Gedenken durch die Musik
Oberst Claude Kesmaecker leitet seit 15 Jahren das Musikkorps der französischen Luftstreitkräfte. Das vollkommen aus Berufsmusikern bestehende Musikkorps der Luftstreitkräfte verkörpert das Prestige und die herausragenden Werte der Flieger. Es nimmt am militärischen Zeremoniell teil und tritt auch bei Konzerten in Frankreich oder im Ausland auf.
Oberst Claude Kesmaecker. © Richard Nicolas-Nelson/Luftstreitkräfte/Verteidigung
Würden Sie sich bitte vorstellen und uns die Geschichte des Musikkorps der Luftstreitkräfte erzählen?
Das Musikkorps der Luftstreitkräfte wurde schon sehr früh, zwei Jahre nach der Gründung der Luftstreitkräfte im Jahre 1936 geschaffen. Nach dem Vorbild der republikanischen Garde wurde das Musikkorps der Luftstreitkräfte aus erstklassigen Musikern gebildet und der Führung des ersten musikalischen Leiters, Kommandant Claude Laty unterstellt.
Das auf der Luftwaffenbasis 107 „Sous-lieutenant René Dorme“ in Villacoublay in der Region Paris angesiedelte Musikkorps der Luftstreitkräfte verbreitet und unterstützt die Werte der Luftstreitkräfte in Frankreich und im Ausland.
Das Orchester nimmt an Zeremonien teil, bietet Konzerte in Frankreich und im Ausland an und erweist regelmäßig den höchsten Repräsentanten des Staates oder ausländischen Repräsentanten bei offiziellen Besuchen in Frankreich die Ehre. Darüber hinaus ist das Musikkorps der Luftstreitkräfte in das Kulturprogramm des Armeemuseums eingebunden. schließt sich regelmäßig Schulprojekten für die Jugend an und tritt an renommierten Orten der Republik auf, wie zum Beispiel dem Hôtel national des Invalides oder auch dem Pantheon.
Was mich anbelangt, so leite ich das Musikkorps der Luftstreitkräfte seit März 2005, nachdem ich musikalischer Leiter bei den Landstreitkräften (stellvertretender Direktor des Militärkonservatoriums) und der nationalen Marine (musikalischer Leiter der Flottenbesatzung von Brest) war.
Die Musik war bei Gedenkfeiern immer dabei. Welche Rolle spielt sie im feierlichen Ritual?
Die Rolle der Musik im feierlichen Ritual ist von zentraler Bedeutung. Das gilt doppelt. Denn zuerst geht es darum, alle Befehle in jeder Phase der Zeremonie hervorzuheben (jedem Kommando entspricht ein offizielles Signal).
Die Musik ist auch bei der Umsetzung der Nationalhymne, der Truppenschau und ggf. der Truppenparade unerlässlich.
Sie ist also für die genaue Einhaltung des Protokolls der Republik wesentlich.
Hat sich der Platz der Musik ihrer Meinung nach in den letzten Jahren weiterentwickelt?
Ist das Repertoire des Blasorchesters des Musikkorps der Luftstreitkräfte größer geworden?
An sich hat sich der Platz der Musik in den letzten Jahren nicht geändert, da das feierliche Ritual in Normen fixiert und unverrückbar ist.
Das Repertoire des Blasorchesters des Musikkorps der Luftstreitkräfte entwickelt sich jedoch ständig weiter. Es erfüllt gleichzeitig verschiedenste Erwartungen des Publikums und der Konzertplaner. Dabei wurden viele Werke und Arrangements aufgenommen, die speziell und exklusiv für das Musikkorps der Luftstreitkräfte geschrieben wurden. Denn das Musikkorps der Luftstreitkräfte zögert auch nicht, neue Komponisten ins Programm aufzunehmen, um damit die Öffnung der Luftstreitkräfte gegenüber der Zivilgesellschaft und der Jugend zu vermitteln.
Gab es, seit Sie das Orchester leiten, eine Zeremonie/eine Begebenheit, die Sie besonders berührt hat?
Mehrere Begebenheiten waren besonders wichtig und/oder bewegend. Das betrifft einerseits die internationalen Festivals, wie unsere Teilnahme am International Virginia Tattoo in Norfolk in den USA, insbesondere 2017 anlässlich des hundertsten Jahrestages des Eintritts der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg. Dabei kam es zu fruchtbaren Begegnungen mit Musikern anderer Länder.
Die Teilnahme an der Fernsehsendung „La boite à musique“ von Jean-François Zygel bot jedoch Gelegenheit, das Musikkorps der Luftstreitkräfte und im weiteren Sinne die Militärorchester einem breiten Publikum näherzubringen.
Ich vergesse aber auch nicht die glanzvollen und wichtigen Zeremonien, unter welchen die bewegende Trauerfeier nach der schrecklichen Katastrophe von Albacete (Spanien) im Jahr 2015 einen besonderen Stellenwert einnimmt.
Abschiedsfeier des GAA G.Maire, 23. September 2016 © Anthony Jeuland/Luftstreitkräfte/Verteidigung
Welchen Platz nimmt das Musikkorps der Luftstreitkräfte heute in der Militärkultur unseres Landes und allgemeiner im französischen Kulturerbe ein?
Das Musikkorps der Luftstreitkräfte nahm immer einen wichtigen Platz unter den Militärorchestern ein. Auf Grund seiner geografischen Lage und der Qualität seiner rekrutierten Musiker stellt das Musikkorps der Luftstreitkräfte weiter eine Art Vorbild für viele Formationen dar.
Heute wird das Musikkorps der Luftstreitkräfte, dank der von den Behörden der Luftstreitkräfte initiierten Bereitschaft zur Öffnung, immer wieder zu namhaften Festivals eingeladen. Es nimmt daher regelmäßig an „La folle journée“ in Nantes und in der Region Pays de la Loire teil. Ebenfalls ist es im musikalischen Rahmen des Armeemuseums (Invalidendom) sehr präsent und bleibt in die Aktionen für die Jugend (Schulkonzerte) stark eingebunden. Verschiedene Partnerschaften mit Konservatorien sowie mit französischen Musikinstitutionen bringen ihm schließlich regelmäßig eine Zusammenarbeit mit internationalen Solisten ein.