1918: die zweite Schlacht an der Marne (27. Mai - 6. August)
Nach dem Frieden von Brest-Litowsk am 3. März 1918 beeilt sich Deutschland, seine Truppen von Russland nach Frankreich zu verlegen. Da es dadurch seinen britischen, französischen und belgischen Gegnern zahlenmäßig überlegen ist, muss es, um den Sieg davonzutragen, eine Reihe von Offensiven starten, bevor die Amerikaner in großer Zahl an der Front eintreffen.
Ludendorff startet am 21. März 1918 bei Amiens die erste von fünf deutschen Frühjahrsoffensiven gegen die französischen und englischen Streitkräfte. Die Katastrophe wird aber gerade noch abgewendet und die Deutschen werden etwa zehn Kilometer vor Amiens aufgehalten. Am 9. April startet der deutsche General seine zweite Offensive gegen die britischen Soldaten in Flandern. Trotz der heftigen Kämpfe und der zahlenmäßigen Überlegenheit der Deutschen gelingt es der kaiserlichen Armee nicht, die Front zu durchbrechen.
Die Marne
Am 27. Mai 1918 beginnt die dritte, für die französische Armee verheerende Offensive - man spricht allgemein vom „französischen Caporetto“. Die I. und die VII. deutsche kaiserliche Armee erstürmen, unterstützt vom Feuer tausender Kanonen, die französische Front zwischen Vauxaillon und Reims, die von der 5. und 6. Armee gehalten wird.
Die Deutschen überschreiten die Bergkämme des Chemin des Dames und erreichen um 10 Uhr die Aisne in Soupir. Um 20 Uhr kommen sie in Bazoches an die Vesle und drängen die vor ihnen befindliche aufgelöste 6. Armee von General Duchêne zurück. Am 28. geht die Schlacht weiter. Der Feind nimmt Fismes ein. Am nächsten Tag erobert er Soissons im Westen, Fère-en-Tardenois in der Mitte, das Massiv von Saint-Thierry im Osten; er rückt in das Ardretal vor, bis er sich dem Reimser Hügelland nähert. Am 30. sind die Deutschen an der Marne in Jaulgonne, in Dormans und in Château-Thierry.
Im Südosten von Soissons beginnt die Schlacht an der Crise in Vauxbuin und in Courmelles, die von der marokkanischen Infanteriedivision von General Daugan verteidigt werden. In diesem Abschnitt erfolgt am 31. Mai in Chaudun der erste Kampfeinsatz der Renault FT-Panzer des 201. Artillerieregiments. Im östlichen Teil der Offensive liefert sich die 5. Armee heftige Kämpfe bis in die Vororte von Reims. Die kolonialen Truppen (Marineinfanteristen vom Kontinent, senegalesische Infanteristen) und die Afrika-Armee verteidigen die Stadt ohne Bodenverlust und sorgen so dafür, dass dieser Frontvorsprung, die Nahtstelle der französischen Front, unbezwungen bleibt. Am 4. Juni geht der heftige Kampf entlang des vom Feind gegrabenen Kessels weiter: nach Corcy, nach Faverolles; am Clignon in Veuilly-la-Poterie, in Bois-Belleau; an der Marne in Château-Thierry, am Côte 204, die von den Marineinfanteristen und den Amerikanern verteidigt wurden; im Reimser Hügelland in Bligny, wo sich Franzosen, Engländer und Italiener gegenseitig mit Mut überbieten; in Reims, wo die Deutschen nicht von der Stelle kommen.
Französische Soldaten von General Gouraud mit ihren Maschinengewehren, die in den Ruinen einer Kirche an der Marne positioniert waren
und den Angriff der Deutschen zurückschlugen. 1918. Quelle: U.S. federal government
Foch und Pétain, die besonders durch die Luftaufklärung gut informiert waren, organisieren die Verteidigung. Die 9. Armee (General de Mitry) wird an die Front geschickt. Von 10. bis 29. holen die 2. amerikanische Infanteriedivision (2. DIUS) und die Marines den Bois Belleau zurück. Am 1. Juli eroberten die Amerikaner das Dorf Vaux zurück, dann am 9. den Côte 204. Gleichzeitig halten die Marineinfanteristen der 2. kolonialen Infanteriedivision und die Italiener vom 2. Armeekorps (General Albricci) im Südosten von Reims den Feind am Côte 240 und bei Montagne de Bligny auf.
