Neukaledonien in den beiden Weltkriegen
Nicht nur Frankreich als Ganzes und das französische Kaiserreich, sondern auch Neukaledonien spielt als Inselgruppe im Pazifik und unter französischer Herrschaft stehend eine wichtige Rolle. Auch wenn die Inselgruppe in Frankreich eher unbekannt ist, so gerät sie dennoch in den beiden Weltkriegen und insbesondere im Zweiten Weltreich ins Blickfeld für die Operationen im Pazifik.
I - Neukaledonien im Ersten Weltkrieg
Numea, Abfahrt in Richtung La Grange, am 4. Juni 1916 © Stadtmuseum von Numea
Aus Sicht der beteiligten Kontingente und laut offiziellen Statistiken Frankreichs stammten Tausende Kämpfer aus Ozenanien. Im Zuge des Krieges waren die einheimischen Kanak gefordert, sich zusammenzuschließen, was insbesondere dank der Hilfe des protestantischen Pastors (der protestantische Glauben fand durch Forscher und britische Kolonisten im 19. Jahrhundert Einzug und war alsbald von großer Bedeutung), Maurice Leenhardt, gelang, indem er zwischen den Parteien vermittelte und die Kanak “mobilisierte”. Die Argumentation war klar und klassisch. Die Teilnahme der Kanak an den Kämpfen wurde von Frankreich sehr geschätzt. Im Gegenzug wurde ihnen fruchtbares Land und Mittel zur Bewirtschaftung zugesichert.
Maurice Leenhardt im Jahr 1902. Quelle: DR
Nachdem die neuen Rekruten wochenlange Übungen absolviert hatten, verlässt am 23. April 1915 ein erster Konvoi von 700 melanesischen Soldaten Numea an Bord des Schiffes Sontay.
Die Sontay bringt neue Truppen nach Numea, am 23. April 1915. Quelle: Sammlung P.Ramona
Aus den Archiven der Vereinigung der Veteranen Neukaledoniens geht hervor, dass von den 1.134 freiwilligen Melanesiern, die zwischen 1914 und 1918 nach Frankreich gingen (davon 18% Männer im wehrpflichtigen Alter), 374 an der Front gestorben sind, insbesondere im Juli und August 1918 in Aisne und 167 verletzt wurden. Von den 2.290 Männern des Pazifikbataillons (zu dem natürlich auch alle Rekruten aus französischen Kolonien zählten) wurden 332 für ihre Verdienste an der Front ausgezeichnet.
Infanterie der Kanak ohne Datumsangabe © Stadtmuseum von Numea
II - Neukaledonien im Zweiten Weltkrieg
Der Gouverneur von Neukaledonien, Pélicier, entscheidet somit am 20. Juni 1940, den Kampf an der Seite Englands weiterzuführen. Wenige Tage später hegt der Gouverneur immer mehr Zweifel. Der einberufene private Rechtsbeistand, beratendes Organ bestehend aus vier Zivilisten und zwei Funktionären des Generalrats, ein beratendes Organ aus 15 gewählten Mitgliedern, beschließt das Festhalten an der bisherigen Position und die Weiterführung der Kämpfe. Es muss jedoch bemerkt werden, dass diese Position nicht einmalig war. Viele Persönlichkeiten des Königreichs hegten trotz des vereinbarten Waffenstillstands denselben Wunsch.
Michel Verges. Quelle: Museum des Ordre de la Libération
Gouverneur Henri Sautot. Quelle: Museum des Ordre de la Libération
Am 3. Mai 1941 übergibt das Pazifikbataillon im Rahmen einer Zeremonie an den Gedenkstätten der Toten von Numea seine Fahne an Kapitän Félix Broche. Im April 1941 beginnt sich das Bataillon neu zu formieren. 605 Freiwillige, darunter 287 Kaledonier, melden sich zum Dienst. Weitere Freiwillige kommen aus Tahiti und den Neuen Hebriden.
Kapitän Félix Broche. Quelle: Museum des Ordre de la Libération
Ankunft der Truppen des Freien Frankreichs in den britischen Reihen. Quelle: Imperial War Museum. DR
Friedhof in San Gorgio: Vor dem Rückzug aus Italien. Militärparade der BIMP und der Delegationen aller Kompanien, die nicht mehr nach Frankreich zurückgekehrt sind. Quelle: Vereinigung der 1. Division des Freien Frankreichs. Col POLVET
April 1945, Parade der BIPM in Nizza. Quelle: Museum des Ordre de la Libération
Flagge. Quelle: Vereinigung der 1. Division des Freien Frankreichs.
Von 1942 bis 1945 errichtet Neukaledonien unter Anderem wichtige Basislager für die Nachhut sowie die wichtigste Basis für die amerikanischen und alliierten Truppen während des Pazifikkriegs. Das Land bietet dadurch essentielle strategische Grundlagen und eine Logistik, die die amerikanischen Truppen maßgeblich in den Kämpfen gegen Japan unterstützten. Am 12. März 1942 trifft ein amerikanisches Expeditionskorps unter General Pach in Numea ein. Trotz der schwierigen Beziehung zum neuen Gouverneur, Thierry d'Argenlieu, nutzen die alliierten Amerikaner, Australier und Neuseeländer gerne Neukaledonien als wichtigen Stützpunkt für ihre Flugzeuge, um gegen Japan und insbesondere in den Seeschlachten um das Korallenmeer im Mai 1942 zu kämpfen.
Georges Thierry d'Argenlieu (rechts), Gouverneur von Neukaledonien im Namen des Freien Frankreichs, mit Brigadeführer General Alexander Patch, Kommandant der amerikanischen Poppy Force in Numea. Quelle: U.S. Federal Government