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Vom BCRA bis zum DGSE

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Die Türme 1954. © DGSE

Jede Epoche bringt ihre eigenen Bedrohungen mit sich, und die Aufklärungsdienste müssen sich ständig anpassen, um ihnen begegnen zu können. Die Erinnerung an die Entwicklung, die vom Zentralbüro für Aufklärung und Aktion zur Generaldirektion für äußere Sicherheit führt, gestattet uns, das Wirken unserer Vorgänger zu würdigen, aber auch an die Beständigkeit und den Sinn unseres Engagements im Dienste der Sicherheit Frankreichs und seiner Staatsangehörigen zu erinnern.

Corps 1

Ein Aufklärungsdienst wie die Generaldirektion für äußere Sicherheit (DGSE), deren Tätigkeit von Natur aus auf das Verständnis der Gegenwart und den Ausblick auf die Zukunft ausgerichtet ist, neigte vielleicht dazu, seine Vergangenheit zu vernachlässigen. Heute jedoch entdeckt die DGSE ihre Geschichte wieder, hauptsächlich wegen des Bedürfnisses der jungen Generationen des Personals des Dienstes seine Geschichte, ihr Werk und ihre Vorgangsweisen auf lange Sicht zu verstehen und ihr eigenes Engagement in die Fußstapfen ihrer Vorgänger zu setzen.

Die DGSE geht auf die früheren Nachrichtendienste zurück, insbesondere jene des Freien Frankreich, die ab dem 1. Juli 1940 in London entstanden sind und an die man sich allgemein unter dem Namen des Zentralbüros für Aufklärung und Aktion (BCRA) erinnert. Um diesen Prozess der Wiederaneignung ihrer Geschichte zu illustrieren, hat die DGSE am 17. Januar 2012 den 70. Jahrestag der Gründung des BCRA gefeiert. Dieser Jahrestag war von einer feierlichen Zeremonie im Ehrenhof des Invalidendoms unter Vorsitz des Verteidigungsministers Gérard Longuet geprägt, an der zivile und militärische Angehörige der DGSE sowie Veteranen des BCRA teilnahmen, wie Stéphane Hessel und Daniel Cordier.

Diese Zeremonie war symbolisch für die Übergabe der Fackel der Aufklärungsdienste von der Kriegsgeneration an die heutigen Agenten der DGSE, die stolz darauf sind, das Gedächtnis an die 129 Kameraden der Befreiung aufrechtzuerhalten, die dem BCRA angehörten.

Die Zusammengehörigkeit des BCRA und der DGSE ist offensichtlich, trotz der Änderung der Adresse und des Namens, der Anpassung der Missionen des Dienstes und der Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen.

Vom Saint James’s Square  zum Boulevard Mortier: 75 Jahre Geschichte

In London richtet sich das BCRA zunächst in den Räumlichkeiten am Saint James's Square ein, die bald zu eng werden. Der Dienst übersiedelt also in die Duke Street Nr. 10, in der Nähe der Oxford Street, in ein Bürogebäude, das zu Begin 27 Räume umfasst, und das Oberst Passy als „alten Kasten mit abgenutzten Wänden“ beschreibt.

Die steigende Anzahl der Missionen zwingt Oberst Passy dazu, immer mehr Mitarbeiter einzustellen, denen es erneut zu eng wird und die daher nach und nach die benachbarten Gebäude besiedeln, insbesondere die Duke Street Nr. 6 und 8.

Das BCRA fusioniert im November 1943 unter dem Namen der Direction générale des services spéciaux (Generaldirektion der Nachrichtendienste, DGSS) mit den Nachrichtendiensten, die unter der Befehlsgewalt von General Giraud in Algier gegründet wurden und die Erben der militärischen Aufklärungsdienste vor der Niederlage von 1940 sind.

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les Tourelles en 2015

Die Türme 2015. © DGSE

 

Die Landungen in Frankreich und die Befreiung von Paris führen natürlich dazu, dass sich der Dienst wieder in der Hauptstadt niederlässt. Daher nimmt er am 25. August 1944 das Hotel Majestic in der Avenue Kléber sowie das Gebäude am Boulevard Suchet 2 in Besitz, das zuvor von der Kriegsmarine benutzt worden war.

Die DGSS wird am 26. Oktober 1944 zugunsten der Direction générale des études et des recherches (Generaldirektion für Studien und Forschung, DGER) aufgelöst. Der Dienst verfügt nun über einen Personalüberhang, da er das Personal und Mittel übernommen hat, die aus dem Krieg hervorgegangen sind. Zu diesem Zeitpunkt besteht die DGER in dieser Zeit aus mehr als 10.000 Agenten, 123 Gebäuden und 1400 Fahrzeugen...

