Die Schlacht von Norwegen (9. April - 7. Juni 1940)
Quelle: ECPAD Frankreich
Geschichtliches
Seit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) interessieren sich die Krieg führenden Mächte für Norwegen. Das Land an der Nordsee liegt an einer strategischen Meereskreuzung und seine Fjorde können eine große Flotte aufnehmen. Vom Hafen Narvik aus wird das für die deutsche Kriegsindustrie so wichtige Eisenerz aus Schwedisch-Lappland verschifft.
Im November 1939 ist der Angriff der Sowjetunion auf Finnland Anlass zum ersten Plan einer alliierten Landung von Franzosen und Engländern. In Frankreich wird Oberst Béthouart damit betraut, ein Expeditionskorps aufzustellen, die strategische Uneinigkeit und die Kapitulation Finnlands machen diese Vorbereitungen jedoch zunichte.
Während beide Seiten über neue Pläne berieten, greift Hitler Anfang April 1940 Norwegen an. Innerhalb eines Tages erobern die Deutschen durch eine Reihe von Luft- und Seeoperationen die wichtigsten norwegischen Häfen trotz verheerender Gegenangriffe der britischen Kriegsschiffe.
Französische Marinesoldaten in einem Wald während der Bombardierung von Namsos durch die deutsche Wehrmacht. Quelle: ECPAD Frankreich
Der erste alliierte Gegenschlag richtet sich gegen Trondheim, in der Mitte der norwegischen Küste. Die direkte Seeoffensive auf die Stadt wird durch Landoffensiven auf Andalnes und Namsos unterstützt. Im Sektor von Namsos landet die 5. Halbbrigade der Alpenjäger. Die Kämpfe finden bei großer Kälte und Schneefall und unter dem Bombenhagel des Feindes statt. Während Briten und Norweger unter den Angriffen der deutschen Luftwaffe ins Wanken geraten, halten die Franzosen im brennenden Namsos die Stellung. Einige schwierige Durchbrüche können eine Verschlechterung der Situation nicht verhindern: Das War Office beschließt die Rückschiffung der Truppen.
Das Oberkommando will sich nun hauptsächlich auf Narvik konzentrieren. Drei britische Bataillone gehen nördlich des Lofotenfjords an Land, wo die 27. Halbbrigade der Alpenjäger und die 13. Halbbrigade der Fremdenlegion unter General Béthouart zu ihnen stoßen.
Während die Alpenjäger und die Norweger im Norden von Bjervik angreifen, nimmt die 13. Halbbrigade der Fremdenlegion die Stadt ein.
Am 28. Mai wird die Operation Narvik eingeleitet. Die Legionäre und die Norweger erreichen Orneset. Im Süden nehmen zwei polnische Bataillone Kurs auf Ankenes und das Bjersfjord. Mit Unterstützung der Luftwaffe schlagen die Deutschen, die sich auf einem Plateau über der Altstadt verschanzt haben, zurück. Unter dem Bombenhagel schließen sich die alliierten Kräfte zusammen, besetzen die Bergkämme und zwingen den Feind zum Rückzug. Die Franzosen und die Norweger ziehen siegreich in Narvik ein, während sich die Polen im Bjersfjord mit Teilen der Fremdenlegion zusammenschließen. Die deutsche Wehrmacht wird zurückgeschlagen.
Brennende Schiffe in der Bucht von Narvik nach dem Angriff der englischen Flotte in den ersten Kriegstagen. Quelle: DR
Zur selben Zeit hat sich die Situation in Frankreich dramatisch entwickelt: Deutsche Panzer haben die französischen Linien durchbrochen, das britische Expeditionskorps ist in Dünkirchen eingeschlossen. Die alliierten Truppen erhalten den Befehl, Norwegen zu verlassen. Am 7. Juni 1940 schiffen sich die alliierten Truppen in Richtung Brest ein, wo sie einige Tage vor dem Waffenstillstand eintreffen.
Die in Norwegen kämpfenden alliierten Truppen
Die in der Schlacht von Norwegen kämpfenden Bodentruppen, etwa 13.400 Mann, bestehen zu einem Drittel aus britischen und polnischen und zu zwei Dritteln aus französischen und norwegischen Streitkräften.
Die britischen Truppen
Die britischen Truppen haben das Oberkommando für die Operationen in Skandinavien inne.
Die Landstreitkräfte
In Norwegen sind zwei große britische Einheiten im Einsatz:
Zum einen die 146. Infanteriebrigade unter dem Kommando von Generalmajor Carton de Wiart. Sie besteht aus dem ¼ Bataillon The Royal Lincolnshire Regiment, dem Hallamshire Bataillon, dem The York and Lancaster Regiment und dem ¼ Bataillon The King's Own Yorkshire Light Infantery und kämpft im Abschnitt Namsos.
Und zum anderen die 24. Brigade unter dem Kommando von Generalmajor Auchinleck, bestehend aus dem 1. Bataillon Scots Guards, dem 1. Bataillon Irish Guards und dem 2. Bataillon The South Wales Borderers im Abschnitt Narvik im Einsatz.
