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Édouard Elias

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Édouard Elias, selbstständiger Fotograf, hat insbesondere über die Konflikte in Syrien 2012 und in der Zentralafrikanischen Republik 2014 fotografisch Bericht erstattet. Seine Bilder wurden kürzlich im Armeemuseum ausgestellt. Seit einigen Monaten widmet er sich dem Grabenkrieg in der Ukraine.

Édouard Elias
Texte

Wieso entschließt man sich mit 21 Jahren, zum Fotografieren nach Syrien zu gehen? Hatten Sie ein besonderes Interesse an Konfliktgebieten?

Das hängt zum Teil mit meiner Familiengeschichte zusammen. Ich bin zwischen Ägypten und Frankreich aufgewachsen. Nach dem Tod meiner Eltern haben mich meine Großeltern aufgezogen. Mein Großvater war Soldat – 1941 war er französischer Widerstandskämpfer im Département Creuse, später Soldat in Indochina und Algerien. Ich war fasziniert von seinen Geschichten, von dem, was er erlebt hat, seiner Fähigkeit, über sich selbst hinauszuwachsen und der tiefen Achtung, die er für den Einsatz der Kämpfer und sogar seinem Feind gegenüber übrig hatte. Ich glaube, das hat meine Arbeitsweise stark beeinflusst, denn ich versuche stets, nicht schon im Vorhinein Urteile zu fällen.

Mit 19 Jahren habe ich mein kaufmännisches Studium abgebrochen und bin an eine Schule für Fotografie gewechselt. Für mein Abschlusspraktikum bin ich in die Türkei zu den Flüchtlingslagern der syrischen Flüchtlinge gegangen. Ich hatte nicht die Absicht, nach Syrien zu gehen. Aber vor Ort habe ich viele neue Begegnungen gemacht und bin so letztendlich nach Aleppo gekommen ... Das war in 2012.

 

Nach Syrien haben Sie sich in die Zentralafrikanische Republik begeben. Ihre Bilder, die Sie dort gemacht haben, wurden in der Ausstellung „In der Haut eines Soldaten“ (Dans la peau d‘un soldat) im Armeemuseum ausgestellt. Was haben Sie dabei empfunden?

Ganz besonders hat mich dieses Verhältnis der Abstammung ergriffen,, das zwischen den Generationen entsteht, meinem Großvater, seiner Geschichte und der Legionäre heute. Wenn Sie in der Zentralafrikanischen Republik sind, spricht jeder von dem Fremdenregiment der Fallschirmjäger (régiment étranger de parachutistes – REP), während es hier niemand wirklich kennt. Außerdem ist es eine Ehre für die Legionäre, Fotos von ihnen zu zeigen, die sowohl sie als auch mich überdauern werden, und das ausgerechnet an dem Ort selbst, der zur Würdigung der für Frankreich gefallenen Soldaten erbaut wurde, nämlich dem Hôtel des Invalides in Paris.

Diese Ausstellung hat mich mit einer Art Stolz erfüllt. Zudem war es wie ein kleiner Siegeszug für mich. Meine Absicht bestand darin, diese Männer bei ihren alltäglichen Gesten zu fotografieren, in den Augenblicken des Wartens, des Zweifelns, bei einem Anflug von Schmerz. Denn das Leben eines Soldaten besteht nicht nur aus Stolz, Ehre, Ruhm ...

Die größte Stärke eines Menschen, der sich in ein Kampfgebiet begibt, unabhängig davon, ob er Soldat ist oder nicht, besteht darin, was er bereit ist zu geben, um sein Ziel zu erreichen. Ich mochte diese Jungs wirklich gerne und habe ein Vertrauenverhältnis zu ihnen aufgebaut. Außerdem habe ich beschlossen, einige Fotos, die ich gemacht habe, nicht zu veröffentlichen.

 

Sie waren sehr jung ...

Ich war 23, das ist eigentlich gar nicht so jung. Klar, im Vergleich zu den alten Hasen, die eine 50-jährige Karriere hinter sich haben, aber all diejenigen, die als Kriegsreporter angesehen werden, auch wenn ich diesen Ausdruck nicht sonderlich mag, so wie Patrick Chauvel zum Beispiel, haben mit 17–18 Jahren angefangen.

