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La drôle de guerre 39-40

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General Béthouard, Kommandant des französischen Expeditionskorps in Narvik.
Corps 1
Mit dem Anschluss Österreichs und den deutschen Ansprüchen auf Teile der Tschechoslowakei steht der Kriegsausbruch unmittelbar bevor. Reichskanzler Hitler gibt sich zunächst mit der Unterzeichnung des Münchner Abkommens durch den Präsidenten des französischen Ministerrats Daladier und den britischen Premier Chamberlain zufrieden - und der Lauf der Geschehnisse verzögert sich um eine Weile. Doch die Angst schwillt wieder an, als die deutschen Truppen am 15. März 1939 in Prag einmarschieren. Und schon fasst der Führer Polen ins Auge, das trotz der Beschwichtigungsversuche Chamberlains seine Streitkräfte mobilisierte.
Corps 2


Am 1. September 1939 greift die deutsche Armee Polen an. Großbritannien und Frankreich - der polnischen Regierung seit 1921 in einem Beistandspakt verpflichtet - machen nun ebenfalls mobil und richten ein Ultimatum an Berlin. Nachdem dieses unbeantwortet bleibt, erklären am 3. September England (11 Uhr) und Frankreich (17 Uhr) dem Dritten Reich unter Hitler den Krieg; am selben Tag folgen Australien und Neuseeland diesem Beispiel, einige Tage später Kanada und Südafrika. Am 5. September verkünden die Vereinigten Staaten ihre Neutralität. Unterdessen schreitet der Vorstoß der Wehrmacht in Richtung Warschau voran. Die polnischen Streitkräfte sind gegen eine von den deutschen Generälen eingesetzte, neue Form der Kampfführung - den "Blitzkrieg" - machtlos. Alsbald entfacht sich der Zweite Weltkrieg auf See und in der Luft: Am 3. September nimmt das deutsche U-Boot U-30 das englische Passagierschiff Athenia unter Torpedobeschuss - es sinkt vor der Küste Irlands. Gleichzeitig fliegen britische Kampfflieger Angriffe auf den deutschen Marinestützpunkt auf Helgoland. An diesem Tag sind bereits 80 % der deutschen U-Boot-Flotte im Einsatz. Am 17. September versenkt eines dieser U-Boote den Flugzeugträger Courageous. Und es kommt noch schlimmer: Das U-47 dringt in den Hafen von Scapa Flow vor und zerstört dort am 14. Oktober das Kriegsschiff Royal Oak durch Torpedotreffer. Parallel dazu streut die Kriegsmarine überall im Ärmelkanal Magnetminen. Im Dezember gerät der Panzerkreuzer Admiral Graf Spee in Montevideo in eine Blockade einer britischen Flotte und wird von seiner Besatzung versenkt..

