Die Hundertjahrfeier in Metz
Christine Aguasca war während der Hundertjahrfeier für den Ersten Weltkrieg Stadträtin für Gedenken, Verteidigung und interreligiöse Beziehungen in der Stadtverwaltung von Metz. Anlässlich dieses außergewöhnlichen Gedenkzyklus gab es in der Moselstadt mehrere Veranstaltungen, die ihre Erfahrungen mit dem Konflikt und seine Gedenkdynamik beleuchteten.
Christine Aguasca. © Alain Said
Wie äußerte sich die Besonderheit der Geschichte und des Gedenkens der Stadt Metz in den großen Feierlichkeiten zum hundertsten Jahrestag?
Zuerst muss man sich den historischen Zusammenhang vergegenwärtigen. Metz wurde im Krieg von 1870 annektiert, und das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutete für die Bewohner von Metz die Befreiung und Rückkehr zu Frankreich. An diesen Geist wollten wir bei der Hundertjahrfeier zum Ende des Ersten Weltkriegs anknüpfen und vor allem die daran beteiligten Männer würdigen, wie Clemenceau. Dazu zogen wir Experten hinzu, wie Jean-Noël Jeanneney, den ehemaligen Staatssekretär, Historiker und Vorsitzenden der Stiftung des Museum Clemenceau, der zu Beginn unseres Programms eine Rede hielt.
Wir sind es uns auch schuldig, die Soldaten zu ehren, die gekämpft haben, indem wir ihre Lebensbedingungen besser kennenlernen. Die Ausstellungen „Nourrir au front“ (Verpflegung an der Front) und „ADRIAN“ haben diese perfekt illustriert. Erstere wurde gemeinsam mit den Stadtarchiven im Kapitelsaal des Klosters Récollets gezeigt. Die Zweite wurde ausnahmsweise vom Commissariat des armées (Kommissariat der Streitkräfte) am Tag der Einweihung der Promenade Louis Auguste Adrian in Metz veranstaltet und präsentiert. Dieser kam in unserer Stadt zur Welt und verbrachte den Großteil seiner Zeit damit, das Leben der Soldaten durch verschiedene Erfindungen zu verbessern, darunter auch der berühmte Helm, der seinen Namen trägt.
Pflanzung einer Friedenszeder am Giraud-Platz in Metz, November 2018 Bildnachweis: Le Républicain Lorrain
Auf die Geburt des Jazz wurde nicht vergessen, und sie kam in einem Konzert zu Ehren von James Reese Europe zum Ausdruck, dem berühmten Jazzmusiker, der im 369. US-Infanterieregiment der französischen Streitkräfte zum Einsatz kam.
Wie wurde die Arbeit mit den nationalen Akteuren der Hundertjahrfeier koordiniert?
Wie bei allen offiziellen patriotischen Feiern arbeitet die Stadt eng mit dem Verteidigungsministerium, der Präfektur und dem nationalen Büro der Kriegsveteranen und -opfer zusammen. Das war daher bei der Organisation der militärischen und patriotischen Feiern kein Problem.
Gleichzeitig achteten wir darauf, verschiedene Partner hinzuzuziehen, um Vorträge und Ausstellungen zur Geschichte des Ersten Weltkriegs zu präsentieren und ein umfangreiches Programm für alle anzubieten. So veranstaltete zum Beispiel die Départementgesellschaft der Mitglieder der Ehrenlegion ein Kolloquium über alle Städte des Départements Moselle, die von der Ehrenlegion ausgezeichnet wurden, um diese Besonderheit zu erklären.
Wie waren die Bewohner von Metz und der Region in die lokalen Zeremonien eingebunden?
Interessanterweise hinterließ dieser Gedenkzyklus den sichtbarsten Eindruck bei der Jugend. Das Programm hat viele Fragen über das Leben der Soldaten aufgeworfen, das die Jugendlichen von heute nicht kannten. Es gab sogar eine richtige Begeisterung für die Teilnahme an den Gedenkfeiern. So präsentierte eine Klasse der Sekundarschule Barbot eine Ausstellung über den Ersten Weltkrieg und wurde für diese Arbeit mit einem Preis ausgezeichnet, der vom Départementverband der Mitglieder des nationalen Verdienstordens verliehen wurde. Mit Zeichnungen, Modellen von Schützengräben, Granaten, Mörsern usw. aus Karton, Gips und anderen Materialien erinnerten die Schüler an die Lebensumstände der Soldaten.
Festakt zum 100. Jahrestag des Waffenstillstands des Ersten Weltkriegs, 11. November 2018, Metz, im Beisein von Schülern und Darstellern von nachgestellten Szenen.
© Philippe Gisselbrecht/Ville de Metz
Hat Metz durch seine Teilnahme an den Gedenkfeiern von einer gewissen Sichtbarkeit auf nationaler Ebene und/oder einem Gedenktourismus profitiert?
Ja, Metz wurde auf nationaler Ebene sichtbar. Unser Programm wurde vom Ausschuss für die Hundertjahrfeier ausgewählt und konnte daher große Verbreitung finden. Die Besonderheit wurde auch vom Kulturministerium unterstrichen, das veranlasste, dass bei einem nationalen Seminar über die öffentlichen Feierlichkeiten in Paris ein Beispiel präsentiert wird.
Dieses auch bei unseren deutschen Nachbarn weit verbreitete Gedenkprogramm war ursprünglich ein spontanes Vorhaben, das die freundschaftlichen Bande hervorheben sollte, die mittlerweile zwischen dem deutschen und dem französischen Volk bestehen. Ein Beispiel dafür ist die Pflanzung einer Friedenszeder im Beisein französischer sowie deutscher Vertreter und junger Schüler, die in Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Militärgouverneur von Metz organisiert wurde.
Wie möchte Metz nun die Gedenkdynamik der letzten Jahre aufrechterhalten?
Unsere Gedenkdynamik ist im Alltag durch die Unterstützung vorhanden, die wir patriotischen Vereinen zur Aufwertung ihrer Veranstaltungen bieten. Die Stadt Metz entsendet zu allen Veranstaltungen, zu denen sie eingeladen ist, einen Vertreter, ob sie nun vom Großraum oder sogar der Region organisiert werden. Wir leisten zumeist logistische Hilfe für die Veranstaltungen, die in der Gemeinde stattfinden.
Wir sorgen darüber hinaus für eine enge Verbindung zu den Freiwilligen dieser Vereine, insbesondere mit den Fahnenträgern, die bei jedem Wetter dabei sind.
Während die Hundertjahrfeier für den Ersten Weltkrieg vor etwas mehr als einem Jahr zu Ende ging, setzt die Stadt Metz die Weiterentwicklung des Gedenkaspekts fort und arbeitet dazu spezielle Programme für andere, allgemein zugängliche Gedenkjubiläen aus, wie zum Beispiel den 75. Jahrestag der Befreiung der Stadt. Sie fördert die Abhaltung von Vorträgen im Rathaus, das ein zentraler, für möglichst viele zugänglicher Ort ist.
Sie beteiligt sich schlussendlich an der Renovierung von Gedenkstätten auf ihrem Gebiet.