Zerstörtes Dorf Ornes
Ruines de l'ancienne église avec le sol bosselé par les obus. ©TCY - GNU Free Documentation License
Von dem 1916 zerstörten Dorf sind nur noch einige Überreste zu sehen. An der Stelle wurde eine Kapelle errichtet...
Ornes - regionalsprachlich Ioûme Bevölkerung: 1803: 1035 Einwohner 1851: 1316 Einwohner 1901: 861 Einwohner Entfernungen: 11 km nordöstlich von Charny-sur-Meuse 16 km nordnordöstlich von Verdun Fest des Schutzheiligen 29. September {Sankt Michael) Gedenkfeier am letzten Sonntag im August Geschichte Dieser schon als Kleinstadt zu bezeichnende Ort liegt im Grund eines engen Tals mit relativ hohen Hügeln auf beiden Seiten, durch die das Maastal von der Woëvre getrennt wird. Im Tal fließt der kleine, ebenfalls Orne genannte Fluss. Der obere Teil des Orts wird in der regionalsprache mit S'moûne (Somme-Orne) bezeichnet. Im Jahr 1015 wird der Ort zum ersten Mal in der Charta von Saint-Vanne unter der Bezeichnung "Orna in Wapria" erwähnt im. Ornes war in der Merowingerzeit bereits ein stattliches Dorf und Hauptort des damaligen "Pagus Orninsis". Später wurde daraus eine Freiherrschaft und die bedeutendste unter den vier Herzogtümer des Bistums Verdun (Ornes, Murault, Creuë und Watronville). Aus dem Freibrief für den Ort nach dem Gesetz von Beaumont aus dem Jahre 1252 durch das Kapitel der heiligen Magdalena von Verdun sowie den Freiherr Jacques, Grundherr von Ornes und Herzog des Bistums Verdun geht hervor, dass damals der Besitz noch zwischen den beiden Parteien aufgeteilt war. Später besaß das Kapitel an dem Ort nur noch das Recht auf eine Gebietsabgabe, deren Wert 1790 mit 1.376 Pfund angegeben wurde. In Ornes stand im Mittelalter auch eine Burg, deren Feudalherren oft die Gelegenheit nutzten, die Bischöfe von Verdun zu beunruhigen. Das Haus Ornes, das später in das Haus von Nettancourt überging, hatte ein Wappen mit fünf als liegendes Kreuz angeordneten roten Ringen auf silbernem Hintergrund. Um das Jahr 1563 war der Grundherr von Ornes gleichzeitig ein eifriger Verfechter des Protestantismus in seiner Gemeinde. Der Bischof Psaulme musste seinen Lehnsmann mit Waffengewalt zwingen, einen Pfarrer des neuen Glaubens zu entlassen, der in der Kapelle des Schlosses des Gottesdienst abhielt. In der Umgebung von Ornes kam es im Rahmen der Religionskriege 1587 zur blutigen Auseinandersetzung zwischen den kalvinistischen Truppen der Garnison von Jametz unter der Führung von Schelandre und den Truppen des Herzogs von Lothringen. Letztere wurden geschlagen, wobei 25 Männer getötet und etwa 30 gefangen genommen wurden. Im Februar 1653 wurde das Schloss von Ornes jedoch von den lothringischen Truppen erobert, "zum großen Leid der Einwohner des Ortes und zahlreicher Dörfer in der Umgebung, die mit ihrem Hab und Gut in das Schloss geflüchtet waren." Handel und Gewerbe: 3 Mühlen, Baumwollwebereien mit ca. 30 Arbeitern, Destillateure, Korbflechter, Obsthändler, 2 Jahrmärkte: Am 30. August und 15. September. Weiler in der Umgebung: "Le Moulin des Prés", eine Mühle in 1.200 Entfernung von Ornes, "Les Chambrettes", ein Gehöft in 3 km Entfernung, das zuvor ein eigenständiges Dorf war, dessen Pfarrei seit 1046 von Saint Maur abhing. (Auszug aus "Géographie du département de la Meuse" - H. Lemoine -1909)
