14. Juli
Fast jedes Land hat einen Nationalfeiertag, für den normalerweise ein Jahrestag ausgewählt wird, der als ganz entscheidend und feierlich betrachtet wird. Nichts ist bezeichnender als die getroffene Wahl und ihre eventuellen Änderungen im Laufe der Zeit.
► Die Kulissen der Parade | Die Franzosen beim Treffen ihrer Streitkräfte!
Sturm auf die Bastille, Gemälde von Jean-Pierre Houël (1735-1813). Quelle: Public Domain
In Frankreich erinnert der 14. Juli an den Übergang von der Monarchie zur Republik und symbolisiert die brüderliche Verbundenheit aller Teile Frankreichs und aller französischen Bürger in Freiheit und Gleichheit. Er verkörpert die nationale Einheit und ist heute mit feierlichen Militärparaden und der geselligen Atmosphäre von Bällen und Feuerwerken verknüpft.
14. Juli 1789: Der Sturm auf die Bastille
„-Aber das ist ja eine Revolte! -Nein, Sire: eine Revolution!“. Breteuil zu Ludwig XVI.
Die Geschichte vom 14. Juli beginnt natürlich mit dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789. Die Aufständischen fühlen sich von den Truppen des Königs bedroht, daher suchen sie in der Bastille nach Waffen und nehmen das Gefängnis ein, das ein Symbol der absolutistischen Macht ist. Der 14. Juli 1789 ist jener Tag, an dem das französische Volk das erste Mal für seine Freiheit und die gesellschaftliche Emanzipation kämpft. Aber die Revolutionäre begnügen sich nicht damit; mit der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte machen sie die Revolution zu etwas Universellem.
Föderationsfest Panorama. Quelle: Public Domain
14. Juli 1790: Föderationsfest
Der 14. Juli 1790, der Tag des Föderationsfestes, hat eine symbolische Bedeutung, die mit jener von 1789 vergleichbar ist. An diesem ersten Jahrestag, der im Beisein von König Ludwig XVI. auf dem Marsfeld gefeiert wird, versammeln sich 300.000 Abgesandte aus ganz Frankreich. Alle schwören einen Eid „auf die Nation, das Gesetz und den König“. Das Fest drückt vor allem den Wunsch nach einer neuen Einheit und die Neugestaltung der Nation aus, die sich auf die Werte von 1789 und die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte stützt.
Die Revolution und die Welt
Die Französische Revolution löst auf der ganzen Welt eine Welle von Reaktionen aus. Zum ersten Mal steht der Mensch im Mittelpunkt und die neue Republik wird unter diesem Gesichtspunkt errichtet. Die Erklärung der Menschenrechte führt in den Kolonien zur Emanzipation und Abschaffung der Sklaverei. In Europa bedeutet sie den Beginn einer neuen Ära der Emanzipation. Die Eroberungen Napoleons sorgten in Europa, trotz mancher Exzesse, für die Verbreitung der Ideen von Freiheit und Gleichheit sowie des Selbstbestimmungsrechts der Völker.
Der politische Sieg am 18. Brumaire (November 1799) und die großen militärischen Siege im Frühling 1800 ermöglichen dem Ersten Konsul, den 14. Juli als Fest der Eintracht und Versöhnung zu gestalten. Der 14. Juli 1799 ist nicht mehr der Tag der Freiheit, sondern wird in jenen der Eintracht umgetauft. 1800 zieht die Garde Consulaire (Konsulargarde) von den Tuilerien zum Marsfeld. Sie feiert jedoch nicht den Sturm auf die Bastille, sondern den 10. Jahrestag der Föderation, der rund um die siegreiche republikanische Armee ausgerichtet ist. 1801 wechseln die Feierlichkeiten zum 14. Juli erstmals die Ufer. Sie finden nicht mehr am Marsfeld statt, sondern zwischen der (Place de la) Concorde und dem Endpunkt der Champs Elysées. 1802 wird der 15. August zum bevorzugten Fest, das als Fest des „Heiligen Napoleon“ mit einem Te Deum in Notre Dame gefeiert wird. Es folgen immer unbedeutendere Feiern zum 14. Juli und 1805 wird nicht einmal mehr des 14. Juli gedacht.
Die Restauration
Nach 1814 verbieten die wiedereingesetzten Bourbonen den 14. Juli, garantieren jedoch in der Charte constitutionnelle die sozialen Errungenschaften der Revolution. Die Symbolik der Monarchie stützt sich auf das Fête de Saint-Louis (Fest des Hl. Ludwig) und auf den Mythos von Heinrich IV. Die Gegner der Monarchie, Republikaner, Liberale und Bonapartisten, beziehen sich ihrerseits immer noch auf den 14. Juli.
