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Afrikanische Masken in einer Kriegsgräberstätte im Rhônetal

Mitte Juni 1940, als die Deutschen rasch nach Süden vorrückten und das Hinterland der Alpenarmee bedrohten, wurden Widerstandszentren organisiert, um diesen Vormarsch einzudämmen. 

Des masques africains dans une nécropole rhodanienne

Des masques africains dans une nécropole rhodanienne

Zu den nördlich von Lyon eingesetzten Truppen gehörten die Männer des 25. Regiments der Tirailleurs Sénégalais (RTS, dt.: „Senegalschützen“). Sie erhielten den Befehl, Widerstand zu leisten, ohne einen Rückzug in Betracht zu ziehen. Am 19. und 20. Juni gerieten sie in heftige Gefechte gegen Verbände der 3. SS-Panzerdivision „Totenkopf“. Zahlenmäßig unterlegen, erschöpft und ohne Munitionsreserven ergaben sich rund 50 Überlebende ihren Gegnern.

Die Senegalesen erhielten daraufhin den Befehl, sich auf den Feldern verteilt aufzustellen. Von der Straße aus wurden 48 von ihnen mit Maschinengewehren niedergemäht und die Leichen anschließend von zwei Panzern zermalmt.

Diese Massenhinrichtungen schwarzer Kriegsgefangener wurden systematisch durchgeführt, und die SS-Totenkopf-Division machte sich in dieser Region noch zahlreicher weiterer Massaker schuldig: In Lentilly wurden 18 Männer hingerichtet, 13 in Eveux; in Vaise, einem Vorort von Lyon, wurden 27 Senegalschützen an die Wand gestellt und erschossen, und sie blieben 2 Tage lang den Blicken der Passanten ausgesetzt dort liegen.

Schon bald wurde ein gesonderter Militärfriedhof angelegt, um die Überreste dieser toten Soldaten gemeinsam zu bestatten. Die Schaffung der Anlage wurde durch Jean Marchiani, einen Veteranen des Ersten Weltkriegs und Generalsekretär des Departement-Büros für Kriegsversehrte, Veteranen, Kriegsopfer und Kriegswaisen, angeregt, und sie beruht auf dem Konzept der „Nachahmung (sic) der Einfriedungen heiliger Erde, der ‚Tatas‘, in denen in Westafrika die im Krieg gefallenen Krieger begraben werden“.

Das Gebäude hat eine rechteckige Form mit 40 m langen, in Nord-Süd-Richtung ausgerichteten Längsseiten. Die in Ockerrot gehaltenen Mauern der Einfriedung sind 2,80 m hoch, und auf jeder Ecke befindet sich eine pyramidenförmige Spitze, die mit Pfählen gespickt ist.

Des masques africains dans une nécropole rhodanienne

Des masques africains dans une nécropole rhodanienne

Der Zugang zum Soldatenfriedhof erfolgt durch ein fast 3 m breites Portal, mit dessen Gestaltung Abbé Boisard, der Direktor einer Fachschule für Tischlerei in Villeurbanne, betraut wurde. Auf den vertikalen Streben aus massiver Eiche sind acht verschiedene stilisierte Masken eingeschnitzt, Bilder von Talismanen, die über die Ruhe der Toten wachen.

Der Komplex wurde am 8. November 1942 eingeweiht, drei Tage vor dem deutschen Einmarsch in die Freie Zone. Eine Kompanie des 153. Infanterieregiments trat zur Totenehrung an. Die Totengebete wurden durch den katholischen Militärgeistlichen, Pater Aupiais, den protestantischen Pfarrer Vernier, und durch Si Aouane Ben Khalifat, den Imam der Pariser Moschee, gesprochen. Anschließend verstreuten Kinder auf den Gräbern Erde, die man aus Dakar herbeitransportiert hatte. Auch Vertreter der Regierung sowie Veteranen waren bei der Zeremonie anwesend. Nach der Befreiung, am 24. September 1944 erfolgte eine erneute Ehrung der Senegalschützen, die für Frankreich gestorben waren, durch Behördenvertreter aus Lyon.

Das „Senegalesische Tata“ gehört seit 1966 zur Kategorie der französischen Nationalfriedhöfe. Es befindet sich in staatlichem Besitz und untersteht der Verantwortung des französischen Verteidigungsministeriums (Direktion für Kulturerbe, Erinnerung und Archive – DPMA). Das staatliche Amt für Kriegsveteranen und Kriegsopfer (ONAC-VG) kümmert sich im Auftrag des DPMA um die Erhaltung der Anlage.

Im Rahmen des vom französischen Verteidigungsministerium durchgeführten Mehrjahresprogramms zur Restaurierung der Gedenkstätten wurde die Kriegsgräberstätte 2018 in Vorbereitung auf die für 2020 angesetzten Gedenkfeiern vollständig restauriert (innere Wände, Embleme, Wege und Kiespfade, Anstrich, landschaftsgärtnerische Gestaltung). Auch die Anbringung einer Tafel mit historischen Informationen war vorgesehen.

Dieser in diesem Land einzigartige Friedhof wird regelmäßig von offiziellen Vertretern und afrikanischen Persönlichkeiten besucht, die in Frankreich zu Gast sind.

  • So kam unter anderem am 19. Oktober 2004 Blaise Compaoré, der Präsident von Burkina Faso, an diesen Ort.
  • Am 20. März 2005 legte der senegalesische Präsident Abdoulaye Wade dort ein Blumengebinde nieder; bei dieser Gelegenheit wurde zugleich der Gemeinde eine Bronzestatuette überreicht, die die Waffenbrüderschaft der Kämpfer des französischen Mutterlandes und Afrikas symbolisiert.

Darüber hinaus finden in der Kriegsgräberstätte jedes Jahr mehrere Zeremonien statt:

  • Am dritten Sonntag im Juni ehrt die Vereinigung der Kolonial- und Marinetruppen von Lyon die Senegalschützen im Beisein von Vertretern ziviler und militärischer Dienststellen;
  • ebenfalls Tradition hat der jeden 11. November stattfindende Besuch der afrikanischen Gemeinschaft von Lyon im „senegalesischen Tata“, wo sie der afrikanischen Tirailleurs gedenken, die im Krieg umkamen.

Auch von Pilgern und Touristen wird die Stätte häufig besucht, pro Jahr finden fast 1.500 Besucher den Weg hierhin.

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