Die Schlacht von Verdun
Die Kriegsschauplätze an der Westfront Anfang 1916 war die Westfront in zwei Abschnitte aufgeteilt: Der erste von der Nordsee bis zur Somme bildete den englisch-französisch-belgischen Sektor mit 39 englischen, 18 französischen und 6 belgischen Divisionen. Somit bestand der Hauptteil dieser Streitkräfte aus dem britischen Expeditionscorps, dessen Oberkommando unter General Douglas Haig am 19. Dezember 1915 von Marschall French übernommen wurde. Der ausschließlich aus französischen Truppen bestehende Abschnitt von der Somme bis zur Schweiz wurde von 87 französischen Divisionen mit Aktiven und Reservisten gebildet. Sie setzten sich aus drei Armeegruppen zusammen: Norden, Zentrum mit der "befestigten Region von Verdun" ("Région Fortifiée de Verdun" R.F.V.) und Osten, die jeweils von den Generälen Foch, de Langle de Cary und Dubail befehligt wurden. Die militärischen Ziele der Alliierten wurden am 6. Dezember décembre 1915 auf der Alliiertenkonferenz von Chantilly im "Großen Haupotquartier" ("Grand Quartier Général" G.Q.G.) von General Joffre festgelegt. Die verschiedenen Vertreter der Alliierten beschlossen einhellig, den Feind durch lokale Teilaktionen weiter in Atem zu halten und sich die Mittel zu beschaffen, um die feindliche Front zu durchbrechen. Dazu beschlossen Douglas Haig und Joffre eine gemeinsame französisch-britische Großoffensive an der Somme unter dem Oberbefehl von General Foch. Durch den deutschen Angriff auf Verdun wurden jedoch diese Pläne zerschlagen.
Verdun
Warum Verdun ? Der deutsche Generalstabschef nutzte die dominierende Position seiner Truppen aus, um Verdun durch die Armee des preußischen Kronprinzen und Erben des deutschen Kaiserreichs angreifen zu lassen.
Verdun bildete eine Spitze in der Front, wodurch für die deutschen Truppen die Möglichkeit bestand, die Stadt von zwei Seiten anzugreifen. Außerdem war das Schlachtfeld durch den Flusslauf der Maas (frz. "Meuse") in zwei geteilt, was sich nachteilig für die Verteidigung der französischen Streitkräfte auswirkte. Und nicht zuletzt waren die Forts in der "Région Fortifiée de Verdun" schlecht organisiert, ohne Verbindung untereinander und ohne gegenseitige Deckung. Praktisch keine von ihnen besaß noch ihre ursprünglich vorgesehene Artillerie, da der französische Generalstab nach der Einnahme der Forts von Lüttich, Namur und Manonvillers 1914 eine ständige Belegung der Forts nicht mehr als wirksam erachtete und dementsprechend seit August 1915 43 schwere Batterien mit nahezu 130.000 Geschossen sowie 11 leichte Batterien aus Verdun abzog, um sie bei der Offensive in der Champagne an der Front einzusetzen. Somit hatten die Deutschen am Vorabend ihres Angriffs auf Verdun einen Feind mit geschwächten Verteidigungsmitteln und Forts ohne ihre Artillerie vor sich. Zu diesen taktischen Vorteilen kam ein weiterer wichtiger auf dem Gebiet der Logistik hinzu: Die Deutschen verfügten über ein umfangreiches Verkehrsnetz (7 Bahngleise mit Normalspur sowie das stark befestigte Lager von Metz in der Nähe), während auf französischer Seite nur drei Verbindungsmöglichkeiten bestanden: Zwei Bahnstrecken, nämlich die von Sainte-Ménehould mit Normalspur, die jedoch gleich bei Beginn der Kämpfe unterbrochen wurde, und die Schmalspurbahn "Meusien", sowie die Departementstraße von Bar-le-Duc nach Verdun. Zur Verteidigung von Verdun fehlte es somit erheblich an Artillerie und Verkehrsverbindungen, während die die deutschen Truppen über taktische Vorteile und eine erdrückende Logistik verfügten. Dazu kamen moralische Gründe für die Bedeutung von Verdun in der Militärgeschichte Frankreichs. Am 14. Februar 1916 hielt der Kaiser eine Ansprache vor den deutschen Truppen, in der er den bevorstehenden Angriff auf Verdun wie folgt glorifizierte: "Ich, Wilhelm, sehe das deutsche Vaterland zur Offensive gezwungen. Das Volk wünscht