Verdun 1916-2016
Zusammenfassung
21 février : offensive allemande sur Verdun.
25 février : prise du fort de Douaumont par les Allemands.
26 février : Pétain commandant de la région fortifiée de Verdun . prise de la côte du Poivre.
2 mars : de Gaulle prisonnier des Allemands près de Douaumont.
4 mars : prise du village de Douaumont par les Allemands.
5 mars : bombardement allemand sur la rive gauche de la Meuse.
6 mars : attaque allemande sur la rive gauche de la Meuse.
7 mars : progression allemande.
14 mars : Joffre en visite sur le front.
16 mars : attaques concentrées allemandes autour du fort de Vaux.
20 mars : prise du bois d?Avocourt-Malancourt par les Allemands.
22 mars : prise du mamelon d?Haucourt par les Allemands.
28 mars : prise de commandement du général von Gallwitz.
31 mars : prise de Vaux par les Allemands.
5 avril : prise d?Haucourt par les Allemands.
10 avril : ordre du jour de Pétain : "On les aura".
18 avril : création en Lorraine de l'escadrille La Fayette composée de pilotes américains.
23 avril : semaine de combats sur la rive gauche de la Meuse pour le contrôle de la cote 295 et du Mort-Homme.
1er mai : Pétain nommé commandant du groupe armé du Centre, transmission du commandement de la IIe armée à Nivelle.
23 mai : échec français au fort de Douaumont.
24 mai : prise de Cumières par les Allemands.
1er juin : assaut de Fleury par les Allemands.
7 juin : prise du fort de Vaux par les Allemands.
12 juin : des soldats français ensevelis dans leur tranchée (La tranchée des baïonnettes).
23 juin : échec de l'attaque allemande contre le fort de Souville.
1er juillet : offensive franco-britannique dans la Somme.
11 juillet : offensive allemande sur le fort de Souville.
4 août : reprise du fort de Souville par les Français.
2 septembre : fin de l'offensive allemande.
24 octobre : contre-offensives françaises.
28 octobre : bombardement du fort de Vaux par les troupes françaises.
2-3 novembre : reprise du fort de Vaux par les Français.
15 novembre : dernière contre-offensive française.
18 décembre : fin de la bataille de Verdun.
Zusammenfassung
Datum : 10. - 31. August 1944
Ort : Paris
Ausgang : Befreiung von Paris
Anwesende Truppen : 5. amerikanisches Armeekorps von General Gerow
2. Panzerdivision von General Leclerc
Französische Streitkräfte des Inneren (FFI)
Deutsche Garnison des Generals von Choltitz
Die Schlacht von Verdun steht für die Franzosen für den Krieg 14-18 in all seiner Intensität und all seinem Schrecken, aber sie ist auch "die" Schlacht geworden, Symbol für den Widerstand und den Sieg, bevor Verdun zum Ort der deutsch-französischen Versöhnung wurde. Antoine Prost und Gerd Krumeich stellen hier ihre Analysen gegenüber, um die Erinnerung an Verdun auf beiden Seiten des Rheins zu hinterfragen.
UNTER WELCHEN BEDINGUNGEN FAND DIE SCHLACHT STATT?
Antoine Prost : Am Ende des Jahres 1915 scheint der Krieg festgefahren zu sein. Die Alliierten schafften keinen Durchbruch und ihr Scheitern im Artois und in der Champagne hat den deutschen Oberbefehlshaber Falkenhayn davon überzeugt, dass ein Durchbruch unmöglich war. Aber dieser möchte den Krieg wieder in Bewegung bringen. Er schätzt die britische Armee sehr, aber er glaubt, dass die französische Armee am Ende ihrer Kräfte ist. Wie könnte dieses Volk den Krieg noch fortsetzen? Daher rührt die Idee, den Franzosen in einem Sektor eine große Niederlage zuzufügen, in dem die Briten ihnen nicht helfen konnten. Er glaubte, dass sie dann um einen Separatfrieden bitten würden. Ein falsches politisches Kalkül, dem eine Unterschätzung des Gegners zugrunde lag. Aber warum der Angriff auf Verdun?
Ratspräsident Georges Clemenceau am Mort-Homme bei einem Besuch auf dem Schlachtfeld, September 1917.
