dar, die mit ihren gefürchteten Panzerfäusten und Panzerschrecks ausgestattet sind. In diesem grünen Labyrinth organisieren die Deutschen ein ausgeklügeltes Verteidigungssystem, das auf Minenfeldern sowie perfekt getarnten Nestern mit Maschinengewehren und Granatwerfern basiert. Die Amerikaner sind überrascht, als sie diese dichten und hohen Hecken entdecken, die sich stark von dem unterscheiden, was sie während ihres Trainings im Süden Englands gesehen hatten. General Collins sagt über die normannische Bocage, dass sie in keinster Weise dem nachstehen würde, was er als Schlimmstes im Dschungel von Guadalcanal gesehen hatte. Das Gebiet ist für die Verteidiger günstig. Und viele von ihnen sind erfahrene Kämpfer, die zu Elitetruppen gehören, wie den Fallschirmjägerdivisionen und der SS.