L'internement : La France des camps (1938-1946)
Corps 1
" Unter dem harmlosen und administrativen Titel eines Dokuments aus den Archiven des Loiret verbergen sich, Seite um Seite, nicht enden wollende Listen von Namen. Mit diesen Namen und Vornamen, Adressen und Wohnorten, Geburtsdaten und Bestimmungsorten entdecken wir die Liste der deportierten Juden der Lager von Beaune-la-Rolande und Pithiviers im Sommer 1942. Dann finden sich in einer der Spalten die Geburtsdaten: 1933, 1935, 1936, 1939 - so erscheint auf dem Papier die Vorstellung des absoluten Horrors, die Deportierung von Kindern. Von den 3000 bis 5000 Archivkartons, die ich für meine Arbeit über die Internierungslager durchsehen musste, hat mich dieser durch seine kalte Realität am schlimmsten getroffen. Denis Peschanski.
Corps 2
Im Gegensatz zum traditionellen "polizeilich-gerichtlichen" Verfahren betrifft die administrative Internierung die Personen nicht auf Grund ihrer begangenen Taten (oder eventuell begangenen Taten) sondern auf Grund der Gefahr, die sie in den Augen der Machthaber darstellen könnten. Ist die Fortführung dieses außerordentlichen Verfahrens als Kontinuität der Politik zu verstehen oder verbirgt sie grundsätzliche Unterschiede? Ohne die Phänomene der Kontinuität vernachlässigen zu wollen, bevorzugen wir die zweite Option, die eines Bruchs. Das erste Gesetz, das während dieser Periode eine administrative Internierung möglich machte, datiert vom 12. November 1938. Es bezog sich auf die damals als "unerwünschte Ausländer" bezeichneten Personen. Trotz des starken symbolischen Charakters - denn zu diesem Zweck wurde das erste Lager in Rieucros, in der Lozère, eröffnet - und des fremdenfeindlichen Umfelds, betraf dieses Gesetz zum Ende der 3. Republik nur wenige Personen.
Die spanischen Flüchtlinge, die vor den Armeen des Generals Franco flohen, stellten zwischen 1938 und 1940 den größten Teil der Internierten dar. Zum Ende der 3. Republik hatten ca. 350.000 der 465.000 Personen, die im Februar/März 1939 die Grenze überschritten in Notlagern gelebt. Das Lager von Gurs wurde innerhalb weniger Wochen im Frühjahr 1939 aufgebaut. Die französische Regierung wollte nach der Improvisierung des Anfangs größere Internierungsflächen bereitstellen, aber an einem Detail lässt sich ablesen, wie beschränkt und umstandsgebunden diese Politik sein sollte: an den Seiten den Baracken dienten Luken als Fenster. Während des Frühjahrs und Sommers stellten diese dürftigen Öffnungen kein großes Problem dar. Aber mit Beginn des Herbsts mussten die Internierten zwischen dem Tageslicht und der Kälte wählen. Die Behörden hatten einfach gedacht, dass mit dem Sommer auch diese Lager verschwinden würden. Das Lager von Gurs wurde 1945 geschlossen. Einige Arbeiten wurden vorgenommen, aber diese Episode zeigt, dass in den Vorstellungen der Behörden die Internierung eine außerordentliche Maßnahme für eine außerordentliche Lage und nur als Provisorium gedacht war.
Nach der Kriegserklärung im September kam eine neue Kategorie von Internierten dazu: Die "Staatsbürger der feindlichen Mächte". Deutsche und Österreicher (Österreich, das seit dem Anschluss ein Teil des Reichs war). Vorsichtsmaßnahmen lassen sich zu Beginn eines Kriegs erklären. Aber während mehrerer Monate waren fast 20.000 Personen im Namen eines Krieges interniert, der gegen denjenigen geführt wurde, der für die Flucht eines Großteils unter ihnen nach Frankreich eigentlich verantwortlich war, es waren verfolgte Juden oder unterdrückte Politiker. Wie sollten sie ihre Internierung und die wiederholte Weigerung der Behörden verstehen, sie in die französische Armee zu integrieren? Im Mai 1940 betrifft eine neue Welle der Internierung dieser Kategorie auch die Frauen. Das Gesetz vom 26. September 1939, das nach der Unterzeichnung des sowjetisch-deutschen Abkommens alle kommunistischen Organisationen verbietet ist wohlbekannt. Das Dekret vom 18. November 1939 geht weit darüber hinaus, in dem es die Internierung aller Individuen erlaubt, "die für die nationale Verteidigung oder die öffentliche Sicherheit gefährlich werden könnten". Das Rundschreiben des Ministeriums für die Präfekten ist mehr als deutlich: "Die Notwendigkeit besteht, nicht nur gegen den Vergehen oder Verbrechen gewappnet zu sein, sondern auch gegen den notorischen Willen diese Taten zu begehen". Das ist tatsächlich die Grundlage der Internierung.