Vor dem Hintergrund des französischen-polnischen Vertrags von 1921 bzw. des militärischen Abkommens von 1936 leitet General Gamelin im Saargebiet eine Operation an der Westfront ein, die die polnische Armee entlasten soll; federführend agiert die 2. Heeresgruppe unter General Prételat, dessen Mission darin besteht, in die Zone vor der Siegfried-Linie vorzustoßen. Es geht vor allem darum, die Keile von Warndt und Blies aufzufangen und damit den Frontverlauf gewissermaßen zu "begradigen". In der Nacht von 5. auf den 6. September 1939 rücken die französischen Truppen vor; in der von den Deutschen evakuierten und verminten Zone lassen trotz aller Vorsicht zahlreiche Männer ihr Leben. Die 42. Division der Franzosen nimmt den Wald von Warndt ein, gleichzeitig besetzt die 4. Armee die Dörfer Carlsbrunn und Saint-Nicolas, die 3. Armee nimmt Bieringen ein. Am 9. entfachen einige Infanteriekämpfe. Die Franzosen setzen bei Welferding über die Saar und dringen auf dem Plateau von Auersmacher vor. Der Vormarsch geht nur langsam vonstatten. Panzer des 35. Regiments und des 20. Panzerbataillonsverbands dringen nördlich von Bliesbrück vor - vier fahren auf Minen auf. Am nächsten Tag startet die Wehrmacht den Gegenangriff und nimmt das Dorf Apach ein, das bis zum Abend jedoch wieder an die Franzosen zurückfällt. Das 32. französische I.R. besetzt die deutsche Ortschaft Brenschelbach und verliert dabei einen Hauptmann, einen Unteroffizier sowie sieben Infanteriesoldaten. Am Abend des 12. September nehmen die französischen Verbände die deutschen Dörfer Gersheim, Medelsheim, Ihn, Niedergailbach, Bliesmengen, Ludweiler, Brenschelbach, Lauterbach, Niedaltdorf, Kleinblittersdorf, Auersmacher und Hitlersdorf ein. Die letztgenannte Ortschaft, heute Sitterwald, wird am 9. September vom 26. I.R. eingenommen. Am 12. September stellt General Gamelin den Vormarsch ein. Die eroberte Zone bleibt so auf ein 25 km langes und 5-8 km breites Gebiet beschränkt, die Siegfried-Linie bleibt unberührt. In Abbeville in der Somme findet die erste Konferenz des obersten Kriegsrats der Alliierten statt. Gamelins Entscheidung, keine weiteren Angriffe an der Westfront zu führen, wird dabei bestätigt. General Georges, Kommandant der 1. und 2. Heeresgruppe Nord und Nordost, zieht am 4. Oktober seine Einheiten hinter die Maginot-Linie zurück. Die Operation im Saarland forderte auf französischer Seite an die 2.000 getötete, verwundete oder kranke Soldaten. Die British Expeditionary Forces (BEF) unter General Gort landen in Nantes und Saint-Nazaire und beziehen zwischen der 7. und 1. französischen Armee Stellung; ihr Hauptquartier liegt in Le Mans. Die 51. schottische Infanteriedivision nimmt im Osten hinter der Maginot-Linie ihre Position ein.

Am 19. Oktober wird ein Beistandsvertrag zwischen den Alliierten und der Türkei unterzeichnet. Belgien erklärt sich am 29. neutral. Die deutschen Verbände haben nun den Vorteil eines 8-monatigen Aufschubs, während dessen sie die Generaloffensive vorbereiten konnten. Unter den alliierten Streitkräften macht sich Unmut breit. Die französische Armee setzt ihre Vorbereitungen vor Ort fort und verstärkt ihre Wartepositionen. Dank der Initiative der Freikorps werden zahlreiche Patrouillen unternommen, um Erkundungen einzuholen und Gefangene zu nehmen. Beide Lager beobachten einander ohne Unterlass, in Lothringen, im Elsass, von Sierck bis Lauterbourg/Lauterburg und Huningue/Hüningen. Feldstecher, Fernmessgeräte und Periskope lassen keinen Winkel der Landschaft aus. Die Unbilden eines außerordentlich strengen Winters verstärken die wachsame Bewegungslosigkeit dieser Zeit: Man spricht von "Sitzkrieg" oder "Drôle de guerre" (komischer Krieg). Die Wochen verstreichen - und die deutsche Armee beginnt mit der Umsetzung ihres Plans: Die Offensivverbände werden zusammengezogen, und ihre Mission sieht insbesondere eine Invasion in Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich vor. Es gilt, Sedan - den erklärten "Schwerpunkt" der Offensive - über die belgischen Ardennen zu erreichen. Auf diese will man den französischen Verteidigungsapparat von hinten zerschlagen und auf der Grundlage eines so verwirklichten Vorstoßes das weitere Geschehen bestimmen.

