L'invasion
Corps 1
Am 10. Mai startet die deutsche Armee ihre Generaloffensive an der Westfront. Wie es aussieht, verfolgt sie eine Neuauflage des Angriffsplans von 1914; die Marschbewegung ist dabei weiter gefasst und schließt den Einmarsch in den Niederlanden ein.
Corps 2
General Gamelin, Oberbefehlshaber der Alliierten-Verbände, leitet unverzüglich das "Dyle-Manöver" ein: In Belgien formieren sich Einheiten entlang der Frontlinie Antwerpen-Leuven-Gembloux-Namur, um sich der Wehrmacht entgegenzustellen (1. Armee unter General Blanchard, 9. Armee unter General Corap, sowie das britische Corps unter General Gort; die 7. Armee unter General Giraud soll bis Breda zu den holländischen Truppen vorstoßen). Am 11. Mai melden die vorgeschobenen Einheiten erste Feindkontakte. Das Kavalleriekorps (General Prioux) flankiert den Vormarsch und ermöglicht die Positionierung der 1. Armee am Widerstandsknoten Wavre-Gembloux-Namur. Der Auftrag lautet, diese Flankierung bis 14. Mai aufrecht zu halten. Es kommt zur Schlacht von Gembloux. Erbitterte Kämpfe halten am 14./15 Mai an, geführt von der 1. marokkanischen Division und der 15. motorisierten Infanteriedivision. Aufgrund der tragischen Ereignisse an der Maas, 100 km weiter im Süden, erhält die 1. Armee indessen den Befehl zum Rückzug an den Sambre-Fluss.
Am 13. Mai erfolgt der Hauptangriff der Wehrmacht über die Ardennen. Schon am nächsten Tag sind die französischen Linien bei Sedan durchbrochen. Am 14. Mai setzen die Deutschen bei Dinant, Givet, Monthermé und Sedan über die Maas. Die mit Luftunterstützung vordringenden Panzerwagen schieben einen Keil zwischen die 9. und die 2. Armee. Die Verteidiger - allen voran die 1. und die 3. Reservepanzerdivision, die 3. leichte Reiterbrigade usw. - führen Gegenangriffe durch. Bei Stonne finden heftige Gefechte statt. Am 18. Mai nimmt die Wehrmacht das Fort La Ferté an der Maginot-Linie ein, die Garnison fällt. Die Deutschen wenden sich nun westwärts und passieren den Ardennen-Kanal. Am 16. Mai erreichen die Panzerfahrzeuge von General Guderian das Aisne-Tal. Unterdessen werden die Alliierten-Verbände in Belgien von drei deutschen Armeen umzingelt. Ein Gegenschlag bei Montcornet mit drei Panzerbataillonen misslingt. Am 19. Mai ordnet Gamelin eine Gegenoffensive an, wird jedoch vom Ratspräsidenten Paul Reynaud abberufen und durch General Weygand ersetzt. Dieser schlägt eine Defensivtaktik ein, um zu retten, was noch zu retten ist. Am 25. Mai nimmt die Wehrmacht Boulogne-sur-Mer und am 26. Calais. Die Schlacht wird in Lille ausgetragen, wo das 4. Armeekorps steht. Die Überlebenden ergeben sich am 31. Mai. Zwischenzeitlich kapitulieren die eingekesselten Verbände in Belgien (28. Mai).
In Dunkerque (Dünkirchen) beginnt die Räumung der abgeschnittenen Alliierten-Stellungen auf dem Seeweg (500.000 Soldaten und 80.000 Zivilisten ohne Nahrungsmittel). Am 4. Juni besetzt die Wehrmacht den Hafen und die Stadt. 240.000 britische Soldaten, 115.000 Franzosen, 16.000 Belgier und Holländer können gerettet werden, das Material bleibt indessen zurück. Die französische Streitmacht ist vernichtet.
Die Wehrmacht legt ihr Hauptaugenmerk fortan auf die von Weygand organisierte Verteidigung. Seit 23. Mai liefern sich die Konfliktparteien südlich von Amiens, auf dem Dury-Plateau (Widerstandsnest der Kolonialverbände) heftige Gefechte. Die von de Gaulle angeführte Einheit geht am Mont-de-Caubert an der Somme zum Gegenangriff über. Am Morgen des 5. Juni leiten die deutschen Truppen eine neuerliche Offensive ein: 47 Divisionen sind im Ansturm auf die 6., 7. und 10. Armee. Die Schlacht an Aisne, Somme und Oise wird erbittert geführt. In Condé-Folie, Dury und Roye bricht die französische Front auf. In nur wenigen Tagen wird die 7. Armee in Richtung Beauvais zurückgedrängt, die schottischen Verbände werden in Saint-Valéry-en-Caux eingekreist. Die 6. Armee setzt hinter die Aisne zurück. Am 11. Juni weicht die Armeegruppe Nr. 3 in Richtung Orléans zurück. Paris wird zur offenen Stadt erklärt. Das Generalhauptquartier wird nach Briare (Département Loiret) verlegt. Die Wehrmacht zieht am Morgen des 14. Juni in Paris ein. Gleichzeitig haben sie die Normandie erreicht.
