INTERNATIONALE WAFFENBRÜDERSCHAFT
Auf Initiative der Verteidigungsmission an der französischen Botschaft in Addis-Abeba fand von 4. bis 7. Juni 2018 eine außergewöhnliche Gedenkaktivität im politischen Zentrum Afrikas statt. Mit Unterstützung der Delegation für Kulturerbe und Erinnerung des Verteidigungsministeriums, des Souvenir français und zahlreicher französischer und äthiopischer Unternehmen wurde der 65. Jahrestag des Waffenstillstands in Korea auf ganz besondere Weise in Addis-Abeba gefeiert. Tatsächlich sollte man sich daran erinnern, dass nach dem Zweiten Weltkrieg und in einer Zeit, in der die Welt in eine neue Phase der Entkolonialisierung und des Kalten Krieges trat, der Herrscher Äthiopiens, König Haile Selassié, beschloss, seine Elitetruppen zu entsenden, damit sie im Dienste der UNO im Fernen Osten kämpften. Die Teilnahme dieses großen afrikanischen Landes an der ersten friedenserhaltenden Operation ist ein wichtiges Symbol: das Symbol für ein Afrika, das sich sehr früh an der Seite anderer Kontinente engagiert, um Frieden und Freiheit zu verteidigen. Eine Delegation von zwölf Mitgliedern der Nationalen Vereinigung der Kriegsveteranen und Freunde der französischen Streitkräfte der UNO (ANAAFF UNO), davon vier Kriegsveteranen, kam nach Addis-Abeba, um ihre äthiopischen Waffenbrüder zu treffen.
Auf den Spuren einer langen gemeinsamen Geschichte
Die vor dem alten Bahnhof der französisch-äthiopischen Eisenbahn von zweiundzwanzig ehemaligen Kämpfern des Königs empfangene Delegation konnte die wertvolle Unterstützung feststellen, die Frankreich leistete, um die Beteiligung dieses Landes an dieser ersten Friedensoperation zu erleichtern. Bereits 1951 hatten die Franzosen die Beförderung der äthiopischen Streitkräfte von diesem Bahnhof aus zum Hafen von Dschibuti organisiert, wo sie ein Schiff nach Korea erwartete. Es mutet wie ein Augenzwinkern der Geschichte an, dass fünfundsechzig Jahre, nachdem Äthiopien als erstes Land der Welt Blauhelme entsandt hatte, immer noch ein französischer Entwicklungshelfer als Berater des kommandierenden Generals bei derAbteilung für friedenserhaltenden Maßnahmen der äthiopischen Streitkräfte im Amt ist.
Das Austauschprogramm zwischen den beiden Veteranenverbänden gliederte sich in drei große Thementage.
Ehrung der ersten „Peace keeper“
Der erste war dem Gedenken gewidmet und brachte an der äthiopischen Gedenkstätte des Koreakrieges die diplomatischen Vertretungen der alliierten Länder im Rahmen einer besonders bewegenden Ehrung zusammen. Da Äthiopien und Frankreich im französischen Alphabet aufeinander folgen, wurden sie mehrmals nacheinander in das Operationsgebiet gerufen, insbesondere nach der schrecklichen Schlacht von Crèvecoeur im Jahre 1951. Bei ihrem Einsatz im Abstand von nur wenigen Kilometern kämpften sie 1952 unweit voneinander im berüchtigten eisernen Dreieck, in dem französische und äthiopische Soldaten auf dem Feld der Ehre fielen. Dieses Wiedersehen ehemaliger Kämpfer von zwei Kontinenten, die gleichzeitig so weit voneinander entfernt und so nahe sind, waren ein großer Moment der Verbundenheit der Generationen und der Brüderlichkeit der Soldaten.
Stabsübergabe unter den Soldatengenerationen
Der zweite Tag widmete sich den friedenserhaltenden Operationen und ermöglichte ein Treffen ehemaliger und neuer Blauhelme in den Räumlichkeiten des Peace Support Training Center (PSTC) für einen besonders fruchtbaren Austausch zwischen den Generationen. Nachdem eine Reihe von Berichten über die operative Vorbereitung und die Durchführung der Operationen im Rahmen eines Runden Tisches zu dem Thema gesammelt wurde, fand eine große militärische Feier im Beisein der Verteidigungsattachés der internationalen Gemeinschaft statt, die in Addis-Abeba akkreditiert sind. Bei dieser Gelegenheit übergaben die Koreaveteranen symbolisch die Fahnen der UNO an die jungen Kontingente, die sich auf die Entsendungen zur Friedenserhaltung vorbereiten, in denen sich Äthiopien engagiert. Dieser organisierte Aufmarsch bildete als symbolische Stabsübergabe einen sehr ergreifenden Augenblick, im Zuge dessen die beispielhafte Kontinuität Äthiopiens und Frankreichs bei der Verteidigung des Friedens und der Freiheit in der Welt hervorgehoben wurde.
Eine zukunftsorientierte Aussage
Der dritte und letzte Tag beschäftigte sich vor allem mit der Gestaltung der Zukunft und der Jugend. Unter diesem Gesichtspunkt wurde vom Institut für äthiopische Studien der Universität Addis-Abeba ein gemeinsamer Erfahrungsbericht der ehemaligen französischen und äthiopischen Kämpfer organisiert. Dieser ermöglichte einen Beitrag zu den Arbeiten der Studierenden und Forscher, die an den Friedens- und Sicherheitsfragen im politischen Zentrum der Afrikanischen Union arbeiten. Da diese Reihe das Interesse an diesem etwas in Vergessenheit geratenen Konflikt wieder aufleben lässt, sollte sie den Arbeiten der Universität über die friedenserhaltenden Operationen und die militärische Kooperation zwischen Frankreich und Äthiopien neuen Schwung verleihen. Etwas später an diesem Tag übergaben die französischen Veteranen zum Zeichen ihrer Solidarität mit den äthiopischen Waffenbrüdern einen großen Hilfsscheck an die Schule des Stadtteils von Addis-Abeba, in dem der Herrscher Haile Selassié die Koreaveteranen nach Ende des Krieges untergebracht hatte. Heute sind einundfünfzig Schüler Enkel und Urenkel von ehemaligen Kämpfern dieses weit entfernten Konflikts. Sie bereiteten den Franzosen einen außergewöhnlichen Empfang. Welch schönes Zeichen der Fortsetzung dieser wunderbaren Geschichte der Brüderlichkeit!
Oberst Stéphane RICHOU, Verteidigungsattaché
Verteidigungsmission in Äthiopien