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Geneviève de Gaulle : Dienen mit all meiner Kraft

Aktie :

Aufbewahrt in der Akte, die das Zentralbüro für Aufklärung und Aktion (BCRA) im Namen von Geneviève de Gaulle geöffnet hat, ist der von uns dargestellte Brief ein seltenes und berührendes Dokument. Dieses Schreiben ist vor Allem eines von einer Nichte an ihren Onkel, um ihm die Neuigkeiten der Familie mitzuteilen, die zurzeit sehr verstört ist. Es ist insbesondere der Brief eines jungen Mädchens, den sie an den Chef des Freien Frankreichs schreibt, im Bewusstsein der Stellung, die die Frauen in der nationalen Wiederaufrichtung einzunehmen haben, und das mit “allen seinen Kräften dienen” will.

Corps 1

Eine Familie im Krieg

Mein lieber Onkel Charles”… Datiert vom 6. Mai 1943, beginnt dieser Brief wie eine banale Familienkorrespondenz (siehe Tonbildschau). Sehr bald nimmt er jedoch einen dramatischen Charakter an. Vielleicht wissen Sie schon, welche Ereignisse unsere Familie getroffen haben?”, schreibt Geneviève de Gaulle (siehe Tonbildschau): Pierre, der jüngere Bruder von Charles wurde am 16. März 1943 verhaftet (und nicht am 16. April, wie es Geneviève schreibt), und an einem unbekannten Ort festgehalten. Marie-Agnès de Gaulle und ihr Ehemann Alfred Cailliau werden ihrerseits am 29. April festgenommen. Um einem ähnlichen Schicksal zu entkommen, wählen der Vater von Geneviève, Xavier de Gaulle, seine zweite Frau Armelle Chevallier-Chantepie und ihr Sohn Henry das Exil in der Schweiz. Mit der Hilfe von Abbé Pierre, der ein enger Freund seiner Frau Jeanne Michoud ist, folgt ihnen bald Jacques de Gaulle. Die Familie de Gaulle hat schwer unter den Entscheidungen von Charles zu leiden, aber sie zweifelt niemals an der Richtigkeit seiner Wahl. ”Wir sind alle sehr stolz auf Ihre Handlungen und wollen Ihrer nicht unwürdig erscheinen”, schreibt Geneviève.

Corps 2

Eine engagierte junge Frau

Im Mai 1943 ist Geneviève de Gaulle 22 Jahre alt. Von Beginn an im Widerstand, agiert sie zunächst alleine und dann mit der Gruppe Musée de l'Homme und schließlich bei Défense de la France. Aber ihr Name, auf den sie “so stolz” ist, hat sie bisher daran gehindert, sich den “Aktivisten zu nähern, um sie nicht zu kompromittieren”. Aus dem gleichen Grund wie ihre Familie verfolgt, und nunmehr frei von “jeglichen Familienbanden” schreibt sie, Ich folge Ihren Befehlen und ich erwarte sie […] Was auch immer die Risiken und Schwierigkeiten sind, ich werde mit Freude zu Diensten stehen”.

Denn dieser Brief ist auch jener einer jungen Frau, wo man schon die zukünftige Militantin und spätere Präsidentin des nationalen Vereins für Deportierte und Internierte des Widerstands (ADIR) und von d'Agir tous pour la dignité-Quart monde (ATD Quart monde) erkennt. So schreibt Geneviève, “die Frauen haben bewiesen […] dass sie auch nützlich sein können”. Die Frauen stellten tatsächlich 15 bis 20% des Widerstands dar und ca. 15% der internierten und deportierten Widerstandskämpfer. Dennoch wurde ihr Engagement bei der Befreiung wenig geschätzt: Nur sechs Frauen erscheinen unter den 1.059 Compagnons de la Libération und sie haben nur 10% der Medaillen des Widerstands erhalten. Wir wissen nicht, wie dieser Brief nach Algier in die Hände des Leiters des BCRAA, André Pélabon, gelangt ist. Jedenfalls übergibt dieser das Dokument am 22. Juli 1944 Oberstleutnant Passy, Leiter des BCRAL, um die konkreten Modalitäten des Engagements der Nichte des Generals umzusetzen (siehe Tonbildschau). Leider wird sie zwei Tage mit vierzig ihrer Kameraden von Défense de la France von der französischen Gestapo der rue Lauriston verhaftet (siehe Ein Karren steht bereit und Die Akte Kurt Lischka). Geneviève de Gaulle beginnt also ihre “Reise durch die Nacht”. Sie wird im Februar 1944 nach Ravensbrück deportiert und erst am 25. April 1945 befreit.

Grégory Auda

Chefredakteur der Revue Les Chemins de la mémoire,

Autor verschiedener Werke über die Kollaboration und das organisierte Verbrechen

WEITERE INFORMATIONEN

Die Einzelakte der Widerstandskämpferin Geneviève de Gaulle wird unter dem Aktenzeichen GR 16 P 165201 aufbewahrt.

  • Geneviève de Gaulle, sans date.
    © SHD
  • Lettre autographe de Geneviève de Gaulle à son oncle, 6 mai 1943, p. 1.
    © SHD
  • Lettre autographe de Geneviève de Gaulle à son oncle, 6 mai 1943, p. 2.
    © SHD
  • Lettre autographe de Geneviève de Gaulle à son oncle, 6 mai 1943, p. 3.
    © SHD
  • Lettre autographe de Geneviève de Gaulle à son oncle, 6 mai 1943, p. 4.
    © SHD
  • Lettre autographe de Geneviève de Gaulle à son oncle, 6 mai 1943, p. 5.
    © SHD
  • Lettre autographe de Geneviève de Gaulle à son oncle, 6 mai 1943, p. 6.
    © SHD
  • Lettre autographe de Geneviève de Gaulle à son oncle, 6 mai 1943, p. 7.
    © SHD
  • Note manuscrite d'André Pelabon, chef du BCRAA, sans date.
    © SHD