Die Trois Glorieuses (Julirevolution von 1830) (27.-28.-29. Juli 1830) und die Februarrevolution 1848 reihen sich in dieselbe europäische, nationale und liberale Revolutionsbewegung ein. Der Ausdruck „Vereinigte Staaten von Europa“ taucht zu diesem Zeitpunkt erstmals auf, als Victor Hugo 1850 erklärt: „Der Tag wird kommen, an dem die beiden großen Ländergruppen, die Vereinigten Staaten von Amerika und die Vereinigten Staaten von Europa sich die Hände über die Meere reichen werden.“
Die III. Republik und der 14. Juli 1880
Erst 1880, in der III. Republik, wird der 14. Juli wirklich unser Nationalfeiertag. Nach langen Diskussionen und trotz des hartnäckigen Widerstands ihrer Gegner, beschließen die Republikaner die Übernahme des Tages, der symbolisch die Verbindung der III. Republik zur Epoche der Französischen Revolution zeigt und das Regime festigt. „Einziger Artikel. - Die Republik beschließt den 14. Juli als jährlichen Nationalfeiertag.“
Die Übergabe der neuen Fahnen an die verschiedenen Truppenverbände am 14. Juli 1880. Quelle: Armeemuseum
Der 14. Juli 1880 ermöglicht den Republikanern, den Bezug zwischen Französischer Revolution und Patriotismus herzustellen (Übergabe der Fahnen an die Armee). In der folgenden Zeit stellt Frankreich seine Streitkräfte neu auf, um gegen Deutschland Widerstand zu leisten und, in den Augen mancher, die Revanche vorzubereiten. Die politischen Differenzen legen sich nach und nach, ohne dass sie bei bestimmten Krisen (Boulangismus-Krise, Dreyfus-Affäre) ihre Schärfe verlieren würden.
Gegen Ende des Jahrhunderts sind die Feiern zum 14. Juli die prächtigsten, die Frankreich je erlebte. Die Heeresschau, die in Longchamp stattfindet, wird nach und nach zur Glanznummer der Feierlichkeiten. Die Straßen der Stadt sind beflaggt und Ballveranstaltungen sowie Feuerwerke beenden die Feierlichkeiten. In diese Zeit fallen einige bemerkenswerte symbolische Ereignisse: 1889 wird zum Beispiel die Hundertjahrfeier der Französischen Revolution begangen, die mit dem Erfolg der Weltausstellung zusammenfällt. Die Errichtung des Eiffelturms erinnert immer noch daran.
Vor 1914
Am Vorabend des Ersten Weltkriegs entsteht schrittweise, trotz der anhaltenden ideologischen Differenzen und Widerstände (insbesondere durch die Herausbildung der sozialistischen Bewegung) eine gewisse nationale Einigkeit. Das republikanische Frankreich, das auf seine Vergangenheit und das etwa vierzig Jahre zuvor begonnene Wiederaufbauwerk stolz ist, bietet der Herausforderung die Stirn, die in einem Geist des nationalen Zusammenhalts entsteht.
1914-1918 Der 14. Juli und der Erste Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg zeigt, dass Frankreich fast geeint für die Verteidigung der Heimat kämpft, die für viele Franzosen mit jener der Republik untrennbar verbunden ist. Die Soldaten glauben bei ihrem Aufbruch, dass es das letzte Mal sei, dass eine Katastrophe beginnt. Charles Péguy, der im September 1914 fällt, schreibt bei seiner Abreise an die Front: „Ich breche als Soldat der Republik zur allgemeinen Abrüstung und in den letzten aller Kriege auf.“
Viele der französischen Mobilisierten machen sich mit der Vorstellung eines kurzen Krieges (die auch ihre Gegner teilen) auf den Weg. Die Realität des Konflikts zeigt, dass dem nicht so ist. In diesem Zusammenhang sind die Feiern zum 14. Juli im Ersten Weltkrieg der Ausdruck des bewaffneten Frankreichs, das sich in heiliger Einheit gegen den Angreifer verteidigt. In diesem Kampf für die Republik wird an das Jahr II und die großen Vorfahren erinnert, insbesondere am 14. Juli 1915, der durch die Überführung der Asche von Rouget de Lisle in den Invalidendom an die Seite Napoleons in das Grabmal „Caveau des Gouverneurs“ gekennzeichnet ist. Die Prozession beginnt beim Triumphbogen, führt die Champs-Élysées hinunter und überquert die Seine, bis sie zum Invalidendom gelangt. Dieser 14. Juli ist auch durch die Überführung des Herzens von Gambetta in den Panthéon gekennzeichnet.
Nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 wird der erste Friedensvertrag, der vier Jahre Weltkrieg beendet, am 28. Juni 1919 in Versailles unterzeichnet. Die Demütigung von 1871 ist damit symbolisch „gerächt“. Überdies wird beschlossen, dass am 14. Juli 1919 die Siegesparade stattfindet.
Die Siegesfeiern in Paris - 14. Juli 1919 - Die Parade - Place de la Concorde. Quelle: Ansichtskarte
Die Siegesfeier
„Wer diesen Tag gesehen hat, hat gelebt.“ Clemenceau zu Marschall Pétain am Abend des 14. Juli 1919
Die französische Armee wird bei der Parade am 14. Juli 1919 von Abordnungen der alliierten Armeen begleitet. An der Spitze der Parade stehen zwei Männer, die diesen Sieg symbolisieren: Marschall Joffre und Marschall Foch. Denn beide, der eine wie der andere, erinnern an den Willen Frankreichs, sich gegen die Invasion zu wehren und bis zum Sieg zu kämpfen.
Die Siegesfeiern in Paris - 14. Juli 1919 - Die Marschälle Joffre und Foch. Quelle: Ansichtskarte
Das Amt der schönen Künste, das mit der Gestaltung beauftragt ist, verwandelt die Achse Concorde-Étoile mit einer „antiken“ Inszenierung in eine Triumphstraße: brennende Urnen, die den Märtyrerstädten gewidmet sind, und gallische Hähne, die auf den Kaskaden deutscher Kanonen hocken, Masten, Banner, Wappenschilder, Standpfeiler, Laubgirlanden... Bei dieser Parade werden tausend Kriegsversehrte geehrt, welche die Opfer des französischen Volkes symbolisieren. Anschließend defilieren alle alliierten Armeen in alphabetischer Reihenfolge in einem Festumzug, der drei Stunden dauern sollte. Die von Pétain angeführte französische Armee beendet die Parade.
In den Augen der Teilnehmer und Zuschauer, welche die Meinung der Franzosen gut vertreten, möchte Frankreich mit diesem Tag, jenseits der Opfer und harten Gefechte, die dauerhafte Spuren im Fleisch und Geist der Heimat hinterlassen, den Triumph der demokratischen Republik gegen den Versuch der Unterwerfung durch das deutsche Reich unterstreichen.
Die Siegesfeiern in Paris - 14. Juli 1919 - Die Parade - Die Panzer. Quelle: Ansichtskarte
Die Zwischenkriegszeit
Zwischen den beiden Kriegen macht sich im siegreichen Frankreich Ernüchterung breit. Die Verluste des Krieges haben das französische Volk gezeichnet. Der Patriotismus geht daher mit einem friedlichen, ja sogar pazifistischen Geist einher. Gleichzeitig führen der Wohlstand, der sich in eine Wirtschaftskrise verwandelt, und die Gefahren, die in Europa erneut entstehen, manchmal zu tiefen Gräben unter den Franzosen. Einige verwerfen die Ideen von 1789, während andere aus der revolutionären Vergangenheit Kraft schöpfen. Die französische Linke unterstreicht daher mit Nachdruck die Wurzeln der Demokratie und der Republik.
Der 14. Juli 1936 bedeutet die Siegesfreude für die Volksfront, die gerade die Matignon-Verträge unterzeichnet hat. Auf der Place de la Nation grüßt Daladier „unsere großen Vorfahren, die mit ihren Opfern das Recht eroberten, an den französischen Grenzen kundzutun: Hier beginnt das Land der Freiheit!“
Am 14. Juli 1939 wird der 150. Jahrestag des Sturms auf die Bastille gefeiert. Angesichts der Gefahr von außen feiert Frankreich den 14. Juli als Symbol der nationalen Einheit, in der Illusion, „die schönste Armee der Welt“ defilieren zu sehen.
In einer Botschaft an Frankreich erinnert der Präsident der Republik, Albert Lebrun, an die Erfahrungen mit der Föderation: „Möge uns diese große Erinnerung den starken Willen geben, die Heimat mit all unseren Kräften zu verteidigen, unseren Kindern die Freiheit und Gleichheit zu erhalten und zu vermitteln, schließlich eng und brüderlich in der großen freien, großzügigen und starken Gemeinschaft vereint zu bleiben...“
1940-1945: vom Abgrund zur wieder erlangten Freiheit
In einem Klima der Verunsicherung liefert die Niederlage Frankreichs im Jahr 1940 einigen die Gelegenheit, die Republik und ihre Werte radikal in Frage zu stellen. Die Regierung von Marschall Pétain reduziert den 14. Juli 1940 auf eine Andacht an die Trauer der Nation.