 

Sie mögen den Begriff „Kriegsreporter“ nicht, wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Ich bin ein richtiger Fotograf. Vielmehr Fotograf als „Foto-Journalist“, wie manche mich zu beschreiben mögen. Ich erzähle Geschichten anhand von Fotografie. Die Form interessiert mich, denn sie ergibt Sinn. Jede Reportage verlangt eine besondere Vorgehensweise: Sie hängt vom ausgewählten Fotoapparat ab, aber auch vom Rahmen, ob man Farb- oder Schwarz-Weiß-Fotos wählt, ob man gestellte Bilder oder Spontanaufnahmen macht, ob man sich für eine sichtbare Körnung entscheidet oder nicht ...

Außerdem mache ich nicht nur Fotos von Konflikten, auch wenn ich mich ganz natürlich auf Kampfgebiete spezialisiert habe. Ich arbeite auch mit der Presse, wie der Gala in Frankreich und VSD, die mich für Reportagen entweder in die gleichen Gebiete oder zu ganz anderen Themen woanders hin schicken können. Ich mache nur wenige Porträtaufnahmen, aber ansonsten nehme ich ganz verschiedene Aufträge an. Mit dem Umsatz aus diesen kurzen Fotoreportagen kann ich meine Auslandsreisen finanzieren, die einen größeren Zeitaufwand in Anspruch nehmen. Denn die Redaktionen sind eher zurückhaltend, wenn es darum geht; Journalisten, Teams und insbesondere Fotografen zur Berichterstattung in Krisengebiete zu schicken, außer wenn es wirklich um ein brandaktuelles Thema geht. Niemand wollte mich beispielswiese in die Zentralafrikanische Republik schicken, ich habe es vorgeschlagen, weil es mich interessierte. Mit Hilfe eines Freundes, Didier François, der für mich gebürgt hat, bin ich mit der Delegation für Information und Kommunikation der Verteidigung (Délégation à l’Information et à la communication de Défense – DICoD) in Kontakt getreten, die mir Vertrauen geschenkt und mich ohne richtigen Auftrag hat gehen lassen. Zudem wurde ich gerade erst aus einer dreimonatigen Inhaftierung entlassen, aber das hat sie nicht abgeschreckt. Als ich dort ankam, habe ich schließlich beschlossen, keine Fotos zu schicken und habe nichts veröffentlicht.

Wenn man erst einmal im Einsatzgebiet ist, hängt die Vorgehensweise vom jeweiligen Medium ab, für das man arbeitet. Für die AFP hätte ich meine Fotos beispielsweise innerhalb von höchstens 48 Stunden abschicken müssen. So bin ich in Syrien vorgegangen. Ich bin mit einem Freund dorthin gereist, Olivier Voisin, der auch für die AFP arbeitete. Zu dieser Zeit wurden zahlreiche Dokumentarfilme von Sendern wie BBC mit bereits zusammengestellten Bildern geschickt, obwohl die Realität vor Ort ganz anders aussah, wodurch die Analysen der Redaktionen gefälscht und die öffentliche Meinung in Europa getäuscht wurden. Man dachte, dass die Rebellen dabei seien, den Krieg zu gewinnen – die Medien trieben die Vermutung über einen Sieg der Rebellen voran –, denn sie hätten 70 % des Gebiets erobert, aber das war nicht der Fall. Im Einsatzgebiet gab es weniger Offensiven – die Bewegungen in Aleppo waren seit Juli 2012 stabil. Der Konflikt ging in einen Stellungskrieg über, aber die Redaktionen dachten, es sei noch immer ein Bewegungskrieg. Außerdem hatten sie keinerlei Interesse an den Bildern, die mein Freund Olivier und ich von Kindern machten, die Munition zur Front brachten. Sie wollten Bilder vom Kampf.

Anschließend haben Olivier und ich uns getrennt, ich bin nach Westen und er in die Ostzone gegangen. Wir haben beide Kämpfe fotografiert, aber er wurde dabei getötet. Danach wollte ich keine Fotos mehr direkt vom Einsatzgebiet aus verschicken. Denn ich hatte den Eindruck, weder das Recht noch den nötigen Abstand zu haben, um meine Arbeit richtig zu machen. Ich nehme mir lieber Zeit, treffe die Menschen, gewinne ihr Vertrauen und schicke meine Reportage erst hinterher raus. In der Zentralafrikanischen Republik habe ich angefangen, auf diese Art und Weise zu arbeiten. Es ist wichtig, Ihnen den Kontext zu erklären.