In der Luft nehmen die gesamten französischen Jagdverbände am 3. September von ihren neuen Stützpunkten auf dem Land ihre Grenzeinsätze entlang der Mosel auf. Es fliegen 2 oder 3 Staffeln aus 6-9 Flugzeugen. Die französische Luftwaffe zählt zu diesem Zeitpunkt acht Geschwader, also 18 Gruppen zu jeweils zwei Staffeln. Ihre Ausrüstung: Curtiss H 75A, Morane MS 406, Dewoitine 510 und Potez 631. Ihre Einsatzstützpunkte liegen hinter den Feldern von Etampes, Chartres, Dijon, Reims und Marignane. Für Bombardements, Aufklärungs- und Beobachtungsflüge verfügt die Armée de l'Air über Bloch 131, Amiot 143, Mureaux 115, Potez 390 etc. Am 8. September hat sie ihre ersten Todesopfer zu beklagen: Fliegerunteroffizier Piaccentini und Leutnant Davier werden in ihrer Mureaux 115 über Rohrbach abgeschossen. Am 6. November findet das wichtigste Luftduell statt: Neun Curtiss H 75A von der Gruppe II/5 treffen während der Eskortierung einer Potez auf eine Formation aus 27 Messerschmitt Jagdfliegern ME-109. Zehn Deutsche werden abgeschossen, die Franzosen verzeichnen keine Verluste.Parallel dazu stoßen über der Nordsee am 18. Dezember 22 englische Wellington Bomber auf 24 Messerschmitts. Der Luftkrieg hält wochenlang an, wenngleich die schlechte Witterung im Winter das Geschehen verlangsamt. Der sowjetische Angriff auf Finnland im November '39 gibt den Ausschlag für einen ersten Plan für eine Landung der Alliierten. Auf französischer Seite wird dazu auf dem Papier ein Expeditionskorps ins Leben gerufen. Das Vorhaben ist im Gange, als Hitler am 9. April 1940 den Skandinavien-Feldzug startet. Durch eine Reihe von Operationen der Marineluftwaffe gelingt den Deutschen an nur einem Tag die Einnahme der wichtigsten norwegischen Seehäfen, trotz Gegenschlägen englischer Kriegsschiffe.

Der erste französisch-britische Gegenschlag peilt Trondheim an. Der direkt von der See geführte Angriff wird durch Landaktionen gegen Åndalsnes und Namsos unterstüzt. In diesem letzten Abschnitt landet am 19. April die 5. Halbbrigade der französischen Alpenjäger. Die deutsche Luftwaffe geht zum Gegenangriff über, die Ortschaften gehen in Flammen auf, die alliierten Kräfte geraten in den Bombenhagel. Frost und Schnee verschärfen die Lage. Die englischen Oberbefehlshaber beschließen, wieder einzuschiffen. Die Alpenjäger ziehen sich am 3. Mai aus Namsos zurück. Das Hauptaugenmerk gilt nun Narvik, wo die 27. Halbbrigade der Alpenjäger und die 13. Halbbrigade der Fremdenlegion unter dem Befehl von General Béthouart sich den britischen Bataillonen anschließen. Die Legionäre nehmen Bjervik. Engländer, Norweger und Polen kämpfen Seite an Seite; die Deutschen setzen sich auf dem Hochplateau über Narvik fest, doch den Alliierten gelingt es unter hohem Blutzoll, die Wehrmacht bis zum 30. Mai bis 14 km vor die Stadt zurückzuschlagen. Die Ereignisse an der Westfront führen jedoch dazu, dass die siegreiche Operation an diesem Punkt eingestellt wird - der Befehl lautet: Sofortiger und vollständiger Abzug. Am 8. Juni verlässt das letzte alliierte Kriegsschiff Norwegen.

In Narvik befindet sich bis heute ein französischer Soldatenfriedenhof zum Gedenken an den Kapitän des Kriegsschiffes Bouan und der 200 Marinesoldaten auf dem am 3. Mai 1940 versenkten Zerstörers "Bison".