Umwandlung des militärischen Kulturerbes
Wenn man Frankreich besucht, kommt es nicht selten vor, dass man auf ehemalige militärische Festungen, Zitadellen oder Festungsmauern stößt, die unverändert erhalten oder umgebaut wurden. Viele dieser Orte gehören zum Verteidigungsministerium. Ihre Abtretung verpflichtet den Staat und die Gebietskörperschaften, über ihren neuen Verwendungszweck nachzudenken. Daher besteht die Herausforderung der Umwandlung des militärischen Kulturerbes darin, die Landschaft, in der es sich eingliedert, zu verändern oder nicht.
Das materielle Kulturerbe des Staates besteht im Wesentlichen aus Gebieten und Bauten, Straßeninfrastruktur, Dritten anvertrauter Infrastruktur, vor allem Autobahnen und Wasserbauwerken, im Einsatz oder in Entwicklung befindlichem militärischem Material sowie historischen und kulturellen Gütern. Der Immobilienbestand des Verteidigungsministeriums nimmt in dieser Bilanz eine konsolidierte Fläche von ca. 275.000 ha ein (zum Vergleich, das Département Yvelines hat eine Fläche von 228.400 ha), die sich im Wesentlichen auf dem Gebiet Kontinentalfrankreichs befindet. Festungen, Zitadellen, Festungsmauern, Kasernen und andere militärische Einrichtungen bestimmen das französische Staatsgebiet. Eine Annäherung an das militärische Immobilienvermögen Frankreichs bedeutet, sich mit der großen Vielfalt von über 75.000 Bauwerken aus allen Epochen, aller architektonischer Formen und für jeden Verwendungszweck auseinanderzusetzen.
EIN ERBE DER VERTEIDIGUNG
Diese wenigen Zahlen zeigen die maßgebliche Beteiligung des Militärwesens an der Zusammensetzung der Gebäudelandschaft Frankreichs. Von den Stadtmauern bis zur Festung, von der Zitadelle bis zur Bastion, von der Kaserne bis zu Industrieanlagen, dieses Erbe bezeugt nicht nur die Bedeutung der Verteidigung und des Schutzes von Städten und Bürgern, sondern kennzeichnet auch eine Epoche und einen Verteidigungsstil. Eine Festungsmauer baut man nicht so wie eine Bastion und noch weniger wie eine Kaserne.
Auch wenn dieses bauliche Erbe gemeinsame Ziele aufweisen mag (Schutz und Sicherheit), besitzt jedes dieser Bauwerke eine eigene Identität, die es zu einem spezifischen Fall macht.
Angesichts einer so großen Vielfalt lässt sich nur schwer eine Typologie der militärischen Bauwerke erstellen, jedoch weisen diese Orte/Gebiete eine Gemeinsamkeit auf: sie bilden eine hermetische, geschlossene Bauweise. Es geht um eine Umzäunung, einen Ring, eine Festung, eine Zitadelle... Das verweist auf das Bild selbst, das wir von diesem militärisch errichteten Erbe haben: undurchdringliche, uneinnehmbare Enklaven mit robuster Festigkeit. Die verwendeten Materialien tragen zu dieser Gestaltung bei: massiver Stein, Beton, Erde... ebenso wie uns die Dicke der Bauwerke auf die Notwendigkeit hinweist, nicht unter den Angriffen nachzugeben. Auch wenn es sich um ein so vielfältiges Erbe handelt, erkennen wir einen Verteidigungsbau auf den ersten Blick. Zinnen, Schießluken und -scharten, Pechnasen, Wachttürme, Gräben... verraten die Identität des Bauwerks. Ob aus Notwendigkeit oder reinem Ausdruck der Macht einer Stadt findet man diese Verteidigungselemente über viele Zeitalter hindurch, auch wenn sich die Verteidigungssysteme schnell weiterentwickeln und regelmäßig verändert werden. Die militärische Architektur genügt sich selbst, sie braucht keine Ornamentik, keine Verzierungen irgendeiner Art, denn die Verteidigung ist das Wichtigste.