Der französische Staat, der sich unter Pétains Obrigkeit einrichtet, gründet seine nationale Revolution auf die Pflichten und die Hierarchie. Dieses Regime findet sich mit der Niederlage und dem nationalen Niedergang ab, die er als endgültig betrachtet. Es will ein ideales Frankreich wiedererrichten, das an die Vergangenheit vor 1789 anknüpft und dabei die Einbindung in das Europa der Nazis akzeptiert.
Wir erleben daher einen radikalen Wandel des symbolischen Reservoirs der Nation. Arbeit, Familie und Heimat ersetzen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Der gallische Helm ersetzt die phrygische Mütze und die Francisque die Liktorenbündel auf den Briefmarken und offiziellen Medaillen.
Dagegen ruft General de Gaulle zur Weiterführung des Kampfes auf. „Der 14. Juli 1940 markiert nicht nur den großen Schmerz der Heimat. Es ist auch der Tag eines Versprechens, das sich alle Franzosen geben müssen, dass sich jeder mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Feind wehrt, der momentan triumphiert, damit es zum Zeitpunkt des Sieges ein Frankreich, das wahre Frankreich gibt.“ De Gaulle legt vor der Statue von Marschall Foch in London eine Krone nieder und schreitet die ersten Kontingente der Freien Französischen Streitkräfte ab.
London, 14. Juli 1940, General de Gaulle schreitet die ersten Freiwilligen für ein Freies Frankreich ab. Quelle: SHD
Für ihn hat Frankreich einfach eine Schlacht verloren. Der Krieg ist ein Weltkrieg. Der General will die Unabhängigkeit und Größe Frankreichs wiederherstellen. Dieser zuerst nationale Kampf übernimmt den Kampf für die Werte der Freiheit und Brüderlichkeit, die mit jenen der Republik identisch sind. Für General de Gaulle hat diese nie zu existieren aufgehört und das Regime von Vichy ist daher null und nichtig. Die Widerstandsbewegungen reihen sich angesichts des Nazi-Regimes, das jeden Humanismus leugnet, ebenfalls in die Tradition des Kampfes für die unterdrückte Nation und die Werte der menschlichen Würde ein. Während der Besatzung ist der 14. Juli, besonders in den Jahren 1943 und 1944, Anlass für große Massendemonstrationen für den Sieg und die Freiheit.
Der Sieg von 1945
„Dies ist mehr denn je ein Nationalfeiertag, denn Frankreich feiert hier seinen Sieg und gleichzeitig seine Freiheit.“ General De Gaulle, 1945
Der 14. Juli 1945 wird drei Tage lang mit Feiern für die Bürger zelebriert. Der Vortag des 13. Juli wird feierlich begangen. Ein herrlicher Lichtblitz bricht unter dem Triumphbogen hervor.
Feirn zum 14. Juli: Vormittag. Paris. Halbkettenfahrzeuge, Place de la Bastille Foto MINDEF/SGA/DMPA
Der 14. Juli, der genauso denkwürdig wie jener im Jahre 1919 ist, bietet die Gelegenheit, den Triumph der Demokratie über die Nazidiktatur endgültig auf ein solides Fundament zu setzen. Tausende applaudieren den Franzosen und ihren englischen und amerikanischen Alliierten entlang der gesamten Parade. Der Zug führt von der Place de la Nation zur Place de la Bastille und anschließend zum Triumphbogen. Die Truppen werden dann von General de Gaulle abgeschritten. In diesem Zusammenhang schreiben die Zeitungen vom Föderationsfest als „Fest des ersten Widerstands“.
Feirn zum 14. Juli: um 15.00 Uhr. Flugshow in Longchamp Quelle: MINDEF/SGA/DMPA
Die IV. Republik
In der IV. Republik wird der 14. Juli immer als Fest der Freiheit und Emanzipation gefeiert, aber auch als Fest der Armee, die in den beiden Kriegen zum Einsatz kam, die aus der Tragödie des Entkolonialisierungsprozesses entstanden sind. Tatsächlich ist Frankreich in dieser Frage gespalten: einige fürchten und verurteilen die anti-kolonialistischen Stellungnahmen, die ihnen wie ein „Ausverkauf“ des Kaiserreichs und der Größe Frankreichs angesichts der „kommunistischen Subversion“ erscheinen, während andere an die emanzipatorischen Werte der französischen Revolution erinnern, die insbesondere durch den 14. Juli versinnbildlicht werden, und sich das Ende der Kolonialkriege und die Unabhängigkeit der Kolonialvölker wünschen.