© ECPAD 1917 / Albert Samama- Chikli
Sobald die Schlacht festgefahren war, gab Falkenhayn vor, dass er die Franzosen bluten lassen wollte, weil sie diesen Ort aufgrund seiner symbolischen Bedeutung um jeden Preis verteidigen mussten. Genau das passierte auch. Aber in den deutschen Stäben sprach vor der Schlacht niemand vom Blutvergießen. Im Übrigen war Verdun für die Franzosen bei weitem nicht so wichtig wie Reims. Im September 1914 gab es sogar den Befehl zur Evakuierung. In der Tat waren es militärische Gründe, die Falkenhayn bewogen. Die befestigte Region von Verdun stellte einen bedrohlichen Einschnitt in seinen Linien dar. Andererseits war sie auch schwer zu verteidigen. Vor allem war ihre Verbindung im Inneren sehr schlecht: Die Eisenbahnlinie nach Nancy wurde in Saint-Mihiel von den Deutschen und die von St. Menehould unter dem Feuer ihrer Artillerie gekappt. So blieb nur eine schmalgleisige Bahn und eine Schotterstraße, die 1915 erweitert wurde, die jedoch nicht so intensiv genutzt werden konnte wie dies die Franzosen taten. Andererseits würden diese Schwierigkeiten haben, am rechten Ufer zu kämpfen, da die Maas einen großen Einschnitt darstellte und es weniger als ein Dutzend Brücken gab. Falkenhayn entschied also zunächst, nur am rechten Ufer und nicht auf beiden Seiten anzugreifen, wie es der Stabschef der Angriffsarmee verlangte.
Diese Wahl war eine Entscheidung für die Taktik, die seine Truppen schonen sollte. Er verließ sich auf seine schwere Artillerie, die viel stärker als die der Franzosen war, um deren Positionen so niederzuschlagen, dass sie diese nicht mehr verteidigen konnten. In der Tat ist der deutsche Angriff kein Sturm, die Infanteristen haben Vertrauen; wenn sie auf Widerstand treffen, ist der Befehl, auf eine weitere Bombardierung zu warten. Diese Taktik konzentriert das gesamte Feuer auf einem relativ engen aber tiefen Bereich, um so das intensivste Trommelfeuer zu erreichen und die Ankunft von Verstärkungen zu vereiteln.
Die im Dezember beschlossene Offensive wurde schnell gestartet: am 12. Februar war sie bereit, aber aufgrund des schlechten Wetters wurde sie auf den 21. verschoben. Joffre der große Schlachten in breiter Front entwarf, konnte sich nicht vorstellen, dass die Deutschen in diesem Gelände mit tiefen Furchen so massiv angreifen könnten und hat die Gefahr erst sehr spät erkannt. Er war sich der dramatischen Unvorbereitetheit der Front von Verdun nicht bewusst und seine Armee war sowohl quantitativ als auch qualitativ der Armee von Falkenhayn unterlegen. Er traf die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen erst im letzten Moment. Man kann nicht sagen, dass die Franzosen überrascht waren, aber sie waren nicht bereit. Die erste Woche der Schlacht endete fast in einer Katastrophe.
Zeremonie an dem im Bau befindlichen Beinhaus von Douaumont 1927
© Suddeutsche Zeitung / Rue des Archives
WARUM WURDE DIE SCHLACHT VON VERDUN ZU EINEM SYMBOL DES ERSTEN WELTKRIEGS?
Antoine Prost : Verdun ist nicht überall das Symbol für den ersten Weltkrieg. Für die Engländer zählen die Somme oder Passendale viel mehr. Aber ja, für die Franzosen ist sie ein Symbol für den gesamten Krieg. Die Soldaten sagten bereits 1916: "Wer nicht in Verdun war, war nicht im Krieg." Dies ist übrigens auch in Bezug auf den Völkermord an den Armeniern alles, was laut den Programmen Schülern sinnvollerweise über den Krieg gelehrt werden sollte.
Für die Soldaten stellt dieser Kampf den Höhepunkt der Gewalt dar: sie hatten noch nie eine derartige Hölle gesehen; es war schlimmer als in den früheren Schlachten. Aber sie konnten Verdun nicht mit den folgenden Schlachten an der Somme oder dem Chemin des Dames vergleichen. Nun, sie waren wahrscheinlich die schlimmsten, da sich das Kriegsmaterial weiterentwickelt hatte, die Bombardierungen immer massiver und die Maschinengewehre immer zahlreicher wurden. Zeugen erzählen überall von den gleichen Schrecken: Durst, Schlamm, Gerüche, Erschöpfung, Hilflosigkeit unter den fallenden Granaten, Rufe der Verwundeten, zerfetzte Leichen, der Tod ist allgegenwärtig. Wir können das Grauen der Schlachten nicht messen und das Ergebnis waren 143.000 tote Deutsche und 163.000 tote Franzosen, wobei die monatlichen Verluste an der Somme höher waren als die von Verdun.
