Honoré d'Estienne d'Orves (1901-1941)
Umschlagfoto : Honoré d'Estienne d'Orves im Jahr 1930. Quelle : Historischer Dienst des Verteidigungsministeriums (SHD) *
Corps 1
Als am 22. Juni 1940 der Waffenstillstand geschlossen wurde, ging der Marineoffizier Henri Louis Honoré d'Estienne d'Orves in den Untergrund, um das nationalsozialistische Deutschland zu bekämpfen. Ein Jahr später wird dieser Pionier des Widerstands wegen Spionage zum Tode verurteilt. Am 29. August 1941 wird er zusammen mit zwei Kameraden des Widerstands, Maurice Barlier und Yan Doornik, im Fort Mont-Valérien von den Nazis exekutiert. I - D'Estienne d'Orves vor 1940 : ein weltoffener Marineoffizier 1901 - Am 5. Juni wird Henri Louis Honoré, Graf von Estienne d'Orves, in Verrières-le-Buisson (Essonne) geboren. Er stammt aus einem alten Adelsgeschlecht: den aus der Provence stammenden Estienne väterlicherseits, und den Vilmorin mütterlicherseits.
Corps 2
1917 - D'Estienne d'Orves macht das Abitur. 1921 - D'Estienne d'Orves tritt in die École Polytechnique ein. Seine Mitschüler beschreiben ihn als einen freundlichen, geistreichen und wissensdurstigen Menschen. 1923 - Im August, als er von der Polytechnique abgeht, dient Estiennes d'Orves in der Marine. Im Oktober ist er Offiziersanwärter an Bord der Jeanne d'Arc. Seine vielen Schiffsreisen führen ihn zu neuen Horizonten: von Brasilien nach China, von Marokko nach Bali. Die Liegezeiten in den Häfen sind für ihn Gelegenheiten zu lernen und zu versuchen, die Menschen und ihre Kulturen zu verstehen. 1929 - D'Estienne d'Orves heiratet Éliane de Lorgeril. Aus dieser Ehe stammen fünf Kinder. 1939 - Beginn des Zweiten Weltkriegs Am 3. September 1939 erklären Frankreich und Großbritannien (die Alliierten) Nazi - Deutschland den Krieg, als Antwort auf den Einmarsch der Truppen Hitlers nach Polen.
Kapitänleutnant d'Estienne d'Orves dient auf dem Kreuzer Duquesne im Stab der Force "X", die unter dem Kommando von Admiral Godfroy die britische Flotte von Admiral Cunningham im östlichen Mittelmeer verstärken soll. II - D'Estienne d'Orves im Jahr 1940 : ein Pionier des Widerstands gegen das nationalsozialistische Deutschland 22. Juni 1940 - Die Regierung Pétain unterzeichnet den Waffenstillstand Zum Zeitpunkt des Waffenstillstands ist Estienne d'Orves mit der Force "X" in Alexandrien. Ein stillschweigendes Übereinkommen zwischen den französischen und englischen Admirälen verhindert Kämpfe zwischen den Alliierten von gestern, aber die französischen Schiffe liegen fest. D'Estienne d'Orves entscheidet sich dafür, den Kampf fortzusetzen und seinen Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern. Diese Entscheidung fällt ihm nicht leicht, denn die Pflicht zu gehorchen ist für ihn außerordentlich wichtig. Er ist sich aber sicher, dass ein Kampf niemals wirklich verloren ist, solange die Möglichkeit einer frei gewählten Aktion besteht. Juli 1940 - D'Estienne d'Orves wählt den Widerstand gegen Nazi - Deutschland In einem Brief vom 10. Juli an Admiral Godfroy teilt ihm d'Estienne d'Orves mit folgenden Worten seine Entscheidung mit, den Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland fortzusetzen: "... Sie werden meine Gefühle erraten. Ich bin in der Liebe zum Vaterland erzogen worden - ebenso wie meine Kameraden, da bin ich mir sicher - aber 1870 und 1914 haben meine Eltern und mich dermaßen gezeichnet, dass ich mir die augenblickliche Knechtung Frankreichs nicht vorstellen kann. Ohne mir ein Urteil über das Außenministerium zu erlauben, fühle ich mich nicht in der Lage, ein Frankreich so wieder aufzubauen, wie man es uns jetzt vorschlägt. Solange es noch ein Fünkchen Hoffnung gibt, werde ich kämpfen, um mein Land aus den Klauen des Mannes zu befreien, der unsere Familien und unsere Traditionen zerstören will..."