Ausstellung auf den Säulen des Ehrenhofes im Invalidendom, 2014. © J-J.Chatard/DICOD
Nach der Heeresreform, die 1996 begonnen wurde, und der 2008 eingeführten und überarbeiteten neuen Militärkarte hat die Frage dieser ganz besonderen Gebäude, die für die Erfordernisse der Streitkräfte unnütz geworden sind, das Thema ihrer Umwandlung wieder stark in den Fokus gerückt. Was sollte man mit diesem so umfangreichen, so verstreuten und so unterschiedlichen Erbe anfangen, zumal die Infrastrukturen nicht mehr den Erwartungen der neuen Armee entsprachen?
Diese Reformen äußerten sich im Immobilienbereich durch zwei Arten von Maßnahmen: eine Verdichtung der noch aktiven militärischen Standorte durch Rationalisierung des Raumbedarfs; oder die Aufgabe der unnütz gewordenen Standorte mit der Verpflichtung, neue Nutzungszwecke für sie zu finden, um die Gebietskörperschaften zu begleiten, die den Abzug der Streitkräfte verzeichneten, und Kosten durch den Grundbesitz ohne militärisches Interesse zu vermeiden.
Diese beiden Schwerpunkte der Reform äußerten sich in einer Verringerung des Immobilienbesitzes von mehr als 17 % seit 2008. Die Eigentumsübertragung kann im Hinblick auf die neuen Verwendungszwecke zwei Ziele verfolgen: eine Nutzung als Museum oder eine neu zu erfindende Nutzung. In letzterem Fall sprechen wir von einer Umwandlung.
ZUR NUTZUNG MILITÄRISCHER STANDORTE ALS MUSEUM
Diese beiden Wege wurden häufig angewendet. Die Nutzung als Museum ist klarerweise der einfachste Weg und bietet sich in vielen Fällen an. Sie ist jedoch angesichts eines bereits sehr umfangreichen Angebots in dem Bereich zunehmend beschränkt. Selbst wenn es eine Bewusstwerdung der architektonischen, historischen und städtebaulichen Eigenschaften dieser Verteidigungsbauten gibt, werden diese heute schwerlich als Gebäude betrachtet, die für die Entwicklung der Stadt in ihrem derzeitigen Zustand nützlich sind. Für diese Strukturen bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Wir bemerken grundsätzlich den Wunsch der Körperschaften, Unternehmen, Vereine, Stiftungen und des Staates, diese Gebäude in Zeugen ihrer eigenen kulturellen Vergangenheit umzuwandeln. Ob aus dem Wunsch nach einem wirtschaftlichen und touristischen Aufschwung heraus oder dem Vorwand der Rettung der Bauwerke, die Nutzung des kulturellen Erbes zur Vermittlung der Geschichte einer Stadt oder einer Region und der territorialen und technologischen Entwicklungen zeigte die Bedeutung des militärischen Erbes.
Die Städte, egal ob klein oder groß, haben die Herausforderung des militärischen Kulturerbetourismus angenommen. Saint-Nazaire hat seine U-Boot-Basis zu einem „Meeresmuseum“ umgestaltet, das für die Öffentlichkeit zugänglich ist und ein wiederhergestelltes Passagierschiff und ein U-Boot beherbergt. In Paris befindet sich im Invalidendom das Heeresmuseum. Ouistreham beherbergt in seinem Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg das Museum über den Atlantikwall. Verdun hat seine Forts de Vaux, Douaumont... in Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs umgewandelt und sie in eine touristische Route integriert, die andere Museen und Denkmäler umfasst. Auf kleinerer Ebene nutzen andere Städte ihr Verteidigungserbe in wirtschaftlicher und touristischer Hinsicht. Das Maison des Princes und der Tour de Guet in Pérouges beherbergen ein Museum über die Geschichte der Stadt. Das Schloss Allymes, ein Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert in Ambérieu-en-Bugey wurde 1960 vor dem Verfall gerettet, indem es unter Denkmalschutz gestellt und 1966 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Diese Entscheidungen sind die Folge eines allgemeinen Bewusstseins für die historischen und kulturellen Eigenschaften eines Gebäudes, aber oft auch auf eine Bedrohung, die auf der Zukunft eines solchen Gutes lastet. Die Gründung eines Verteidigungsausschusses im Jahre 1911 ermöglicht in Pérouges zum Beispiel die Rettung der Stadt, die früher von der Zerstörung bedroht war.