Es wurden weitere Gründe zur Erklärung der Ausnahmestellung von Verdun genannt: Die Tatsache, dass es die einzige Schlacht des Krieges ist, an der die Alliierten nicht direkt beteiligt waren oder die Noria (Pater Noster), die 73 der ungefähr 100 Divisionen der französischen Armee nach Verdun geschickt hat, ebenso wie die Tatsache, dass an ihr von allen Schlachten des Krieges die meisten Soldaten beteiligt waren. Diese Erklärungen sind dennoch nur zweitrangig.
Die sterblichen Überreste des unbekannten Soldaten verlassen Verdun für die Zeremonien am 11. November 1920 in Paris.
© Neurdein / Roger-Viollet
In der Tat galt Verdun zu der Zeit als Ausnahmeschlacht - "die" Schlacht, die man nicht verlieren durfte. Seit 1914 lag die Initiative bei den Alliierten. Und nun griffen die Deutschen an. Und was für ein Angriff! Innerhalb weniger Tage rückten sie 6 bis 8 Kilometer vor, die Front brach zusammen und die Niederlage drohte. Die Franzosen fürchteten, den Krieg zu verlieren, und sie wussten, was das bedeutete: sie hatten den vorigen Krieg verloren und das hatte sie das Elsass und Lothringen gekostet. Sie mussten um jeden Preis verhindern, dass die Deutschen durchbrachen. Die Angst war überall zu spüren: bei Politikern, Journalisten und der gesamten Bevölkerung. Die Soldaten verstanden die Bedeutung dieser Herausforderung und in den entscheidenden Momenten der Schlacht - Ende Februar oder im Juni, als die Deutschen bis auf weniger als 4 km bis zur Stadt vordrangen - kämpften sie mit einer unvorstellbaren Verbissenheit unter fürchterlichen Bedingungen. Darauf sind sie berechtigterweise stolz - dies verdanken wir zahlreichen Zeugenaussagen, denn Redakteure und Öffentlichkeit waren ganz begierig darauf.
WIE LÄSST SICH DIE BESONDERE STELLUNG VON VERDUN IN DER VORSTELLUNG DER FRANZOSEN ERKLÄREN?
Antoine Prost : Diese Frage habe ich bereits zum Teil beantwortet, aber man muss noch präziser sein. Der Mythos von Verdun konzentriert sich auf das rechte Maasufer: zwischen der Stadt und dem Beinhaus von Douaumont. Das linke Maasufer zählte weitaus weniger, auch wenn die Franzosen im Dezember 1916 nach der Wiedereinnahme der zwei Forts von Douaumont und Vaux dort Sieg riefen, und ebenso wenig die Höhe 304 und der Mort-Homme (Toter Mann), wo ebenfalls heftige Kämpfe stattfanden und die immer noch von den Deutschen gehalten wurden. Diese Asymmetrie erklärt sich durch die Entscheidung der Militärs und der Politik vom 25. Februar, Verdun am rechten Ufer zu verteidigen. Dies hieß mit der Schwierigkeit zu spielen, denn es war militärisch machbar, sich hinter die Maas zurückzuziehen. Diese Möglichkeit wurde übrigens mehrfach ins Auge gefasst. Aber durch diese Entscheidung bekommt das rechte Ufer einen außergewöhnlichen symbolischen Wert.
Zeremonie am Beinhaus von Douaumont bei der Ankunft der Särge von 52 nicht identifizierten Soldaten, 1927.