D'Estienne d'Orves nimmt das Pseudonym "Châteauvieux" an (von dem Namen einer seiner Vorfahrinnen). Er bildet ein Kommando aus ein paar Leuten, Offizieren und Marinesoldaten von den Schiffen der Force "X": die 1. Marinegruppe. Er bietet General Legentilhomme, dem Kommandeur der französischen Truppen in Djibouti, seine Dienste an, der sich mit der Kolonie General de Gaulle anschließen will. Mit einigen Angehörigen der Marine geht er nach Suez, wo er Oberst de Larminat trifft, der sich dem Freien Frankreich angeschlossen hat. Am 23. Juli 1940 legt d'Estienne d'Orves mit der Antenor in Aden an und erfährt dort, dass Legentilhommes Plan gescheitert ist. So entscheidet er sich, nach Großbritannien zu fahren, wo französische Schiffe auf Besatzungen warten.
September 1940 - D'Estienne d'Orves schließt sich in England dem Freien Frankreich an D'Estienne d'Orves und seine Kameraden legen am 2. August ab und kommen Ende September in London an. Am 1. Oktober wird d'Estienne d'Orves zum Korvettenkapitän befördert. Er wird in das 2. Büro des Stabes der freien französischen Marine berufen. Als Adjutant von Oberst Passy, dem Chef des Zentralbüros für Aufklärung und Aktion (BCRA), gründet d'Estienne d'Orves das Nemrod - Netz. Das wichtigste Anliegen des Nachrichtendienstes des Freien Frankreichs ist die Kenntnis über die feindlichen Truppenbewegungen in den besetzten Gebieten, die Lage der Flugplätze, die Positionen der Batterien usw. Mehrere Agenten wurden bereits zu diesem Zweck an die französische Küste geschickt, um Kontakte herzustellen. Am 6. September 1940 ging Maurice Barlier als erster nach Frankreich; am 1. Oktober folgte ihm Yan Doornik. D'Estienne d'Orves will selbst an Ort und Stelle die Aktionen seiner Leute koordinieren, notwendige Kontakte knüpfen, weitere Agenten anwerben. Er ist jetzt Leiter des Dienstes, da Passy zeitweilig andere Funktionen übertragen wurden. Dezember 1940 - D'Estienne d'Orves, genannt "Jean-Pierre", kehrt nach Frankreich zurück, um den Nachrichtendienst des Freien Frankreichs aufzubauen Am 21. Dezember legt der Trawler Marie-Louise von Newlyn in Cornwall ab, an Bord sind d'Estienne d'Orves - jetzt "Jean-Pierre" - und ein junger elsässischer Funker, Alfred Gaessler, genannt "Marty". Am selben Abend gehen sie nicht weit von der Pointe du Raz an Land und werden in Chantenay, in der Nähe von Nantes, untergebracht. In Lorient und Nantes treffen sie Mitglieder des Netzes Nemrod.
Am 25. Dezember wird die erste Funkverbindung zwischen dem besetzten Frankreich und London hergestellt. Barlier ist beauftragt, die Gegend um Bordeaux zu erkunden, und d'Estienne d'Orves kümmert sich um den Norden und die Region um Paris. Am 27. Dezember ist d'Estienne d'Orves in Paris. Er trifft sich mit den Verantwortlichen der anderen Widerstandsnetze. Von der Bretagne aus schickt "Marty" regelmäßig wichtige Botschaften nach London. Er erweist sich allerdings als sehr unvorsichtig und begeht viele Indiskretionen. III - D'Estienne d'Orves im Jahr 1941 : ein Held des Freien Frankreichs, der von den Nazis im Fort Mont-Valérien exekutiert wird Januar 1941 - D'Estienne d'Orves und seine Kameraden werden denunziert und verhaftet Am 19. Januar 1941 ist d'Estienne d'Orves wieder in Nantes. Er beschließt, "Marty" bei seiner nächsten Reise wieder mit nach England zu nehmen. Aber "Marty", Sohn eines nationalsozialistisch eingestellten Elsässers und selbst deutschfreundlich, hat an demselben Tag Kontakt mit der deutschen Gegenspionage aufgenommen und die Namen der vierunddreißig Mitglieder des Netzes verraten. Sofort beginnen die Verhaftungen. In der Nacht