Der Dienst muss an die Friedenszeiten angepasst werden, aber schon bald entstehen neue Spannungen. Oberst Passy macht es sich also zur Aufgabe, den Dienst neu zu organisieren und den Personalbestand drastisch zu reduzieren. Es gilt, in Frankreich einen entsprechenden Nachrichtendienst einzurichten, der sich maßgeblich am britischen Modell orientiert. Der Service de documentation extérieure et de contre-espionnage (Dienst für äußere Aufklärung und Spionageabwehr, SDECE), der 1946 entsteht, weist daher einen vernünftigeren Personalstand auf: 880 Zivilisten, 600 Soldaten und 750 Vertragsbedienstete. Der SDECE lässt sich am Boulevard Mortier nieder und bleibt dort, nur der Name wird 1982 in DGSE geändert.

Die Struktur werden reformiert, die Prinzipien bleiben bestehen

Auf Wunsch von General de Gaulle bildet Oberst Passy 1945 den Auslandsnachrichtendienst um, indem er sich von der Stärke des BCRA beeinflussen lässt und zwei wesentliche Organisationsprinzipien beibehält, die bis heute bestehen.

Es handelt sich in erster Linie um den einheitlichen und integren Charakter des Dienstes: die Stärke des BCRA beruhte auf der Einheit der Struktur. Ein einziger Dienst koordiniert alle Aufklärungsarbeiten im Ausland und geheimen Aktionen. Er verfügt über alle nötigen Mittel (personell, technisch und operativ), unter einer Generaldirektion, um effizienter und reaktiver zu handeln. Dieses Prinzip wurde beibehalten und wird heute bei der DGSE sogar noch verstärkt. Dank seines integren Charakters macht der Dienst seine relative numerische Schwäche (z. B. verglichen mit seinen britischen und deutschen Partnern) durch eine Reaktivität, die aus der Integration seiner menschlichen, technischen und operativen Mittel besteht, wieder wett, in Zusammenarbeit mit Analysten und einer Kapazität für Hemmnisse und Untergrundaktivitäten.

Dann gilt es, den Dienst der Politik und nicht der Armee anzuschließen. Der Dienst soll als ziviles Organ angesehen werden, das sich von jedem militärischen Generalstab abhebt. Der SDECE wird direkt Autorität der Präsidentschaft des Rates unterstellt, bis General de Gaulle 1966 seine Entscheidung teilweise zurückzieht und den Dienst dem Verteidigungsministerium zuteilt. Diese Prinzipien werden nicht geändert. Aber um ein effizienter und relevanter Dienst zu bleiben, musste sich die DGSE anpassen.

Die Missionen und Mittel des Dienstes

Entstanden aus dem Untergrundkampf des Widerstands passte sich der Dienst insbesondere an die geopolitischen Herausforderungen Frankreichs an. Nach seiner Beteiligung an den Kriegen in Indochina und vor allem in Algerien hat der Dienst seine Missionen während des Kalten Krieges fortgeführt, indem er Informationen im Ostblock gesammelt hat und weiterhin mit bedeutenden Mitteln in Afrika tätig war.

Seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich der Dienst einer unsichereren Lage angepasst, die Bedrohungen durch Terrorismus, die Verbreitung durch Massenvernichtungswaffen, internationale Kriminalität, neue internationale Krisen, Geiselnahmen, Cyberattacken usw. mit sich bringt. Sein Handlungsbereich liegt hauptsächlich außerhalb der französischen Grenzen. Die DGSE setzt die Geheimmethoden der Aufklärungsdienste ein. Die beiden Weißbücher über die Verteidigung und die nationale Sicherheit von 2008 und 2013 sowie der Plan national d’orientation du renseignement (nationale Orientierungsplan der Aufklärungsdienste, PNOR) legen heute eindeutig die Prioritäten der DGSE in den Bereichen der Information und der Antizipation fest.

Der Dienst hat sich auch an verschiedene technologische Revolutionen angepasst, insbesondere um die Fähigkeit zur Beobachtung und das wirksame Abfangen internationaler Kommunikation zu gewährleisten.

Die DGSE zählt heute mehr als 6.000 Mitarbeiter, wobei man ihre verschiedenen Rechtsstellungen (27 % Soldaten, 50 % Zivilbeamte, 23 % Vertragsbedienstete) und ihre vielfältigen und sich ergänzenden Talente (Analysten, Nachrichtenoffiziere, Linguisten, Telekom-Techniker, Spezialisten für kryptographische Mathematik, Signaltechniker, Sachverständige usw.) hervorheben muss.