den Frieden, aber um den Frieden zu erhalten, muss zuerst der Krieg durch einen entscheidenden Sieg beendet werden. In Verdun, im Herzen Frankreichs, werdet Ihr die Früchte eurer Anstrengung ernten...". Die Einnahme von Verdun hatte somit zum Ziel, die Moral der französischen Truppen zu zerstören, denn wie später Marschall Pétain schrieb: "Verdun ist nicht nur ein starkes Fort im Osten, das der Invasion den Weg versperrt, sondern auch das moralische Bollwerk Frankreichs". (1) Das ursprüngliche Ziel des Generals von Falkenhayn bestand darin, die Stadt zu erobern, um seinen Truppen damit das Tor zur Invasion Frankreichs zu öffnen. Er dachte dabei zweifellos nicht, dass sich der Angriff in eine lange Reihe von zermürbenden Stellungskämpfen verschlechtern würde. Aber nach den ersten Misserfolgen beim Versuch, die französischen Stellungen zu durchstoßen, und aufgrund der allgemeinen Bedingungen auf dem Schlachtfeld sah er sich genötigt, eine neue Strategie in Form eines Abnutzungskrieges zu übernehmen. Der deutsche Generalstab vertrat somit den Standpunkt, dass ein Angriff auf Verdun vorteilhaft wäre, und von Falkenhayn setzte alle verfügbaren Mittel zu seiner entscheidenden Offensive ein. Dazu gehörten auch die Kanonen der schweren Artillerie, mit denen 1914 die Hauptbefestigungen der Alliierten gesprengt wurden, nämlich 25 Mörser mit 305 und 420 mm drei Marine-Kanonen mit 380 mm sowie die 1.200 Feldkanonen der 5. kaiserlichen Armee mit 600.000 Geschossen, während die französische Artillerie von Verdun lediglich über 6.400 Geschosse verfügte. Damit war die feindliche Artillerie zu einem Beschuss bereit, wie er seit Beginn des Krieges nirgendwo stattfand und der sorgfältig vorbereitet war, so dass die Infanterie im Anschluss daran das beschossene Gebiet mit Leichtigkeit besetzen könnte.
Der deutsche Angriff auf der rechten Seite der Maas, vom 21. Februar bis 5. März Am frühen Morgen des 21. Februar begann der Beschuss in bisher unbekanntem Ausmaß und dauerte bis 17.15 Uhr frz. Zeit(2). Nach diesem mörderischen Feuer glaubten die Deutschen, dass aller Widerstand auf der rechten Seite der Maas gebrochen wäre und stürmten das Gebiet mit 80.000 Mann. Zu ihrer Überraschung stießen sie jedoch auf den hartnäckigen Widerstand einzelner französischer Einheiten wie dem 56. und 59. Feldjägerbataillon unter dem Befehl von Oberstleutnant Driant im Wald von Caures.
Somit konnten die deutschen Truppen bis zum 24. Februar nur geringe und unregelmäßige Vorstöße erzielen, aber am 25. ließ der französische Widerstand nach und der Feind konnte auf einen Hieb zwischen der Maas und der Woëvre vordringen und am Ende des Tages das Fort Douaumont erobern, die praktisch ohne Artillerie und mit einer geringen Besatzung von 58 Territorialen Armee leicht in die Hände von Leutnant Brandis und Hauptmann Haupt vom 24. brandenburgischen Regiment fielen, die aufgrund dieser Aktion in Deutschland als Nationalhelden gefeiert wurden. Am Abend des 25. Februar war somit für Frankreich das modernste Fort, vor allem jedoch ein wichtiger Beobachtungspunkt verloren gegangen. Die deutschen Truppen waren damit nur noch 5 km von der Stadt Verdun entfernt. Der von Marschall Joffre in aller Eile und mit allen Vollmachten versehen nach Verdun abgeorderte General de Castelnau hatte die Aufgabe, einen völligen Durchbruch der französischen Linien und damit einen katastrophalen Rückzug um jeden Preis zu verhindern. Entsprechend erteilte er am 24. Februar den Befehl, auf der rechten Seite der Maas nördlich von Verdun dem deutschen Angriff zu widerstehen. "Jeder Offizier, der unter diesen Umständen den Rückzug befiehlt, wird vor das Kriegsgericht gestellt". (3) Danach beschloss er, die R.F.V. aufzulösen und durch die 2. Armee zu ersetzen, als deren Oberbefehlshaber er den General Pétain ernannte(4), der den Auftrag erhielt, Verdun zu verteidigen.
