Die Kriegsdenkmäler
Seit Ende des Ersten Weltkriegs bevölkern Kriegsdenkmäler die Gemeindelandschaft und werden zu einem Treffpunkt für individuelle und familiäre Kriegserinnerungen. Hundert Jahre später bleiben diese „Erinnerungsstätten“ Säulen des Gedenkens und zeugen von der Verbindung zwischen den verschiedenen Soldatengenerationen.
Wer ist noch nicht vor einem Kriegsdenkmal stehengeblieben, um das bildhauerische Werk zu betrachten oder über die lange Liste, die zu lange Liste der in Stein gemeißelten Namen nachzudenken? Als zentrale Elemente der Gemeindelandschaften zeugen diese „steinernen Wächter“ (Hervé Moisan) von den Schrecken des Krieges und sind auch heute noch ein wichtiger Ort des Gedenkens: um des Krieges zu gedenken und um der im Krieg Gefallenen zu gedenken. Der Platz der Kriegsdenkmäler in den Gemeinden (vor dem Rathaus, auf dem Kirchenvorplatz, in der Mitte des Hauptplatzes, des Friedhofs oder sonstigem) zeugt von der großen Bedeutung, die dem Gedenken und der hervorgehobenen Symbolik eingeräumt wird. Als „Gedenkstätten par excellence“ (Antoine Prost) repräsentieren die Kriegsdenkmäler auch die Gedenkpflicht. Obwohl es sie überall gibt, sind sie alle verschieden. Kollektive Einstimmigkeit, vielfältiges Gedenken? Hinter der Ehrung der „Für Frankreich Gefallenen“ kommt jede Gemeinde um den Zeitpunkt herum zusammen und verharrt andächtig rund um ihre eigene Interpretation des Ereignisses.
Denkmäler, die der Erinnerung dienen
Ob durch einen Hahn, die geflügelte Siegesgöttin, einen in den Kampf ziehenden oder stolz posierenden Soldaten, die Kriegsdenkmäler symbolisieren vor allem den Krieg, seine Schrecken und seinen Sieg. Manche Gemeinden entschieden sich sogar für pazifistische Denkmäler, die das Massensterben anprangern. Auch wenn das Kriegsdenkmal aufgrund seiner Geschichte mit dem Ersten Weltkrieg verbunden bleibt, wurde es zu einem Ort des Gedenkens an das menschliche Opfer für die Verteidigung der Republik und ihrer Werte.
Schon in den ersten Jahren des Konflikts entstand der Wunsch, die Namen jener in Stein zu meißeln, die ihr Leben im Kampf verloren hatten. Bevor die Initiative zu einer Gemeindeangelegenheit wurde, ging sie sehr oft von der Pfarrgemeinde aus und wurde mittels Spenden realisiert. So entstand im November 1915 in Béziers das Werk des Kriegsdenkmals, das bei der Kathedrale Saint-Nazaire errichtet werden sollte. Nach dem Krieg äußerte sich dieser Wunsch, die Toten zu ehren, in der Errichtung von Denkmälern im Zentrum der Gemeinden oder von Stadtteilen. Es ging nicht nur darum, der gemeinsamen Verpflichtung der Nation nachzukommen, sondern auch darum, einer trauernden Gemeinde den Wunsch zu erfüllen, nicht zu vergessen. Die 1920er-Jahre zeichneten sich daher durch die Errichtung einer Vielzahl von Kriegsdenkmälern aus (Annette Becker). Viele davon übernahmen die Symbolik des Todes und der Trauer: den Sensenmann, die Liegefigur, den im Feuer sterbenden Frontsoldaten oder auch die trauernden Eltern, vor allem die Mutter, die mit der Republik vergleichbar ist. Das Denkmal in Hamel ist nichts anderes als eine Pietà, ähnlich jener von Michelangelo.
Bei den Gedenkfeiern kennzeichnen die Totenglocke und das Trauersignal dieses Opfer. Alle in einem Totenrosenkranz heruntergebeteten Namen erinnern daher an das von jeder Gemeinde und jeder Familie geleistete Opfer; ein Opfer, an das auch in den offiziellen Reden erinnert wird. Die Anwesenheit von Kindern und Veteranen zeugt vom Wunsch, nicht zu vergessen: die Kriegskameraden nicht zu vergessen und den künftigen Generationen die Erinnerung an sie zu vermitteln. Das ist auch eine Verbindung der Generationen zwischen jenen, die die Schrecken des Krieges erlebt haben, auch wenn die Veteranen heute nicht mehr „Die von 14“ sind, und jenen, die eine Zukunft aufbauen sollen. In diesem Sinne stellen das Kriegsdenkmal und die dort abgehaltenen Feiern Vermittler des Gedenkens dar.