Für die Zentralafrikanische Republik war die Idee, über einen längeren Zeitraum (einen Monat mit An- und Abreise) zu verreisen und einen Vorposten zu beantragen. Darauf hat man geantwortet: „Sie gehen mit der Fremdenlegion“, das 2. Infanterieregiment der Fremdenlegion (2. REI). Dann habe ich erfahren, dass es sich dabei um ein in Nîmes, meiner Heimatstadt, stationiertes Regiment handelt! Ich bin in Uzès aufgewachsen. Zusammen mit meinen Freunden der ECPAD habe ich ein bisschen recherchiert. Ich kannte nur den Mythos um diese Legion. Zusammen mit ein paar Nahrungsvorräten kam ich in der Zentralafrikanischen Republik an. Vor Ort wurde ich vom Offizier für Kommunikation in Empfang genommen. Eine markante Persönlichkeit mit starkem Charakter und die einzige Frau an diesem Stützpunkt mit 200 Legionären. Sie gab mir viele Ratschläge, damit ich meine Arbeit machen konnte, und hat mir die Aufgabe wirklich erleichtert. Ich habe ein wahres Vertrauensverhältnis zu ihr aufgebaut.

 

Es waren auch Fotografen der ECPAD vor Ort ... Hatten sie ein anderes Verhältnis zu den Soldaten?

Selbstverständlich. Sie hatten ein anderes Verhältnis, sie sind ja selbst Soldaten. Das ändert alles.

 

Für Sie war das nicht selbstverständlich, mussten Sie das Vertrauen der Legionäre gewinnen?

Das hat sich schrittweise ergeben. Bei meiner Ankunft vor Ort hatte ich lange Haare und habe mich als „Fotograf/Journalist“ vorgestellt. Es ist verständlich, dass sie zunächst zurückhaltend waren: ich war derjenige, der ihnen Fragen stellen und beim Einsatz ein Klotz am Bein (ich war unbewaffnet) sein würde. Tatsächlich habe ich ihnen aber keine einzige Frage gestellt, ich habe sie lange Zeit still beobachtet. Später habe ich sie auf alle Patrouillen begleitet und allmählich haben sie sich an meine Anwesenheit gewöhnt und mich akzeptiert. Sicher gab es am Anfang einige Spannungen, aber schließlich hat sich eine engere Bindung aufgebaut und ich war Teil der Gruppe. So konnte ich alle Fotos machen, die ich wollte Sie haben mich beinahe über meine persönliche Geschichte ausgefragt. Meinerseits habe ich versucht, mich anzupassen, um sie so wenig wie möglich zu stören. Es herrschte eine wirkliche gegenseitige Achtung voreinander.

 

Haben Sie noch Kontakt zu ihnen?

Vier Monate später, als die Reportage im Obs veröffentlicht wurde, hat der Generalstab der Armeen die Präsentation der Legionäre unter einer menschlichen Perspektive als imageschädigend betrachtet. Kurz darauf war er von der Reportage begeistert, wie auch das 2. REI. Ich habe Abzüge für sie gemacht, die sie in ihren Fluren aufhängten. Dann haben sie mich zu ihrer Weihnachtsfeier 2014 eingeladen. Das war das erste Mal, das ein Journalist zusammen mit ihnen Weihnachten feierte.

2015 fragte ich den Kommandeur, ob ich die Ausbildung der Legionäre in Nîmes fotografieren dürfe. Er stimmte zu und schlug mir vor, die Ausbildung gemeinsam mit ihnen einen Monat lang zu verfolgen. Ich habe 8 kg verloren ... Ich habe an allen Übungen teilgenommen, mit Ausnahme der Bewaffnungsübungen. So konnte ich an meiner Reportage weiterarbeiten und gleichzeitig eine sehr enge Bindung wahren.

Militärfotografen haben eine andere Vorgehensweise: Sie kennen das Gelände, befolgen die Dienstgrade. Im Übrigen gingen die Legionäre davon aus, dass sie Kommunikation betreiben. Die Fotos, die sie machten, wurden an die Armee geschickt und sie selbst haben sie nie zu Gesicht bekommen.

 

Und Sie selbst, wenn Sie keine Kommunikation betreiben, was ist dann Ihr Ziel? Informieren, beweisen?

Ich gebe ein Zeugnis ab, ganz ohne Analyse. Ich zeige nicht den Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik. Ich erzähle, was 15 Legionäre innerhalb eines Monats erlebt haben. Ich gebe keine Spekulationen ab und nehme keine Stellung ein: Ich würde Ihnen niemals sagen, wer die Protagonisten dieses Krieges sind. Ich zeige einfach nur die Lebensbedingungen jener Menschen, mit denen ich den Alltag geteilt habe. Und das ist nur ein winziger Blickwinkel dieser gesamten Operation.

