Lycée militaire
Lycée militaire von Autun. Quelle: http://mapage.noos.fr/fpillien3/Photos
In den Gebäuden des einstigen Priesterseminars aus dem 17. Jh. befand sich eine Militärschule, die im 19. Jh. auf die Karriere in der Kavallerie vorbereitete.
Dieses ursprünglich als Priesterseminar genutzte Gebäude stammt aus dem 17. Jh. Im 19. Jh. nimmt es die Ecole Militaire Préparatoire de cavalerie, die Militärschule für die Vorbereitung auf die Kavallerie auf, in der die Enfants de troupe (Truppenzöglinge) ausgebildet werden. Das Klostergebäude aus dem 17. Jh. ist ursprünglich ein großes Priesterseminar, 1675 vom Bischof von Autun, Monseigneur Roquette, gestiftet. Die Pläne des Seminars gehen auf den Architekten Daniel Guittard zurück. Le Nôtre legt Gärten an, die heute leider nicht mehr existieren. Zur Senkung der Baukosten scheut es der Bischof nicht, in weitem Maße die Steine des römischen Theaters zu verwenden. Seinerzeit gilt dieses Bauwerk als eins der schönsten Seminare Frankreichs. Die Revolution von 1789 bewirkt den Weggang der Seminaristen. Die Räumlichkeiten werden geplündert und dienen unter anderem als Gefängnis für österreichische und dann spanische Gefangene. Das 1813 an den Bischof zurückgegebene Gebäude wird zum kleinen Seminar. Zu seinen berühmtesten Schülern zählt Marschall Mac-Mahon, der von 1873 bis 1879 das Amt des französischen Staatspräsidenten inne hatte. Auch die jungen Seminaristen werden vertrieben und müssen das Gebäude verlassen. 1885 beschließt die französische Regierung die Gründung einer Ecole Militaire Préparatoire de cavalerie, eine Militärschule, die auf eine Karriere in der Kavallerie vorbereitet. Damit beginnt die Geschichte der Truppenzöglinge, der Enfants de troupe. Diese Knaben im Alter von 13 bis 18 Jahren, meist Militärssöhne, werden im wesentlichen auf eine spätere Militärkarriere vorbereitet. Mit der Zeit und der Entwicklung der Institutionen, bilden die Reihen dieser jungen Menschen ein Reservat für die Führungskräfte des Landes. Der zweite französische Astronaut, Patrick Baudry, absolvierte beispielsweise die Schule von Autun.
Ein Pferdekopf über der Pforte erinnert an die erste Bestimmung der Schule. Die Galerien des Kreuzganges umschließen den Hof, in dessen Mitte eine Statue von Maria mit dem Kinde von 1861 steht. Im Rahmen der "Musique en Morvan" findet hier jedes Jahr ein Konzert statt. Am Frontispiz des linken Klosterflügels, über der Uhr, sieht man das vor dem Krieg von 1870 eingemeißelte Siegel von Monseigneur Roquette. Während des Ersten Weltkriegs werden alle Truppenzöglinge ab 17 Jahre an die Front zur Ablösung der älteren Soldaten geschickt - 154 lassen auf dem Feld der Ehre ihr Leben! Ab 1921 verliert die Schule ihren Sonderstatus "Kavallerieschule" und erweitert ihre militärische Lehre. Die Schule erhält die Bezeichnung "Ecole Secondaire" (Sekundarschule). Ab 1924 wendet sie sich definitiv dem sekundären Unterricht zu und bereitet die Schüler auf den ersten Teil des Baccalauréat (Abitur) vor. Die Schule hat den Lehrauftrag, die Absolventen auf die Aufnahmeprüfungen der Unteroffiziers- und Offiziersschulen vorzubereiten. Am 16. Juni 1940 muss die Ecole Militaire Préparatoire (vorbereitende Militärschule) von Autun schließen und die Stadt verlassen. Eine kleine Gruppe von kurz vor Schulabschluss stehenden Schülern sollte eine der ersten Seiten der Geschichte des Widerstandes schreiben. Unter der Befehlshabe des Stabsfeldwebels Grangeret, "Le Lion", Löwe genannt, zeichnen sich die Truppenzöglinge in Toulou-sur-Arroux aus, bevor sie wieder in ihre Schule zurückkehren, die in der Nähe von Tulle ausgelagert ist. Am 26. August zieht die Schule von Chameyrat (Corrèze) nach Valence um.