Kriegsdenkmal von Saint-Pandelon, Landes. Es wurde 1923 auf dem Kirchenplatz errichtet, trägt einen steinernen Hahn und stellt eine Victoria (Siegesengel) dar.
© Marie-Hélène Cingal
Annäherung an die Toten: vom Ehrengrabmal zur Grabstätte
Neben der einfachen Erinnerung an jene, die ihr Leben gelassen haben, fungieren die Kriegsdenkmäler auch als Ehrengrabmal, manchmal sogar als Grabstätte. Andacht, Gebete, Blumen- oder Kranzniederlegungen sind private Handlungen. Die Trauerfamilien, die die sterblichen Überreste ihres Verstorbenen nicht heimholen konnten, materialisierten dieses ferne oder nicht existierende Grab durch das Kriegsdenkmal. Letzteres ersetzte das Familiengrab. Daher passte sich das Gedenken auch an die Zeiten der Trauer an.
Einige Gemeinde beschlossen, einen weiteren Schritt der Würdigung zu gehen, indem sie dieses Denkmal zu einem gemeinsamen Grab machten. Die vom Staat gewährte ewige Grabstätte umfasste die überführten Leichname nicht. Ab 1921 beschlossen die Gemeinden, den überführten Leichnamen diese ewige Grabstätte zu gewähren und schufen Militärparzellen. Einige Gemeinden entschlossen sich, das Kriegsdenkmal und die ewige Grabstätte zu vereinen, sodass das Individuelle und das Kollektive zu einem verschmelzen. In diesen Fällen konnten die Gedenkfeiern auch Zeiten der Andacht und der Gebete sein. Nun verschwanden diese Zeiten der Trauer mit den Trauernden und es blieben nur noch die offiziellen Feiern übrig. Die Erinnerung an die Leichname selbst konnte manchmal mit der Zeit verschwinden, weil vergessen wurde, dass das Denkmal ein Grab war, um daraus ein Ehrengrabmal oder ein einfaches architektonisches Werk zu machen. Das war in Portiragnes der Fall.
Der Gemeinderat dieses kleinen Dorfes im Hérault beschloss am 21. Juni 1921 nicht nur die dauerhafte Vergabe von 8,10 m2 „als „höchste Würdigung“ an die Familien, die Artikel 106 des Gesetzes vom 31. Juli 1920 geltend gemacht hatten“, sondern auch die Errichtung eines Kriegsdenkmals auf der sogenannten Grabstätte. Tatsächlich wurde das in der Hauptallee inmitten des Friedhofs gelegene Kriegsdenkmal auch zum gemeinsamen Grab von acht Kindern des Dorfes, die im Kampf gefallen waren und von Frankreich kostenlos überführt wurden. Tafeln mit den Namen und Vornamen von fünfunddreißig Kindern des Dorfes, die für Frankreich gefallen waren, wurden auf allen vier Seiten angebracht, ohne die Namen von jenen deutlich abzugrenzen, die im Unterbau ruhten. Im Laufe des 20. Jahrhunderts verschwand außerdem die Erinnerung an das gemeinsame Grab, daher wurde der Ort nur mit dem Kriegsdenkmal in Verbindung gebracht. Mit ihr verschwand die Erinnerung an die überführten Leichname. Bei den Hundertjahrfeiern des Ersten Weltkriegs führte uns die Suche nach Letzteren (die im Übrigen auf dem Friedhof visuell nicht auffindbar waren) zum Kriegsdenkmal. Die Gemeindebeschlüsse vom Juni 1921 bestätigten ihre dortige Präsenz. Anschließend beschloss die Gemeindeverwaltung, den Gedenkfeiern vom 11. November eine besondere Färbung zu geben. Neben den „üblichen“ Kränzen werden acht Chrysanthemen, welche die acht überführten Leichname symbolisieren, dem Kriegsdenkmal zu Füßen gelegt.
Ehrung der Gefallenen des Ersten Weltkriegs: Witwen und Waisen ziehen in einem nicht enden wollenden Zug am Ehrengrabmal vorbei. 17. Juli 1919.