 

Ist es auch eine Art und Weise, sie zu würdigen?

Selbstverständlich. Es ist nicht meine Aufgabe, den Einsatz Frankreichs zu verteidigen. Man kann sein Land lieben, ohne die getroffenen Entscheidungen zu begünstigen. Mich interessiert, warum diese Männer kämpfen, wer sie sind. Welche Risiken sind sie bereit für ihren Beruf, ihre Leidenschaft, ihre Hoffnung einzugehen?

 

Und Sie selbst, Sie gehen auch Risiken ein, um darüber zu berichten ...

Generell gehen wir Journalisten weniger Risiken ein. Wir sind den Kämpfen weniger ausgesetzt, leicht im Hintergrund. Sicher, wir begeben uns in die gleichen Gebiete, aber meistens mit Truppen, die mehr in Bewegung sind. Das ist weniger riskant. Es ist zum Beispiel unmöglich für uns, die Spezialkräfte beim Einsatz zu begleiten. Da gehören wir nicht hin. Außer in Syrien, wo ein großes Durcheinander herrschte, sind wir nicht da, wo die Kämpfe am schlimmsten sind, es sei denn, man ist mit der Patrouille unterwegs, die angegriffen wird. Es kommt aber manchmal auch vor, dass man sich selbst dabei überrascht, wie man sich erhofft, die Patrouille zu begleiten, die angegriffen wird. Auch wenn es ein bisschen zynisch unsererseits ist, irgendwie wartet man darauf. Man kommt an einem Ort an und denkt sich: „Wird jetzt endlich bombardiert?“ In der Ukraine zum Beispiel kam es vor, dass ich sauer wurde, weil weniger bombardiert wurde ... Man knüpft Verbindungen mit den Soldaten, teilt ihre Erwartungen, ihre Gefühle.

 

Lässt Sie das, was Sie in Syrien erlebt haben, niemals an Ihrer Berufswahl zweifeln?

Gerade weil ich nichts bereut haben, als ich dort war, mache ich den Beruf weiter. Anders. Viele Leute stellen sich vor, dass ... und genau deswegen gebe ich kein Interview zu diesem Thema. Ich habe kein Problem damit, die Details und Bedingungen meiner Inhaftierung zu erzählen. Das ist eine Lebenserfahrung, ein Arbeitsunfall, aber das ist nicht charakteristisch für mich. Ich versuche weiterzuarbeiten und so in Vergessenheit zu geraten. Ich habe wie ein Wahnsinniger gearbeitet.

 

Und nach der Zentralafrikanischen Republik, ziehen Sie weitere Reportagen zu Auslandsoperationen in Erwägung?

Ja, aber ich möchte weiterhin Soldaten begleiten, nicht die Spezialkräfte. Was mich interessiert sind die Gesichter der Soldaten, ich möchte ihr Alltagsleben fotografieren. Was ich auch mit anderen Armeen gemacht habe, mache ich jetzt mit den Ukrainern.

 

Ist das Teil künftiger Projekte für eine neue Reportagen?

Zur Zeit arbeite ich an einem großen Projekt in der Ukraine. Ich bin schon mehrmals dorthin gereist, aber diesmal will ich beide Seiten an der russischen Front fotografieren. Und ich habe mich für Schwarz-Weiß-Aufnahmen entschieden! Auch hier interessiert mich nicht der Konflikt an sich, sondern die Soldaten und der Grabenkrieg.

 

Haben Sie Ähnlichkeiten zwischen dieser Erfahrung und jener mit den Soldaten in der Zentralafrikanischen Republik empfunden? In Bezug auf die Beziehungen innerhalb der Kameradschaft, die geteilte Privatsphäre, die Erwartungen ... die Sie zuvor erwähnten?

Es ist mir nicht gelungen, sie zu fotografieren, aber ja. Mit dem Unterschied, dass die Männer sehr viel erschöpfter sind, dass sie schon seit eineinhalb Jahren dort sind und dass sie wissen, dass auf der anderen Seite ihre Freunde, ihre Eltern sind. Es kommt sogar vor, dass der Vater an der russischen Front kämpft und sich der Sohn, wegen der Wehrpflicht, auf ukrainischer Seite befindet. Das ist ein ganz anderer Kontext.