Die Logik der Ausschließung
Zwischen dem Sommer 1940 und dem Frühjahr 1942 hatte Vichy das Sagen bei den Internierungen und seine Ausschlusspolitik gewann die Oberhand. Zwei Zahlen reichen aus, um dieses zu belegen: Im Dezember 1940 zählte man ungefähr 50.000 Internierte in den nicht besetzten Zonen (Nordafrika mit eingeschlossen) und etwa 2000 in den Nordzone. Das soll nicht heißen, dass das Leben in der Nordzone für die Opfer einfacher war. Das Lager war zu diesem Zeitpunkt nur keine entscheidende Komponente in der Strategie des Besatzers. Letzterer hatte zwei klar definierte Ziele: die beste Nutzung des Reichtums des besetzten Landes und der beste Schutz der Besatzungstruppen. In beiden Fällen boten das Vorhandensein eines autoritären französischen Regimes und eine effiziente autochthone Verwaltung die besten Garantien. In einer ersten Etappe und nach langem Zögern auf Grund der Verhandlungen im Sommer 1940 zwischen der kommunistischen Partei (PCF) und den Besatzern, geben letztere dem Drängen der französischen Polizei nach, die eine Internierung der Kommunisten wünschte. Bald verwandelt dieser Sicherheitswahn die Lager in der Nordzone in Lieferanten für Geiseln in der anstehenden militärischen Auseinandersetzung. Außerdem wurden Tausende Juden und Nomaden interniert.
Die Internierung war aber in erster Linie ein Merkmal der Politik des Vichy-Regimes, die wiederum auf einer allgemeinen Interpretation der Niederlage aufbaute. Für diese neuen Machthaber lag der Grund für das Debakel nicht in einem militärischen Fehler. Es erklärte sich zu einem Teil aus den politischen Zuständen in der letzten Zeit aber in erster Linie war die so genannte "Fäulnis der Gesellschaft", ausgelöst durch das, was Pétain selbst als die "antifranzösischen Mächte" bezeichnete, d.h., Juden, Kommunisten, Ausländer und Freimaurer an der Niederlage schuld. In dieser für die extreme Rechte Frankreichs sehr typischen Komplottvision war es völlig unnötig, gegen die Besatzung zu kämpfen, die nur ein Symptom war, sondern der Kampf galt den Wurzeln des Übels durch eine innere Regenerierung der französischen Gesellschaft. Dazu sollten die "reinen" Elemente um die traditionellen Werte (Arbeit, Familie, Vaterland, Frömmigkeit, Ordnung) versammelt werden und die "unreinen", für die Niederlage verantwortlichen Elemente ausgeschlossen werden. In dieser Perspektive stellte das Internierungslager einen Hauptbestandteil des Vorgehens dar. Aber auch die Konjunktur nahm Einfluss. Vichy hatte nicht die Mittel, dieses Lagernetz zu versorgen, woraus sich sehr schnell eine Krise entwickelte, wie es die schreckliche Sterberate der Winter von 1941 und 1942 in Gurs belegt. Unter dem vereinten Druck der Ereignisse und der Unterstützungsorganisationen, die durch das so genannte "Comité de Nice" vereint und koordiniert wurden, leerten sich die Lager nach und nach, so dass zu Beginn des Sommers 1942 nur noch etwa 9.000 Personen interniert waren, im Gegensatz zu 50.000 achtzehn Monate zuvor.