vom 21. Auf den 22. Januar wird d'Estienne d'Orves festgenommen. In Nantes finden die ersten Verhöre statt. Dann werden die Gefangenen nacheinander nach Angers, Paris und Berlin transportiert, während "Marty" bis Februar falsche Nachrichten nach London übermittelt. Februar 1941 - D'Estienne d'Orves und seine Kameraden sind in Paris im Gefängnis Am 26. Februar 1941 sind d'Estienne d'Orves und seine Kameraden wieder in Paris in Haft, in dem Gefängnis Cherche-Midi. Mai 1941 - D'Estienne d'Orves wird wegen Spionage zum Tode verurteilt Am 13. Mai 1941 erscheinen d'Estienne d'Orves und sechsundzwanzig seiner Kameraden vor dem deutschen Kriegsgericht in Paris. Während des Prozesses, der zwölf Tage dauert, deckt d'Estienne d'Orves seine Mitgefangenen. Die Richter verhängen neun Todesurteile und Gefängnisstrafen, würdigen allerdings die Verurteilten. Gnadengesuche werden eingereicht. Der Aufschub, der d'Estienne d'Orves gewährt wird, wird auf verschiedene Weisen erklärt: manche sehen darin den Wunsch von Stülpnagels, des Militärkommandanten in Frankreich, auf eine spektakuläre Gelegenheit zu warten, mit der er Eindruck machen kann; andere weisen darauf hin, dass die Verurteilung große Unruhe in der Marine ausgelöst hat, sowohl in London als auch in Vichy, so dass Admiral Darlan sich an die deutschen Behörden wandte. In dem Gefängnis Cherche-Midi, dann in dem Gefängnis von Fresnes, liest d'Estienne d'Orves, meditiert, betet, kommentiert die großen Klassiker der Literatur, hält die Moral seiner Mitgefangenen aufrecht. Vor allem schreibt er. Sein Tagebuch legt Zeugnis ab, fast im religiösen Sinne des Wortes: er erzählt seiner Familie seine Kindheit und rechtfertigt seinen Einsatz als Christ und Soldat. Hoffnung und Enttäuschung folgen einander von Tag zu Tag. Sein Anwalt, Oberleutnant Mörner, scheint zuversichtlich.
August 1941 - D'Estienne d'Orves wird von den Nazis im Fort Mont-Valérien hingerichtet Am 21. August wird ein deutscher Soldat, der Kadett Moser von der Kriegsmarine, in Paris in der Metrostation Barbès-Rochechouart umgebracht. Am 22. August unterzeichnet General Schaumburg, Kommandant von "Groß - Paris", eine Anordnung, in der die gefangenen Franzosen in Geiseln verwandelt werden. Zur gleichen Zeit bietet sich für Stülpnagel, dem Militärkommandanten von Frankreich, zweifellos die Gelegenheit, ein "Exempel" zu statuieren, indem er die bereits zum Tode verurteilten Gefangenen hinrichten lässt.
In seinem letzten Brief an seine Schwester vom 28. August spricht d'Estienne d'Orves über Frankreich: "Ich sterbe für Frankreich, für seine vollkommene Freiheit, und ich hoffe, dass ihm mein Opfer nützen wird" D'Estienne d'Orves hatte auch geschrieben: "Hasst niemanden um meinetwillen, jeder hat seine Pflicht für das eigene Vaterland getan. Bemüht euch aber darum, den Charakter der Nachbarvölker Frankreichs besser kennen und verstehen zu lernen". Am 29. August werden Barlier, Doornik und Estienne d'Orves in das Fort Mont-Valérien gebracht. Ihre sechs Kameraden sind begnadigt worden. Wenige Minuten vor seinem Tod zeigt sich noch einmal der Charakter dieses Marineoffiziers, als er seinen Richtern öffentlich vergibt. Er bittet darum, ihm nicht die Hände zu fesseln und die Augen zu verbinden. Um 6h30 werden die drei Männer erschossen. Am 30. August 1941 erfahren die Pariser aus einem gelben, schwarz umrandeten Plakat, das an den Mauern der Hauptstadt angeschlagen ist, dass Henri Louis Honoré, Graf d'Estienne d'Orves, wegen Spionage von einem deutschen Gericht zum Tode verurteilt, am Vortag erschossen wurde, wie auch Maurice Barlier und Yan Doornik.
