Die Lage Deutschlands Anfang 1916
Anfang 1916 stellt sich die Kriegslage für Deutschland sehr vorteilhaft dar. Dennoch haben die Verantwortlichen des Reichs mit massiven Schwierigkeiten zu kämpfen, einerseits mit dem bestehenden Zweitbund (Deutschland und Österreich-Ungarn), andererseits mit dem drohenden wirtschaftlichen Stillstand.
Die unterschiedlichen Interessen von Berlin und Wien zeigen sich insbesondere in der Polenfrage. Berlin strebt den Ausbau des deutschen Einflusses in der Doppelmonarchie an und ist fest entschlossen, im dann zu Österreich gehörigen Polen eine Vorrangstellung einzunehmen. Österreich-Ungarn hingegen lehnt den deutschen Vormarsch gen Osten ab, woraufhin die Machtinhaber des Reichs eine Lösung anstreben, die den polnischen Staat direkt an Deutschland anbindet. Der drohende wirtschaftliche Stillstand wird ab dem Frühjahr 1915 immer deutlicher spürbar.
Die Alliierten setzen alles daran, Deutschland massiv zu blockieren, das somit nur noch auf die Kriegswirtschaft und die Ressourcen in den besetzten Gebieten zählen konnte. Die Versorgung mit Rohstoffen spielt in der Industrie eine entscheidende Rolle und es bedarf der Genialität von Chemikern, auf die Herstellung synthetischer Produkte umzusteigen. Die schlechten Ernten von 1915 und die mangelnde Versorgung mit Lebensmitteln führen zu einer weiteren Verschlechterung der Lage. Ende 1915 werden erstmals Lebensmittel rationiert und die langen Warteschlangen für zugeteilte Rationen nehmen ihren Anfang.
Aufgrund dieser Schwierigkeiten bleiben den Deutschen nur zwei Möglichkeiten: Schnellstens einen Waffenstillstand herbeizuführen oder im Eiltempo einen entscheidenden militärischen Sieg zu erzielen. Die deutsche Regierung verfolgte jedoch bereits seit September 1914 ein ambitioniertes Kriegsziel. Dieses wird hauptsächlich unterstützt von den Parteien, den Geschäftsleuten und Intellektuellen. Unter diesen Voraussetzungen waren Friedensverhandlungen nahezu unmöglich vorstellbar. Der deutsche Kanzler Bethmann-Hollweg versucht 1915 mehrfach, einen separaten Friedensabschluss mit Russland zu erreichen, was jedoch fehlschlug. Diese Bemühungen führten jedoch lediglich zu heftigen Reaktionen der Anhänger des Annexionismus, woraufhin der Kanzler die weitere Verfolgung der Kriegsziele verspricht. Dennoch versucht er weiterhin, die belgische Frage durch einen separaten Friedensvertrag zu lösen, doch die von den Deutschen verlangten Bedingungen waren für König Albert I nicht akzeptabel. Der Krieg wurde daraufhin fortgesetzt. Welcher Krieg? Ein Zermürbungskrieg gegen Frankreich? Falkenhayn bereitet währenddessen die Schlacht um Verdun vor, die für Deutschland die letzte Chance sein sollte.