Der Chemin des Dames
Der Chemin des Dames 1914-1918 Militäroperationen von 1914-1916 Nach dem Rückzug von der Marne kämpfen die 1. und 2. deutsche kaiserliche Armee am 11. September 1914 verfolgt von der 5. und 6. französischen Armee und dem britischen Heer in einer Auffangstellung und ziehen sich schließlich ans Nordufer der Ailette und das linke Flussufer des Aisne von Berry-au-Bac zum Fort de Brimont zurück. Die 7. kaiserliche Armee, die zur Verstärkung herbeieilt, ermöglicht den Deutschen einen Gegenangriff: Am 14. September nehmen sie Corbeny ein, besetzen innerhalb einer Woche die Orte Craonne, Hurtebise und Berry-au-Bac und beziehen dann auf dem Chemin des Dames Stellung. Zwischen Aisne und Ailette stellt die Höhenlinie, die von einem kleinen Weg, dem "Chemin" durchzogen wird, der seinen Namen den "Damen Frankreichs" bzw. den Töchtern Ludwigs XV. verdankt, auf einer Strecke von rund zwanzig Kilometern einen bedeutenden Verteidigungsposten dar.
Die Engländer starten eine Gegenoffensive in Moussy, Vendresse und Braye. Am 23. nehmen die Franzosen wieder Berry-au-Bac ein und kämpfen in Le Choléra, Le Godat und Loivre. Die Alliierten müssen vom Feind beherrschte Gräben durchqueren, der wiederum mächtige Angriffsaktionen startet. Am 25. Dezember führt General Maunoury sein 6. Bataillon in den Sektor Crouy, wo sich die Kämpfe um die Einnahme der Flanke 132 verstärken. Am 8. Januar 1915 gehen die 55. Division und die Tirailleurs Marocains zum Angriff über. Nach fünftägigem Nahkampf gibt der Feind die Flanke 132 frei, nimmt Crouy ein, erreicht die Vororte von Soissons und schmettert die 6. Division nieder, die erneut die Aisne passieren muss. Der Grabenkrieg setzt sich während der ganzen Jahre 1915 und 1916 hin fort, von Soissons bis Pontavert, bis nach Berry-au-Bac und Sapigneul. Dieser letzte Sektor wird von der Flanke 108 beherrscht, einer Hochburg des Minenkriegs, wo sich die Pioniere bei ihren unterirdischen Arbeiten und Explosionen von 10 Tonnen-Ladungen gegenseitig übertrafen. Im Wald von Les Buttes werden die Kämpfe mit Minenwerfern und Granaten unaufhörlich weitergeführt. Die französischen Offensiven von 1917 Ende 1916 wird General Joffre, der Chefkommandant des Generalhauptquartiers, von General Nivelle abgelöst, der den Angriffsplan für 1917 ändert und die Aisne als Ort für den Durchbruch der feindlichen Front wählt.
Im Januar/Februar wird in Absprache mit den Engländern der Beginn alliierter Offensiven am Chemin des Dames in Artois und Flandern beschlossen. Im März stellt der Feind die Situation gehörig auf den Kopf, als er den vorspringenden Sektor Bapaume-Péronne-Noyon räumt, um sich auf besser eingerichtete Posten zurückzuziehen. Während dieser Evakuierung verwüstet er alles, was ihm in den Weg kam: 300 "niedergemähte" Orte, 38.000 zerstörte Häuser; gesprengte Kirchen, Brücken und Schienenwege... In Coucy erleidet die mittelalterliche Burg, die größte in ganz Europa, starke Schäden: 28 Tonnen Sprengstoff setzten dem enormen Bergfried mit seinen 60 m Höhe und 31 m Durchmesser zu. Die Deutschen karren Männer im Alter von 14 bis 60 Jahren und alle gebärfähigen Frauen davon und lassen die übrigen Einwohner in größter Not an Ort und Stelle zurück.