1943 - publiziert Louis Aragon ein Gedicht zu Ehren zweier Helden der Résistance Am 11. März 1943 veröffentlicht Louis Aragon sein Gedicht "La Rose et le Réséda", in dem er an den gemeinsamen Kampf "desjenigen erinnert, der an den Himmel glaubte und desjenigen, der nicht daran glaubte", zu Ehren von Honoré d'Estienne d'Orves und Gabriel Péri. Wenn Sie mehr wissen möchten: De Montety,Étienne, Honoré d'Estienne d'Orves - Un héros français (Honoré d'Estienne d'Orves - Ein französicher Held) , 2001. Honoré d'Estienne d'Orves Rose und Philippe, Honoré d'Estienne d'Orves - Pionnier de la Résistance, 1990.
Nota (*) Die Privatarchive des Fregattenkapitäns Honoré d'Estienne d'Orves - Korrespondenz, Aufzeichnungen, Hefte und Alben - werden zum größten Teil im Historischen Dienst des Verteidigungsministeriums (Abteilung Marine) aufbewahrt.
Kapitänleutnant d'Estienne d'Orves dient auf dem Kreuzer Duquesne im Stab der Force "X", die unter dem Kommando von Admiral Godfroy die britische Flotte von Admiral Cunningham im östlichen Mittelmeer verstärken soll. II - D'Estienne d'Orves im Jahr 1940 : ein Pionier des Widerstands gegen das nationalsozialistische Deutschland 22. Juni 1940 - Die Regierung Pétain unterzeichnet den Waffenstillstand Zum Zeitpunkt des Waffenstillstands ist Estienne d'Orves mit der Force "X" in Alexandrien. Ein stillschweigendes Übereinkommen zwischen den französischen und englischen Admirälen verhindert Kämpfe zwischen den Alliierten von gestern, aber die französischen Schiffe liegen fest. D'Estienne d'Orves entscheidet sich dafür, den Kampf fortzusetzen und seinen Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern. Diese Entscheidung fällt ihm nicht leicht, denn die Pflicht zu gehorchen ist für ihn außerordentlich wichtig. Er ist sich aber sicher, dass ein Kampf niemals wirklich verloren ist, solange die Möglichkeit einer frei gewählten Aktion besteht. Juli 1940 - D'Estienne d'Orves wählt den Widerstand gegen Nazi - Deutschland In einem Brief vom 10. Juli an Admiral Godfroy teilt ihm d'Estienne d'Orves mit folgenden Worten seine Entscheidung mit, den Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland fortzusetzen: "... Sie werden meine Gefühle erraten. Ich bin in der Liebe zum Vaterland erzogen worden - ebenso wie meine Kameraden, da bin ich mir sicher - aber 1870 und 1914 haben meine Eltern und mich dermaßen gezeichnet, dass ich mir die augenblickliche Knechtung Frankreichs nicht vorstellen kann. Ohne mir ein Urteil über das Außenministerium zu erlauben, fühle ich mich nicht in der Lage, ein Frankreich so wieder aufzubauen, wie man es uns jetzt vorschlägt. Solange es noch ein Fünkchen Hoffnung gibt, werde ich kämpfen, um mein Land aus den Klauen des Mannes zu befreien, der unsere Familien und unsere Traditionen zerstören will..."
D'Estienne d'Orves nimmt das Pseudonym "Châteauvieux" an (von dem Namen einer seiner Vorfahrinnen). Er bildet ein Kommando aus ein paar Leuten, Offizieren und Marinesoldaten von den Schiffen der Force "X": die 1. Marinegruppe. Er bietet General Legentilhomme, dem Kommandeur der französischen Truppen in Djibouti, seine Dienste an, der sich mit der Kolonie General de Gaulle anschließen will. Mit einigen Angehörigen der Marine geht er nach Suez, wo er Oberst de Larminat trifft, der sich dem Freien Frankreich angeschlossen hat. Am 23. Juli 1940 legt d'Estienne d'Orves mit der Antenor in Aden an und erfährt dort, dass Legentilhommes Plan gescheitert ist. So entscheidet er sich, nach Großbritannien zu fahren, wo französische Schiffe auf Besatzungen warten.