Pétain und die Organisation der Verteidigung Kaum war General Pétain in seinem neuen Hauptquartier in Souilly 20 km vor Verdun angekommen, machte er sich an die Organisation der Verteidigungsschlacht. Die ersten Maßnahmen betrafen die Forts um die Stadt herum. Sie sollten die Hauptstellungen für den Widerstand bilden. Dazu erhielt jedes Fort einen eigenen Befehlshaber und eine eigene Besatzung sowie umfangreiches Verteidigungsmaterial, aber auch den strengen Befehl, das Fort unter keinem Fall vor dem feindlichen Angriff aufzugeben. Danach mobilisierte Pétain die Artillerie, die die feindlichen Stellungen unter Feuer nehmen und damit die eigene Infanterie unterstützen, gleichzeitig aber auch die Angriffe des Feindes abwehren und damit eine Verteidigungsrolle übernehmen sollte. Während der gesamten Dauer der Schlacht um Verdun wiederholte Pétain ununterbrochen: "Die Artillerie muss der Infanterie den Eindruck geben, dass sie von ihr unterstützt und damit nicht vom Feind besiegt wird".
Aber die wesentliche Aufgaben bestand in der Organisation der Logistik und des Nachschubs. Die Departementstraße von Bar-le-Duc nach Verdun bildete die einzige Verbindung zwischen Verdun und dem Hinterland und wurde anhand eines Artikels von Maurice Barrès zur "Voie Sacrée" getauft. Um den Verkehr der 2.900 Lastwagen, die darauf täglich in beiden Richtungen verkehrten, nicht zu unterbrechen, ließ Pétain der Straßen entlang Baustellen errichten, an denen territoriale Arbeitsmannschaften und Hilfsmannschaften aus Indochina ununterbrochen Steinschotter unter die Räder der Lastwagen schütteten, die sich im Abstand von teilweise nur wenigen Sekunden aufeinander folgten. So wurden ohne Verkehrsunterbrechung 70.000 Tonnen Schotter auf den Weg gebracht. Der Nachschub nach Verdun über die "Voie sacrée" war ein gigantisches Unternehmen, denn die 300 Offiziere, 8.000 Mann, 2.000 Wagen, 200 Autobusse, 800 Autokrankenwagen der "Commission Régulatrice Automobile" transportierten im Durchschnitt täglich 13.000 Soldaten, 6.400 Tonnen Material, 1.500 Tonnen Munition, verbrauchten 2 Tonnen Schmierfett, 20.000 Liter Öl und 200.000 Liter Treibstoff. Auch mit der kleinen Schmalspurbahn "Meusien" erfolgte der Nachschub für die 2. Armee. Vom Güterbahnhof in Saint-Dizier wurden jeden Tag 21 Züge mit Lebensmitteln, 7 Züge mit Munition, 9 Züge mit Material und 2 Züge mit neuen Truppen nach Verdun geschickt, und von dort kamen täglich 5 bis 7 Züge mit Verwundeten zurück. Insgesamt fuhren zwischen dem 21. Februar und dem 1. Juni 119.000 Wagen auf der Strecke(5). Mit der Verteidigung von Verdun unter General Pétain wurden die Pläne des Generals von Falkenhayn zunichte gemacht, der am 5. März seine Offensive auf der rechten Seite der Maas einstellte. Vom nächsten Tag an griffen die deutschen Truppen mit großer Gewalt auf der linken Seite an: Der Abnutzungskrieg begann und nahm ein Ausmaß an, das in der Geschichte einmalig geblieben ist.
Abwicklung und besondere Merkmale der Schlacht um Verdun (von März bis Juli 1916) Vom 5. März bis 15. Juli beherrschten die Deutschen strategisch das Schlachtfeld, indem sie ihre Offensiven regelmäßig auf beiden Seiten der Maas abwechselten. Mit dem Angriff vom 6. März auf der linken Seite gelang es den deutschen Truppen, die Stellungen Cöte de l'Oie, Avocourt, Malancourt und Béthincourt einzunehmen. Am 10. März gab General Pétain seinen Truppen den berühmten Tagesbefehl "Courage! On les aura..." ("Nur Mut! Wir werden sie schon kriegen..."). Am 9. April fasste die deutsche Armee Fuß auf den Nordabhängen der Quote 304 und des Standorts Mort-Homme. Die französische Front konnte die von Pétain vorgegebenen Verteidigungslinien nur unter extrem schweren Verlusten aufrecht erhalten. Andererseits zeichnete sich Pétain dennoch durch eine gewisse Vorsicht aus. Nach der Aussage von General de Gaulle in "La France et son armée" konnte Pétain, "hervorragend das Wesentliche erkennen" und damit unnötige Verluste so weit wie möglich vermeiden. Aber am 1. Mai trat er den Befehl über die 2. Armee an General Nivelle ab, um die Leitung der zentralen Armeegruppe zu übernehmen. Diese von Marschall Joffre gewünschte Beförderung hatte jedoch zum Ziel, ihm die direkte Befehlsgewalt in Verdun zu entnehmen.