Das ist ein No Man's Land, tut mir leid ... Das ist ziemlich bedrückend. Die Herausforderung besteht darin, die Lebensbedingungen zu zeigen, denn es handelt sich um einen Stellungskrieg und die Männer leben verkrochen in den Schützengräben. Meine Arbeit in der Ukraine ist es, genau das zu dokumentieren: die Zerstörungen, die Müdigkeit der Kämpfer, die Denkmäler an die patriotische Epoche. Man wird buchstäblich in einen ideologischen Krieg getaucht, in dem Europa-Befürworter gegen Russland-Anhänger kämpfen und sich gegenseitig als Neobolschewisten und Neonazis beschimpfen. Und sie nehmen dabei wirklich Bezug auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg. Die Denkmäler sind der Wahnsinn ... Es stehen sich gleichzeitig Statuen zu Ehren der UdSSR und Denkmäler an die Leiden durch die UdSSR gegenüber. Das ist verrückt!

Es gibt noch sehr viele Möglichkeiten für neue Reportagen in dieser Region. Aber ich habe auch Lust, nach Abchasien zu gehen. Um mehr über den Begriff „eingefrorener Konflikt“ zu erfahren.

Jedes Mal besteht das Ziel darin, je nach Thema auf eine andere Art und Weise zu fotografieren. Das uns zur Verfügung stehende Hilfsmittel soll dem Thema dienen. Natürlich werde ich auch wieder Farbfotografien machen, aber für diese Reportage wollte ich diese Technik ausprobieren, eine älteres Verfahren der Fotografie. Meine Geräte wiegen jeweils 5 kg ... Auf einen Film passen vier Fotos, das ist unglaublich mühselig. Aber früher haben sie auch so gearbeitet, warum sollte es mir also nicht gelingen?

 

Interessieren Sie sich für Reporter, die bei früheren Konflikten Bericht erstattet haben? Haben Sie Vorbilder in diesem Bereich?

Ich kenne nicht unbedingt ihre Namen, aber ihre Fotos. Allerdings kenne ich eher Leute wie Christopher Griffin und Don Mc Cullin als Militärjournalisten, die ihre Fotos meist nicht veröffentlichen oder zumindest keine Bildbänder daraus entwerfen. Es gibt nur sehr wenige Bücher von Militärreportern.

 

Sie sind kürzlich auch nach Italien gegangen?

Für Amnesty International habe ich vor zwei Monaten Flüchtlinge auf ihrem Weg durch Italien begleitet. Zuvor war ich auf der Aquarius, dem Schiff, das Flüchtlinge aus dem Mittelmeer aufgenommen hat. Ich bin gerade dabei, ein Kunstbuch zu diesem Thema vorzubereiten. Es gibt so viele interessante Reportagen, dass ich mich nicht nur auf ein bestimmtes Thema beschränke.

 

Aber als selbstständiger Fotograf stoßen Sie auch an gewisse Grenzen?

Jetzt reise ich zum Beispiel in die Ukraine, auf  die russische Seite, zusammen mit einem humanitären Fotografen, wodurch ich meine Akkreditierungen bekomme. Aber ich arbeite lieber selbstständig, um voll und ganz Herr meiner eigenen Fotos zu sein. Jedoch stößt man immer auf Hindernisse.

Als ich in die Zentralafrikanische Republik gereist bin, wurde ich von der französischen Armee eingeschränkt. Aber ich orientiere mein Thema immer an den Grenzen, die man mir setzt. Wenn man sie kennt und respektiert, stellen sie keinerlei Problem dar. Außerdem kann man auch jederzeit Fotos machen, ohne sie hinterher zu veröffentlichen. Das ist auch etwas, was ich ganz besonders an der Fotografie schätze. Einen Text verfassen, eine Analyse anbieten, das könnte ich nicht.

 

Aber Ihre Fotos unterliegen der Analyse und Interpretation jedes Einzelnen ...

Das stimmt ... Ziel ist es, ein Infragestellen zu bewirken, ohne dabei ein Werturteil abzugeben oder Stellung zu beziehen: Ich würde zum Beispiel niemals sagen, dass das, was die Russen machen, gut oder schlecht ist ... Und ich bin mir darüber bewusst, dass meine Bilder gezielt dafür verwendet werden können.

 

Aber Sie haben die Wahl, diese Veröffentlichungen zu akzeptieren oder abzulehnen ...

Genau. Diese Freiheit habe ich. Hinsichtlich des Armeemuseums war ich zum Beispiel sehr zuversichtlich.

Interview vom 31. Januar 2018


Auteur
La rédaction

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