Am 12. greifen die Deutschen Corcy, Longpont und Saint-Pierre-Aigle massiv an, wo sie scheitern. Am 18. greifen sie neuerlich den Frontvorsprung von Reims an, von Vrigny bis zum Fort de la Pompelle, ohne nennenswertes Ergebnis, außer schweren Verlusten. Die französischen Einheiten kämpfen überall verbissen. Am 15. Juli überquert die 7. kaiserliche Armee die Marne und rückt nach Epernay vor.
Es handelt sich um die fünfte deutsche Offensive, die als „Friedenssturm“ bezeichnet wurde, gegen die Front der Champagne (die vierte, die abgewehrt wurde, beginnt am 9. Juni am Matz). Die Amerikaner verwehren ihnen das Surmelin-Tal, während die Franzosen hartnäckigen Widerstand leisten. Am nächsten Tag ist der feindliche Vorstoß aufgehalten. Die auf der Marne errichteten Pontonbrücken werden von der alliierten Luftwaffe (Franzosen und Briten) und schwerer Artillerie angegriffen: sie werden zerstört, wodurch der deutschen Nachschub unterbrochen ist.
Die alliierte Gegenoffensive
Foch erarbeitet eine großangelegte Antwort, mit der die Initiative für die Operationen ergriffen werden soll, die am 18. Juli beginnen. General Mangin konzentriert seine Mittel (2.000 Kanonen, 345 Panzer mit Unterstützung durch 500 Flugzeuge) im Wald von Villers-Cotterêts. Seine 18 Divisionen (eine schottische, zwei amerikanische, fünfzehn französische) brechen die Flanke der VII. und IX. deutschen Armee auf und rücken 10 km in das Gebiet von Soissons vor, wobei sie 10.000 Gefangene machen.
General Mangin. Foto SHAT
General Degoutte schickt seine 9 Divisionen (sechs französische und drei amerikanische) mit 147 Panzern an das südliche Ufer des Ourcq und rückt 5 km vor. Am 20. erobert er Château-Thierry zurück, wo Clemenceau am nächsten Tag eintrifft, um den Kämpfern seine Anerkennung auszusprechen. Die Deutschen halten die Stellung an der Crise, wo ihnen Mangin im Nacken sitzt. Von der Umzingelung bedroht räumen sie in der Nacht des 19. das Südufer der Marne, wobei sie von der 5. Armee verfolgt werden.
Die französische Offensive setzt sich zur Vesle hin fort. Am 28. nehmen die Franzosen Fère-en-Tardenois und die Schotten Buzancy ein. Am 2. August marschieren die Jäger des 2. Bataillons der Chasseurs à pied in Soissons und die 5. Armee in Ville-en-Tardenois ein. Am 4. August erobert die 28. DIUS nach schweren Straßenkämpfen Fismes zurück. Der Feind wird überall hinter die Vesle zurückgedrängt.
In drei Wochen haben die französischen Streitkräfte und ihre Alliierten 35.000 Gefangene gemacht, 700 Kanonen eingenommen und 200 Dörfer befreit. Am 6. August wird Foch zum Marschall von Frankreich erhoben. Am 8. August fügt eine neue Offensive zwischen Morlancourt und Braches der deutschen Armee einen beispiellosen Rückschlag zu: es ist „der Trauertag der deutschen Armee“, wie es Ludendorff ausdrückt.
Diese Operationen haben die Franzosen allein im Zeitraum zwischen 15. und 31. Juli 200.000 gefallene, verletzte oder verschwundene Männer gekostet. Die zweite Schlacht an der Marne und insbesondere die alliierte Gegenoffensive vom 18. Juli stellen jedoch unbestritten einen ersten wichtigen Schritt auf dem Weg zum Sieg dar.