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100 Jahre für die „Gueules Cassées“

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Chapeau

Zu Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Union des Blessés de la Face et de la Tête (Union der im Gesicht und am Kopf Verwundeten) gegründet, um mehr als 500.000 Soldaten zu unterstützen, die im Gesicht und am Kopf verletzt wuden, darunter 15.000 sehr schwer Verstümmelte. 100 Jahre später setzt sie ihre Betreuungsaufgaben fort.

© UBFT
Texte

Die Union des Blessés de la Face et de la Tête (UBFT), bekannter unter dem Namen „Gueules Cassées“, ist 1921 aus dem Willen ihrer drei Gründer Oberst Picot, Bienaimé Jourdain und Albert Jugon hervorgegangen, ihren schrecklich entstellten Kameraden brüderliche, moralische und materielle Unterstützung zukommen zu lassen. Einige von ihnen wagten sich nicht mehr in die Öffentlichkeit oder wurden sogar von ihrer eigenen Familie verstoßen. Sie wählen eine vielversprechende Devise: „Trotzdem lächeln!“

Vom Recht auf Wiedergutmachung zur moralischen und sozialen Unterstützung

Oberste Aufgabe des Verbandes ist die Verteidigung des Rechts ihrer Mitglieder auf Wiedergutmachung im Bereich der Invaliditätspension und die soziale Unterstützung ihrer ärmsten Mitglieder und ihrer überlebenden Ehepartnerin. Sie erhalten auch Unterstützung im Falle finanzieller Schwierigkeiten im Zusammenhang mit ihren Verletzungen, Krankheiten, der Anpassung ihrer Wohnung an ihre Behinderung, dem Studium ihrer Kinder, beruflicher Wiedereingliederung, im Todesfall usw. Die UBFT unterstützt auch Witwen ihrer Mitglieder, denn oft haben die Frauen nicht gearbeitet, um bei ihrem Mann zu bleiben. Nach dem Tod des Verwundeten wird die militärische Invaliditätspension nahezu auf die Armutsgrenze reduziert und ermöglicht der Ehefrau kein menschenwürdiges Leben mehr.

Die UBFT war seit ihrer Gründung bestrebt, ihre Kameraden so gut wie möglich zu unterstützen und hat die Unterstützung all jener fortgesetzt, ob Veteranen, Soldaten sowie Vereine, Verbände und Stiftungen, die sich für die Erinnerung an die zeitgenössischen Konflikte einsetzen. Die Vereinigung ist auch Urheberin mehrerer Zentren, Institute und Gesundheitsdienste, wie zum Beispiel der Abteilung für Neurologie des Krankenhauses Val-de-Grâce oder auch des Instituts für Gedächtnis und die Alzheimerkrankheit. Die UBFT unterstützt auch verschiedene Einrichtungen wie das Orphelinat Mutualiste de la Police Nationale (Waisenhaus der Nationalpolizei), die Association Tournesol, die Ausbildungsspitäler der Streitkräfte, die Hilfseinheit für Verwundete der Landstreitkräfte, die Institution Nationale des Invalides (nationale Invalideneinrichtung), die Rencontres Militaires Blessures et Sport, die Feuerwehrbrigade Paris usw. Der Aufbau eines Nachbarschaftsnetzes, das aus etwa dreißig Delegierten und Fahnenträgern besteht, die in der Nähe der Mitglieder sind, ermöglicht auch eine schnellere Reaktion in Notsituationen. Das Budget für soziale Beihilfen liegt über 2,5 Millionen Euro pro Jahr.

Betreuung neuer Verwundetengenerationen

Die UBFT hat die im Gesicht und am Kopf Verwundeten aus allen Konflikten aufgenommen, in denen die französische Armee im Einsatz war, vom Ersten Weltkrieg bis zum Algerienkrieg. Nunmehr öffnet sie sich Verwundeten unserer aktuellen Streitkräfte, insbesondere jenen, die von Auslandoperationen zurückkehren sowie allgemeiner jenen Beamten, die im Zuge einer Operation zur Aufrechterhaltung der Ordnung oder des Schutzes von Personen und Gütern im Gesicht oder am Kopf verwundet wurden. Die Kiefer- und Gesichts- sowie die Wiederherstellungschirurgie hat solche Fortschritte gemacht, vor allem dank der finanziellen Unterstützung durch die 2001 von der UBFT gegründete Stiftung zugunsten der medizinischen Forschung auf dem Gebiet der Kopf-, Kiefer- und Gesichtsverletzungen, dass die „Gueules Cassées“ heute von den neuesten Technologien profitieren. Diese medizinischen Fortschritte garantieren eine schnellere Wiederherstellung und ermöglichen, dass ein Gesicht fast unversehrt aussieht und keine neugierigen Blicke mehr auf sich zieht. Die Verletzung jedoch bleibt. Sie ist tief im Inneren und wir müssen diese Männer und Frauen mit psychischen Schäden, die zu großen Schwierigkeiten im Familien-, Sozial- und Berufsleben führen können, betreuen.

