Philippe Leclerc de Hauteclocque
Als er 1943 von de Gaulle mit der enormen Mission betraut wird, Paris zu befreien, ist Leclerc gerade mal 41 Jahre alt. Er zählt als Mann der ersten Stunde des Freien Frankreich und ist bekannt für seine Kühnheit und sein Geschick, Dinge voranzutreiben.
Der 1902 in Belloy als Sohn einer adligen Familie mit Großgrundbesitz geborene Leclerc entscheidet sich bald für den Militärdienst. Hauteclocque beendet sein Studium an der Offiziersschule in Saint-Cyr als Offizier, der eine brillante Karriere verfolgt: Hauptmann im Jahr 1934, Major der Kriegsschule im Jahr 1939. Er übernimmt verschiedene Posten im Generalstab, arbeitet als Ausbilder und dient dann in Marokko (1926 – 1930). Gierig auf neue Einsätze nimmt er auch an verschiedenen Operationen zur Herstellung des Friedens teil. Als Ausbilder der marokkanischen Offiziere in der Militärschule von Meknès entstehen mit vielen Soldaten langjährige Freundschaften. In den 30er Jahren verbringt er mit seinem Cousin Xavier de Hauteclocque Zeit in Deutschland, wo ihm das Naziregime und die Bedrohung durch Hitler sehr deutlich wird. Während den Kriegswirren wird er gefangen genommen, es gelingt ihm die Flucht und er greift erneut ins Kampfgeschehen ein. Verwundet und auf Befehl hin evakuiert, entkommt er erneut der Gefangenschaft.
Da er Knechtschaft nicht dulden kann und der freie Geist ihm wichtig ist, kehrt er in den Dienst zurück. Mit seinem in Saint-Cyr erlernten Prinzip des absoluten Gehorsams und seinem Patriotismus macht er sich auf den Weg, um sich in London General de Gaulle anzuschließen. Mittlerweile verheiratet und Vater wird er von seiner Ehefrau darin unterstützt, seinen Weg zu gehen, während sie in Frankreich bleibt, um auf die Kinder aufzupassen. Zum Schutz seiner Angehörigen vor Verfolgung durch die Vichy-Regierung nimmt er das Pseudonym Leclerc an. De Gaulle, der seinen Offizier sehr schätzt, vertraut ihm die Mission an, Kamerun (26. August) und später Gabon (12. November) zu vereinen. Als Militärkommandant des Tschad leitet er mehrere Angriffe gegen die italienischen Oasen in Libyen. Die Einnahme von Koufra am 1. März 1941 stellt seine Qualitäten als kühner Kämpfer und Anführer seiner Männer unter Beweis, denen er den Schwur leistet „so lange weiterzukämpfen, bis unsere Farben, unsere schönen Farben von der Kathedrale in Straßburg wehen“. De Gaulle macht ihn zum Kameraden der Befreiung. Nachdem er im August zum Brigadegeneral befördert wurde, gelingt ihm nach dem Sieg in Fezzan Ende Januar 1943 der Zusammenschluss mit der 8. Britischen Armee von Montgomery in Tripolis, unter dessen Befehlsgewalt er am Feldzug in Tunesien teilnimmt. Im August 1943 betraut ihn de Gaulle mit dem Kommando über die 2. Panzerdivision in Marokko. Die in ihrer Diversität (22 Nationalitäten, 3.600 Soldaten des Königreichs) einmalige Division vereint Männer und Frauen sämtlicher Konfessionen, Überzeugungen und Einstellungen steht geschlossen hinter ihrem Anführer. Ende 1943 wird er von de Gaulle dazu auserwählt, mit seiner Division die Hauptstadt zu befreien. De Gaulle hatte mit Eisenhower vereinbart, dass die 2. Panzerdivision bei den Operationen in der Normandie gemeinsam mit den amerikanischen Streitkräften kämpfen sollte. Die 2. Panzerdivision landet somit am 1. August 1944 gemeinsam mit der Armee von Patton. Nach der Eroberung von Alençon ist sie an den Kämpfen um den Kessel von Falaise beteiligt. Auf Befehl von Bradley am 22. August dringt Leclerc mit seiner Einheit bis Paris vor und erreicht die Kapitulation des Feindes. Für ihn „trifft das Frankreich von de Gaulle, der sich weigerte, die Waffen niederzulegen, auf ein inneres Frankreich, das sich weigerte, sich dem Feind zu beugen [..] In den Augen unserer Soldaten und auch in meinen, haben wir am 25. August 1944 in den Bürgern von Paris die besten Freunde auf dem Schlachtfeld gewonnen…“ Der Kampf setzt sich mit der Befreiung Straßburgs fort und erst am 23. November 1944 kann er seinen Schwur von Koufra einlösen. Diese Heldentaten enden dann am 5. Mai 1945 im Hauptquartier von Hitler in der Nähe von Berchtesgaden. Als Leiter des französischen Expeditionskorps in Fernost unterzeichnet Leclerc am 2. September für Frankreich die Kapitulation Japans. In Indochina und später in Nordafrika betrachtet er stets aufmerksam die politische Entwicklung der Länder, unter Beachtung der kriegsbedingten Umbrüche und der Notwendigkeit einer umfangreicheren Autonomie. Am 28. November 1947 wird dieser brillante Lebensweg durch einen Flugzeugunfall unterbrochen. Am 27. Juni 1952 wird er zum Marschall von Frankreich ernannt.
Artikeln der Zeitschrift
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Der Datensatz
Rückkehr zur Republik
Das jahrhundertealte Herz des souveränen Staates, Paris war bereits seit dem 14. Juni 1940 von den Deutschen besetzt, ist für de Gaulle “das schlechte Gewissen der freien Welt”. Seit der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 ist die Hauptstadt zentraler Punkt der Strategie und Politik.
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Das Ereignis
Befreiung und Verteidigung von Straßburg
Am 2.März 1941 leistet Oberst Leclerc nach einem legendären Sieg in Koufra vor seinen Männern den Schwur „so lange weiterzukämpfen, bis unsere Farben, unsere schönen Farben von der Kathedrale in Straßburg wehen“. Im November 1944 stehen die 2. Panzerdivision und ihr Befehlshaber kurz davor, dieses V...Weiter lesen -
Die Wartung
Jean-Marc Berlière
Als Fachmann für französische Polizei und die Besatzung beleuchtet der Historiker Jean-Marc Berlière die komplexe Frage der Säuberung der französischen Gesellschaft am Folgetag nach der Befreiung.Weiter lesen