Freiwillige für Diên Biên Phu
Im April 1954 hat sich nach den Kämpfen, die auf die Schlacht um die fünf Hügel gefolgt sind, die Lage der Truppen des befestigten Lagers deutlich verschlechtert. Um die Garnison zu verstärken, werden Freiwillige, die keine Fallschirmjäger sind, über Diên Biên Phu abgesetzt.
Vor der Schlacht von Diên Biên Phu versammelt die Garnison des nordwestlichen Verbandes (GONO), der von Oberst Christian de la Croix de Castries befehligt wird, etwa 10.813 Kämpfer, die in drei Unterabschnitte und acht Widerstandszentren mit zehn Bataillons aufgeteilt sind. Außerdem werden zwei weitere Bataillone als allgemeine Reserve „für den Fall von Schwierigkeiten“ zugewiesen: das 1. Fallschirmjägerbataillon der Fremdenlegion (1. BEP) und das 8. Fallschirmjäger-Kommandobataillon (8. Choc).
Die Verluste durch die Offensive der Viêt Minh lassen ab dem 13. März 1954 die Zahl der Kämpfer mit Nahkampfwaffen sinken, die in der Lage sind, den Einheiten der Volksarmee entgegenzutreten. Oberstleutnant Langlais, der mit den Gegenangriffen in Diên Biên Phu beauftragt ist, verlangt ab dem Monat April außerdem von seinen Vorgesetzten in Hanoi eine Genehmigung für den Fallschirmabwurf von nicht ausgebildeten Fallschirmjägern als Verstärkung, also von solchen, die noch nie gesprungen sind. Zuerst erhält er eine eindeutige Absage, insbesondere wegen des Widerstands von Oberst Sauvagnac, dem Kommandanten der Luftlandetruppen von Indochina.
Angesichts der Dringlichkeit der Lage beschließt der Generalstab der Landstreitkräfte für Nord-Vietnam am 8. April jedoch, Schnellausbildungskurse einzurichten, um freiwillige Kämpfer auszubilden, die keine Fallschirmjäger sind. Die ersten Kurse sollten ab dem 15. abgehalten werden. Diese Entscheidung und die Langsamkeit des Kommandos bei seinen Antworten erregen den Zorn von Oberstleutnant Langlais. Daher sendet er am 11. April ein berühmt gewordenes Telegramm an Oberst Sauvagnac: „Sie haben die Lage in Diên Biên Phu noch nicht verstanden - Stopp - Ich wiederhole, es gibt weder GONO - noch GAP [Luftlandetruppen] - noch Legionäre - noch Marokkaner, sondern nur mehr 3.000 Kämpfer, deren Pfeiler die Fallschirmjäger sind, die zum Preis des Heldentums und unglaublicher Opfer den 4 Divisionen von Giap die Stirn bieten. Das Schicksal Hanois und des Indochina-Kriegs entscheidet sich in Diên Biên Phu - Stopp - Sie müssen verstehen, dass die Schlacht nur mit Fallschirmjägerverstärkung, ob ausgebildet oder nicht, weitergeführt werden kann - Stopp - Oberst de Castries […] wird vom Chefgeneral [Armeegeneral] alles bekommen, was Sie mir verweigern.“
Tatsächlich war der Befehl von General Navarre selbst erforderlich, damit das Absetzen der Freiwilligen über dem befestigten Lager genehmigt wurde. Insgesamt sind von den 4.277 Soldaten, welche die Garnison zwischen dem 13. März und dem 7. Mai 1954 verstärken, 700 Freiwillige ohne Ausbildung. Wie ein Bericht vom 15. Mai zeigt, konnten ca. 1.100 weitere, nicht ausgebildete Kandidaten nicht abgesetzt werden, „da die Transportmöglichkeiten [in der Luft] geringer waren als die verfügbaren Truppen“...
Nach dem Fall von Diên Biên Phu wird General Navarre vorgeworfen, er hätte angesichts des Bildes der Schlacht darauf bestanden, diese bis zu den letzten Tagen fortzuführen. In Wirklichkeit erschien Navarre diese „verbissene Fortsetzung des Widerstands“, wie er es nennt, aus mehreren Gründen notwendig: die militärische Ehre gebietet, dass die Möglichkeit einer Wende der Lage bis zum letzten Moment nicht ausgeschlossen werden darf und ein eventueller Waffenstillstand vor der Eröffnung der Indochina-Gespräche in Genf schließt das aus. Man muss hervorheben, dass diese Politik, die faktisch zur Fortsetzung der Fallschirmjägerverstärkung zugunsten der GONO führt, von der französischen Regierung nicht nur genehmigt, sondern sogar angeordnet wird.
Ivan Cadeau - Offizier und Doktor für Geschichte im Historischen Dienst der Verteidigung - In Les chemins de la mémoire Nr. 243 April-Mai 2014
Wissenwertes
Von den 4.277 freiwilligen Fallschirmjägern (1.384 Kontinentalfranzosen, 30 Nordafrikaner, 962 Legionäre, 1.901 Einheimische) sind 680 nicht ausgebildet (215 Kontinentalfranzosen, 30 Nordafrikaner und 435 Legionäre).