Nivelle verharrt nicht nur auf seinem Angriffsplan, sondern weitet ihn noch aus und setzt ihn beim Treffen am 6. April in Compiègne durch, in Anwesenheit insbesondere des Staatspräsidenten Poincaré und des Ratspräsidenten Ribot. Doch der Feind, der die Vorhaben der Alliierten kannte, verstärkt seine Truppen. Am 16. April, dem Tag der Offensive, greifen die 5. und 6. Bataillone der Generäle Mangin und Mazel um 6 Uhr morgens auf 40 km Länge zwischen Soissons und Reims an. Bereits mehrere Tage vorher haben intensive Trommelfeuer das Gebiet vorbereitet, doch die deutschen Stellungen sind sehr mächtig und weit davon entfernt, vollständig zusammenzubrechen. Die Kolonialregimenter (das 20. Corps) fassen Fuß auf dem Bergkamm. Die Dörfer Chavonne und Chivy und der Mont des Sapins werden erobert, doch gegen 9 Uhr brechen Angriffswellen des 1. kolonialen Panzerregiments gegen die Hochebene von Laffaux, wo sich die Marsouins und Senegalesen nicht mehr halten können. Dem 2. kolonialen Panzerregiment ergeht es kaum besser. Von der 5. Armee erobert das 133. Infanterie-Regiment Loivre zurück. Die Wälder von Les Buttes, die Flanke 108 und Courcy fallen weg. Die russischen Brigaden kämpfen am Mont Spin, in Sapigneul und in Brimont. Im Gebiet von Le Choléra scheitert der Angriff zweier Gruppen schwerer französischer Schneider-Panzer: 81 Panzer gehen verloren.
Am 17. kämpfen die Infanteristen in Hurtebise, nehmen die Hochebene von Ostel und La-Ville-aux-Bois ein. Vom 18. bis 20. kommt es zu sehr starken Konfrontationen in Craonne und in Cerny-en-Laonnois. Überall trampeln Franzosen bis zur bitteren Erschöpfung herum, getrieben von Gegenangriffen und Bombardierungen. Die am 22. gestoppte Offensive ist alles in allem eine gewaltige Niederlage. Rund 140.000 Soldaten der französischen Armee sind außer Gefecht gesetzt. Eine schwere moralische Krise sucht die Truppen an der Front heim. Es kommt in rund fünfzig Divisionen zu Meutereien, vor allem in der Aisne- und Marneregion. Am 15. Mai werden die Generäle Nivelle, Mazel und Mangin von Pétain, Micheler und Maistre abgelöst. Die Probleme eskalieren in fünf Divisionen und Exekutionen, die ein Exempel statuieren sollen, sind an der Tagesordnung: Ca. 50 Soldaten werden erschossen; 357 werden zu Tode verurteilt, dann vom Staatspräsidenten begnadigt und mit strafmildernder Zwangsarbeit belegt. Diverse Maßnahmen zugunsten der Truppen - Fronturlaub, Ruhezeiten, bessere Verpflegung... - lassen innerhalb von drei Monaten wieder Ruhe einkehren.