Den Gemeinden und Organisationen bieten sich zwei Möglichkeiten, um diese geschichtlichen und kulturellen Museen zu fördern und weiterzuentwickeln: Restaurierung des Kulturerbes, was zusätzliche finanzielle Mittel erfordert, oder die Erhaltung des Zustands. Letztere Möglichkeit wird häufig von Standorten in kleinen Städten gewählt, oder von solchen, die durch schwere Kämpfe gezeichnet sind. Daher können Schauplätze von Schlachten, Belagerungen... nicht restauriert werden, wenn man versucht, die Geschichte des Ortes zu vermitteln, die sich auch über ihre Spuren ausdrückt.
Unterirdische Zitadelle in Verdun. © R. Senoussi/DICOD
Diese musealen Strukturen sind häufig das Werk begeisterter Gruppen in kleinen Vereinen, die für die Berücksichtigung und Aufwertung des militärischen Erbes auf lokaler Ebene kämpfen.
Jedoch können nicht alle Städte ein Museum finanzieren. Sie sind daher gezwungen, andere Mittel zu finden, um dieses Erbe nicht zu vernachlässigen, das Verschwinden von einzigartigen Gebäuden zu verhindern und sehr große, häufig besonders gut gelegene Grundstücke aufzuwerten. So soll ein ganzer Stadtteil neu geordnet werden, indem diese Projekte in diesen größeren Kontext der umgesetzten Stadtpolitik eingebunden werden.
STAATLICHE BEGLEITUNG DER UMWANDLUNG
Mehr als 90 Standorte waren in fast zehn Jahren Gegenstand von Studien für eine Umwandlung und Umgestaltung, mit beabsichtigten neuen Nutzungszwecken und manchmal architektonisch sehr mutigen Kreationen. Der Staat hat zur Unterstützung der Gebietskörperschaften bei diesem Vorhaben diesen mehrere Hilfsmittel und Beratung zur Verfügung gestellt.
Verträge zur Neubelebung von Verteidigungsstandorten (CRSD) wurden zur Revitalisierung der Gebiete nach dem Abzug der Soldaten auf die Beine gestellt und mit Kreditrahmen versehen, die zu zwei Dritteln vom Fonds für Umstrukturierungen der Verteidigung (FRED) des Verteidigungsministeriums finanziert und durch Kredite des Nationalen Fonds für Raumordnung und -entwicklung (FNADT) ergänzt werden, der vom Generalkommissariat für die Gleichheit von Gebieten (CGET) geleitet wird. Der CRSD, der aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Präfekten des Départements, dem Verteidigungsministerium, dem CGET und den Gebietskörperschaften hervorgeht, erfasst alle wirtschaftlichen oder touristischen Maßnahmen, welche den Wandel der Gebiete begleiten sollen. Es sind auch profitable Begleitmaßnahmen für Unternehmen vorgesehen, die sich auf Gebieten in Umstrukturierungszonen der Verteidigung niederlassen (Regionalbeihilfen, Befreiung von Steuer- und Sozialabgaben, Steuerkredite, Abtretung von Grundeigentum um einen symbolischen Euro, Unterstützungsfonds für Gemeinden...). Derzeit sind 28 Départements von der Umstrukturierung von 32 Verteidigungsstandorten betroffen. Diese Verträge haben eine wichtige „Hebelwirkung“. Sie ermöglichten zum Beispiel die Einführung von Strukturvorhaben für die Gebiete, wie die Schaffung von Gründer- und Technologiezentren, die Schaffung oder den Ausbau von Gewerbegebieten, die Aufwertung von Sehenswürdigkeiten, die Schaffung von Dienstleistungen insbesondere für ältere Menschen oder auch die Errichtung von Wohnungen. Die Umstrukturierung von Verteidigungsstandorten ist daher Teil der Raumordnung.
Das Fort de Vaux, Verdun. © R. Senoussi/DICOD
Darüber hinaus hat das Ministerium eine eigene Mission zur Unterstützung der Gebietskörperschaften bei der Leitung von Beschaffungsvorhaben eingesetzt: die Mission zur Verwertung von Immobilienvermögen (MRAI). Die in der Abteilung für Immobilien und Umwelt der Direktion für Kulturerbe, Erinnerung und Archive angesiedelt MRAI kümmert sich um die Bewertung des Standortpotenzials und soll eine Umwandlungsmöglichkeit für diesen finden. In etwa dreißig Jahren hat das Ministerium mehr als 2.000 Abtretungsurkunden von militärischen Gütern abgeschlossen.
