Sabotageakte
Sabotageakte sind eine der bekanntesten Formen des Widerstands und der Saboteur nahm eine gute Position im Partisanenlied ein (“Ahoj, Saboteur, gib auf deine Last acht: Dynamit....”). Das kollektive Gedächtnis erinnert sich gern an die Figur des Eisenbahnsaboteurs, der eine Schiene losschraubt oder einen Sprengsatz bei der Durchfahrt eines Güterzuges oder eines Zuges mit deutschen Soldaten in die Luft jagt. Diese Art von Aktion fand in der Nacht von 15. auf 16. April 1942 in Airan statt, in der Nähe von Caen, als ein Kommando aus vier Mitgliedern der Freischützen und Partisanen (FTP) einen Urlauberzug der Wehrmacht zum Entgleisen brachte. Bei dieser Sabotage starben achtundzwanzig von ihnen, Dutzende weitere wurden verletzt. Zwei Wochen später führte ein Sabotageakt am selben Schienenstück zum Tod von zehn weiteren deutschen Soldaten. Die Besatzungsbehörden übten heftige Repressalien aus: die Exekution von vierundzwanzig Geiseln nach der ersten Operation, dann weitere achtundzwanzig Gefangene nach der zweiten, aber auch die Verhaftung von hundertzwanzig Geiseln im Calvados, von denen achtzig am 6. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert wurden.
Einige Sabotageakte waren spektakulär: im Juni 1941 setzt ein Kommando von Agenten des Freien Frankreichs die Trafostation Pessac bei Bordeaux außer Betrieb; am 25. Februar 1944 dringen Léo Hamon und fünf Mitglieder der freien Gruppen des Mouvement de Libération nationale in das Arbeitsministerium ein und zerstören durch einen Brand den Großteil der Kartei, in der 200.000 junge Franzosen des Jahrgangs 44 erfasst sind, die zum Zwangsarbeitsdienst (STO) nach Deutschland geschickt werden sollen. Andere Sabotageakte waren weniger direkt und diskreter. Aber alle zielten darauf ab, den deutschen Produktionsapparat oder jenen für die Kriegsanstrengungen des Reiches zu verlangsamen und zu zersetzen. Die Sabotageaktionen hatten die unterschiedlichsten Formen und sehr verschiedene Ziele: Außerbetriebsetzung der Hochspannungsleitungen von Fabriken, Sabotage von Transformatoren für Kraftwerke, Zerstörung von Lokomotiven, Einbringung von Spänen in die Fettbüchsen der Bremsen, Losschrauben von Schienen, Sabotage von Schleusen zur Lahmlegung der Binnenschifffahrt, gleichzeitiges Verschwinden eines wesentlichen Teiles einer Maschine und der Ersatzteile, Sabotage von Telefonleitungen, uvm., die Liste wäre zu lange, um sie hier fortzusetzen.
Die Sabotageakte, als Einzelaktionen oder häufiger als Aktionen, die von den Netzwerken “Action” des BCRA des Freien Frankreichs, der britischen SOE oder der FTP der Front National organisiert wurden, werden immer zahlreicher, je länger der Krieg andauert. Das Jahr 1943 ist von einem starken Anstieg der Anzahl der Sabotageakte gekennzeichnet: sie steigen von monatlich 60 im Jahr 1942 auf 136 im ersten Halbjahr 1943, dann auf 514 im zweiten Halbjahr und erreichen schließlich Anfang 1944 kurz vor der Landung in der Normandie 1080. Trotz der tatsächlichen Wirksamkeit der Sabotageaktionen des Widerstands greifen die Alliierten dennoch auf Bombenangriffe zurück - selbst wenn sie oft ungenau sind und den Tod zahlreicher ziviler Opfer fordern - um den deutschen Produktions- und Militärapparat auf französischem Boden zu zersetzen.