September 1940 - D'Estienne d'Orves schließt sich in England dem Freien Frankreich an D'Estienne d'Orves und seine Kameraden legen am 2. August ab und kommen Ende September in London an. Am 1. Oktober wird d'Estienne d'Orves zum Korvettenkapitän befördert. Er wird in das 2. Büro des Stabes der freien französischen Marine berufen. Als Adjutant von Oberst Passy, dem Chef des Zentralbüros für Aufklärung und Aktion (BCRA), gründet d'Estienne d'Orves das Nemrod - Netz. Das wichtigste Anliegen des Nachrichtendienstes des Freien Frankreichs ist die Kenntnis über die feindlichen Truppenbewegungen in den besetzten Gebieten, die Lage der Flugplätze, die Positionen der Batterien usw. Mehrere Agenten wurden bereits zu diesem Zweck an die französische Küste geschickt, um Kontakte herzustellen. Am 6. September 1940 ging Maurice Barlier als erster nach Frankreich; am 1. Oktober folgte ihm Yan Doornik. D'Estienne d'Orves will selbst an Ort und Stelle die Aktionen seiner Leute koordinieren, notwendige Kontakte knüpfen, weitere Agenten anwerben. Er ist jetzt Leiter des Dienstes, da Passy zeitweilig andere Funktionen übertragen wurden. Dezember 1940 - D'Estienne d'Orves, genannt "Jean-Pierre", kehrt nach Frankreich zurück, um den Nachrichtendienst des Freien Frankreichs aufzubauen Am 21. Dezember legt der Trawler Marie-Louise von Newlyn in Cornwall ab, an Bord sind d'Estienne d'Orves - jetzt "Jean-Pierre" - und ein junger elsässischer Funker, Alfred Gaessler, genannt "Marty". Am selben Abend gehen sie nicht weit von der Pointe du Raz an Land und werden in Chantenay, in der Nähe von Nantes, untergebracht. In Lorient und Nantes treffen sie Mitglieder des Netzes Nemrod.
Am 25. Dezember wird die erste Funkverbindung zwischen dem besetzten Frankreich und London hergestellt. Barlier ist beauftragt, die Gegend um Bordeaux zu erkunden, und d'Estienne d'Orves kümmert sich um den Norden und die Region um Paris. Am 27. Dezember ist d'Estienne d'Orves in Paris. Er trifft sich mit den Verantwortlichen der anderen Widerstandsnetze. Von der Bretagne aus schickt "Marty" regelmäßig wichtige Botschaften nach London. Er erweist sich allerdings als sehr unvorsichtig und begeht viele Indiskretionen. III - D'Estienne d'Orves im Jahr 1941 : ein Held des Freien Frankreichs, der von den Nazis im Fort Mont-Valérien exekutiert wird Januar 1941 - D'Estienne d'Orves und seine Kameraden werden denunziert und verhaftet Am 19. Januar 1941 ist d'Estienne d'Orves wieder in Nantes. Er beschließt, "Marty" bei seiner nächsten Reise wieder mit nach England zu nehmen. Aber "Marty", Sohn eines nationalsozialistisch eingestellten Elsässers und selbst deutschfreundlich, hat an demselben Tag Kontakt mit der deutschen Gegenspionage aufgenommen und die Namen der vierunddreißig Mitglieder des Netzes verraten. Sofort beginnen die Verhaftungen. In der Nacht vom 21. Auf den 22. Januar wird d'Estienne d'Orves festgenommen. In Nantes finden die ersten Verhöre statt. Dann werden die Gefangenen nacheinander nach Angers, Paris und Berlin transportiert, während "Marty" bis Februar falsche Nachrichten nach London übermittelt. Februar 1941 - D'Estienne d'Orves und seine Kameraden sind in Paris im Gefängnis Am 26. Februar 1941 sind d'Estienne d'Orves und seine Kameraden wieder in Paris in Haft, in dem Gefängnis Cherche-Midi. Mai 1941 - D'Estienne d'Orves wird wegen Spionage zum Tode verurteilt Am 13. Mai 1941 erscheinen d'Estienne d'Orves und sechsundzwanzig seiner Kameraden vor dem deutschen Kriegsgericht in Paris. Während des Prozesses, der zwölf Tage dauert, deckt d'Estienne d'Orves seine Mitgefangenen. Die Richter verhängen neun Todesurteile und Gefängnisstrafen, würdigen allerdings die Verurteilten. Gnadengesuche werden eingereicht. Der Aufschub, der d'Estienne d'Orves gewährt wird, wird auf verschiedene Weisen erklärt: manche sehen darin den Wunsch von Stülpnagels, des Militärkommandanten in Frankreich, auf eine spektakuläre Gelegenheit zu warten, mit der er Eindruck machen kann; andere weisen darauf hin, dass die Verurteilung große Unruhe in der Marine ausgelöst hat, sowohl in London als auch in Vichy, so dass Admiral Darlan sich an die deutschen Behörden wandte. In dem Gefängnis Cherche-Midi, dann in dem Gefängnis von Fresnes, liest d'Estienne d'Orves, meditiert, betet, kommentiert die großen Klassiker der Literatur, hält die Moral seiner Mitgefangenen aufrecht. Vor allem schreibt er. Sein Tagebuch legt Zeugnis ab, fast im religiösen Sinne des Wortes: er erzählt seiner Familie seine Kindheit und rechtfertigt seinen Einsatz als Christ und Soldat. Hoffnung und Enttäuschung folgen einander von Tag zu Tag. Sein Anwalt, Oberleutnant Mörner, scheint zuversichtlich.