1913, sind im Jahresverzeichnis des Departements Meuse folgende Angaben vermerkt: 718 Einwohner Metzger: H. Péridon E. Bäcker: H. Lajoux Tabakhändler: H. Remy Wagenschmiede: HH. Bourcier - Lefèvre Eiergroßhändler: HH. Colson Maria - Gillet - Lelaurain - Maillot - Mouteaux Alexis - Wwe. Simon Schuster: H. Odin - H. Pricot-Paquin - H. Parent Schankbetriebe: Wwe. Bernard - HH. Cléandre Alph. - Deville-Cochenet - Legardeur - Péridon-Gille - Paul E. Destillateure: HH. Deville-Bertrand - Legardeur-Cochenet - Molinet V. - Rollin Z. - Lajoux Aimé Arzt: M. Simonin H. Lebensmittel- und Kurzwarenhändler: Wwe. Briy - HH. Cugnet-Marie - Lajoux A. - Paul-Maillot Billigwarengeschäft: H. Genoux Obstbauern: HH. Bertrand J. - Jacquart E. Hoteliers: HH. Cléandre A. - Thalmé Hefehändler: Wwe. Bauert - H. Gillet Hufschmiede: HH. Désoudin - Legay Müller: HH. Deville V. - Louppe Fischhändler: HH. Lajoux A. - Mouteaux Sattler - Polsterer: H. Belloy L. Schneider: Frau Charton-Lecourtier - HH. Chrétien-Saintin - Humbert Eug. - Saillet A. Stofffabrikanten: HH. Poincelet-Meunier - Rémy - Schemouder Korbflechter: H. Lajoux A. Wein- und Spirituosenhändler: HH. Bertrand-Colson - Domange Landwirte und Grundeigentümer: H. Deville M. - Wwe. Férée T. - HH. Laurent A. - Laurent H. - Lamorlette P. - Lecourtier A - Lecourtier J. G. - Lecourtier L. - Lecourtier V. - Ligier F. - Louppe L. - Gillet - Nicaise V. - Wwe. Simonet Honoratioren und Rentner: HH. Férée E. - Dormois C. - Deville M. - Lajoux H.
Ab Anfang 1916 machten die Bewohner dieses Ortes ihre ersten Erfahrungen mit der Brutalität des modernen Kriegs. Ihr Eigentum wurde zerstört und sie wurden zur Flucht gezwungen. In der Hoffnung, irgendwann nach Hause zurückzukehren, entschlossen sie sich schweren Herzens, ihre Heimat zu verlassen. Sie waren diesem Land stark verbunden, und auch wenn es nicht sehr fruchtbar war und lange Jahre harter Arbeit erforderte, waren sie doch hier verwurzelt. Die Perspektive, das frühere Glück einmal wieder zu finden, gab ihnen in ihrem schwierigen Flüchtlingsschicksal einen gewissen Halt.
1919 - Nach dem Krieg Aber nach dem Kriegsende 1918 sah die Realität ganz anders aus. Die Schäden durch die Kämpfe waren zu bedeutend und die Explosionsgefahr zu groß, um an einen Wiederaufbau zu denken war. Damit musste die Hoffnung aufgegeben werden, das frühere Leben wieder aufnehmen zu können. Den Einwohnern von Ornes bot sich nur eine Lösung: Versuchen, diese auswegslose Situation vom französischen Staat anerkannt zu bekommen und das Überleben ihrer Gemeinde auf juristischem Weg zu ermöglichen. Dazu wendeten sie sich an die Volksvertreter ihrer Region, die Parlamentarier und Minister, ja sogar an den französischen Staatspräsidenten Raymond Poincaré, der ebenfalls aus ihrem Departement stammte. Endlich wurden auch konkrete Maßnahmen ergriffen. 1939 wurde ein Gesetz erlassen, nach dem jedes der zerstörten Dörfer einen Gemeindeausschuss mit einem Vorsitzenden erhält, dessen Befugnisse und Rechte dieselben wie die eines Bürgermeisters sind. Zwischen den Kriegen wurden auch an der Stelle der zerstörten Dörfer Kapellen gebaut und Kriegerdenkmäler errichtet, auf denen wie in allen Gemeinden die Namen der Gefallenen aufgeführt und die Auszeichnungen angegeben sind, die den Gemeinden vom Staat per Erlass verliehen wurden. Drei Mal am Tag ertönen die Glocken der Kapellen zum Angelusläuten, um die Besucher daran zu erinnern, dass an diesem Ort, zwischen dessen Steinen heute der Wald wächst, einmal ein Dorf stand, dessen Einwohner ein friedliches Leben führten.
Informationen
55150
Ornes
Accessible toute l'année