Am Chemin des Dames geht der Kampf weiter. Am 5. Mai wird eine neue Armee, die 10. Division unter General Duchêne, auf Linie gebracht, um neue Angriffe zu starten. Basken, Béarnaiser und Landaiser der 36. Division nehmen Craonne hoch, arbeiten sich an den Hängen des Plateau de Californie vor, von wo sie alle Gegenangriffe abwehren können. Am Westkamm rückt die Infanterie der 6. Armee 4 km vor, während schwere Panzer und Kürassiere sich des Gebiets von Laffaux bemächtigen und die Kolonialregimenter in Vauxaillon kämpfen. Am nächsten Tag, als die kaiserliche Garde der Preußen das 18. Armeekorps des Languedoc angreift, wird die Hochebene der Casemates vom 144. Regiment und den Bordelais des 57. Regiments erobert. Angriffe und Gegenangriffe folgen Schlag auf Schlag. Die 10. Division zieht sich am 3. Juni von Hurtebise nach Craonne zurück. Am 25. Juni erobert das 152. Regiment (die "Roten Teufel") die Drachenhöhle. Am 18. und 19. Juli erreicht der Feind das Plateau von Vauclerc, das die Franzosen am 24. einnehmen. Am folgenden Tag greifen die Deutschen die Drachenhöhle an, doch das 68. und 90. Regiment schlagen sie zurück. Am 29. verteidigen sich in der Gegend um Hurtebise zwischen bereits vor sich hin faulenden Toten koloniale Infanteristen und Senegalesen ohne Wasser und unter glühend heißer Sonne mit Granatenschlägen. Der Kampf setzt sich mit unaufhörlichen Infanterieaktionen und Bombardierungen durch die Artillerie fort, die den schlimmsten Ereigissen in der "Hölle" von Verdun oder an der Somme im Jahre 1916 gleich kamen.
Den neuen Vorgaben des Generalhauptquartiers von Compiègne (General Pétain und Generalmajor Debeney) folgend gibt General Fayolle der 6. Armee den Befehl zur Eroberung des Forts von Malmaison, um den Feind zum Rückzug aus dem Tal der Ailette zu zwingen. Am Morgen des 23. Oktobers, um 5.15 Uhr, nach einem Trommelfeuer der Artillerie, das sechs Mal 24 Stunden dauerte und aus 2000 Geschützen schallte, rückt die Infanterie mit der Unterstützung von 68 schweren Panzern 12 km vor. Das Massif von Malmaison wird eingenommen und das Fort im Sturm von einem Bataillon der 4. Zuaven erobert, während koloniale Infanteristen und Tirailleurs das Umland befreien. Das 75. Regiment nimmt die Anhöhe von Laffaux ein, das 1. Infanteriebataillon die Steinbrüche von Montparnasse.
Nach zweitägigen Kämpfen erreichen die Alpenjäger der 66. Division "die Elsässische" - die Ailette. Pargny-Filain wird eingenommen, der Wald von Pinon gesäubert. Die Truppen rücken um 6 km vor. Der Feind muss den östlichen Teil des Kamms verlassen, einschließlich Craonne; er verliert dabei 200 Kanonen und 12.000 Männer werden gefangen genommen.
Die Verbindungswege im Frühjahr 1917 Anfang des Jahres 1917 werden die Eisenbahnverbindungen zwischen Laon und Reims und Soissons von der Grabenlinie unterbrochen. Nur ein sekundärer Schienenweg folgt dem Tal der Vesle. Im Hinblick auf die Offensive werden drei Nachschublinien organisiert und die Linie im Tal der Ardre mit Depotbahnhöfen ausgestattet. Im März ermöglicht der Rückzug der Deutschen die Einrichtung eines Schienenwegs am Ufer der Aisne, der mit dem Nordnetz in Crouy mit zwei Nachschubbahnhöfen verbunden ist. Insgesamt erhält die Region 510 km Schienenwege. Parallel dazu wird ein Netz von Militärstraßen eingerichtet. 16.000 Männer werden insgesamt 450.000 Tonnen Material benutzen.
Der Nachschub für die Artillerie ist so möglich: Allein innerhalb eines Tages am 16. April verbraucht sie 1.135.000 Granaten (eine 75er Kanone für 23 Meter Front). Der Lazarettdienst schlägt mehrere Rückzugslazarette mit jeweils 3.000 Betten auf, die vom ersten Tag der Offensive an vom massiven Zustrom der Verwundeten überflutet werden. Von 16. April bis 15. Mai fahren mehr als 300 Züge auf dem Schienenweg für Lazarettzüge von Fère-en-Tardenois nach Meaux und transportieren dabei rund 80.000 Verwundete oder Kranke. Die Schlachten von 1918 Am 27. Mai bei Morgengrauen stürzt sich die Armeegruppe des kaiserlichen Kronprinzen mit Hilfe des Geschützfeuers aus tausenden von Kanonen direkt gegen die Front der Armeegruppe des Generals Franchet d'Espérey. Die 6. Division von Duchêne erleidet hier auf einem Streifen von 90 km diesen gigantischen Schock.