Einschiffung der britischen Truppen nach Norwegen (DR Imperial War Museum)
Die Seestreitkräfte
Die britischen Seestreitkräfte umfassen die Kürassiere Warspite und Resolution, die Kreuzer Southampton, Effingham, Aurora, Enterprise und Vindictive, die Flugabwehrkreuzer Cairo, Coventry und Curlew, die Flugzeugträger Furious, Ark Royal und Glorious und die Zerstörer Acasta und Afridi.
Die französischen Truppen
Das französische Expeditionskorps in Skandinavien wird von Divisionsgeneral Audet kommandiert, Stabschef ist der Bataillonschef Goybet.
Die Landstreitkräfte
Die französischen Bodentruppen setzen sich aus einer Division der Alpenjäger und einer Halbbrigade der Fremdenlegion zusammen.
Feldjäger auf dem Weg nach Norwegen. Quelle: ECPAD Frankreich
Am 15. April 1940 stellt General Béthouart aus der Hochgebirgsbrigade die 1. Division leichter Jäger für den Einsatz in Skandinavien zusammen. Diese Division umfasst verschiedenen Einheiten und Abteilungen: die 5. Halbbrigade von Alpenjägern (Einsatz vom 19. April bis 3. Mai 1940 im Abschnitt Namsos), die 27. Halbbrigade von Alpenjägern (Einsatz vom 27. April bis 7. Juni 1940 im Abschnitt Narvik), die 2. Autonome koloniale Artillerieabteilung, die 342. Autonome Panzerkompanie, die 14. Panzerabwehrkompanie, die 1026/404. Luftabwehrbatterie und die 802. Lastwagenkompanie.
General Béthouard, Kommandant des französischen Expeditionscorps in Narvik. Quelle: ECPAD Frankreich
Die 13. Halbbrigade der Fremdenlegion ist in Norwegen im Einsatz und besteht aus zwei Bataillonen.
Die Seestreitkräfte
Die Flotte ”Z” unter dem Kommando von Konteradmiral Derrien umfasst die Kreuzer Émile Bertin und Montcalm, die Zerstörer Bison, Tartu, Chevalier Paul, Maillé-Brézé, Milan und Épervier und die Torpedoboote Brestois, Boulonnais und Foudroyant.
Die 1. Division von Hilfskreuzern umfasst die Schiffe El Djezaïr, El Mansour, El Kantara und Ville d'Oran.
Als Transportschiffe dienen die Schiffe Ville d'Alger, Djenné, Flandre, Président Doumer, Chenonceaux, Mexique, Colombie, Amiénois, Saumur, Cap Blanc, Château Pavie, Saint Firmin, Brestois, Albert Leborgne, Paul Émile Javary, Saint Clair, Vulcain und Enseigne Maurice Préchac.
Die französischen Truppen evakuieren Namsos mit dem Hilfskreuzer ”El Djezaïr”. Quelle: ECPAD Frankreich
Die polnischen Truppen
Die am 9. Februar 1940 in Coëtquidan aufgestellte Brigade der Jäger von Podhale unter dem Kommando von General Bohusz-Szysko besteht aus vier Bataillonen. Sie wird der 1. Division der leichten französischen Jäger zugeteilt und nimmt an der Narvik-Offensive teil. Nach der Schlacht von Norwegen übernimmt sie die Verteidigung des Mont Saint-Michel und setzt anschließend nach England über, wo sich ein Teil der Truppen der von General de Gaulle gebildeten Einheit der Fremdenlegion anschließt.
Einschiffung der polnischen Truppen nach Mexiko. Quelle: MINDEF/SGA/DMPA
Deutsche Gefangene flankiert von polnischen Soldaten und einem norwegischen Offizier. Quelle: ECPAD
Die norwegischen Truppen
Das von General Otto Ruge befehligte norwegische Heer besteht bei den Operationen in Mittelnorwegen, Abschnitt Namsos, aus der 5. Infanteriedivision unter dem Befehl von General Laurantzon und bei den Operationen in Nordnorwegen, Abschnitt Narvik, aus der 6. Infanteriedivision unter General Fleischer.
Überblick über die in Norwegen eingesetzten französischen Truppen
Die 5. Halbbrigade der Alpenjäger:
Diese Einheit kämpft in Norwegen in folgender Zusammensetzung: 13. Bataillon der Alpenjäger, dem 53. Bataillon der Alpenjäger und dem 67. Bataillon der Alpenjäger. Nach ihrer Evakuierung aus Norwegen und vor ihrer Auflösung im Juli 1940 in Folge des Waffenstillstands wird die 5. Halbbrigade der Alpenjäger zur Fortsetzung des Krieges der 40. Infanteriedivision zugeteilt. 1945 wird die 5. Halbbrigade der Alpenjäger erneut aufgestellt, um an der Schlacht in den Alpen und an der Besetzung Österreichs teilzunehmen, bevor sie erneut aufgelöst wird. Sie wird ein letztes Mal für den Algerienkrieg (1954-1959) aufgestellt.