© Albert Harlingue / Roger-Viollet
Bereits 1916 wollen alle, die wichtig sind, wie Minister, Parlamentarier, Journalisten, Akademiker, Künstler nach Verdun und dies auch kundtun. Poincaré fährt sechs Mal dorthin. Im September verleiht er der Stadt den Orden der Ehrenlegion und das Kriegskreuz sowie ein Dutzend ausländische Ehrenzeichen. Im November schafft die Stadt eine Medaille für die Soldaten von Verdun. 1920 werden in der Zitadelle von Verdun aus acht Särgen mit unbekannten Soldaten derjenige ausgewählt, der unter dem Arc de Triomphe begraben wird. Städte taufen Straßen auf den Namen von Verdun. Mehrere Akteure beteiligen sich daran, das Schlachtfeld, wo das Leben nicht wieder aufgenommen wird, für unantastbar erklären zu lassen. Der Bau des Beinhauses durch einen Ausschuss umfasste 14 Millionen Spenden und man wartete darauf, dass sich auch der Staat beteiligte, damit die Arbeiten 1932 abgeschlossen werden konnten. 22 kleine Friedhöfe befinden sich in einer Nekropole von 16.000 Gräbern vor dem Beinhaus. Pilgerreisen von Veteranen, Tourismus, Gedenkfeiern ergänzen diese Arbeit. Im Juli 1936 kamen 30.000 Veteranen aus zehn Ländern, hauptsächlich Franzosen, Italiener und Deutsche nach Douaumont, um einen Eid auf die Verteidigung des Friedens zu schwören. Zwischen 1962 und 1967 erbaute das Nationalkomitee zur Erinnerung an Verdun neben dem zerstörten Dorf Fleury ein Denkmal, um die Erinnerung an die Soldaten fortbestehen zu lassen, auch wenn es die Zeitzeugen nicht mehr gibt.
Aber der Kontext verändert sich. Da Douaumont ein wichtiger Ort für den heute pazifistischen Nationalstolz ist - der eines Frankreichs, das nicht angreift, aber sich zu verteidigen weiß - gab es keinen besseren Ort als diesen, um mit einer stillen und dennoch starken Geste, einem Händedruck zwischen François Mitterand und Helmut Kohl, der Versöhnung der beiden Völker, die sich so hart bekämpft haben, Ausdruck zu verleihen.
WELCHEN STELLENWERT HAT DIE SCHLACHT VON VERDUN IM EUROPÄISCHEN BEWUSSTSEIN?
Gerd Krumeich : Was man über die "Besonderheit" der Schlacht sagt, gilt ebenfalls in einem hohen Maß für die europäische Erinnerung.
Der Erste Weltkrieg hatte enorme Folgen für Europa; er hat seine herausragende Stellung in der Welt endgültig verloren. Und die Schlacht von Verdun hat heute einen derartigen Charakter, dass sie immer das Symbol des Ersten Weltkriegs bleiben wird. Sie ist es bereits seit der Schlacht, als "Verdun" von französischen Politikern und Militärs zu einem heiligen Ort - einem Ort, "an dem man nicht vorbeigeht" - hochstilisiert wurde und nicht nur vom Präsidenten der französischen Republik Raymond Poincaré, sondern auch von zahlreichen Staatsvertretern der Alliierten und neutraler Staaten besucht wurde, die auch der Stadt einen Besuch abstatteten und diese viele Male auf unterschiedliche Weise auszeichneten.
Nach dem Krieg wussten alle, dass Verdun der unausweichliche Ort des Massakers und des Schreckens war; allen, die die Möglichkeit eines Krieges in Erwägung ziehen könnten, zeigte er die Sinnlosigkeit jedes Kriegs. Verdun wurde eine Art Hauptstadt des europäischen Friedens. Und dies vor allem, weil die Erinnerung der Franzosen an Verdun keine triumphierende Erinnerung an den Sieg, sondern eine heikle Mischung ist aus Stolz auf das, was man erreicht hat, und tiefer Trauer um die Toten, deren Schicksal die Gedenkfeiern überragt ...
Die Erinnerung an die Schlacht von Verdun wurde daher schnell zur Erinnerung an die großen Opfer, die von vielen Soldaten verlangt wurden - Soldaten der beiden Nachbarvölker, die seit vielen Jahrhunderten Feinde waren. Beide Länder, die das Zentrum eines entstehenden Europas waren und immer noch sind, wissen, dass Verdun nur der Triumph des Todes war. Und aus diesem Grund machte man sich auch daran, dieser Schlacht gemeinsam zu gedenken, Poilus und Feldgrau vereint. Dies geschah ab dem Ende der zwanziger Jahre, als die Treffen zwischen Veteranenorganisationen begannen. Diese Bewegung in Richtung einer gemeinsamen Erinnerung erreichte ihren Höhepunkt - auf dieser Ebene unumgänglich - als sich am 12. und 13. Juli 1936 über 30.000 Veteranen aus zehn Ländern, vor allem Franzosen, Deutsche und Italiener in der Nekropole von Douaumont vor dem Beinhaus versammelten und einen "Friedenseid" mit dem folgenden Wortlaut schworen:
"Weil diejenigen, die hier und anderswo ruhen, nur in den Frieden der Toten eingegangen sind, um Frieden zwischen den Lebenden zu stiften…
Und weil es ein Sakrileg wäre, etwas zuzulassen, dass die Toten verabscheut haben
Wir schwören, dass wir den Frieden, den wir ihrem Opfer verdanken, bewahren und wünschen."