Am 9. Juni greift die Wehrmacht bei Rethel die 4. Armee an. Sie setzt über den Aisne. Zwischen 11. und 14. Juni nehmen die Deutschen Reims, Epernay, Châlons-sur-Marne, Provins, Saint-Dizier und Troyes. Ihre Einheiten schwenken in südöstlicher Richtung ein und stehen am Abend des 16. in Besançon. Die 2., 4. sowie 6. französische Armee sind nahezu vollständig aufgerieben. Im Osten sind die 3., 5. und 8. Armee eingekesselt. Die Wehrmacht stößt bis nach Roanne, Mâcon, Bourg-en-Bresse und Pontarlier vor und bedroht erstmals die Alpenarmee. Die Mannschaften an der Maginot-Linie haben sich dem Generalrückzug nicht angeschlossen - und sind seit 14. Juni allein eingeschlossen. Sie widersetzen sich bis zum Äußersten. Dijon, Metz, Nancy, Epinal, Lunéville und Straßburg fallen. Toul kapituliert nach einem verzweifelten Kampf. An der Loire, die eine natürliche Verteidigungslinie darstellt, verteidigen Einheiten die Brücken. Zum Beispiel die Kadetten der Kavallerieschule in Saumur, jene der Schule in Saint-Maixent, der Schule in Fontainebleau zusammen mit dem Kader - sie alle versuchen, den Feindvorstoß zu verzögern. Ebenso in Sully-sur-Loire, Jargeau etc. Die Wehrmachtkolonnen besetzen Alençon, Chartres, Le Mans und Laval; sie dringen in die Bretagne ein und erreichen den Atlantik. In Saint-Nazaire kommet es zu einem Drama: 6.000 britische Soldaten wollen an Bord des Passagierdampfers Lancastria den Rückzug antreten - unter dem deutschen Bombenhagel sinkt das Schiff jedoch in wenigen Augenblicken. Bilanz: 5.500 Tote.
Von 20.-25. Juni hält die Alpenarmee unter dem Kommando von General Olry die deutschen und italienischen Kräfte in Schach (Mussolini erklärte Frankreich am 10. Juni den Krieg). Lyon - offene Stadt - bleibt von Kämpfen verschont. Am 20. geht die italienische Armee zeitgleich mit der 12. deutschen Armee zur Offensive über. Zweitere wird in der Ardèche und in der Isère aufgehalten, die Italiener treten in der Tarentaise, der Maurienne, im Briançonnais, im Queyras und im Ubaye auf der Stelle. Beim Angriff auf Nizza kommt sie über Menton nicht hinaus. An der Maginot-Linie werfen die Truppen in den Forts und die Alpentruppen die Angreifer zurück. Nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands am 22. Juni in Rethondes (Oise) meldet das Generalhauptquartier am 24. den noch im Kampf stehenden Verbänden die Einstellung der Kriegshandlungen für den nächsten Tag. Einige Maginot-Festungen setzen ihren Widerstand noch fünf Tage nach der Waffenruhe fort. Am 17. Juni fliegt General de Gaulle, Unterstaatssekretär für Kriegswesen, nach London und schließt sich dem Kampf Winston Churchills an. Am 18. verlautbart er über den Radiosender der BBC seinen berühmten Aufruf. Frankreich zählt 92.000 Tote und 250.000 Verwundete; zusätzlich werden 1,850.000 Mann gefangen genommen, wovon 1,500.000 in Deutschland interniert werden. Mit dem Waffenstillstand wird das Land zweigeteilt, getrennt durch die Demarkationslinie. Die Regierung unter Marschall Pétain etabliert sich in der so genannten "freien" Zone in Vichy.
Die französischen Luftstreitkräfte setzten an die 1.000 Kampfflugzeuge ein; die Kampfführung erwies sich jedoch als zu wenig konzentriert. Am 10. Mai gelingt den französischen Kampffliegern der Abschuss von 49 deutschen Fliegern bei einem Eigenverlust von nur neun. Gleichzeitig wird allerdings am Boden eine große Zahl von Flugzeugen durch die unerwarteten deutschen Bombardements zerstört. Die Luftstreitkräfte können den Vorstoß der Wehrmacht nicht aufhalten, obwohl in drei Wochen 2.640 Einsätze geflogen und 159 feindliche Flieger abgeschossen werden. Die Luftkämpfe im Juni verschärfen die Lage und zehren an den Piloten.
Die Marineflieger greifen italienische Ziele an; einer unter ihnen führt sogar einen Angriff auf Berlin aus, wo er mehrere Bomben abwerfen kann. Am 24. Juni nehmen die französischen Luftstreitkräfte ihre letzten Verluste hin. Insgesamt sind 194 gefallene Piloten zu beklagen. Die mehrere Dutzend abgeschossenen Flieger der deutschen Luftwaffe werden dieser in der England-Schlacht im Sommer 1940 abgehen. Die seit 1937 unter dem Oberkommando von Admiral Darlan stehende französische Marine spielt eine gewichtige Rolle: Sie muss die ungehinderte Verbindung zwischen dem Mutterland und den Überseegebieten sichern und gleichzeitig die Seehoheit im Mittelmeer behaupten. Nach Einsetzen der Gefechte führt sie erfolgreich die Patrouille- und Eskortfahrten durch. Sie hat außerdem wesentlichen Anteil am Gelingen des Norwegen-Feldzugs. Bei der Räumung von Dunkerque (Dünkirchen) büßt sie Torpedoschiffe ein. Ein Teil der Seestreitkräfte ist in England stationiert, ein weiterer im ägyptischen Alexandrien. Im Mai/Juni 1940 haben die Hauptverbände der französischen Marine im Mittelmeer nur wenig Chancen, auf deutsche Einheiten zu stoßen. Um die italienische Marine auszuschalten, bombardieren die Franzosen am 14. Juni den Hafen von Genua und räumen damit jede Bedrohung von der Küste aus. Nach dem Waffenstillstand ist die Marine ungeschlagen, kann jedoch den Hafen von Toulon bzw. die Kolonialhäfen Dakar, Oran und Casablanca nicht verlassen. Im Fernen Osten überwacht sie Indochina, wo das benachbarte Siam Unruhe stiftet, und trotzt dem Expansionsdrang der Japaner.