Sylvain Raynal
Sylvain Eugène Raynal wird am 3. März 1867 in einer protestantischen Handwerkerfamilie in Bordeaux geboren, von der er den Sinn für Arbeit und einen tiefen Patriotismus erbt. Nach dem Lyzeum von Angoulême besucht er die Schule von Saint-Maixent, die er mit derselben Note, dreizehn, verlässt, mit der er eingetreten war. Danach führt er ein Leben in der Garnison. Nach seiner Versetzung zum Führungsstab in Paris dient er unter dem Kommando von Guillaumat; dann lernt er im 7. Infanterieregiment von Constantine Algerien kennen, wo er im Sommer 1914 vom Kriegseintritt Frankreichs erfährt. Nachdem er im September 1914 durch eine Maschinengewehrkugel an der Schulter und im Dezember erneut durch einen Luftangriff auf seinen Gefechtsstand verletzt wurde, verbringt er zehn Monate im Lazarett, bevor er am 1. Oktober 1915 wieder an den Kämpfen teilnimmt. Ende 1915 konzentriert sich die deutsche Offensive unter Führung des Kronprinzen, des ältesten Sohns des Kaisers, auf den Abschnitt von Verdun. 300 Tage Auge in Auge, ein modernes militärisches Heldenlied: Bois des Caures, Froideterre, Mort-Homme, Douaumont, Fleury, usw., Vaux. Am 4. März 1916 befiehlt der deutsche Führungsstab, den Riegel von Verdun zu brechen und nach Paris vorzudringen.
Das vorgeschobene Fort de Vaux wird von 300 noch kampffähigen Männern des 142. Regiments der Infanterie unter dem Kommando von Raynal vom 96. R.I. verteidigt, der als Freiwilliger in Verdun kämpft, während er sich noch von einer Verwundung durch ein Schrapnell erholt, für die er zum Offizier der Ehrenlegion ernannt wurde. Vom 2. bis zum 7. Juni 1916 hält Major Sylvain Eugène Raynal mit seinen Leuten den deutschen Angriffen des 39. Infanterieregiments stand. "Das Heldentum entsteht manchmal in der einfachsten Umgebung" (Fleuriot de Langle, in Le Ruban Rouge)... Aus seiner isolierten Stellung schickt er am 4. Juni seine letzte Brieftaube "Vaillant" (Tapfer) ab (Wehrstammnummer 787-15), mit folgender Botschaft: "Wir halten uns noch, aber wir haben einen Gasangriff mit sehr gefährlichen Dämpfen; wir müssen dringend hier heraus geholt werden. Geben Sie uns sofort optische Nachricht durch Souville, der unsere Anrufe nicht beantwortet. Dies ist meine letzte Taube. Raynal." Da keine Antwort kommt, kein Trinkwasser mehr vorhanden ist und die Stellung offensichtlich keine Verstärkung erhalten kann, ergibt sich der Major schließlich mit seinen Leuten. Als er vor den Kronprinz geführt wird, überreicht er ihm ein Bajonett eines einfachen Soldaten, da sein Säbel in den Trümmern des Forts nicht gefunden werden konnte: "Prinz, diese Waffe steht für den Säbel eines Offiziers". Dieser teilt ihm mit, nachdem eine Botschaft des französischen Stabes abgefangen wurde, dass man ihn mit der roten Krawatte der Ehrenlegion ausgezeichnet hat. Sein Botschafter, der seine Mission erfüllt hatte, erhält den Orden des Ehrenringes - im Postmuseum in Paris ist die Taube bis heute zu sehen. Raynal ist als Gefangener vom 11. Juni 1916 bis November 1917 in Mainz, dann 3 Monate in Stressburg an der polnischen Grenze in Ostpreußen und schließlich in Interlaken in der Schweiz, vom 30. März 1918 bis zu seiner Freilassung am 4. November. Sylvain Eugène Raynal zieht sich nach dem Krieg in das Haus in der Rue Denfert-Rochereau Nr. 36 in Boulogne-Billancourt (Hauts-de-Seine) zurück, wo er bis zu seinem Tod am 13. Januar 1939 lebt. 1966 wurde dort am fünfzigsten Jahrestag der Schlacht von Verdun eine Tafel angebracht.