Die V. Republik
Die durch den Algerienkrieg hervorgerufene Instabilität der Regierung führt zur Rückkehr General De Gaulles an die Macht und zur Gründung der V. Republik.
Die Feiern am 14. Juli 1958 und 1959 wollen beeindrucken. Frankreich möchte, obwohl es Alliierter der Vereinigten Staaten ist, seine Identität und Unabhängigkeit bekräftigen. Am 14. Juli in diesen beiden Jahren sollten erstmals die schweren Waffen Frankreichs bei der Parade dabei sein. Die Parade wird zu einer Demonstration der militärischen Stärke Frankreichs.
Der Nationalfeiertag nimmt von nun an eine politische Form an, bei der sich die linken und rechten Parteien gegenüberstehen. Zwei Feiern überlappen sich, ein gaullistischer 14. Juli und ein anderer anti-gaullistischer. Die beiden Feiern am 14. Juli 1958 und 1959 nehmen auf die Vergangenheit des Nationalfeiertags Bezug. Die Rechte wie die Linke nimmt für sich den „Mythos“ des 14. Juli in Anspruch. Daher bezieht sich die eine Seite auf 1789 und auf 1936, um die gaullistische Macht zu bekämpfen, und die andere auf 1789 und vor allem auf die Föderation, um die Versammlung der Bürger rund um den Staatschef zu bewirken.
Präsident Giscard d'Estaing versucht, auf bestimmte Traditionen des 14. Juli symbolisch zurückzugreifen, insbesondere, indem er den Weg der Parade wieder von der Bastille zur Place de la République führt.
Mit der Präsidentschaft François Mitterrands ab 1981 und vor allem der 200-Jahrfeier der Französischen Revolution von 1789 erhält der 14. Juli wieder einen neuen Geist, indem er die Grundwerte rühmt, die von Frankreich ausgehend heute vom zusammenwachsenden Europa und noch allgemeiner von der westlichen Zivilisation gefordert werden. Das ist auch der Sinn der Anwesenheit des amerikanischen Präsidenten sowie europäischer und afrikanischer Staatschefs bei den Feiern am 14. Juli 1989.
Zu einem internationalen 14. Juli: Der 14. Juli heute
Parade am 14. Juli 2006 - Kavallerie der Garde Républicaine (75) Quelle: Foto Jacques Robert
Der 14. Juli wird stets als Symbol der nationalen Einheit erlebt, die auf den gemeinsamen Werten der Republik beruht. Diese Werte wollen wir auch im Frieden mit unseren europäischen Freunden und jenen rühmen, die mit uns eine gemeinsame Geschichte lebten. Daher beteiligt sich am 14. Juli 1994 das Eurocorps am Festzug und ist König Hassan II. anlässlich der Jahresfeiern Marokkos am 14. Juli 1999 bei der Parade anwesend, an der eine Abordnung der marokkanischen Garde teilnimmt.
Der 14. Juli steht heute, nachdem er ein Symbol und Streitobjekt der Geschichte war, für die Werte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, in einem Wort für die Rechte und Würde des Menschen.
Bibliographie
Veröffentlichungen
Les lieux de mémoire, Sous la direction de Pierre Nora, Quarto Gallimard, 1997
Les 14 juillet, fête et conscience nationale. 1789-1975, Rosemonde Sanson, collection tradition et le quotidien, Flammarion 1976
Histoire des 14 juillet 1789-1919, Jean Pierre Bois, édition Ouest France Université, Rennes 1991
La République en fête: les 14 juillet, Pascal Ory, Ausstellungskatalog Bibliothèque Publique d'Information. 2. Juli - 6. Oktober 1980
Le 14 Juillet, Lucien Vogel, Paris- Office française d'édition, 1945
Images de La Révolution, Jean Garrigues, éditions DuMay-BDIC, 1989
Le Dictionnaire critique de la Révolution française, F. Furet und M. Ozouf, Flammarion 1988
L'histoire de la Révolution Française, Jules Michelet, 1847
Histoire Socialiste de la Révolution Française, Jean Jaurès, 1924
Weitere Artikel
Le premier 14 juillet de la République, 1880 Mona Ozouf, L'Histoire Nr. 25, Juli-August 1980