Dies war der erste Schritt in Richtung einer endgültigen Versöhnung, aber in diesem Augenblick hatte er keine merkliche Wirkung, denn die Deutschen wollten vor dem Frieden Rache. Aber nach dem "Zwischenspiel" des Zweiten Weltkriegs konnte Verdun schließlich wieder als symbolträchtiger Ort der Versöhnung auferstehen und die Symbolfunktion für den Frieden bekräftigen, die die Stadt in den zwanziger und dreißiger Jahren innehatte.
Im europäischen Bewusstsein ist "Verdun" heute immer noch das Symbol für einen "absoluten" Krieg, das am Ende jede kriegerische Regung ausgelöscht hat.
50. Jahrestag der Schlacht von Verdun: General de Gaulle und Pierre Messmer, Verteidigungsminister, im Beinhaus von Douaumont, 29. Mai 1966.
© Rue des Archives / AGIP
WELCHEN STELLENWERT HAT VERDUN IN DER ERINNERUNG DER DEUTSCHEN?
Gerd Krumeich : Heute sind sich die Deutschen der Tatsache, dass Verdun sie als Teil ihrer Geschichte betrifft, nur in sehr geringem Maße bewusst. Für die meisten unserer Zeitgenossen ist es eine Schlacht, die genauso weit entfernt ist wie Sedan oder Leipzig. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass der Erste Weltkrieg insgesamt nicht im entferntesten den wichtigen Stellenwert hat wie in der Erinnerung der Franzosen und der Engländer. Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg wurde quasi "verschluckt" durch die Erinnerung an einen noch größeren Krieg, den von 1939 bis 1945, als Deutschland verwüstet wurde und dessen riesige Verantwortung uns bis heute in erster Linie beschäftigt. Wenn Verdun in der deutschen Erinnerung präsent ist, dann in kriegsgeschichtlicher Hinsicht und nicht als nationale Geschichte. Es gibt keine trauernden Gemeinden mehr. Es wird persönlich kein Unterschied gemacht, ob der Großvater oder Urgroßvater in Verdun oder an der Somme oder an der Ostfront gefallen ist. Das alles ist so weit weg ...
Und dies natürlich umso mehr, da Verdun nicht nur eine verlorene Schlacht war, sondern auch durch die tiefe Erinnerung kompletter Absurdität besudelt wurde.
Dies ist die Wirkung der so genannten "Weihnachtsdenkschrift" von Generalstabschef Erich von Falkenhayn, der behauptet hat, dass er Verdun nicht einnehmen wollte, aber dort einen geeigneten Platz gefunden hat, um die Franzosen "ausbluten" zu lassen. Es wurde nun aber festgestellt, dass diese Weihnachtsdenkschrift zweifellos eine Fälschung ist, die nach dem Krieg erstellt wurde, um die Niederlage zu erklären. Dadurch wurde verhindert, dass die Feldgrauen von Verdun und auch die gesamte Öffentlichkeit 1920 nicht zutiefst schockiert waren, als sie diese Version der Schlacht erfuhren: Die Deutschen wussten sehr wohl, dass ihre Armee vor Verdun genauso stark ausgeblutet war wie die ihres Feindes. Also eine unnötige Schlacht und der sogenannte Plan von Falkenhayn wurde als eine Art Dolchstoß in den Rücken der Soldaten empfunden: sie wurden vor Verdun geopfert, um es einzunehmen und mit diesem Sieg einen Krieg zu beenden, den niemand mehr wollte. Und so wurde ihnen gesagt, dass es sich darum gehandelt hatte, die Franzosen ausbluten zu lassen. Deshalb ließ man sie selbst ausbluten! Also ein unnötiges Opfer, durch das alles "Heilige" in der Erinnerung an Verdun verloren geht.
WORIN LIEGT DIE BESONDERHEIT DIESER SCHLACHT?
Gerd Krumeich : Es gibt mehrere Besonderheiten der Schlacht von Verdun. Deshalb ist sie eine der größten Schlachten nicht nur des Ersten Weltkriegs, sondern der Weltgeschichte geblieben.
