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Charles Tricornot de Rose

1876-1916

Aktie :

Charles de Tricornot de Rose in einer Beilage der Zeitschrift L’Illustration 1923

Charles de Rose, Vater der Jagdfliegerei

Jean-Baptiste, Marie, Charles Tricornot de Rose, auch Carlo genannt, Baron von Tricornot, Marquis von Rose ist in der breiten Öffentlichkeit eher weniger bekannt. Dennoch ist dieser freie und erfinderische Geist die Schlüsselfigur für die Jagdfliegerei, für die er als Gründervater gilt.

Der am 16. Oktober 1876 in Paris geborene Charles de Tricornot de Rose entscheidet sich zur Fortführung der Familientradition, indem er eine Karriere in der Armee anstrebt. Bereits seit sechs Generationen sind die Tricornot als Kavallerieoffiziere im Einsatz. 1895 tritt er in die Militärschule Saint-Cyr ein und wird dann dem 9. Dragoner-Regiment in Lunéville unterstellt. Seine Laufbahn, die zunächst brillant beginnt, findet 1906 ein jähes Ende. Nachdem er sich geweigert hatte, in Ausführung des Gesetzes zur Trennung von Kirche und Staat, einen Pfarrer aus seiner Kirche zu verweisen, kommt Carlo de Rose in Arrest.

Er wird zwar vom Kriegsrat freigesprochen, jedoch in den folgenden drei Jahren militärisch nicht eingesetzt. Dennoch gelingt es Carlo de Rose, diese schwierige Situation sinnvoll zu nutzen. Dank seines Interesses für die Mechanik und Verbrennungsmotoren findet er einen Arbeitsplatz beim Automobilhersteller Brillié.  Diese Erfahrung ist maßgeblich entscheidend für seine weitere Karriere. Er ist ein Mann mit freiem Geist, neugierig und reich an Vorstellungskraft, der die bevorstehenden Umwälzungen und den zukünftigen Fortschritt der Technik erahnt. Seine Zeit im Fegefeuer nimmt am 25. März 1909 mit seiner Wiederaufnahme in die Armee ihr Ende.

Obwohl er dem 19. Dragoner-Regiment von Carcassonne zugeteilt wird, zögert Carlo de Rose ab Ende des Jahres nicht, sich freiwillig für eine Pilotenausbildung zu melden, nachdem General Roques den Luftfahrtdienst der Armee ins Leben gerufen hatte.   Im Dezember 1910 erhält er den zivilen Pilotenschein des Aéro-Club und ist aufgrund seiner zahlreichen Luftangriffe auch bald öffentlich bekannt. Carlo de Rose hat seine Erfüllung in der Luftfahrt gefunden, wo sein energiegeladener und ideenreicher Geist sich vollkommen entfalten kann.

Auf der Jagd nach feindlichen Flugzeugen

Im Mai 1911 wird er offiziell in der Einrichtung von Vincennes aufgenommen, wo zahlreiche Untersuchungen im Bereich der Luftfahrt durchgeführt werden. De Rose gelingt nach zahlreichen Versuchen im August des Folgejahres die Entwicklung der ersten Vorrichtung zum Abfeuern eines Artilleriegeschosses von einem Flugzeug aus. Er entdeckt seine Leidenschaft für die Bewaffnung von Gerätschaften und nach dem Zusammentreffen mit Roland Garros im Jahr 1912 gelingt ihm in diesem Bereich der entscheidende Vorstoß.

Bei Ausbruch des Krieges wird ihm das Kommando über die Luftfahrt der 5. Armee anvertraut. Sein Erfahrungsschatz erweist sich unabdingbar. Der Sieg von Frantz und Quenault, die am 5. Oktober 1914 einen deutschen Flieger abschießen, ist für de Rose der endgültige Beweis dafür, dass seine Vorahnungen richtig waren. Im März 1915 betraut er die Piloten seiner Einheit, die MS 12, alle ausgestattet von Morane-Saulnier, mit einer neuen Mission: Aufspüren der feindlichen Flieger und deren Abschuss. Er entwickelt die Grundlagen für die Jagdflieger, allerdings bleibt die Synchronisation des Abfeuerns nach wie vor problematisch und er sucht weiterhin nach Lösungen. Dieses Problem wird schlussendlich von Sergeant Alkon der MS 12 im Frühjahr 1916 nach monatelangen Anstrengungen gelöst. Sein Weitblick überzeugt das Oberkommando von der Einrichtung der ersten Jagdgeschwader entlang der Front.

Als im Februar 1916 die furchtbare Schlacht von Verdun beginnt, gibt es ohne Zweifel nur einen Mann, der die für Frankreich ungünstige Situation umkehren kann, den Kommandanten de Rose. General Pétain betraut ihn sodann mit einer Mission, die er mit den berühmten Worten zusammenfasst: "Rose, fegen Sie mir den Himmel frei! Ich bin geblendet." De Rose bekommt 15 Geschwader, ausgestattet mit dem berühmten Flugzeug Nieuport XI, auch "Bébé" genannt, und bringt die besten Piloten zusammen, unter ihnen Navarre, Guynemer, Brocard, Garros, Heurtaux, Nungesser, Dorme. Nach heftigen Kämpfen gelingt es den französischen Patrouillen im April endlich den Luftraum zu beherrschen.

Während er am 11. Mai im Süden von Soissons an Bord seiner Nieuport, die sein persönliches Zeichen, eine Rose, trägt, einen Demonstrationsflug durchführt, wird Kommandant de Rose Opfer eines Motorschadens und stirbt bei dem Unfall, nachdem er der Jagdfliegerei zum Durchbruch verholfen hatte.

 

Marie-Catherine Villatoux - Historischer Dienst der Verteidigung, Abteilung der Luftwaffe. In Les Chemins de la Mémoire, 193/April 2009