Der Feind beherrschte die Lage dennoch und hielt wies die tiefreichenden französischen Gegenangriffe wie den vom 22. Mai zurück, bei dem die 5. Infanteriedivision unter General Mangin einen Ansturm auf das Fort Douaumont unternahm, wobei jedoch die eingesetzten Mittel unzureichend waren, um die Eroberung der Stellung zu ermöglichen. Dadurch ermutigt, setzte der Feind seine Offensiven fort. Am 7. Juni wurde das Fort Vaux von den deutschen Truppen besetzt, nachdem sich die französische Besatzung unter Major Raynal nach einer fünftägigen Belagerung mit Flammenwerfern und Giftgas, vollkommen umzingelt, ohne Munition, ohne Lebensmittel und Wasser (so dass einige ihr eigenes Urin tranken) ergab. Mit weiteren Offensive in diesem Sommer gelang es der deutschen Armee auf der rechten Seite der Maas nach äußerst blutigen Kämpfen, die Festung bei dem Gut Thiaumont, den Ort Fleury und die Befestigungsanlagen von Froideterre einzunehmen(6). Die feindlichen Truppen befanden sich nur noch 3 km von Verdun entfernt, und die französischen Truppen benötigten ständige Verstärkung, um die Front aufrecht erhalten zu können. Bis Ende Juni lösten sich insgesamt 70 Divisionen, d.h. drei Viertel der französischen Armee bei den Kämpfen um Verdun ab. Pétain, der nicht über eine ausreichende Anzahl Truppen vor Ort behalten konnte, veranstaltete somit eine schnelle und häufige Ablösung der kämpfenden Einheiten, "um zu vermeiden, dass sie zu lange auf dem Schlachtfeld bleiben und dadurch ihre Moral und Einsatzkraft abgenutzt werden"(7). Im ganzen Land wurde die unvorstellbare Härte der Kämpfe auf unterschiedliche Weise beurteilt, einerseits durch eine populäre Heroisierung der Truppen, was weitgehend durch die Zeitungen erfolgte, andererseits jedoch auch durch eine tiefe Beunruhigung aufgrund der Briefe von der Front und die Berichte der Heimaturlauber. In Wirklichkeit vertiefte sich durch die grauenvollen Kämpfe um Verdun die Kluft zwischen den dort hin geschickten Soldaten und der Zivilbevölkerung im Hinterland noch mehr, denn die Soldaten konnten sich nicht mit dem Bild identifizieren, das man sich im Hinterland von ihnen machte, und spürten, dass man sich im Hinterland keine Vorstellung von dem tatsächlichen Leiden an der Front machen konnte, da es ihnen an Worten fehlte, um es zu beschreiben. Nur nach und nach wurde das wahre Bild von der traurigen Realität an der Front vermittelt, wie die Verleihung des Goncourt-Literaturpreises 1916 an Henri Barbusse für sein Buch "Le Feu" (Das Feuer) zeigt.
Taktisch gesehen spielte die Schlacht um Verdun eine einmalige Rolle in der Geschichte des ersten Weltkriegs, denn Verdun bildete einen Schmelztiegel, einen Brennofen, eine Walzanlage ohne Front, ohne Schützengräben und ohne Schutzbunker. Die Verteidigungslinien waren nur noch zerstückelte Einzelstellungen unter ständigem Angriff, wo vereinzelte Einheiten vollständig auf sich gestellt waren, in den meisten Fällen ihre Offiziere verloren hatten, nur noch eine Devise kannten, nämlich "Aushalten!". Die Kämpfe gingen Tag und Nacht weiter, die Soldaten lebten in schlammgefüllten Bombentrichtern, von Hitze und Kälte zermürbt, oft ohne Lebensmittel und Wasser.
