Die Schlacht im Wald von Caures
Am 20. Februar schreibt Driant in einem seiner letzten Briefe: “Auf Befehl von General Bapst (…), zeigt der Besuch von Joffre hier, dass die letzte Stunde gekommen ist. Ich verspüre eine gewisse Zufriedenheit, dass ich Recht behalten hatte mit meinen vor einem Monat geäußerten Einschätzungen, (...). Der Angriff findet vielleicht schon heute Nacht statt, aber ganz sicher in den nächsten Tagen.”
Strategische Lage
Der Wald von Caures ist ein weitläufiges Gebiet von Südwesten bis Nordwesten. Auf einer Länge von 3 km und einer Breite von 800 m dominiert er die Frontlinie im Norden, nahe der Städte Flabas und Ville-devant-Chaumont. Dort treffen die beiden aus Verdun kommenden Straßen aufeinander, die man auf dem Weg nach Vacherauville und zum Hof Mormont passieren muss. Die Gabelung im Wald ist ein entscheidenden Punkt in dieser Region. Der Wald von Caures liegt im Westen im Wald von Haumont, im Osten im Wald von Ville und Herbebois.
Taktische Vorgehensweise
Der Bereich umfasst im Innersten drei stufenweise Positionen. Am nördlichen Rand befindet sich die Linie der “großen Wachen”, isolierte Graben, die mit durchgängigem Stacheldraht gesichert sind. Weiter im Inneren des Waldes findet sich die Hauptlinie des Widerstands. Hier waren kleine Steinpackungen errichtet worden in S-Form, gefolgt von einer Nummer. Die Rückzugslinie, auch als R-Linie bekannt, vervollständigt die Verteidigung. Für den Leutnant steht ein betonierter Keller zur Verfügung, errichtet in der Nähe der Kreuzung und dem ersten Bauwerk.
Der Wald von Caures während den Kämpfen 1916
Am 21. Februar dient der Wald von Caures als Bindeglied für zwei Divisionen des 30. Armeekorps unter General Chrétien. Im Westen hält die 72. Infanteriedivision unter General Bapst den Sektor, der sich von der Maas bis zur Straße nach Ville erstreckt. Seine Brigade (143. Leutnant Vaulet) bestehend aus zwei Bataillons (165. und 362. Infanterieregiment und der Gruppierung Driant im Wald von Caures) befindet sich auf der rechten Seite. Im Osten ist die 51. Infanteriedivision in Stellung, zwischen der Straße nach Ville und der Waldregion von Maucourt. Die links positionierte Brigade (General Rogerie) umfasst ein Bataillon (164. Infanterieregiment) und befindet sich im Wald von Ville, während ein unterstützendes Bataillon (164. Infanterieregiment und 2. Kompanie des 243. Infanterieregiments) in Herbebois Stellung bezogen hat.
Die deutsche Armee 1916
Die deutschen Truppen bestehen aus drei Armeekorps: Im Westen befindet sich das Reservekorps im Wald von Haumont, in der Mitte das 18. Korps im Wald von Caures, während das 3. Korps den Wald von Ville und Herbebois angreift und dann weiter nach Douaumont vordringt.
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Die Kämpfe
Es ist die deutsche 21. Infanteriedivision, die erste Staffel des 18. Korps, die den Gebirgsjägern als erste entgegentritt. Die vier Regimente umfassen 8.000 bis 10.000 Männer. Unsere Truppenstärke, die teilweise vom 165. Infanterieregiment unterstützt wurde, betrug gerade einmal 1.200 Soldaten. An den Bauwerken entlang der 12 km langen Front des Hauptangriffssektors sind 270 französische Kanonen platziert. Von diesen Kanonen sind lediglich die Hälfte, d. h. 75 Kanonen, modern ausgestattet. Die anderen arbeiten noch mit dem Bange-System, d. h. es sind schwerfällige Geräte mit langsamem Schuss und kaum manövrierfähig. Ihnen stehen 850 gut ausgestattete deutsche Kanonen gegenüber, davon 540 Schwergeräte. Und auch die Ausstattung und die Munition ist unserem Equipment deutlich überlegen. Im Morgengrauen des 21. Februar befindet sich die 59. Division unter Kommandant Renouard an vorderster Front. Die 56. mit Hauptmann Vincent ist in Reservestellung am ersten Hof von Mormont. Während sich Leutnant Driant auf dem Weg in den Wald befindet, um die Lage zu inspizieren, beginnt bereits die Bombardierung und er beschließt, im benachbarten Bauwerk des R2 zu bleiben. Der Arzt Baudru sowie der Vater von Martimprey befinden sich am selben Ort, der gleichzeitig als Erste-Hilfe-Station dient. Im Laufe des Morgens wird das Büro des Leutnants zerstört, wobei sein Sekretär, Leutnant Petitcollot ums Leben kommt. Die Bombardierung endet um 16 Uhr: Dies ist das Signal für den Angriff der Infanterie.