Der Aufklärungsdienst im Zentrum der Demokratie

Ab dem Ende der 1980er-Jahre hat sich der Dienst grundlegend erneuert, um sich den anderweitigen Verwaltungsrichtlinien anzupassen. Er hat wieder einen zentralen Platz im Staatsapparat erlangt und an Glaubwürdigkeit gewonnen. Er ist der Zivilbevölkerung gegenüber offener, bricht mit einer Tradition endogener Rekrutierungen, und beschäftigt jetzt hauptsächlich Zivilpersonen, Akademiker, auf Ausschreibung oder per Vertrag.

Der Dienst hat sich an die Anforderungen bezüglich Transparenz und Demokratie angepasst. Die DGSE trägt zum Schutz der fundamentalen Interessen Frankreichs und dem Fortbestand seiner Demokratie bei. Die französischen Bürger müssen die Gewissheit haben, dass die Aktivitäten der DGSE im Einklang zu einem Rechtsstaat sowie zur Ethik und den Werten der französischen Republik stehen. Deshalb untersteht die DGSE der Kontrolle durch die Regierung sowie zusätzlichen, spezifischen internen und externen Kontrollen.

Deswegen verfügt die DGSE über eine Generalinspektion und eine interne Audit-Abteilung. Die externen Kontrollen unterliegen ihrerseits der parlamentarischen Kontrolle durch die parlamentarische Delegation für Aufklärungsdienste, die auf dem Gesetz Nr. 2007-1443 vom 9. Oktober 2007 beruht. Auch werden Kontrollen durch verschiedene Organe ausgeführt, wie die Inspektion der Aufklärungsdienste oder durch unabhängige Verwaltungsbehörden, darunter die Nationale Kommission für Informatik und Freiheit (CNIL), die Beratende Kommission zur Sicherheit der Landesverteidigung (CCSDN), die Kommission zur Überprüfung von Sonderfonds (CVFS) und die Nationale Kommission für die Kontrolle von Abhörmaßnahmen (CNCIS), die durch die 2015 mit dem Geheimdienstgesetz gegründeten Nationalen Kommission zur Kontrolle der Nachrichtentechniken (CNCTR) ersetzt wurde.

Während das BCRA 1942 durch eine einfache Dienstmitteilung des Generalstabs von General de Gaulle gegründet wurde, musste man bis zum Geheimdienstgesetz von 2015 warten, damit die nationale Vertretung endlich feierlich die Anerkennung der Nachrichtendienste und ihrer Stellung im Zentrum der Demokratie bestätigt.

 

DIE DGSE AUF EINEN BLICK

Untersteht dem Verteidigungsministerium

Personalstand (2015): 6300 Mitarbeiter (27 % Soldaten, 73 % Zivilisten)

Budget (2014) ca. 750 Millionen €

Sitz: „La Centrale“ am Boulevard Mortier in Paris

Generaldirektor: Bernard Bajolet

 

DGSE

 

MEHR ERFAHREN

www.defense.gouv.fr/dgse

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Jacques Soustelle, Generaldirektor von 1944 bis 1945. © DGSE

 

  • Jacques Soustelle, directeur général de 1944 à 1945. © DGSE

  • André Dewavrin, directeur général de 1945 à 1946. © DGSE

  • Henri Ribière, directeur général de 1946 à 1950. © DGSE

  • Pierre Boursicot, directeur général de 1950 à 1957. © DGSE

  • Paul Grossin, directeur général de 1957 à 1962. © DGSE

  • Paul Jacquier, directeur général de 1962 à 1966. © DGSE

  • Eugène Guibaud, directeur général de 1966 à 1970. © DGSE

  • Alexandre de Marenches, directeur général de 1970 à 1981. © DGSE

  • Pierre Marion, directeur général de 1981 à 1982. © DGSE

  • Pierre Lacoste, directeur général de 1982 à 1985. © DGSE

  • André Imbot, directeur général de 1985 à 1987. © DGSE

  • François Mermet, directeur général de 1987 à 1989. © DGSE

  • Claude Silberzahn, directeur général de 1989 à 1993. © DGSE

  • Jacques Dewatre, directeur général de 1993 à 2000. © DGSE

  • Jean-Claude Cousseran, directeur général de 2000 à 2002. © DGSE

  • Pierre Brochand, directeur général de 2002 à 2008. © DGSE

  • Erard Corbin de Mangoux, directeur général de 2008 à 2013. © DGSE

  • Bernard Bajolet, directeur général de 2013 à... © DGSE