Schließlich ermöglicht das Mittel der Abtretung um einen symbolischen Euro dem Verteidigungsministerium die Überlassung von Grundstücken, die im Rahmen der Umstrukturierungsmaßnahmen, die zwischen dem 1. September 2009 und dem 31. Dezember 2014 in den von den Umstrukturierungen am meisten betroffenen Gemeinden durchgeführt wurden, als unnütz eingestuft wurden. Dadurch lässt sich die Entstehung von militärischen Brachen vermeiden.
DIE HERAUSFORDERUNG DER INTEGRATION VON MILITÄRISCHEN STANDORTEN IN DAS STADTBILD
Neben diesen Mitteln werfen die Überlegungen im Bereich der Umwandlung sofort einige Fragen auf, die allen Fällen gemeinsam sind. Wenn Gebietskörperschaften ein Umwandlungsvorhaben eines militärischen Grundstücks planen, wird sofort die Frage der Erschließung gestellt. Wie soll man aus einem früher unzugänglichen Ort ein neues, lebendiges Viertel machen? Wie lässt sich dieses Viertel mit der Stadt verbinden? Wie kann man neue Bewohner anziehen? Zumeist übernehmen die Projektträger die Aufgabe, ihre militärische Brache in das Stadtgefüge zu integrieren und diese neuen Viertel mit der bestehenden Stadt zu verbinden. Straßeninfrastruktur, öffentlicher Verkehr, Immobilienangebot, attraktive Zentren und Nachbarschaftsdienste, es wird alles daran gesetzt, dass das Viertel funktioniert und zu neuem Leben erwacht.
Es stellen sich aber auch andere Fragen bezüglich des Bauwerkes selbst: soll man den zeitgemäßen Eindruck der Erweiterung gegenüber dem bestehenden Bauwerk bevorzugen, hinter den Charakter des Gebäudes zurücktreten, zerstören, erhalten? Alle diese Fragen werden im Rahmen der Umwandlungsstudie berücksichtigt, die neue Verwendungszwecke, Ausgestaltungsbedingungen und damit die Bedingungen für die Einhaltung des lokalen Städtebauplans festlegen soll. Die gesamte Erfahrung der MRAI auf dem Gebiet der Umwandlung von militärischen Standorten lässt in den letzten Jahren drei wesentliche Szenarien erkennen: zuerst die Entwicklung einer wirtschaftlichen oder sozialen Aktivität, die zu einer wirtschaftlichen Entwicklung führt; dann den Aufbau von Gemeinschaftseinrichtungen und öffentlichen Räumen oder auch eines Mietangebots in einem sehr dichten Stadtgefüge; und schließlich die Schaffung eines neuen Stadtteils aus dem Nichts, indem Aktivitäten und Einrichtungen gemischt sind.
Das erste Szenario besteht in der Umwandlung aller industriellen und militärischen Gebäude einer militärischen Brache in Räumlichkeiten für Unternehmen, um einen großen Gewerbepark zu schaffen, der häufig in der Peripherie der Städte angesiedelt ist. Maßnahmen, die Städte mit öffentlichen Räumen ausstatten sollen, wollen Flächen in der Stadt zurückerobern und sie in städtische Parks verwandeln, die zu neuen grünen Lungen einer Stadt sowie zu Freizeit- und Erholungsräumen werden. Umstrukturierungen bieten daher für sehr dicht besiedelte Städte die Möglichkeit, neue Parks im Stadtzentrum zu schaffen. Die letzte Art der Umwandlung ist die am weitesten verbreitete und von den Städten und städtischen Gemeinden am stärksten bevorzugte. Die Städte suchen heute immer mehr zentrumsnahe Flächen, um den Problemen der städtischen Zersiedelung zu begegnen, aber sie stoßen oft auf explodierende Grundstückspreise. Eine Umwandlung aller zentrumsnahen militärischen Brachen ermöglicht die Verdichtung des Stadtgefüges, neue Immobilienangebote, die Rückeroberung von zu lange isolierten Enklaven, die sich mitten im Stadtgefüge befinden.