Die 27. Halbbrigade der Alpenjäger:
Diese in Norwegen eingesetzte Einheit besteht aus drei Bataillonen : dem 6. Bataillon der Alpenjäger, dem 12. Bataillon der Alpenjäger und dem 14. Bataillon der Alpenjäger. Die 27. Halbbrigade der Alpenjäger landet einige Tage vor dem Ersuchen Frankreichs um Waffenstillstand in Brest an Land und wird im August 1940 in Grenoble demobilisiert.
Die Fahne der Alpenjäger trägt die Aufschrift: NORWEGEN 1940
Die 13. Halbbrigade der Fremdenlegion:
Fremdenlegionäre auf dem Weg nach Norwegen. Quelle: ECPAD
Im Februar 1940 wird in Algerien ein Zusammenschluss wird für den Kampf in Finnland gebildet, der am 27. März 1940 den Namen 13. Halbbrigade zu Fuß der Fremdenlegion erhält. Nach der Schlacht von Norwegen wird dieses Bataillon nach Brest gebracht und zieht sich anschließend nach England zurück. Während die 13. Halbbrigade zu Fuß der Fremdenlegion nach Marokko repatriiert wird, beschließt ein Teil der Einheit am 1. Juli 1940, sich den Truppen für ein freies Frankreich anzuschließen und wird nach seiner Auflösung zur 13. Halbbrigade der Fremdenlegion. Die ”13” als solche oder in der Form von Korps bildenden Bataillonen nimmt während des Zweiten Weltkriegs an zahlreichen Kampfhandlungen teil. 1946 bis 1955 wird sie als neu organisierte Einheit in Indochina eingesetzt. Ab Juli 1955 nimmt die 13. Halbbrigade der Fremdenlegion am Algerienkrieg teil. Nach der Unabhängigkeitserklärung Algeriens wird die 13. Halbbrigade der Fremdenlegion in Djibouti stationiert, wo sie sich noch heute befindet und Verteidigungsaufgaben der Republik Algerien wahrnimmt.
Die Fahne der 13. Halbbrigade der Fremdenlegion trägt die Aufschrift: BJERVIK 1940 - NARVIK 1940
Der Kreuzer ”Émile Bertin”
Emile Bertin: Quelle: Historischer Dienst der Marine, Kollektion Dousset 3 Nr. 30
Die am 9. Mai 1933 vom Stapel gelaufene Émile Bertin wird 1934 in Dienst gestellt. Als Flaggschiff der Gruppe Émile Bertin, genannt Flotte ”Z”, nimmt sie vom 13. bis 25. April 1940 an den Operationen in der Nordsee und an den norwegischen Küsten teil, wo sie von einer deutschen Bombe beschädigt wird. Nach der Schlacht um Norwegen gehört sie zu den auf den Antillen stationierten Marinestreitkräften. Später wird sie zur Unterstützung bei den Landungsvorgängen in Italien und Frankreich eingesetzt und führt zahlreiche Truppentransporte durch. Ende 1945 wird sie nach Indochina geschickt, um das französische Expeditionskorps in Shanghai in die Heimat zurückzuführen, und nimmt anschließend an den Operationen zur Wiederbesetzung von Tonkin teil. 1947 wird sie der Gruppe der Schulen von Toulon zugeteilt, 1959 deklassiert und als feste Basis benutzt. Am 27. Oktober 1947 wird sie schließlich aus der Flottenliste gestrichen.
Das Schiff ”Montcalm”
Montcalm. Quelle: Historischer Dienst der Marine, Kollektion Dousset 3 Nr. 42
Das 3. Schiff mit dem Namen ”Montcalm”, das am 26. Oktober 1935 vom Stapel läuft, wird 1937 in Dienst gestellt. Im April 1940 löst sie die ”Émile Bertin” ab und beteiligt sich an der Evakuierung von Namsos. Sie wird anschließend in das Mittelmeer verlegt und ist ab dem 19. Mai in Algier stationiert, von wo sie wegen der Ereignisse von Mers el-Kebir nach Toulon ausläuft. Sie ist vor allem an der Verteidigung von Dakar während der Kämpfe vom 23., 24. und 25. September 1940, an den Operationen in Korsika im September 1943, an der Unterstützung der alliierten Landung in der Normandie und schließlich in der Provence an der Einnahme von Toulon und an den folgenden Operationen an der Mittelmeerküste beteiligt. Nach Kriegsende wird sie zunächst zu Übungszwecken und für Verbindungsaufgaben eingesetzt und später zu einer letzten Kriegsmission nach Indochina abkommandiert. 1959 wird sie für die Schule für Unterwasserwaffen abgestellt und beendet ihre Karriere zehn Jahre später.
Französische Gedenkstätte in Narvik. Quelle: Archive der Stadt Narvik