Gaston Monnerville
(2. Januar 1897: Cayenne, Französisch Guyana - 7. November 1991: Paris)
Gaston Monnerville, der Enkel eines Sklaven, wird 1897 in Cayenne geboren. Er ist ein brillanter Schüler und erhält 1912 ein Stipendium für das französische Mutterland. Er geht nach Toulouse und schließt dort das Gymnasium Pierre de Fermat (Hôtel Bernuy)als Stipendiat ab, bevor er sich an der philosophischen und juristischen Fakultät in Toulouse einschreibt. 1921 promoviert er in Jura mit einer Arbeit über "Die Bereicherung ohne Grund", die vom Erziehungsministerium subskribiert wird und einen Preis erhält. In demselben Jahr wird er zum Auswahlverfahren der Sekretäre der Conférence der Rechtsanwälte zu gelassen, erhält die Goldmedaille "Alexandre Fourtanier", die einen der besten Sekretäre auszeichnet, verlässt Toulouse und wird in die Anwaltskammer von Paris aufgenommen. Bald tritt er in das Büro eines berühmten Anwalts und Staatsmannes ein, César Campinchi, dessen wichtigster Mitarbeiter er acht Jahre lang ist.
1923 wird Gaston Monnerville Sekretär der Conférence des Avocats am Berufungsgericht in Paris. 1927 wird er zum Präsidenten der Vereinigung der jungen Advokaten gewählt und zeichnet sich in mehreren großen Prozessen aus, wie z.B. der Affaire "Galmot" 1931. Vierzehn Einwohner Guyanas, die nach dem Aufruhr im Jahr 1928, der auf Grund des Wahlbetrugs und des ungeklärten Todes des Abgeordneten Jean Galmot entstanden war, beschuldigt werden, kommen vor das Schwurgericht von Nantes. Gemeinsam mit Fourny, Zevaes und Henri Torres verteidigt sie Monnerville. Sein Plädoyer beeindruckt die Geschworenen so sehr, dass sie sich für den Freispruch der Angeklagten aussprechen. Dieser Aufsehen erregende Prozess steht am Beginn seiner politischen Tätigkeit. Er lässt sich in Guyana gegen den scheidenden Abgeordneten Eugène Lautier aufstellen und wird im ersten Wahlgang 1932 gewählt. 1936 wird er wieder gewählt, nachdem er 1935 zum Bürgermeister von Cayenne gewählt worden ist. Zweimal, 1937 und 1938, ist er Unterstaatssekretär der Kolonien, und auf Grund seiner Kenntnis der internationalen und überseeischen Angelegenheiten wird er zum Mitglied der französischen Delegation in der Pazifikkonferenz, der "Konferenz der neun Nationen" gewählt, die 1937 in Brüssel stattfindet, anlässlich des japanischen Angriffs auf China. 1939 ist Gaston Monnerville ein Parlamentarier von über vierzig Jahren. Gemäß dem Gesetz über die Nation in Kriegszeiten kann er nicht eingezogen werden. Zusammen mit vier Kollegen zieht er eine Gesetzesverordnung von Daladier heran, die eine Ausnahme vorsieht und geht sofort zur Marine. Er dient als "Rechtsoffizier" auf dem Panzerkreuzer "La Provence", eine Erfahrung, die er im Schiffstagebuch festhält.
Monnerville wird eine Woche nach der unbeschränkten Bevollmächtigung von Marschall Pétain in Vichy, am 10. Juli 1940, entlassen. Am 17. Juli 1940 fährt er nach Vichy, um gegen den Waffenstillstand und die Behandlung der aus Übersee stammenden Menschen durch die Regierung Pétain zu protestieren. Seit dem Winter 1940-1941 ist er in der Widerstandsbewegung "Combat" aktiv und verteidigt die aus Gewissensgründen oder wegen ihrer Volkszugehörigkeit gefangenen Personen. Unter dem Pseudonym "Commandant Saint-Just" ist er Mitglied des Maquis der Auvergne (Gruppe von Kommandeur Cheval), von Oktober 1942 bis Oktober 1944. Von Juni bis August 1944 verwaltet er das Krankenhaus von Cheylade, das von den FFI beschlagnahmt ist und nimmt vom 7. bis zum 10. September 1944 an der Operation "Bec d'Allier" teil. Das Kriegskreuz 1939-1945, die Rosette der Résistance und die Ehrenlegion für militärische Verdienste zeugen von seinem Mut und seinem Patriotismus. Im November 1944 erhält er von der Résistance im französischen Mutterland einen Sitz in der provisorischen beratenden Versammlung. Dort hat er den Vorsitz in der "Kommission des überseeischen Frankreichs" und hat die Ehre, im Namen der Völker der französischen Union in der feierlichen Sitzung vom 12. Mai 1945 den Sieg der Alliierten zu feiern. Er hält in dieser Sitzung auch eine Rede zu Ehren der Soldaten aus den überseeischen Gebieten.
1945 beruft die provisorische Regierung der Republik den Präsidenten Monnerville an die Spitze der Kommission, die das zukünftige politische Statut der Gebiete in Übersee vorbereiten soll. Diese Kommission arbeitet den konstitutionellen Rahmen der Französischen Union aus. Nachdem er am 21. Oktober 1945 zum dritten Mal in die Verfassungsgebende Versammlung von Guyana gewählt wurde, wird sein Mandat am 2. Juni des nächsten Jahres in der zweiten Verfassungsgebenden Nationalversammlung erneuert. Am 15. Dezember 1946 wird er zum Vizepräsidenten dieser Versammlung von Guyana gewählt. Im März 1947 wird er zum Präsidenten des Rates der Republik gewählt und im Januar 1948 wiedergewählt. Im November 1948 wird er Senator im Departement Lot und von 1964 bis 1971 Bürgermeister von Saint-Céré (Lot), dann Präsident des endgültigen Rates der Republik, der den Senat ersetzt und dessen Präsident er zweiundzwanzig Jahre lang bleibt. Von März 1974 bis März 1983 hat er einen Sitz im verfassungsgebenden Rat. Gaston Monnerville, ein großer Diener des Staates im Ausland, nachdem ihn Frankreich 1937 als Delegierten auf die Pazifik - Konferenz und im Januar 1946 in die Versammlung der Vereinten Nationen gesandt hat, 1957 Vertreter Frankreichs in Lateinamerika, 1980 in Haïti anlässlich der Zweihundertjahrfeier seiner Hauptstadt, Port-au-Prince. Der Schriftsteller Gaston Monnerville publiziert im Mai 1968 ein Werk über Georges Clemenceau und widmet sich dann seinen Memoiren, "Zeugnisse, vom tropischen Frankreich zum Palais du Luxembourg" (1975) und "Zweiundzwanzig Jahre Präsidentschaft" (1980).