Der Strand von Omaha kurz nach der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944. Copyright Imperial War Museums (EA 26941)
Corps 1
Am 5. November 1943 ernennt Hitler Marschall Erwin Rommler zum Generalinspekteur der Nordsee- und Atlantikküste. Als Befehlshaber der Heeresgruppe B hat er unter seinem Kommando die 7. Armee, von welcher der Sektor zwischen der Bretagne und Cotentin abhängt. Der “Wüstenfuchs” ist davon überzeugt, dass sich zum Zeitpunkt der Landung der Ausgang der Schlacht innerhalb von zwei Tagen zeigen würde: Der Feind muss in den ersten Stunden der Schlacht ins Meer zurückgedrängt werden, um zu verhindern, dass er einen Brückenkopf errichtet und weitere Männer und Materialien an Land bringen kann. Er verstärkt deshalb massiv den “Atlantikwall”. Die deutschen Verteidigungsanlagen sind zwar an der Küste des Pas-de-Calais, dort, wo die Alliierten am wahrscheinlichsten landen, sehr stark. Aber andernorts sind sie wesentlich schwächer, insbesondere außerhalb der großen Häfen von Cherbourg oder Saint-Nazaire, die auf Befehl des Führers in Festungen umgewandelt wurden. Der Vorgesetzte von Rommel, Marschall Gerd von Rundstedt, Oberbefehlshaber der Westfront seit 1942 betrachtete den Atlantikwall seinerseits als einen “einfachen Bluff, der keine zwei Pfennige wert sei”.
Marschall Rommel weiß, dass seine Mission für die Zukunft des Reiches wichtig ist und will sie deshalb erfolgreich durchführen. Er zieht immer ernsthafter die Hypothese einer Landung der Alliierten an den Stränden der westlichen Normandie in Betracht. Deshalb lässt er die tiefer gelegenen Gebiete unterhalb von Cotentin überfluten und verstärkt die Verteidigungsanlagen: Errichtung einer zweiten Verteidigungslinie hinter der Küste, Vervielfachung der Minen und Hindernisse an den Stränden sowie Unterbringung der Kanonen in Betonbunkern. Am Vorabend des D-Day werden in der Zone von Overlord etwa 200.000 Hindernisse von den Dünen bis ans Wasser aufgestellt: Metallene Barrieren, die von der belgischen Verteidigungslinie von 1940 stammen, schief liegende Baumstämme, die mit einer Stahlklinge besetzt sind oder von einer Mine überragt werden, sowie die “Tschechenigel” (3 Balken aus Metall, die sich in der Mitte kreuzen und in Beton verankert sind). Millionen Minen wurden eingegraben, Panzerabwehrmauern errichtet und kilometerweit Stacheldraht ausgerollt. Außerdem wurden 2.000 Blockhäuser von französischen Zwangsarbeitern und italienischen Kriegsgefangenen errichtet, die im Dienste der Organisation Todt standen. Die Türme französischer Panzer, die 1940 beschlagnahmt wurden, werden auf den Betonbunkern montiert, um sogenannte “Tobruks” (Ringstände) zu bilden, benannt nach einer Schlacht in Libyen. Obwohl sie weit verteilt waren, verhinderten diese Verteidigungsanlagen doch jegliche nächtliche Landung sowie eine Landung bei Flut. Bei Ebbe wären die “Eindringlinge” dazu gezwungen, eine große Distanz auf offenem Feld zurückzulegen, und wären dadurch sehr angreifbar. Um schließlich die Landung von Lastenseglern zu verhindern, wurden tausende Holzpfähle an den dafür wahrscheinlichsten Orten eingerammt - die sogenannten “Rommelspargel”. Um die Normandie zu verteidigen, verfügt er über etwa 80.000 Mann.
Am 29. Januar 1944 ist der deutsche Marschall zur Inspektion an der normannischen Küste. Nachdem sein Konvoi Colleville-sur-Mer durchquert hat, hält er am Fuße eines Felsen an, der den Strand von Les Sables d'Or überragt und sieben Kilometer lang ist. Der Strand war von hohen und abrupt abfallenden Felsen umgeben, mit natürlichen Hindernissen übersät, darunter eine Aufschüttung von Kieselsteinen mit einer Weite von etwa 20 Metern, die an eine Steinmauer grenzte, sowie Dünen und Hügel. Er war damit ein günstiges Gelände für die Verteidigungstruppen, unter der Bedingung, weitere Befestigungsanlagen zu bauen. Dieser Strand erinnert Rommel an denjenigen am Golf von Salerno, wo die Alliierten am 9. September 1943 gelandet waren. Er wendet sich deshalb an Ernst Goth, den Kommandanten des 916. Grenadierregiments, von dem der Sektor abhängt, und sagt: “Goth, sie werden bei Ihnen landen”. Der Oberbefehlshaber der amerikanischen 1. Armee, General Bradley, hatte diesen Strand auf den Namen Omaha getauft.
Am Vorabend der Landung wissen die Strategen des SHAEF: Der Strand von Omaha wird der am schwierigsten einzunehmende Ort, da er für die Angreifer eine ungünstige Topografie bietet. Fünfzehn Verteidigungspositionen - Widerstandsnester (WN) - mit den Nummern 60 bis 74 wurden errichtet, von denen 12 den Strand dominieren, den sie im Kreuzfeuer halten und damit den Zugang zum Hinterland versperren. Jedes von ihnen verfügt über Kanonen (von 50 bis 88 mm) oder einen Panzerturm, Maschinengewehre und Granatwerfer. In Longues-sur-Mer (6 km östlich) wird eine Batterie aus vier Kanonen mit 152 mm aufgestellt, die vor Omaha eingreifen kann. Der Sektor wird von 2.000 deutschen Soldaten verteidigt.
Da sich Omaha zwischen den Stränden von Utah und Gold befindet, ist es undenkbar, ihn den Deutschen zu überlassen. Deshalb zählt man auf die Luft- und Seeangriffe, die der Stunde X vorausgehen, um so viele feindliche Verteidigungsanlagen wie möglich zu zerstören.