Nationaler Gedenktag der Deportation
Einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges (1939 - 1945) entscheidet sich die Republik Frankreich, den Opfern der Deportation zu gedenken, insbesondere den Franzosen, die in die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis deportiert wurden.
Mit dem Gesetz vom 14. April 1954 wurde der letzte Sonntag im April zum “Nationalen Gedenktag für die Opfer und Helden der Deportation” ernannt.
Kurz nach der Machtergreifung im Januar 1933 begannen Adolf Hitler und die Nazis mit der Errichtung der ersten Konzentrationslager in Deutschland. Dachau wird am 21. März 1933 eröffnet. Zunächst werden dort die Regimegegner, die “Asozialen” und all diejenigen untergebracht, die nicht den Normen der Nationalsozialisten entsprachen.
Im Zuge der deutschen Expansion in Europa während des Zweiten Weltkrieges nahm das System der Konzentrationslager eine neue Dimension an. Ab dem Jahr 1941 galt es als “Endlösung für die Judenfrage”. Es entstanden immer weitere Lager, auch in den annektierten und besetzten Gebieten: Mauthausen in Österreich, Auschwitz in Polen, Natzweiler (Struthof) in Frankreich ...
Es wird geschätzt, dass die Zahl der in Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis verschleppten Franzosen während des Zweiten Weltkriegs weit über 150.000 Menschen beträgt, darunter 80.000 Opfer der strafrechtlichen Verfolgung (hauptsächlich aus politischen Gründen oder Widerstandskämpfer) sowie 75.000 Juden, die genauso wie die Zigeuner verfolgt wurden.
Insgesamt sind über 100.000 deportierte Franzosen verschwunden. Nach der Befreiung der Lager und der Rückkehr der ersten Überlebenden wird der ganzen Welt das Ausmaß der Deportation und des Horrors vor Augen geführt.
Die Notwendigkeit, das Gedächtnis an die Deportation zu erhalten
Es ist wichtig, das Gedächtnis an die toten Kameraden, die im Zuge der Deportation gestorben sind, zu erhalten. Aus diesem Grund wurden von den Vereinigungen für Deportierte zahlreiche Gedenkstätten errichtet, wie z. B. die Gedenkstätte der Synagoge in der Rue de la Victoire in Paris (eröffnet am 27. Februar 1949) oder die Kapelle der Deportierten in der Kirche Saint-Roch (eröffnet am 21. November 1953), an denen regelmäßige Gedenkfeiern abgehalten werden. Außerdem nehmen Delegationen ehemaliger Deportierten gemeinsam mit ehemaligen Soldaten an den offiziellen Gedenkfeiern des Ersten und Zweiten Weltkriegs teil.
Bereits seit Anfang der 50er Jahre ist es den ehemals Deportierten und den Familien der Vermissten ein wichtiges Anliegen, einen bestimmten Tag zum nationalen Gedenken an die Deportation im Kalender festzuschreiben. Die Wahl fiel auf den letzten Sonntag im April, da dieser Termin nahe am Jahrestag der Befreiung der meisten Lager liegt. Gleichzeitig sollte vermieden werden, dass dieser Tag mit einem anderen Feiertag, national oder kirchlich, verwechselt wird.
…gesetzlich anerkannt
Mit dem Gesetz 54-415 vom 14. April 1954 wird der letzte Sonntag im April zum Gedenktag an die Opfer der Deportation und derjenigen, die in den Konzentrationslagern des Dritten Reichs während den Kriegsjahren 1939 - 1945 ihr Leben gelassen haben. Das Gesetz wurde einstimmig vom Parlament verabschiedet und zum nationalen Gedenktag bestimmt:
“Artikel 1: Die Republik Frankreichs feiert jährlich am letzten Sonntag im April den Gedenktag zu Ehren der Helden und Opfer der Deportation, die im Zuge der Kriegsjahre 1939 - 1945 in den Konzentrationslagern um Leben gekommen sind.
Artikel 2: Der letzte Sonntag im April wird zum “Nationalen Gedenktag für die Opfer und Helden der Deportation” ernannt.” Offizielle Zeremonien unterstreichen das Gedenken an die Leiden und Torturen, die die Deportierten in den Konzentrationslagern erdulden mussten. Sie ehren zudem den Mut und den heldenhaften Einsatz der Opfer.”
Für die Initiatoren wird dieser nationale Gedenktag für die Deportation zweierlei Ansprüchen gerecht.
Zunächst lässt er uns dieses historische Drama nicht vergessen und zwingt uns, unsere Lektion daraus zu lernen. Gemäß den Vorlagen des Gesetzes, dass sich eine solche Geschichte nie wieder wiederholen darf, “ist es wichtig, dass wir nie aufhören, die Erinnerung wachzuhalten und diese Erfahrung nutzen, damit diese grausame und willkürliche Vernichtung Millionen Unschuldiger sich nie wieder wiederholt, dass wir nicht die heldenhaften Taten dieser zahlreichen Menschen vergessen, die den Grauen von Hunger, Kälte, Ungeziefer, Schwerstarbeit und Unterdrückung ausgesetzt waren, sowie der Grausamkeit ihrer Peiniger.”
Weiterhin dient dieser Gedenktag der Ehrung und zum Gedächtnis aller Deportierten - auch der Opfer der Deportation in Indochina durch den japanischen Imperialismus - Überlebenden oder Vermissten.
Ein Gedenktag für die gesamte Region
Seit der Festlegung bis zur heutigen Zeit wurde der Ablauf des Gedenktags für die Deportation mehrfach geändert.
Die Organisation obliegt in den einzelnen Departements dem Präfekten, in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Vereinigungen. Säulen, Tafeln und Monumente werden geschmückt. Es werden Reden gehalten und Lehrkräfte eingeladen, die diese Gelegenheit nutzen sollen, um die Deportation und das System der Konzentrationslager in ihren Klassen besser unterrichten zu können.
In Paris wurden im Rahmen dieses Gedenktags an die Deportation drei neue Gedenkstätten errichtet: Gedenkstätte für den unbekannten jüdischen Märtyrer, rue Geoffroy l'Asnier im 4. Arrondissement (eröffnet am 30. Oktober 1956), Gedenkstätte für die französischen Soldaten in Mont-Valérien, Suresnes (in der jetzigen Form eröffnet am 18. Juni 1960) und die Gedenkstätte für die Märtyrer der Deportation der Île de la Cité, die allen deportierten Franzosen gewidmet ist (eröffnet am 12. April 1962).
Heutzutage spielt sich die Zeremonie als Trilogie ab, gemäß einem Ablauf, der 1985 und 1988 festgelegt wurde. Sie beginnt mit einer Ehrung an der Gedenkstätte des unbekannten jüdischen Märtyrers und setzt sich dann an der Gedenkstätte der Märtyrer der Deportation fort. Die Gedenkfeier endet mit der Entzündung der Flamme am Triumpfbogen. Für die jungen Zuschauer werden zum Gedenken an die Deportation an der Gedenkstätte für die Märtyrer der Deportation von Erwachsenen Gedichte vorgetragen.
“Le Chant des marais”
Das 1934 von den politischen inhaftierten Deutschen im Lager Börgermoor (dem so genannten “camp des marais”) komponierte Lied wird nach dem Zweiten Weltkrieg zur Hymne aller ehemaligen Deportierten.