Sie wird zur Ecole d'Autun, der Schule von Autun, und übt ihre Aufgaben an diesem Ort bis zum 1. September 1943 aus. An diesem Datum richtet sie sich im Militärlager von Thol (Ain) ein. Ab dem 3. Mai 1944 ist die Auflösung der Schule beschlossen. Die jüngeren Schüler werden entlassen und kehren in ihre Familien zurück. Die älteren Schüler dagegen schließen sich der Widerstandsbewegung, dem Maquis von Ain an und bilden das Lager von Autun. Während dieser Partisanenkämpfe wird der junge Bernard Gangloff schwer verletzt, und er stirbt an 14. Juli 1944 an seinen Verletzungen. 1985 wird sein Name der Ecole Militaire Préparatoire d'Autun gegeben, die ihr altes Gebäude am 20. Dezember 1944 wieder bezogen hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt die Schule nach Autun zurück. Sie vergrößert sich mit der Eröffnung neuer Abschlussklassen und 1951 wird der Leistungskurs "Corniche Mac-Mahon" eingeführt, der die Schüler auf die Aufnahmeprüfung der ESM St-Cyr Coëtquidan (höhere Militärschule) - Option Geschichte-Geographie - vorbereitet. Dieser Leistungskurs wird 1965 nicht mehr angeboten und 1970 wieder aufgenommen. 1999 verliert er die Bezeichnung Leistungskurs (Corniche) und wird zur "Compagnie des Classes Préparatoires" (Kompanie der Vorbereitungsklassen). Ab 1971 nennt sich die Ecole Militaire Préparatoire von Autun "Collège Militaire" (Militärkolleg) und ab 1983 "Lycée Militaire" (Militärlyzeum). Bereits 1984 werden die Klassen der 1. und 2. Stufe weiblichen Schüler zugänglich. Die Ecole Militaire Préparatoire von Autun hat zahlreiche Führungskräfte herangebildet, die sich in der Armee, aber auch in anderen großen staatlichen Funktionen ausgezeichnet haben. Während des 20. Jh. verloren an die 500 Schüler oder ehemalige Schüler ihr Leben auf dem "Feld der Ehre", was die Devise der Schule, nämlich "Pour la Patrie toujours présents" (stets für das Vaterland da) vollstens rechtfertigt. General König, Minister der Armeen, weiht 1955 das Ehrenmal in Erinnerung aller ehemaligen, für Frankreich gefallenen Schüler feierlich ein und überreicht dem Fahnenträger, der bereits die Croix de guerre 14/18 - 39/45 (Ehrenkreuze des 1. und 2. Weltkriege), die Légion d'honneur (Ehrenlegion) und die Médaille de la résistance (Widerstandsmedaille mit Rosette) inne hat, das Croix de Guerre T.O.E. (Kriegskreuz für externe Operationsgebiete). General Imbot, Stabschef des Heeres und ehemaliger Schüler von Auton, weiht 1985 ein Traditionsmuseum ein, das in den Folgejahren zum Nationalmuseum wird und in der Krypta der alten Seminarskapelle eingerichtet ist.
Heute haben die Schüler des Militärlyzeums die Truppenzöglinge abgelöst. Sie haben nicht mehr den Status ihrer Vorgänger, aber sie haben die Philosophie der Schuldevise "Pour la Patrie, toujours présents" (stets für das Vaterland da) übernommen. Gegenüber der Schule befindet sich das Museum des Enfants de troupe. Dieses historische Gebäude, das unter dem Zuständigkeitsbereich des Verteidigungsministeriums steht, gehört zum Protokoll "Culture Défense" vom 17. September 2005. Für die Liste der anderen Gebäude, hier klicken ...
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