Im Gegensatz zu anderen Vereinigungen der Militärszene, deren Mitgliederzahlen sinken, treten uns jedes Jahr mehr als 150 neue Mitglieder bei. Betroffen sind zum Großteil junge Verletzte mit einem posttraumatischen Kriegssyndrom, einer unsichtbaren Verletzung des Kopfes. Daher verjüngt sich die Alterspyramide der Vereinigung. Die Verteidigung des Rechts auf Wiedergutmachung und die moralische sowie soziale Unterstützung bleiben Priorität. Unsere Gründer hatten sehr wohl die notwendige psychologische Betreuung schrecklich entstellter schwer Verstümmelter erkannt.

 

geules cassées

© UBFT

 

100 Jahre für die Vereinigung...

2021 ist ein wichtiges Jahr für die Vereinigung und die Stiftung, da sie jeweils ihr 100- bzw. 20-jähriges Bestandsjubiläum feiern. Die UBFT veröffentlicht seit mehreren Monaten in den sozialen Netzwerken (Facebook, Twitter, Instagram, LinkedIn, Youtube und Vimeo) eine Serie über ihre Geschichte und ihre aktuellen Entwicklungen. Diese umfasst insgesamt etwa zwanzig Episoden mit einer Dauer von jeweils drei bis sechs Minuten, die in zwei „Staffeln“ aufgeteilt sind. Die erste Staffel, die hauptsächlich der Geschichte gewidmet ist, begann Mitte Juni und die zweite Anfang September. Die Geschichte wurde in den ersten zehn Episoden ausführlich behandelt, während sich die zweite mehr auf die moderne Zeit, die Verwundeten und die Missionen von heute konzentriert, sowie die Maßnahmen der Stiftung „Gueules Cassées“. Auch wenn das Zielpublikum natürlich aus verwundeten Soldaten, der Ärzteschaft und den Institutionen besteht, richtet sich die Serie auch an möglichst viele Menschen, vor allem Lehrer und Schüler. Sie legt den Schwerpunkt auch auf die Gegenwart der „Gueules Cassées“, einerseits durch ihr Engagement in der Forschung und andererseits den Einsatz der Militärszene an der Front der Auslandseinsätze zur Friedenserhaltung.

... 20 Jahre für die Stiftung

Die als gemeinnützig anerkannte Stiftung „Gueules Cassées“ unterstützt viele Forscher mit einer jährlichen Projektausschreibung. Sie ermöglicht so große, innovative Fortschritte im Bereich der Kopf-, Kiefer- und Gesichtsforschung. Seit ihrer Gründung wurden 697 Forschungsprojekte und moderne Ausrüstung mit einer Gesamtsumme von 22 Millionen Euro finanziert. Nachdem sie sich von Anfang an für die Wiederherstellung des Schädels interessierten, haben die „Gueules Cassées“ beschlossen, den Forschungsauftrag auf Verletzungen des Gehirns zu erweitern, einschließlich posttraumatischer Störungen und degenerativer Erkrankungen. Die „Gueules Cassées“ waren im Laufe ihrer Geschichte immer Vorreiter und gestalten weiterhin die Zukunft mit. Nachdem die Stiftung die Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie die plastische und Wiederherstellungschirurgie unterstützt hat, welche die äußeren sichtbaren Folgen verschiedener Verletzungen behandeln, setzt sich die Stiftung nunmehr für innere Krankheiten im sensorischen Bereich, die Folgen von Schädelverletzungen oder neurodegenerativen Erkrankungen ein. Der große Stolz der „Gueules Cassées“ ist die beständige Unterstützung, die der Forschung echte Fortschritte und internationalen Einfluss auch über verschiedene Vereinigungen ermöglicht hat. Ein vielversprechender Weg in die Zukunft.


Auteur
Patrick Remm - Präsident der UBFT

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