Die Befreiung von Marseille
Nordansicht der Fährbrücke, kurz vor der Zerstörung im Januar 1943. Quelle: Deutsches Bundesarchiv
Der Hafen von Marseille war für die Alliierten von strategischem Interesse. Die Garnison von Marseille erhielt jedoch von Hitler den Befehl, die Stadt bis zur letzten Kugel zu verteidigen. Dennoch gelingt es den in Marseille stationierten deutschen Truppen nicht, diese Mission zu erfüllen. Zu diesem Zeitpunkt wird die Hauptstadt der Provence von 4.000 Artilleriesoldaten der Marine sowie der 244. Division von General Schaeffer gehalten.
Deutsche Truppen in Marseille. Quelle: Deutsches Bundesarchiv
Es handelt sich in der Tat um eine große Einheit, bestehend aus zahlreichen Bataillons der Osttruppen, Russen in deutscher Uniform, mit einem hohen Anteil an alten oder gehbehinderten Männern. Ein taktisches Vorwärtskommen war unmöglich und die Verteidigung war nur wenig flexibel. So war es nicht verwunderlich, dass es der 244. Division nur mühsam gelang, sich in dem weiten Umland der Stadt taktisch zu platzieren.
Bouches-du-Rhône, Marseille, Straßenkämpfe der FFI (Forces françaises de l'intérieur). August 1944. Quelle: ECPAD
Die Alliierten überließen die Befreiung von Marseille den Truppen unter General de Monsabert, Kommandant der 3. algerischen Infanteriedivision (DIA). Am 19. August starten die FFI (Forces françaises de l'intérieur) den aktiven Widerstand in Marseille. Es erfolgt ein allgemeiner Aufruf zum Streik. Die Kämpfe werden hauptsächlich zwischen den Widerstandskämpfern und den Deutschen ausgetragen. Trotz der Schwäche ihres Gegners gelingt es den nur leicht bewaffneten Widerstandskämpfern nicht, schnell zu den alliierten Truppen vorzudringen, die sich einige Dutzend Kilometer weiter östlich befanden.
Der erste französische Panzer des 2. Panzerbataillons erreicht um 19 Uhr Marseille, wo die Kämpfe zur Befreiung der Stadt weitere sechs Tage andauern. Panzer beim Vorbeifahren am Palais de Longchamp. August 1944. Quelle: ECPAD
Am 23. August treffen die 3. algerische Infanteriedivision unter General de Monsabert, die 1. Panzerdivision unter General Sudre sowie die 2. und 3. Gruppe der marokkanischen Tabor in Marseille ein. Für General Schaeffer kommt eine Kapitulation weiterhin nicht in Frage.
Die algerische Infanterie beim Sturm von Notre-Dame de la Garde. Quelle: http://www.notredamedelagarde.com
Die Kämpfe dauern fünf Tage lang an und sie fordern viele Todesopfer. Die nordafrikanischen Truppen zahlen für die Befreiung der Hauptstadt der Provence einen hohen Preis. Die regulären Truppen verzeichnen 1.500 Todesopfer sowie 5.300 Verwundete. Hinzu kommen mehrere Hundert Soldaten, die ihr Leben für die FFI gelassen haben.
Die FFI (Forces Françaises de l'Intérieur), die wesentlich zur Befreiung von Marseille beigetragen hatten, halten am Kai von Belges eine Parade ab. August 1944. Quelle: ECPAD
Am 28. befiehlt General Schaeffer der deutschen Armee, die Waffen niederzulegen. Marseille wird am 29. August befreit, nahezu einen Monat früher als von den Alliierten erhofft.
André Diethelm schreitet die Truppen nach der Befreiung von Marseille im August 1944 ab. Auf dem Foto sind auch General de Lattre de Tassigny (in Uniform, mit Blick nach rechts zu den Soldaten) und Emmanuel d'Astier de La Vigerie, rechts im Foto, zu erkennen. In der Mitte steht General de Monsabert, gut erkennbar am Käppi mit Eichenlaub. Das Foto entstand am Kai von Rive-Neuve und am Cours Jean-Ballard. Quelle: Conseil Régional de Basse-Normandie / National Archives USA
Zum Leidwesen der Alliierten waren die Hafenanlagen, die nicht von den Deutschen sabotiert wurden, durch die Luft- und Seeangriffe stark beschädigt. Der Hafen von Marseille blieb einige Wochen außer Betrieb.
Flagge von General de Monsabert. Quelle: Stadt Marseille