Bridget Gee
Bridget Gee ist Beauftragte für Außenbeziehungen in der neuseeländischen Botschaft in Paris. In dieser Eigenschaft kümmert sie sich um die Organisation der französisch-neuseeländischen Gedenkfeiern, insbesondere um die Einweihung des französischen Denkmals in Wellington 2018.
Welche Rolle spielten die Neuseeländer im Ersten Weltkrieg und welche Auswirkungen hatte dieser Krieg auf Neuseeland?
Der Erste Weltkrieg war ein folgenreiches und traumatisierendes Ereignis für Neuseeland. Die menschlichen Verluste des Krieges waren beträchtlich. Insgesamt haben aus der Bevölkerung, die aus nur knapp über eine Million Einwohner bestand, über 100.000 Neuseeländer dem Expeditionskorps gedient. Unter ihnen sind 18.000 Gefallene und 41.000 Verletzte. Die Hundertjahrfeier des Ersten Weltkrieges gibt uns vor allem Anlass, diese Männer zu ehren.
Sie haben sich aus Pflichtbewusstsein, Gerechtigkeitssinn und großer Loyalität gegenüber dem Britischen Weltreich seit Kriegsbeginn 1914 im Ersten Weltkrieg Ersten Weltkrieg eingesetzt.
Im Übrigen haben die grausamen Erlebnisse während dieses Weltkriegs bei den Neuseeländern Qualitäten wie Durchhaltevermögen und Mut, Gefühle der Solidarität und Geschwisterlichkeit sowie eine starke Einsatzbereitschaft entfacht. Bestimmte Daten, an denen sich die schlimmsten Schlachten während des Krieges ereigneten, sind in der neuseeländischen Erinnerung wichtige Bezugspunkte geworden, insbesondere die gescheiterten Landungen im Jahr 1915 in Gallipoli Gallipoli, in der Türkei. Hinsichtlich der Westfront, an der Neuseeland drei Viertel seiner Verluste zu verbuchen hatte, erinnert man sich auch an die Schlacht an der Somme Somme und die Schlachten bei Passchendaele und Messines.
Inwiefern haben das Jahr 1918 und das Gedenken daran eine Rolle bei der nationalen Identitätsfindung der Neuseeländer gespielt?
Nach Kriegsende konnten die Neuseeländer nicht sofort heimkehren, da es nicht genügend Schiffe gab und einige von ihnen auch noch an der Besetzung Deutschlands beteiligt waren. Das hat tiefe Spuren bei den Soldaten und ihren Familien hinterlassen. Außerdem hat die Unterzeichnung des Versailler Vertrags Versailler Vertrags seitens Neuseelands dem Land einen neuen Platz auf internationaler Ebene verschafft.
Der Erste Weltkrieg hatte tiefgreifende und nachhaltige Auswirkungen auf Neuseeland, insbesondere für diejenigen, die große Entfernungen zurückgelegt haben, um an einem Krieg am anderen Ende der Welt teilzunehmen und für diejenigen, die dageblieben sind. Die Auswirkungen des Krieges sind noch heute präsent, nicht nur durch unsere Symbole und Denkmäler, aber auch in unserer Politik und unseren Werten, in unseren Ambitionen und unseren internationalen Allianzen sowie in unserem Verbundenheitsgefühl gegenüber unserer Nation.
Seit 2014 regt das Programm zur Hundertjahrfeier des Ersten Weltkriegs in Neuseeland die Menschen dazu an, die Art und Weise zu entdecken, wie diese Kriegserfahrungen zur Prägung unserer nationalen Identität beigetragen haben. Zu diesen Gedenkaktionen zählen zum Beispiel die Errichtung und Sanierung von Denkmälern, die Aufführung von Musik- und Theaterveranstaltungen sowie die Durchführung zahlreicher pädagogischer Schulprojekte.
Welche Gedenkfeiern sind 2018 die wichtigsten für Ihr Land?
Am 4. November 2018 organisiert Neuseeland eine nationale Zeremonie in Frankreich anlässlich des hundertjährigen Jahrestages der Befreiung der Stadt Le Quesnoy. Nur eine Woche vor Kriegsende, Anfang November 1918, befreite die neuseeländische Division die Stadt von den Deutschen. Seitdem stehen Le Quesnoy.und Neuseeland in einem ganz besonderen Verhältnis zueinander. Die Stadt hat sogar einige ihrer Straßen und eine ihrer Schulen nach neuseeländischen Persönlichkeiten und Orten benannt. Neuseeland begeht selbstverständlich auch am 11. November 1918 gemeinsam mit Frankreich die Gedenkfeier.
Ein weiteres Zeichen der engen Verbundenheit zwischen unseren beiden Ländern und der gemeinsamen Erinnerung ist das französische Denkmal im Pukeahu National War Memorial Park in Wellington, das Neuseeland 2018 empfängt. Dieses Denkmal wurde vom Verteidigungsministerium, durch die Direktion für Kulturerbe, Erinnerung und Archive (DPMA), finanziert, die ebenfalls an dessen Gestaltung teilgenommen hat, insbesondere durch die Teilnahme an der Organisation eines französisch-neuseeländischen Seminars sowie der Wahl des Siegerprojekts.
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