Die Logik der Deportation und Vernichtung
Im Frühjahr 1942 nahmen die französischen Internierungslager - alle unter französischer Verwaltung, bis auf Compiègne und, ab Juli 1943, Drancy - ihren Platz in der neuen deutschen Logik ein: Die Durchsetzung der Endlösung in Frankreich. Das soll nicht heißen, dass es in den Lagern keine politischen Häftlinge mehr gab, keine Nomaden oder Internierte des Allgemeinrechts. Aber ab dieser Epoche dienten die Lager in erster Linie als Vorzimmer des Todes für die Juden in Frankreich. Die Zahlen sind bekannt: Von den etwa 320.000 Juden in Frankreich wurden 76.000 deportiert und nur 2500 überlebten. Ungefähr 10.000 von ihnen wurden durch die Behörden von Vichy zwischen August und November 1942 ausgeliefert, d.h., bevor der erste Deutsche die Südzone betreten hatte. Was dachte sich Vichy dabei? Der neue Regierungschef Pierre Laval dachte, er könnte dadurch über einen Platz Frankreichs in einem Europa verhandeln, das in jedem Fall vom Nazismus geprägt wäre. Er hatte einen Trumpf in seinem Ärmel: die ausländischen Juden. Außerdem waren er, René Bousquet und zahlreiche andere hohe Beamte von einer Idee besessen: Die Bestätigung der Autorität des französischen Staates auf dem gesamten nationalen Territorium, auch wenn dafür die Ziele des Besatzers bei der Unterdrückung und Verfolgung umgesetzt werden mussten.
In dieser Periode siegte deshalb die Logik der deutschen Deportation. Und Vichy war bereit, seine eigene Politik des Ausschlusses in diese Logik zu integrieren. Das war auch der Moment, wo die öffentliche Meinung in Frankreich ins Schwanken geriet. Sie war zutiefst geschockt von dieser Stigmatisierung, den Razzien und Deportationen. Wenn man auch die Meinung nicht mit Taten verwechseln darf, so half doch dieses Bewusstwerden den geheimen Widerstandsorganisationen bei ihren Rettungsaktionen, wie z.B. den Israelitischen Pfadfindern Frankreichs (EIF) und der nationalen Bewegung gegen den Rassismus (MNCR) oder den Hilfseinrichtungen in den Lagern, soweit sie legale und geheime Aktionen miteinander verbanden. Dies traf auf das Kinderhilfswerk (OSE) und auf die Hilfsorganisation für Flüchtlinge, das comité inter-mouvements auprès des évacués (CIMADE), zu.
Die Rückkehr zur Logik der Ausnahmen
Die Befreiung des Territoriums bedeutete nicht das Ende der Internierung sondern die Rückkehr zu einer Logik der Ausnahmen. Der Krieg setzte sich noch über viele Monate fort und die Sicherheit hinter den Linien musste gewährleistet werden. Außerdem musste nach vier Jahren der Besetzung und einer sechsmonatigen Radikalisierung der Unterdrückung auch die Säuberung organisiert werden. Die Internierung war aber keine Randerscheinung. Sie erlebt sogar einen Höhepunkt im Herbst 1944 mit über 60.000 Internierten zur gleichen Zeit. Es muss an die Verschiedenheit der internierten Populationen erinnert werden: Natürlich waren das verdächtigte Kollaborateure, aber auch Nomaden, die seit dem 4. Oktober 1940 auf Befehl der Deutschen interniert wurden, Schwarzhändler oder deutsche Zivilpersonen, die oft aus den Kampfgebieten im Elsass transferiert wurden und unter denen die Sterblichkeitsrate sehr hoch war. Der Innenminister Adrien Tixier verstärkte den Druck, um die Anzahl der Internierten so schnell wie möglich zu senken. Seine Argumentation war einfach: Entweder waren die Internierten schuldig, dann mussten sie ins Gefängnis verlegt werden, oder es lag nicht gegen sie vor, dann mussten sie freigelassen werden. Der letzte Internierte kam im Mai 1946 frei. Es war ein Nomade. Die Internierung, über die es wenige Studien gibt und die bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts aus dem kollektiven Gedächtnis verdängt wurde, war letztendlich ein Massenphänomen, das zwischen 1938 und 1946 fast 600.000 Personen betraf. Über 200 Lager zeichnen so eine wenig bekannte Karte Frankreichs in den dunklen Jahren.
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