Seine 8 französischen Infanterie-Divisionen und 3 englischen Infanterie-Divisionen werden von 20 deutschen Infanterie-Divisionen niedergemetzelt, die die Aisne gegen 8 Uhr erreichen. Um 20 Uhr steht der Feind an der Vesle und nimmt den Chemin des Dames wieder völlig ein. Am 29. Mai besetzen die Deutschen Soissons und Fère-en-Tardenois und erreichen am nächsten Tag die Marne in Dormans und in Château-Thierry. Das Generalhauptquartier von Pétain wird in Provins eingerichtet, das Generalhauptquartier der alliierten Streitkräfte (von Foch) in Bombon. Die 2. Schlacht an der Marne, dann die Rückeroberung des Chemin des Dames folgen. Für dieses letztere Gebiet beginnt Foch eine umfassende Schlacht - defensiv nach vorne und im Osten, gegenoffensiv an der Westflanke - unter der Führung der 4., 5., 6. und 10. Armeedivision unter Befehlsführung der Generäle Gouraud, Berthelot, Dégoutte und Mangin. Die Kämpfe von Crise, Vauxbuin und Missy-aux-Bois, wo zum ersten Mal Panzer des Typs Renault FT17 beim Angriff zum Einsatz kommen, bremsen den Feind. Die "Wölfe des Bois le Prêtre" (128. Infanterie-Division) versperren die Straße von Villers-Cotterêts. Amerikanische Einheiten verteidigen den Wald von Belleau, die Flanke 204 und Château-Thierry. Am 18. Juli platzt die 10. Armee mit ihren Panzern aus dem Wald von Retz und rückt 7 km nach Soissons vor. Jagdflieger und Bomber vervielfältigen ihre Einsätze zur Entlastung der Infanterie. Am 19. nimmt Mangin 17.000 Gefangene. Die 1. amerikanische Infanterie-Division befreit Berzy-le-Sec, die marokkanische Division steht an der Crise und Villemontoire wird von der 51. schottischen Infanterie-Division gesäubert.
Am 2. August nimmt die 11. Infanterie-Division wieder Soissons ein, wo zwei Tage später Ratspräsident Clemenceau auftreten wird. Am 4. August haben die Alliierten das gesamte verlorene Gebiet bis zur Vesle zurück erobert. Am 23. kommt die 10. Division bis zur Ailette und folgt der Aisne. Am 30. durchbricht sie die feindliche Front in Coucy-le-Château. Am 2. September erobert das 162. Infanterie-Regiment die Hochebene von Crouy, während die Fremdenlegion die Ruinen von Terny-Sorny besetzt und dabei 500 Gefangene nimmt. In den darauf folgenden Tagen erobert das Bataillon der Marineinfanteristen die Moulin de Laffaux. Von 14. bis 28. bringt die Armee von Mangin den Sektor Pinon-la Malmaison wieder in ihre Gewalt. Am 30. September passiert die 5. Division die Vesle, nimmt das Bergmassiv von Saint-Thierry und dann Berry-au-Bac wieder ein. Die Italiener des 2. italienischen Armeekorps unter General Albrici liefern sich Kämpfe an der Aisne, in der Nähe von Chavonne, erobern die Ruinen von Soupir, rücken über Vendresse und Troyon vor, erobern Cerny- en-Laonnois, steigen hinunter bis zur Ailette und erreichen Sissonne am 15. Oktober. Die Franzosen erobern den Wald von Saint-Gobain und Craonne zurück. Das Gebiet des Chemin des Dames ist fortan wieder in eigener Hand und am 13. Oktober zieht General Mangin in das befreite Laon ein.