© Excelsior–L’Equipe/Roger-Viollet
Aller Kriege gedenken
Neben dem Ersten Weltkrieg dienen die Kriegsdenkmäler heute dem Gedenken an alle zeitgenössischen Kriege. Denn seit ihrer Errichtung standen die Kriegsdenkmäler für den Ersten Weltkrieg, welcher jener sein sollte, „der alle Kriege beenden soll“ und die Massentrauer verkörperte. Die offiziellen Reden erinnerten am 11. November regelmäßig daran, ebenso wie die Anwesenheit der in Schwarz gekleideten Trauernden. Im Laufe der Jahrzehnte wurde dann der Große Krieg zum Ersten Weltkrieg und die Angehörigen, die um die Toten des Krieges trauerten, starben ihrerseits. Zu der langen Liste der Gefallenen von 14-18 kamen die von 39-45, später jene aus dem Indochina- und dem Algerienkrieg, ganz zu schweigen von den Namen der Soldaten, die in den heutigen Auslandsoperationen gefallen sind. Das Kriegsdenkmal wurde daher zur Gedenkstätte der zeitgenössischen Kriege der Republik Frankreich schlechthin. Elf nationale Gedenkfeiern, die in den Départements von den Präfekturen, Unterpräfekturen und Gemeinden unter Beteiligung des Office national des anciens combattants et victimes de guerre (nationales Büro der Kriegsveteranen und -opfer) veranstaltet werden „feiern heute die Erinnerung an die Heldentaten großer Männer und Kämpfer sowie das Leiden der zivilen oder militärischen Kriegsopfer.“
Die Fragen des Gedenkens und der Kriegsdenkmäler, die gleichzeitig Gedenkstätte und -pflicht sind, bestehen darin, das Gedächtnis jener zu würdigen, die ihr Leben für die Verteidigung der Werte der Republik ließen, alle Kriegsopfer zu ehren und die Erinnerung an die Konflikte den jungen Generationen zu vermitteln.
Béatrix Pau, Militärhistorikerin, Lehrerin am Gymnasium Jean Moulin in Béziers
Fokus auf das Digitalisierungsprogramm „Lieux de mémoire“ (Gedenkstätten)
Der damals junge Vorsitzende der Union fédérale des Anciens combattants (föderaler Veteranenverband) des Centre Tarn hatte 2016 die Idee, das Kriegsdenkmal seines Dorfes Lombers zu digitalisieren. Als er das Verhalten der Jugendlichen am Kriegsdenkmal beobachtete, beschloss Cyril Pefaure einen Jugendprojekt umzusetzen, das die Schaffung einer Website mit Informationen ermöglichte, die von den Jugendlichen über die „für Frankreich Gefallenen“ des Denkmals gesammelt hatten. „Die Kinder setzten sich oft auf die Stufen des Kriegsdenkmals und beschäftigten sich mit ihrem Smartphone. So kam mir die Idee, sie mit dem Mittel, das sie am häufigsten verwendeten, für das Denkmal zu interessieren. Und das funktionierte“, erklärt er. Er legte sich also eine mobile App (hexalinks.fr) zu, mit der man alle Daten des Ortes abrufen, aber auch den Standort des Denkmals ermitteln, jemanden anrufen oder auch die Fotogalerie oder andere Inhalte (Videos, Dokumente usw.) ansehen kann.
Beispiel der Nutzung der App über das Kriegsdenkmal von Lombers (Tarn)
Das Gesamtergebnis der Arbeiten wurde bei einer abendlichen Zeremonie am 11. November 2018, an dem sich das Ende des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal jährte, im Beisein zahlreicher Jugendlicher und ihrer Familien freigegeben..
Heute hat Cyril mit der Klasse der Verteidigung der Sekundarschule ein Programm begonnen, das langfristig die 16 Denkmäler des Gemeindeverbandes Centre Tarn zusammenfasst und damit fast 750 Biographien aufbereitet, 16 Vorgeschichten zu den Denkmälern und vieles mehr.
Aus all diesen Arbeiten ist ein Programm namens „Lieux de Mémoire“ (Gedenkstätten) entstanden, das genauso gut an Sekundarschulklassen wie an Jugendprojekte von Gemeinden während der Schulferien angepasst werden kann. Neben der Informationssuche sieht das Programm auch Renovierungs- oder Instandhaltungsarbeiten am Denkmal vor, Besichtigungen von Gedenkmuseen und Départementarchiven, die Beteiligung von Veteranen, die ihre Erfahrungen weitergeben möchten usw.
Jugendliche stellen Recherchen zu den Namen an, die am Kriegsdenkmal von Lombers (Tarn) zu lesen sind. © Hexagone
Dieses multidisziplinäre Programm, dessen Höhepunkt die Gedenkpflicht und die Erziehung zum Bürgersinn ist, sensibilisiert Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren auf spielerische Weise für das lokale Erbe und die Geschichte, ihre Geschichte. Es wurde 2019 sogar mit dem ersten nationalen Preis „Civisme et dévouement à la collectivité“ (Bürgersinn und Engagement für die Gemeinschaft) des föderaler Veteranen- und Kriegsopferverbandes ausgezeichnet.
Föderaler Veteranenverband von Centre Tarn
www.memoire-centretarn.fr
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