August 1941 - D'Estienne d'Orves wird von den Nazis im Fort Mont-Valérien hingerichtet Am 21. August wird ein deutscher Soldat, der Kadett Moser von der Kriegsmarine, in Paris in der Metrostation Barbès-Rochechouart umgebracht. Am 22. August unterzeichnet General Schaumburg, Kommandant von "Groß - Paris", eine Anordnung, in der die gefangenen Franzosen in Geiseln verwandelt werden. Zur gleichen Zeit bietet sich für Stülpnagel, dem Militärkommandanten von Frankreich, zweifellos die Gelegenheit, ein "Exempel" zu statuieren, indem er die bereits zum Tode verurteilten Gefangenen hinrichten lässt.
In seinem letzten Brief an seine Schwester vom 28. August spricht d'Estienne d'Orves über Frankreich: "Ich sterbe für Frankreich, für seine vollkommene Freiheit, und ich hoffe, dass ihm mein Opfer nützen wird" D'Estienne d'Orves hatte auch geschrieben: "Hasst niemanden um meinetwillen, jeder hat seine Pflicht für das eigene Vaterland getan. Bemüht euch aber darum, den Charakter der Nachbarvölker Frankreichs besser kennen und verstehen zu lernen". Am 29. August werden Barlier, Doornik und Estienne d'Orves in das Fort Mont-Valérien gebracht. Ihre sechs Kameraden sind begnadigt worden. Wenige Minuten vor seinem Tod zeigt sich noch einmal der Charakter dieses Marineoffiziers, als er seinen Richtern öffentlich vergibt. Er bittet darum, ihm nicht die Hände zu fesseln und die Augen zu verbinden. Um 6h30 werden die drei Männer erschossen. Am 30. August 1941 erfahren die Pariser aus einem gelben, schwarz umrandeten Plakat, das an den Mauern der Hauptstadt angeschlagen ist, dass Henri Louis Honoré, Graf d'Estienne d'Orves, wegen Spionage von einem deutschen Gericht zum Tode verurteilt, am Vortag erschossen wurde, wie auch Maurice Barlier und Yan Doornik.
1943 - publiziert Louis Aragon ein Gedicht zu Ehren zweier Helden der Résistance Am 11. März 1943 veröffentlicht Louis Aragon sein Gedicht "La Rose et le Réséda", in dem er an den gemeinsamen Kampf "desjenigen erinnert, der an den Himmel glaubte und desjenigen, der nicht daran glaubte", zu Ehren von Honoré d'Estienne d'Orves und Gabriel Péri. Wenn Sie mehr wissen möchten: De Montety,Étienne, Honoré d'Estienne d'Orves - Un héros français (Honoré d'Estienne d'Orves - Ein französicher Held) , 2001. Honoré d'Estienne d'Orves Rose und Philippe, Honoré d'Estienne d'Orves - Pionnier de la Résistance, 1990.
Nota (*) Die Privatarchive des Fregattenkapitäns Honoré d'Estienne d'Orves - Korrespondenz, Aufzeichnungen, Hefte und Alben - werden zum größten Teil im Historischen Dienst des Verteidigungsministeriums (Abteilung Marine) aufbewahrt.
Sources
Source: "Mémoire et citoyenneté" ("Remembrance and Citizenship") Collection, No. 13. A ministry of Defence/SGA/DMPA Publication