Da ist zunächst die Tatsache des Fortbestands. Denn das relativ begrenzte Schlachtfeld (30 bis 40 km2) ist hundert Jahre später immer noch ein vom Krieg erschüttertes Gebiet. Eine Landschaft, in der die - etwas eingeebneten - Granatlöcher dem Ort immer noch einen Dünencharakter verleihen, eine Landschaft, in der die Vegetation - nur mit Mühe - gewonnen hat. So kann man sich leicht vorstellen, wie es damals war. Es gibt andererseits riesige Festungen, so viele Orte und Namen, die den Schrecken der Zeit wieder aufleben lassen: das Fort Douaumont, das Fort Vaux, der Tunnel von Tavannes, Der Mort-Homme usw. Und dann ist da noch das den Ort beherrschende Beinhaus von Douaumont, dieses beeindruckende Gebäude, wo man durch die kleinen Kellerfenster die Menge der Knochen, die dort aufbewahrt werden, kaum sehen kann. Ungefähr 135.000 französische und deutsche Soldaten, deren Namen niemand kennt. "All dies" war auf dem Schlachtfeld verstreut und in der Erde vergraben und wurde dann in den zwanziger Jahren und danach gesammelt. All dies macht das Blutbad von Verdun, dieses 10 Monate dauernde, riesige - und unsagbare - Blutbad für jeden und für alle Zeit greifbar. Ein Nahkampf, ein echter archaischer Kampf "Mann gegen Mann", dessen Besonderheit darin bestand, dass er von einem Granaten-Trommelfeuer aller Kaliber verstärkt durch etwa 10 km entfernte große Kanonen unterstützt wurde. Diese Form des Kampfes war einzigartig; es war der Übergang zu einem wirklich industrialisierten Krieg, der später den Tod aus der Entfernung über ein "leeres" Schlachtfeld" brachte,wie an der Somme und in Flandern. Aber Verdun bleibt einzigartig: es gibt keine andere Schlacht, in der auf diese Weise der archaische Krieg, in dem man sich buchstäblich erdrosselt hat, und der industrielle Tod aus großer Entfernung kombiniert wurden.
"Verdun" gedenken bedeutet also des Ersten Weltkriegs in seiner Gesamtheit zu gedenken an einem Ort, an dem immer noch der Tod regiert und dessen Landschaft von Militärfriedhöfen beherrscht wird, wo - zusätzlich zu denen im Beinhaus - fast 200.000 junge Franzosen und Deutsche begraben sind. Franzosen und Deutsche - denn in der Schlacht standen sich nur diese kriegführenden Nationen gegenüber - das ist ebenfalls einzigartig während des Ersten Weltkriegs. Verdun zu gedenken ist daher auf mehreren Ebenen und aus mehreren Gründen unerlässlich: Verdun ist ein Symbol des Krieges in all seinen Formen und mit all seinen Verwüstungen. Verdun ist auch ein unumgänglicher Ort für den Krieg zwischen Frankreich und Deutschland vor hundert Jahren, ein Krieg, der so absolut war, dass er nur zum endgültigen Frieden zwischen diesen beiden Nationen führen konnte. Frieden und Verständigung - der Händedruck zwischen François Mitterrand und Helmut Kohl am 22. September 1984 symbolisiert dies perfekt. Eine Verständigung, die die Grundlage für ein friedliches Europa ist, in dem niemand mehr an einen Eroberungskrieg denkt.
François Mitterrand und Helmut Kohl vor dem Beinhaus von Douaumont, 22. September 1984.
© Picture Alliance / Rue des Archives
Autor
Antoine Prost - emeritierter Professor für Zeitgeschichte an der Universität Paris 1-Panthéon-Sorbonne/Gerd Krumeich - emeritierter Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und außerordentlicher Professor am Institut für Zeitgeschichte
Mehr kennen
Bibliographie
Verdun 1916, Antoine Prost und Gerd Krumeich, Tallandier, 2015.
Online-Artikel
1916 oder das Jahr des Umbruchs beim Einsatz der Luftwaffe, Louis Chagnon, RHA 242/2006
Verdun 1916: eine strategische Wahl, eine logistische Gleichung, Allain Bernède, RHA 242/2006
Die Gendarmerie in der Schlacht von Verdun (Februar-Oktober 1916), Louis Panel, RHA 242/2006
Fotogalerie
Ansichten der befestigten Region von Verdun und des Frontbogens von Saint-Mihiel im Januar 1916
Das Fort Douaumont und Umgebung nach der Offensive vom 15. Dezember 1916
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