Die künftigen Stadtteile, Parks oder auch Gewerbegebiete befinden sich auf geschichtsträchtigen Böden, die Zeugen einer heute verschwundenen Militär- oder Verteidigungsaktivität waren. Alle diese Projekte dürfen sich daher von Anfang an nicht über eine Berücksichtigung des baulichen Erbes und seiner Geschichte hinwegsetzen. Sie richten sich eng am Begriff des Erbes aus. Wenn man bei der Umwandlung einer Brache vom Erbe spricht, ist man oft mit der Frage des symbolhaften Gebäudes konfrontiert, das Zeuge einer militärischen Vergangenheit ist, die nicht aus der Landschaft verschwinden kann.
Erhalten ja, aber für die Stadt von Nutzen sein und zu ihrer Entwicklung beizutragen ist eine Antwort, die in den aktuellen städtischen Kontext passt. Die Umwandlungen militärischer Gebäude, so verschieden sie sein mögen, gründen sich auf eine Vielfalt von Verteidigungsbauten, aber auch auf ihre unterschiedliche Identität.
Käsekeller des Fort des Rousses. © G. Jaquemet
Im 20. Jahrhundert hat das Interesse für diese Strukturen bevorzugte Standorte mit einer untypischen Identität hervorgebracht. Es lässt sich auch deshalb eine Begeisterung für die Umwandlung feststellen, weil die Vielfalt der Bauwerke auch vielfältige neue Nutzungsmöglichkeiten in den Bereichen Wohnen, Kultur, Wirtschaft und Bildung bietet, welche die gesamte Gesellschaft betreffen.
Aufgrund der landschaftlichen, kulturellen und strukturellen Bedeutung wird derzeit das militärische Erbe nicht so leicht aus dem Stadtbild verschwinden. Dieser Nachdenkprozess über das Erbe kann auf alle Industrie-, Eisenbahn- und Hafenbrachen ausgedehnt werden, die ebenfalls von großem Interesse für Architekten und Stadtplaner sind.
U-Boot-Basis von Lorient
Umfunktionierte U-Boot-Basis von Lorient. © S. Bourcier
Die U-Boot-Basis von Lorient wurde im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen errichtet. Sie besteht aus 3 Bunkern, Keroman I, II und III, 2 Dombunkern im Bereich des Fischereihafens der Halbinsel Keroman sowie einem Bunker in Lanester und gehört zur Verteidigungsanlage des Atlantikwalls. Für den Bau waren 15.000 Arbeiter und fast eine Million Kubikmeter Beton erforderlich. Die drei Keroman-Bunker zählen zwischen fünf und sieben Abstellboxen für deutsche U-Boote.
Das Vorhandensein dieses deutschen Stützpunktes erklärt die Zerstörung der Stadt Lorient durch die britische Luftwaffe im Januar und Februar 1943 und dann die späte Kapitulation des Kessels von Lorient am 10. Mai 1945. Der Stützpunkt wird nach dem Krieg von der staatlichen Marine übernommen und dient als Basis für französische U-Boote.
In den 1980er-Jahren wird es durch ein Umwandlungsvorhaben des Standortes möglich, den sehenswerten Anlagen einen neuen Verwendungszweck zu geben: 1997 entsteht ein auf Yachtsport und Hochseesegeln spezialisiertes Wassersportzentrum; ein Geschäftszentrum für den maritimen Bereich; ein Museum im U-Boot Flore sowie die Cité de la voile Éric Tabarly im Jahr 2005.
Pulverturm der Vauban-Zitadelle von Arras
Zitadelle von Arras. © S. Compoint
Die Zitadelle von Arras wird 1668 bis 1672 von Vauban zur Verteidigung der Stadt Arras errichtet. Die Zitadelle wird 1920 und 1929 teilweise und 2012 vollständig unter Denkmalschutz gestellt und gehört zusammen mit zwölf weiteren Festungen von Vauban seit 2008 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Zitadelle wird 2010 entmilitarisiert. Der Staat übergibt die Verwaltung daher an den Gemeindeverband Communauté urbaine d’Arras. Das Umwandlungsvorhaben sieht die Einrichtung eines Freizeit-, Wohn- und Wirtschaftszentrums vor.