Der Wald von Caures wird an der Nordgrenze angegriffen, weitere Angriffe folgen im gesamten Waldgebiet von Haumont. Die Wälder von Ville und Herbebois werden angegriffen. Dieser erste Angriff wird hauptsächlich gestützt von den Kompanien von Seguin und Robin, die sich im Nordwesten befinden. Der Kampf spielt sich insbesondere im Graben 16 ab, ob Unteroffizier Legrand mit 6 Gebirgsjägern in Position gegangen war. Ein weiteres Angriffsziel war der Burgfried 17, der von Unteroffizier Léger und 5 Soldaten verteidigt wurde. Die Gebirgsjäger verlieren einen Teil der vordersten Front, können jedoch die “große Wache” rechts der 59. aufrechterhalten. Im Wald spielt sich ein schrecklicher und verworrener Kampf ab. S7, S'7 und die Gräben 12 und 12' sind verloren, werden dann jedoch in der Nacht unter Befehlsgewalt von Leutnant Robin wieder zurückgewonnen. Gegen 22.30 Uhr lassen die Kämpfe nach. Der westliche Waldbereich, nördlich der Linie R, wird immer noch von unseren Patrouillen beherrscht. Am Abend trifft die 56. Armee zur Unterstützung ein und nimmt die Positionen der Verluste der 59. sowie des 165. Infanterieregiments in der Schlucht des Waldes von Haumont ein. Am nächsten Morgen geht die Bombardierung weiter und hält den ganzen Vormittag an.
Gegen Mittag folgt im Schnee der Sturmangriff. Die 6. Infanteriedivision der Deutschen muss vor Herbebois eine Niederlage hinnehmen, doch der 5. Infanteriedivision gelingt die Besetzung des Waldes von Ville. Der Wald von Caures, der im Osten bereits stark in Aufruhr geraten war, wird von der Westflanke her bedroht. Dort befindet sich ein Regiment im Wald von Miroir, das sich in der Schlucht des Waldes von Haumont verschanzt hat. Die drei Kompanien an vorderster Front werden von zwei Regimenten überrollt und auf zwei Bataillone reduziert. Die Kompanie Seguin ist im Bereich S7 und S8 eingeschlossen und erliegt einem Angriff durch Granaten. Die Kompanie Robin erleidet dasselbe Schicksal. Unteroffizier Avet der 56. Division gelingt es, sich in Graben 12 zu verstecken, er schafft es jedoch erst neun Stunden später in der folgenden Nacht, zu seinen Linien zurückzukehren. Die im Nordosten positionierte Kompanie Vigneron wird von zwei Bataillonen angegriffen und ausgelöscht. Die deutschen Pioniere machen das Terrain mit Flammenwerfern dem Erdboden gleich. Der Widerstand konzentriert sich auf die Linie R: Bei R2 befinden sich Driant und 120 Gebirgsjäger, bei R3 die letzten Kräfte von Unteroffizier Lépine, und bei R4 und R4 ist die Kompanie Quaegebeur in Stellung, die sich mit dem 165. Infanterieregiment zusammengeschlossen hatte.
Gegen 15 Uhr dringt ein feindliches Regiment nach R3 vor und isoliert den zentralen Kern, wo sich immer noch Driant mit 80 Überlebenden befindet. Bereits auf den Knien feuert der Leutnant in Richtung des Schützen, woraufhin sofort mit Granaten geantwortet wird. Der beste Einsatz wenn keine anderen Waffen mehr verfügbar sind. Über ihnen werden Schrapnellen gezündet, die Deutschen sind zahlenmäßig weit überlegen und rücken immer näher. Eine Gruppe Maschinengewehrschützen nähert sich der 77 auf der Straße nach Ville und geht auf der Rückseite in Stellung. Die Position kann unter dem ständigen Beschuss der Deutschen nicht weiter gehalten werden. Der Hof von Anglemont wird besetzt, die Deutschen dringen vor bis Joli-Coeur, südlich des Waldes, wo die Maschinengewehrschützen bereits die Grenzlinie beherrschen. Die Offiziere entscheiden sich für den Rückzug in Richtung Beaumont. Die Kompanie Simon sorgt für entsprechende Rückendeckung und der Bereich Spitz wird binnen weniger Momente dem Erdboden gleichgemacht.
Die letzten Stunden
Leutnant Driant hat keine Eile. Er verweilt einen kurzen Moment in der Erste-Hilfe-Station und kümmert sich um den verwundeten Gebirgsjäger Papin. Nachdem er an einem Einschlagloch einer Granate eintrifft, wo die Unteroffiziere Hacquin und Coisne Deckung gesucht hatten, dreht er um, fällt gegen einen Baum und verletzt sich am Kopf. Die beiden Unteroffiziere schleppen sich mit letzter Kraft zu ihm, allerdings kommt jede Hilfe zu spät. Kurze Zeit später tauchen bereits deutsche Soldaten auf und nehmen sie gefangen. Ohne direkte Zeugen vergehen lange Wochen der Unsicherheit über den Verbleib des Leutnants. Am Abend treffen sich ein Dutzend Offiziere und ungefähr 110 Gebirgsjäger in Vacherauville.
Die Legende vom Wald von Caures
Sehr schnell werden die Gebirgsjäger von Driant zur Legende. Die Gefühle der breiten Öffentlichkeit kommen in Liedern zum Ausdruck, der Erste Weltkrieg hinterlässt auch in der Musik seine Spuren. Der bretonische Sänger Théodore Botrel komponiert ein Lied, das wie folgt endet: ”Ruhe dich aus, sei ruhig und hab Vertrauen; Die Erde, auf der du schläfst - lieber Driant!- Geh, geh weg von diesem deutschen Boden!.... Deine lieben Gebirgsjäger, deine Kinder, deine Rächer, sie alle triumphieren. Mit deinem Tod und deinem Übergang zu den Lebenden. In unserer Legende!”