Die Bewegung des Widerstands
Im rauen Klima des Zerfalls und der Zerrüttung der französischen Gesellschaft, kurz nach der Niederlage im Juni 1940, sind erste Bewegungen des Widerstands zu spüren. Dennoch wurden die ersten Aktivitäten des Widerstands eher individuell und vereinzelt ausgeführt. Für die Widerstandskämpfer der ersten Stunde ging es darum, ihre Ansichten zum Ausdruck zu bringen sowie ihre Existenz und ihre Ideen bekanntzumachen, um weitere Menschen zu begeistern, die wie sie daran festhielten, den Kampf gegen Nazideutschland nicht aufzugeben. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden z. B. in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni 1940 von Edmond Michelet Flugblätter in den Briefkästen von Brive verteilt. Diese anfänglichen Einzelaktionen von Freiwilligen war Ausgangspunkt für die ersten Widerstandsbewegungen im Inland.
Zu den ersten Gruppen zählte die Gruppe des Musée de l'Homme, die sich bereits in den ersten Wochen der Besatzung um die Bibliothekarin Yvonne Odon bildete sowie die beiden russischen Forscher und eingebürgerten Franzosen, den Linguisten Boris Vildé und den Anthropologen Anatole Lewitsky. Eines der Ziele dieses Netzwerks war die Vereinigung sämtlicher Widerstandsinitiativen, um ihren Aktionen rund um Aufklärung, Flucht und Propaganda mehr Gewicht und Effizienz zu verleihen. Die Bewegung wird jedoch schnell von den deutschen Geheimdiensten infiltriert und zerschlagen. 7 Mitglieder, darunter Vildé und Lewitsky werden am 23. Februar 1942 am Mont Valérien standrechtlich erschossen, Yvonne Odon wurde deportiert.
Bis zur Besatzung der Südzone durch die Deutschen im November 1942 waren die Prioritäten der verschiedenen Bewegungen auf beiden Seiten der Demarkationslinie unterschiedlich: während aufgrund der Präsenz des Vichy-Regimes die Aktionen in der nicht besetzten Zone eher politisch ausgerichtet waren, waren es in der Nordzone eher militärische Aktionen gegen den Besatzer. Aus diesem Grund waren insbesondere in der Südzone die Rundfunkdienste für die Verbreitung von Propaganda verstärkt aktiv und die drei wichtigsten nichtkommunistischen Widerstandsbewegungen waren anhand ihrer Untergrundzeitungen untrennbar miteinander verbunden: Combat, Franc-Tireur, Libération. Obwohl man diese Eigenart nicht verallgemeinern darf, da Propaganda überall eine wichtige Rolle spielte, verhielt es sich umgekehrt so, dass einige der großen Bewegungen in der besetzten Zone keine eigene Zeitung hatten. Dies trifft zu auf die Organisation civile et militaire (OCM), Ceux de la Résistance (CDLR) oder auch Ceux de la Libération (CDLL).
Die Bewegungen organisierten sich immer mehr, indem sie unterschiedliche Dienste aufbauten (Propaganda und Verbreitung, paramilitärische Gruppen, Freischaren, falsche Papiere, Fluchtwege usw.). Durch diese Aufteilung waren ihre Aktivitäten im Falle einer Verhaftung weniger schwerwiegend. Ihre Beziehungen zu den politischen Parteien des Widerstands, kommunistischen Parteien und sozialistischen Parteien waren mitunter angespannt. Die PCF gründet mit der Front National im Frühjahr 1941 eine eigene Bewegung. Erst durch den engagierten Einsatz von Jean Moulin gelang es im Mai 1943, die verschiedenen Bewegungen durch die Gründung des Nationalen Widerstandsrat zu vereinen.