Die Lebensbedingungen der Soldaten von Verdun waren absolut grauenhaft. Zwei von drei bei Verdun gefallene Soldante wurden als vermisst gemeldet, denn auf dem Schlachtfeld, auf dem praktisch ein Geschoss pro Quadratmeter einschlug, wurden die Opfer weitgehend in Stücke zerrissen und unter der Erde verschüttet. Dank der Organisation der Verteidigung, aber auch der Mobilisierung der Moral unter den Truppen konnte die französische Armee dem deutschen Angriff widerstehen. Anfang Juli war diese durch die Großoffensive im Juni (Kämpfe um die Quote 304 und die Position Mort-Homme auf der linken Seite der Maas, Einnahme des Forts von Vaux, des Gutes Thiaumont und des Dorfes Fleury auf der rechten Seite der Maas) stark geschwächt, und ihre Verluste waren fest ebenso schwer wie auf französischer Seite. Die deutschen Sturmtruppen waren erheblich zusammengeschmolzen. So hatte die 2. bayrische Division 80 %ihrer Infanterie verloren. Der letzte feindliche Ansturm am 11 Juli scheiterte vor dem Fort Souville, dem letzten französischen Bollwerk vor Verdun. Am nächsten Tag musste Falkenhayn jede weitere Offensive aufgeben und war außerdem genötigt, einzelne Regimenter und Artillerie an andere Kriegsschauplätze an der Somme, in Russland und in Rumänien abzuordnen. Die Befreiung von Verdun (Oktober-Dezember 1916) Die Erschlaffung der deutschen Divisionen vor Verdun sowie die Verlagerung von Truppen an andere Fronten führten Mitte Juli zur Beendigung der deutschen Offensive. Damit war der deutsche Generalstab nicht mehr Herr der Lage, und General Ludendorff beschrieb Verdun in seinen Memoiren als eine "offene Wunde, die unsere Kräfte aufzehrte". Folglich nahmen Nivelle und Pétain Anfang September neue Projekte zum Durchbrechen der deutschen Stellungen auf der rechten Seite der Maas in Angriff. Dabei bemühten sie sich um eine Verstärkung der Feuerkraft ihrer Artillerie, insbesondere mit der für Verdun neuen Geschütze mit 370 und 400 mm Kaliber. Vom 20. bis 23. Oktober wurde damit die rechte Seite der Maas intensiv beschossen, und am Morgen des 24. machten vier Divisionen unter dem Befehl von General Mangin einen Ansturm auf das Fort Douaumont. Der Misserfolg des Versuchs zur Eroberung des Forts am 22. Mai diente dabei als Lehre und dieses Mal gelang die Offensive: Nicht nur das Fort wurde erobert, sondern auch der umliegende Bereich. Das koloniale Infanterieregiment von Marokko und Teile des 321. Infanterieregiments nahmen Besitz von dem ruinierten Fort und eine Woche später wurde auch das Fort Vaux, aus dem die deutsche Garnison abgezogen worden war, von den französischen Truppen besetzt. Schließlich wurde bei einem neuen Vorstoß am 15. Dezember die deutsche Front um 5 km nördlich der Linie Cöte du Poivre - Louvemont - Bois des Caurières - Bezonvaux zurückgeworfen. Bis Ende 1916 wurde somit das seit dem 21. Februar verlorene Gebiet auf der rechten Seite der Maas nördlich von Verdun von der französischen Armee zurückerobert und die Stadt befreit. Bei der Schlacht um Verdun zwischen Februar und Dezember zählte Frankreich 162.000 und Deutschland 143.000 Gefallene.
Hinweis:
(1) Marschall Pétain: "La Bataille de Verdun", Paris, Payot, 1929, S. 9 (2) 16.15 Uhr nach deutscher Zeit (3) Zitat aus in Jules Poirier: "La Bataille de Verdun". Paris, 1922. Chiron (4) Der 1914 den meisten Franzosen noch vollkommen unbekannte damalige Oberst Pétain war einfacher Kommandant eines Infanterieregiments und bereitete sich mit 58 Jahren auf seine Pensionierung vor. Durch den Kriegsausbruch wurde sein Schicksal jedoch radikal geändert. Er wurde sehr schnell zum General befördert und mit dem Befehl der französischen Armee bei der Schlacht um Verdun beauftragt, wobei er zu einem der berühmtesten Generäle des ersten Weltkriegs wurde. (5) Dieser Nachschub erforderte auch die Einrichtung zahlreicher Munitionslager, von denen einige explodierten, was auf beiden Seite tragische Verluste zur Folge hatte. So wurden beim Brand im Tunnel von Tavannesin der Nacht vom 4. zum 5. September 500 französische Soldaten durch Verbrennungen und Ersticken getötet. Am 8. Mai kam es im Fort Douaumont, das zu diesem Zeitpunkt in den Händen der deutschen Armee war, zu einer Explosion im Granatenlager, bei der 680 Soldaten getötet wurden, deren Gräber sich noch heute in einer dazu eingerichteten Kasematte des Forts befinden (6) Insbesondere Fleury und das Fort Froideterre wurden insgesamt 16 Mal erobert und zurückerobert. (7) Marschall Pétain, opus citatus
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