In Bezug auf das Wirtschaftszentrum schlägt ein KMU aus dem Informatikbereich eine originelle Umwandlung eines der Gebäude vor: des Pulverturms. Nach einer Investition von zwei Millionen Euro in die Errichtung eines Datenzentrums besteht die Heldentat darin, den neuesten Stand der IT-Technologie inmitten einer Weltkulturerbestätte aus dem Jahre 1670 zu betreiben. Man musste das historische Gebäude unter Erhaltung seines Aussehens restaurieren und dabei die IT-Systeme sowie die elektrischen und Kühlanlagen verbergen, die darin untergebracht wurden. Die Fassaden des Gebäudes wurden mit den Techniken und Materialien von früher restauriert, jedoch im Inneren des Pulverturms beherbergen die Mauern unter streng gesicherten Bedingungen Computer-Server.
Die einzige sichtbare Konzession an die Moderne ist ein unscheinbarer externer Badgeleser, der am äußeren Holztor des Gebäudes befestigt ist. Nach Überwindung dieses Tores und einer ersten Umfassungsmauer gelangt man über eine gepanzerte Glasschranke, die für Sicherheit und Datenschutz sorgt, in das Datenzentrum. Glücklicherweise benötigte dieser ehemalige, von der Armee genutzte Militärstandort elektrischen Strom, den das Datenzentrum durch entsprechende Anpassungen nutzen konnte. Der Standort verbirgt hinter seinen Mauern auch eine Kühlanlage. Mittels Geothermie können die Computer-Server auf natürliche Weise mit dem Wasser aus 40 Metern Tiefe mit einer Temperatur von ca. 10° (2° mehr oder weniger) gekühlt werden. Dieses läuft dann zum Kühlen der Anlage durch Wärmetauscher, bevor es mit maximal 17 Grad flussabwärts abgegeben wird. Die Rohrleitungen für die Kühlung sowie die Stromkabel nutzen die Öffnungen und Räume, die in der Zeit der Errichtung des Pulverturms unter der Ära Vaubans angelegt wurden.
Fort des Rousses
Fort des Rousses. © J. Duvéré
Das Fort des Rousses (Jura) auf 1.150 m Seehöhe stammt aus dem Jahr 1840 und ist das größte Fort Frankreichs nach dem Mont-Valérien. Während des Zweiten Kaiserreichs erbaut, befindet es sich in einer beherrschenden Stellung westlich der Gemeinde Rousses und besteht aus drei Gebäuden: Cavalier, Quitry und Saint-Germain sind die sichtbaren Teile über mehreren unterirdischen Ebenen. Diese gigantische Festung auf 21 ha mit mehr als 50000 m2 Steingewölbesälen und kilometerlangen unterirdischen Gängen beherbergt bis zum Dezember 1874 bis zu 3.500 Männer und 2.000 Pferde.
Durch die Weiterentwicklung der Waffentechnik für Belagerungen ist sie bald überaltet. Das Fort wird bis 1919 weiterhin von Militärangehörigen genutzt und dann aufgegeben. 1925 und zwischen 1930 und 1938 werden im Fort Ferienlager untergebracht. 1939 erlangt das Fort wieder eine militärische Nutzung. Sein Status während des Krieges ist je nach Ursprung unterschiedlich, einmal wird es von den Deutschen besetzt, dann wieder vom Roten Kreuz genutzt. Die französischen Einheiten nehmen es 1944 wieder in Besitz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Fort des Rousses zum Regionalen Trainingszentrum für Militärsport und Skilauf, bevor es von verschiedenen Bataillonen bewohnt wird. 1966 beherbergt es das Kommandoausbildungszentrum des 23. Infanterieregiments. Bis im Juni 1997, als es von der Armee aufgegeben wird, behält es diese Zweckbestimmung In den 1960er-Jahren werden in den Oster- und Sommerferien auch Militärausbildungspraktika mit verbundenen Waffen für Studierende abgehalten, die sich für die höhere militärische Ausbildung entschieden haben, um bei ihrer Eingliederung gleich den „Zug der Reserveoffiziersanwärter“ zu machen. Mit dem Ende der Wehrpflicht 1997 und der Gründung eines Berufsheeres verkauft der Staat das Fort an die Gemeinde, um dort das Brillenunternehmen Comotec und die Käsereigesellschaft Arnaud Frères unterzubringen.
Heute hat das Fort seine militärische Bestimmung verloren und seine großen unterirdischen Räume werden zur Reifung der hervorragenden Käsesorte „Le Comté“ von Juraflore verwendet. 55.000 Comté-Käselaibe profitieren von den idealen Bedingungen der 14 Meter dicken Mauern, welche die Temperatur in einem fast 214 langen Reifungskeller auf 10° regulieren.